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Die geplante Ortsumfahrung von Dormitz würde die Stadt-Umlandbahn beeinträchtigen

Planfeststellungsverfahren angelaufen

Bündnis sammelt Einwendungen

27.11.2014

2012 konnte die geplante Südumfahrung Buckenhof-Uttenreuth-Weiher östlich von Erlangen durch Schwabachtal und Sebalder Reichswald (Staatsstraße 2240) endgültig gestoppt werden. Innenminister Joachim Herrmann bekennt sich seither zum Bau der Stadt-Umlandbahn (StUB), deren Bau in Nürnberg bereits begonnen wurde und deren Planung im Raum Erlangen seit der Kommunalwahl und dem Wechsel des Oberbürgermeisters in Erlangen vorankommt.

Trotzdem hat die Regierung von Oberfranken auf Antrag des Staatlichen Bauamtes Bamberg vor wenigen Tagen das Anhörungsverfahren zum Bau der Ortsumfahrung Dormitz eröffnet.

Bei einem Pressegespräch in Dormitz erläuterten die VertreterInnen von zwei Bürgerinitiativen und des BUND Naturschutz die Planung, die Folgen für Natur und Landschaft sowie für die StUB.

Am selben Tag beginnt die Sammlung von Einwendungen im Planfeststellungsverfahren, deren Vordrucke vorgestellt wurden.

Bernhard Birnfeld, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Neunkirchen a.Br. und Umgebung: "Mit der jetzt geplanten Umfahrung würde nichts gelöst. Der Durchgangsverkehr von Dormitz würde nur unmerklich abnehmen, aber die schöne Landschaft mit Streuobstwiesen, Äckern und Eichenwäldchen würden zerstört, über acht Hektar Land verbraucht. Auch die zusätzliche Durchschneidung des Wasserschutzgebietes ist für uns inakzeptabel."

"Wir wollen, dass regional gehandelt und der Flächenverbrauch verhindert wird, der mit der überdimensionierten Ortsumfahrung einhergehen würde. Alternativen, die Verkehrssituation in den Griff zu bekommen mit Verbesserungen der Situation an der Dormitzer Hauptstraße, sind möglich. Das sehen auch viele Dormitzer so und der BN will ein solches Vorgehen unterstützen, das letztlich auch in Buckenhof mit erheblich mehr Verkehr zu einer befriedigenden Lösung geführt hat", so Heinrich Kattenbeck von der BN-Kreisgruppe Forchheim.

"Die Umfahrung von Dormitz wäre ein Teilstück der zu befürchtenden Querverbindung von der Autobahn A9 bei Schnaittach zur A73 in Erlangen und weiter zur A3, zu der auch die Südumfahrung gehörte. Seit Jahren kämpfen wir gegen diese Abkürzungs- und Ausweichroute, die den Schwabachtalgemeinden und auch der Stadt Erlangen zusätzlichen Verkehr bringen würde", so Esther Schuck, Vorsitzende der BI Umweltverträgliche Mobilität im Schwabachtal.

"Der Bau der OU Dormitz würde die Fortführung der Stadt-Umlandbahn von Uttenreuth bis Neunkirchen a.Br. erschweren. Derzeit wird die StUB nur bis Uttenreuth projektiert, aber mittelfristig müssen auch die Pendler aus Dormitz und Neunkirchen mit der Bahn fahren, damit die endlosen Autoschlangen und die damit verbundenen Umweltbelastungen einmal abnehmen", meint dazu Bettina Wittmann, Vorsitzende der BI für ein modernes umweltbewusstes Neunkirchen am Brand, die im Nachbarort gegen eine weitere damit zusammenhängende Straßenplanung, die Westumfahrung von Neunkirchen kämpft.

Tom Konopka, Regionalreferent des BN: "Minister Herrmann muss sich entscheiden, ob er als Verkehrsminister die StUB richtig voranbringen oder als Straßenbauminister den Dauerstau in Uttenreuth, Buckenhof und Erlangen verantworten will. Parallelinvestitionen sind jedenfalls die schlechteste Idee. Wir empfehlen ihm, auch weiter auf die StUB zu setzen und sein Bauamt zurückzupfeifen."

"Die Trinkwasserversorgung von Dormitz ist in Gefahr! Die Versorgung während des Baus der Umfahrung ist nicht gesichert, es existiert kein Ersatzplan für Trinkwasser auch nicht im Falle schwerer Verkehrs- Öl- Unfälle und das auf einer Straße auf der Tempo 100 erlaubt sein soll. Ich hoffe auf sehr viele Einwendungen, die dieses Mammutprojekt verhindern und damit unsere höchsten Güter, Wasser und Boden schützen", so Karin Weber, Vorstandsmitglied der BN-Ortsgruppe aus Dormitz.

