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Keine Notwendigkeit für neue Stromautobahn im Osten Bayerns

BUND Naturschutz und Bürgerinitiativen begründen ihren Widerstand und fordern politische Weichenstellung für Atomausstieg und Energiewende von Unten

21.02.2014

Der Norden Bayerns wehrt sich gegen die geplante Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (600 kV HGÜ-Leitung) von Bad Lauchstädt bei Halle nach Meitingen bei Augsburg. Das Projekt wird von Amprion im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums und der Bundesnetzagentur unter dem Namen „Gleichstromtrasse-Süd-Ost“ oder auch „Korridor 4“ geplant.

„Diese HGÜ-Leitung Gleichstromtrasse-Süd-Ost ist aus Sicht des BUND Naturschutz und des BUND Deutschland in dieser Form für eine dezentrale Energiewende nicht nötig. Das Projekt wird vor allem für den weiteren Betrieb von klimaschädlichen Kohlekraftwerken geplant. Wir befürchten, dass damit der Klimaschutz und die Energiewende von Unten verhindert werden soll“, so Prof. Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern und Vorsitzender des BUND in Deutschland. „Wir gehen davon aus, dass mit dezentralen Energiekonzepten, also mit mehr Stromeinsparung, mit Windenergie in Bayern und mit mehr Strom und elektrischer Leistung aus Kraft-Wärme-Kopplung, viele der heute geplanten Leitungen nicht mehr benötigt werden“, so Weiger weiter.

„Der BUND kritisiert seit 2011, dass im Energiekonzept der Bundesregierung, und den daraus abgeleiteten Netzausbauplänen, nie ausreichend Alternativen berücksichtigt wurden. Alternativen wie die Verlagerung der teuren und ökologisch gefährlichen Offshore-Windenergie in den Süden Deutschlands, wie Stromsparkonzepte und wie regionale Stromkonzepte mit Kraft-Wärme-Kopplung für die Netzstabilität durch dezentrale Sicherung elektrischer Leistung, also Stabilisierung der Stromversorgung durch flexible Ergänzung von fluktuierendem Strom aus Wind und Sonne durch steuerbaren Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung. Vor allem kritisieren wir, dass die derzeitige Planung neuer Übertragungsnetze in Ostbayern besonders dem Transport von Braunkohlestrom dienen wird – diese Planung arbeitet gegen den Klimaschutz“, kritisiert Dr. Werner Neumann, Sprecher des Arbeitskreises Energie des BUND Deutschland. „Die Bundesnetzagentur hat auf unsere Stellungnahmen keinerlei fachlich fundierte Antwort geliefert. Wir haben daher Beschwerde bei der EU-Kommission eingereicht – wir fordern eine Strategische Umweltprüfung nach EU-Recht, die alternative Energiekonzepte für Deutschland transparent vergleicht“, so Neumann weiter.

Als Antwort auf die Vorstellungen des Vorhabens „Gleichstromtrasse-Süd-Ost“ durch die Amprion vor einigen Wochen hat sich die Bürgerinitiative „Hof bis Freystadt gegen Monstertrasse“ gegründet. Die Bürgerinitiative kann sich derzeit vor Zulauf kaum retten. „Gigantische Stromleitungen sollen durch unsere Heimat gezogen werden. Wenn wir fragen warum und wozu, dann ist die Antwort von Amprion, das soll der Energiewende dienen, das hat das Gesetz so festgelegt. Wir fragen, was hat die Bayerische Politik zu diesen Gesetzen gesagt? Welche Planungen stehen hinter diesem Gesetz? Wie sollen Stromleitungen für den Braunkohlestrom einer Energiewende der Erneuerbaren Energien dienen? So lassen wir uns nicht überrumpeln, wir werden unsere Heimat gegen unsinnige Projekte verteidigen“, so Ruth und Reimund Gumpert, Sprecher der Bürgerinitiative „Hof bis Freystadt gegen Monstertrasse“.

Der BUND Naturschutz befürwortet den Umbau des Stromnetzes, wenn dieser Teil einer Gesamtkonzeption zur Transformation des Energiesystems hin zu einer effizienten Nutzung Erneuerbarer Energien ist. Die Planung muss dazu nachweisen, dass der Bau neuer Stromleitungen hierzu erforderlich ist. Die Strategische Umweltprüfung muss ausreichende Varianten vergleichen, untersuchen und bewerten. „Hier liegt ein rückwärtsgewandtes Energiekonzept zu Grunde. Wir fordern die Entwicklung eines zukunftsfähigen Energiekonzepts für Deutschland. Wir halten die Planungsgrundlagen für diese Stromautobahnen für falsch und in Konsequenz  lehnen wir die „Thüringer Strombrücke“ aber auch den Korridor D, die „Gleichstromtrasse-Süd-Ost“ von Halle nach Meitingen, ab“, so Richard Mergner, Landesbeauftragter des BUND Naturschutz in Bayern. „Die Grundlage für die angeblichen Analysen ist für uns in keiner Weise transparent, die Daten wurden nie offengelegt. Bürgerbeteiligung ohne Transparenz – diese Politik tragen wir nicht mit!“ so Mergner weiter.

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien könnte ausreichende Mengen an Strom oder elektrischer Energie für eine kostengünstige Stromversorgung in Bayern liefern. Parallel müssen die vorhandenen Potentiale des Stromsparens in Bayern gehoben werden. Für die Stabilität des Stromnetzes steht die bekannte Technologie der Kraft-Wärme-Kopplung zur Verfügung. Wärme wird in Bayern immer benötigt – im Herbst, Winter und Frühjahr vor allem für’s Heizen, im Sommer vor allem für Warmwasser. Kraft-Wärme-Kopplung bietet die Möglichkeit zu heizen und zugleich das Stromnetz zu stabilisieren: Kraft-Wärme-Kopplung liefert Wärme, zugleich Strom, also elektrische Energie, und die Bündelung vieler kleiner und großer Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen könnte regional virtuelle Kraftwerke bilden mit ausreichend elektrischer Leistung für die Stabilität des Stromnetzes, dezentral vor Ort. Die Technologie für eine dezentrale Stabilisierung des Stromnetzes wäre vorhanden, notwendig sind nun lokale Vermarktungsstrukturen. Nur die transparente Analyse eines dezentralen Energiekonzepts kann zeigen, welche Stromtrassen tatsächlich benötigt würden.

Für Rückfragen:                                                                                        

Richard Mergner, BN -Landesbeauftragter, 0171-6394-370

Dr. Herbert Barthel, Referent für Energie- und Klimaschutz, 0151 5048 9963.