Durchsuchen Sie unser Wissen

Zur Startseite

Eichhörnchen beobachten und melden

Themen

  • Übersicht
  • Klimakrise

Tiere und Pflanzen

BN-Initiatoren erhalten Deutschen Umweltpreis 2017 für das Grüne Band

1400 Kilometer wertvollste Biotope: die ungenutzten Flächen der ehemaligen innerdeutschen Grenze - das „Grüne Band“. Mehr als 1200 Tier- und Pflanzenarten der Roten Liste leben hier. Die Initiative für Deutschlands größtes Naturschutzprojekt ging vom BUND Naturschutz aus. Dafür erhalten jetzt Hubert Weiger und Kai Frobel zusammen mit Inge Sielmann den Deutschen Umweltpreis.

05.09.2017

Der Preis wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt verliehen. Als „Wegbereiter des Grünen Bandes als erstes und größtes gesamtdeutsches Naturschutzprojekt“ würdigte DBU-Generalsekretär Werner Wahmhoff die drei Presiträger. „Durch Sielmann, Frobel und Weiger wurde in Deutschland die Vision einer europäischen Initiative für das Grüne Band ins Leben gerufen und ein Symbol für die Überwindung des Kalten Krieges gesetzt“, so Wahmhoff weiter. Nur durch das Engagement der Presiträger habe die rund 1.400 Kilometer lange ehemalige innerdeutsche Grenze für die Pflanzen- und Tierwelt erhalten werden können, die einen Zufluchtsort innerhalb des ehemaligen „Todesstreifens“ gefunden hatten.

Kai Frobel, Artenschutz-Experte des BUND Naturschutz, gilt als Initiator und Namensgeber des Grünen Bandes. Lange vor der Wende hat er durch Vorarbeiten und seine Kontaktaufnahme zu Kollegen in der ehemaligen DDR die Basis für das erste gesamtdeutsche Naturschutzprojekt gelegt. Frobels wissenschaftliche Arbeiten haben bereits in den 70er und 80er Jahren bundesweit erstmals das hohe Naturpotenzial und die herausragende Bedeutung des Grenzstreifens belegt. Mit einer großen Konferenz mit Teilnehmern aus Ost und West hat Frobel den Grundstein für die Resolution zum Schutz des Grünen Bandes gelegt. 1998 hat er das Projektbüro Grünes Band des BUND Naturschutz gegründet und koordiniert es bis heute.

Der BN-Vorsitzende Hubert Weiger hat den auf interdisziplinären Dialog ausgerichteten völkerverbindenden Charakter des Projektes mit Frobel vorangetrieben, über die Grenzen Deutschlands hinaus gedacht und die Vision eines Grünen Bandes Europa entwickelt. Als Mitglied zahlreicher Gremien hat er sich um den Erhalt des ehemaligen Grenzstreifens besondere Verdienste erworben.

Inge Sielmann hat sich als Vorsitzende des Stiftungsrates der Heinz-Sielmann-Stiftung besondere Verdienste um den Biotopverbund entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze erworben, zum Beispiel durch die Sicherung weiterer Flächen.

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt vergibt den Deutschen Umweltpreis seit 1993 jährlich. Gewürdigt werden Leistungen, die für Schutz und Erhaltung der Umwelt vorbildlich sind oder in Zukunft zu einer deutlichen Umweltentlastung beitragen werden. Der Deutsche Umweltpreis 2017 wird am 29. Oktober in Braunschweig von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übergeben.

Mehr über Prof. Dr. Hubert Weiger

Mehr über Dr. Kai Frobel

Lernen Sie das Grüne Band kennen

Erfahren Sie mehr über den Deutschen Umweltpreis

"Glücksfall für Ost und West": Pressemitteilung der DBU (PDF)

 

Fakten und Forderungen zum Grünen Band

  • 13 Prozent der Flächen des Grünen Bandes sind durch intensive Landnutzung oder Bebauung zerstört. Der Zugriff auf die Fläche ist und bleibt einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren, um den durchgängigen Biotopverbund Grünes Band und damit auch den Erhalt der biologischen Vielfalt zu realisieren. BN und BUND fordern einen Bundesfond von 30 Millionen Euro für den Lückenschluss im Grünen Band. Damit können beeinträchtigte Lebensräume bis 2025 angekauft und renaturiert werden. Weitere Flächen sollten dem Biotopverbund direkt oder durch Flächentausch zugeführt werden. Hierzu ist ein Verkaufsstopp für Flächen in öffentlicher Hand bis 2020 anzustreben.
  • Die nationale Bedeutung des Grünen Bandes als zentraler Bestandteil des länderübergreifenden Biotopverbunds ist spätestens seit der Verankerung im Bundesnaturschutzgesetz (§ 21 Biotopverbund, Biotopvernetzung) unumstritten. Dennoch ist ein Drittel der Fläche nicht geschützt. BN und BUND fordern die Ausweisung als Nationales Naturmonument in den beteiligten Bundesländern, um das Grüne Band dauerhaft auf seiner gesamten Länge zu sichern.
  • Das Bundesamt für Naturschutz hat in seinem „Bundeskonzept Grüne Infrastruktur“ (2017) die Erhaltung und Sicherung des Grünen Bandes als Leuchtturmprojekt in diesem Zusammenhang genannt. BN und BUND fordern einen aus Steuermitteln finanzierten, länderübergreifenden und rechtsverbindlichen „Bundesnetzplan Biotopverbund“ mit der Aufnahme des Grünen Bandes als Vorrangfläche für „Grüne Infrastruktur“. So kann das Grüne Band langfristig in die Raumplanung von der nationalen bis zur kommunalen Ebene integriert werden.
  • Das Grüne Band beherbergt 146 Lebensraumtypen und über 1.200 gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Eine Vielzahl der Lebensräume kann nur durch angepasste, naturverträgliche Bewirtschaftung dauerhaft erhalten werden. Insbesondere für Flächenbewirtschafter, die dies gewährleisten, muss es finanzielle wie fachliche Unterstützung geben. BN und BUND fordern auf Länderebene eine konstante und gute personelle Ausstattung der Naturschutz- und Landwirtschaftsbehörden. Auf EU-Ebene müssen ökologische Leistungen in der kommenden EU-Förderperiode nach 2020 durch einen EU-Naturschutzfonds von mindestens 15 Mrd. Euro gezielt honoriert werden. Pauschale Flächenprämien ohne konkrete Gegenleistungen müssen abgeschafft werden, stattdessen müssen ökologische Mindeststandards für eine naturverträgliche Landbewirtschaftung definiert und gesetzlich verankert werden.
  • Das Grüne Band ist ein Kooperationsmodell, ein Verbundsystem nicht nur für Tier- und Pflanzenarten, sondern auch für Nationen, Regionen, Behörden, Universitäten, staatliche und nichtstaatliche Einrichtungen, Verbände, Unternehmen, Fremdenverkehr und Einzelpersonen – regional verankert, national vernetzt. Doch nur was man kennt, schützt man. Die Kenntnisse der Natur in unserer Gesellschaft sind rückläufig. BN und BUND fordern die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements und der universitären Angebote für mehr Natur- und Artenkenntnis im Rahmen einer bundesweiten Initiative und die Einrichtung eines Nationalen Zentrums für Artenschutz und -monitoring.