Kritik an der geplanten Umfahrung

BIs und BN befürchten eine unwiederbringliche Zerstörung des Landschaftsbildes und der Kulturlandschaft um Dormitz.

Durch die Querung des Ebersbach- und Brandbachtales mit Überbauung des Auenwaldes, Einschnitte und Dämme im Verlauf der Trasse am Eichenwald an der Rosenbacherstraße, entlang der idyllischen Streuobstwiesen und über den Hang zum Schwabachtal würden 8,8 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche verbaut, wegen der gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen müsste die Landwirtschaft über 15 Hektar Land hergeben, das sind 21 Fußballfelder. Während die Staatsregierung laufend die Eindämmung des Flächenverbrauches predigt, machen die Staatlichen Behörden weiter wie gehabt.

Europäisch geschützte und seltene Fledermaus- und Zauneidechsenpopulationen würden aufgrund der Trassenführung durch deren Nahrungshabitate gefährdet, die Habitate und Brutplätze von Vogelarten wie Goldammer, Heidelerche, Rebhuhn, Braunkehlchen, Grünspecht und sogar Wiedehopf würden gestört. Laut Gutachter der Straßenbaubehörde seien Umsiedlungen auch bei stärker gefährdeten Arten kein Problem, doch da hat der BN andere Erfahrungen.

An Brand‐ und Ebersbach würden Lebensräume des Eisvogels, der Wasseramsel und des Bibers beeinträchtigt. Dabei werden die Roten Listen gefährdeter Arten immer länger.

Die Lärm‐ und Abgasimmissionen würden wegen der auf der Umfahrung möglichen Geschwindigkeiten zunehmen und nun über ganz Dormitz verteilt, verstärkt durch 60% Süd‐Westwindlage.

Die Anlieger der Hauptstraße würden nur unmerklich entlastet, während die Anlieger der Umfahrung zusätzlich belastet würden.

Obwohl die Staatsregierung regelmäßig eine Verbesserung des Hochwasserschutzes in Aussicht stellt, soll auf einer Länge von 150m entlang des Brand‐ und Ebersbaches das Überschwemmungsgebiet überbaut werden. Bereits heute sorgen alljährliche Überschwemmungen in Dormitz für erhebliche Schäden.

Mit der geplanten Baumaßnahme ginge auch eine Gefährdung des Trinkwassers einher, weil die Trasse das Wasserschutzgebiet mit den Trinkwasserbrunnen der Marloffsteiner Gruppe im Schwabachtal queren müsste. Auch der oberhalb liegende Hang würde durchschnitten. Trotz vorgesehener Schutzmaßnahmen steht das Risiko nicht im Verhältnis zum potentiellen Verlust des Lebensmittels Nr. 1.

Dabei bliebe der Zustand der Dormitzer Ortsdurchfahrt unverändert, es gäbe keine Verbesserung der Verkehrssicherheit im Ort, weil der Ziel‐ und Quellverkehr ebenso erhalten bliebe wie der Durchgangsverkehr zum Einkaufszentrum EDEKA am nördlichen Ortsrand, zu Metzger, Arzt, Bäcker oder Banken. Auch der Schwerlastverkehr der ansässigen Containerbetriebe bliebe im Ort. In der Rosenbacherstraße würde die Verkehrssicherheit eher abnehmen, da sie der einzige Zugang zu den Feldern der Landwirte bliebe.

Anhand der Ergebnisse der offiziellen Straßenverkehrszählung 2010 kann man feststellen, dass die Verkehrsstärke mit 9.404 Kfz täglich gegenüber dem Jahr 2005 um 4% bei PKW rückläufig war, ähnlich bei den LKW mit Hängern / Sattelzügen, die insgesamt nur um 90 Kfz zählten und damit weniger als 1% des Gesamtverkehrsaufkommen darstellten. Das Staatliche Bauamt rechnet bei den Planungen zur Ortsumfahrung mit stetig steigender Verkehrsbelastung.

Zur Minderung der Belastungen in der Ortsdurchfahrt wurden in den letzten Jahren umfangreiche Vorschläge zur Entschleunigung ausgearbeitet und öffentlich diskutiert. Leider will das Staatliche Bauamt nichts davon wissen.

Kurzfristig und kostengünstiger wäre es möglich die Ortsdurchfahrt mit schallabsorbierenden Belägen zu versehen, mit Hilfe von Pförtnerampeln an den Ortseingängen und Verengungen zu entschleunigen und mit einer durchgehenden Radwegmarkierung zu versehen: Die Verbesserung wäre mit einer Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit auf 40 km/h, eine Verengung der Fahrbahnbreite auf 6,50 m (bisher 6,84 bis 9,52), beidseitig markierte Radwege, das Anlegen von Parkbuchten und Grünflächen (unter Einbeziehung der ungenutzten Seitenstreifen), Fußgängerampeln an den Querungshilfen, Flüsterasphalt entlang der gesamten Ortsdurchfahrt zu erreichen. Damit erhielten alle Bürgerinnen und Bürger mehr Lebensqualität. Aus den staatlichen Richtlinien könnte bei einem maximalen stündlichen Verkehr von 1.500 Kfz/Stunde in Spitzenzeiten lediglich eine Fahrbahnbreite von 6,50 m abgeleitet werden, in Dormitz liegt die Spitzenbelastung derzeit gerade einmal bei 1.000 KFZ/Stunde - dazu aber fehlt offenbar der Mut oder die "Weisung von Oben".

Im nächsten Schritt muss dann das öffentliche Verkehrsnetz mit dem Bau der Stadt-Umland-Bahn verbessert werden, auch um den Lärm und die täglichen Pendlerstaus in Uttenreuth, Weiher und Erlangen nachhaltig zu beenden. Ist aber die Bahn erst bis Neunkirchen gebaut, hat das sehr wohl auch Auswirkungen auf eine Umfahrung von Dormitz. Dort nämlich nähme der Verkehr deutlich ab und die Frage nach einer Investitionsruine stände im Raum.

Stadt-Umlandbahn

Seit über 25 Jahren fordert der BN die Realisierung einer Stadt-Umlandbahn, die als modernes und schnelles Verkehrsmittel den enormen KFZ-Verkehr von und nach Erlangen reduzieren soll. Seit ihrer Gründung kämpft auch die Bürgerinitiative umweltverträgliche Mobilität im Schwabachtal für diese Lösung. Auch die BI für ein modernes umweltbewusstes Neunkirchen am Brand sieht die StUB als beste Alternative für die geplanten Straßenbaumaßnahmen in Neunkirchen und Dormitz an, weil sie v.a. den Ziel- und Quellverkehr aufnehmen könnte.

Nach langem Gezerre haben sich die Gebietskörperschaften endlich dazu durchgerungen, das sog. T-Netz zu planen, eine Verbindung von Nürnberg entlang der B4 nach Erlangen und von dort ein Ast nach Herzogenaurach im Westen und einen Ast nach Uttenreuth im Osten.

BN und Bürgerinitiativen sehen eine Erweiterung nach Osten bis Neunkirchen a.Br. als logische Weiterentwicklung der StUB und sind überzeugt, dass diese sich rentieren würde.

Vorgeschichte der Planung

Bereits 2009 versuchte das Staatliche Bauamt Bamberg eine Trasse der OU Dormitz im Rahmen eines Planfeststellungsverfahrens durchzusetzen. Die Trasse lag näher an den Siedlungen von Dormitz und wurde vehement abgelehnt.

Mit Aktionen und der Sammlung von Einwendungen sorgten die damalige Partei Bürgerforum Dormitz, die BI Bürger für Bürger und der BN für die nötige Kontroverse. Aufgrund von rund 260 eingegangenen Einwendungen gegen diesen Straßenbau wurde nun ein erneutes Planfeststellungsverfahren eingeleitet, ein eher ungewöhnliches Vorgehen der Behörde.

Sammlung von Einwendungen

Unter dem Titel "Einwendungen jetzt! Bewahren Sie Ihre Heimat!" werben die Bürgerinitiativen und der BN für die Abgabe von möglichst vielen Einwendungen bis 16.12.2014 beim Rathaus in Dormitz.

Faltblatt und Einwendungsformular sind im Internet unter

http://www.forchheim.bund-naturschutz.de/fileadmin/kreisgruppen/forchheim/Unterlagen_Neunkirchen/2014_Einwendung_Muster_final_k.pdf

http://www.forchheim.bund-naturschutz.de/fileadmin/kreisgruppen/forchheim/Unterlagen_Neunkirchen/Dokumente/2014_Flyer_final.pdf

oder

http://www.forchheim.bund-naturschutz.de/ortsgruppen/9658-neunkirchen-am-brand-und-umgebung/aktuelles/brennpunkt/brennpunkt-ou-dormitz.

verfügbar.

Auch auf der Homepage www.bi-schwabachtal.de

gibt es weitere Informationen zur geplanten Umfahrung Dormitz.

Sonntagsspaziergang entlang der Trasse

Der BUND Naturschutz und die Bürgerinitiative "Umweltverträgliche Mobilität im Schwabachtal" laden alle Interessierten herzlich zu einem Sonntagsspaziergang entlang der Trasse der geplanten Umfahrung Dormitz ein. Die Begehung findet statt am Sonntag, 07. Dezember 2014 um 14:00 Uhr, Treffpunkt ist am Ende der Straße "Am tiefen Weg", am Fußweg Richtung Weiher.

Bei einem heißen Getränk können sich dort alle die über die Planung der Umfahrung und die Dimensionen der Eingriffe informieren.

Für Rückfragen:

Tom Konopka, Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken
Telefon 0911 81878-14