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Landschaft erhalten? Ja bitte! - Flächenfraß? Nein danke!

Bürgerforum Dormitz und Bund Naturschutz protestieren gegen die geplante Ortsumfahrung von Dormitz im Landkreis Forchheim

16.08.2011

Bei einer Aktion gegen den geplanten Neubau der Staatsstraße 2240 als Ortsumfahrung von Dormitz machten VertreterInnen der Wählervereinigung "Bürgerforum Dormitz" (BfD) und des Bundes Naturschutz (BN) am 16. August 2011 mit einer spektakulären Aktion auf den anhaltenden Flächenverbrauch und die Landschaftsverschandelung in Bayern aufmerksam. Die Akteure bedeckten eine landwirtschaftliche Nutzfläche in drei Minuten mit 300 m2 schwarzer Folie.

"Wir wollen zeigen, wie viel Fläche in Bayern Tag und Nacht unwiederbringlich verloren geht; derzeit sind es 106 m² Quadratmeter pro Minute", so Heinrich Kattenbeck, 1. Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Forchheim. "Es gilt verbliebene Naturlebensräume nicht weiter zu schmälern, wir stehen aber auch hier, um Bayerns Schönheit, unsere fränkische Kulturlandschaft und unsere Naherholungsgebiete zu bewahren."

Karin Weber, 2. Vorsitzende des BfD und seit 21 Jahren Gemeinderätin von Dormitz: "Die Trasse alleine würde über 15 Hektar wertvolle landwirtschaftliche Fläche verbrauchen. Das wäre aber nur der Anfang. Bürgermeister Schmitt äußerte bereits die Möglichkeit der Baulandausweisung bis zur geplanten Umfahrung. Dormitz wäre dann flächenmäßig vervielfacht. Eine gigantische Landschaftszerschneidung für unsere Fauna und Flora und Versperrung der Zugänge in die freien Naherholungsgebiete drohen uns hier. Große Erdbewegungen mit tiefen Einschnitten und Aufschüttungen bis zu 4,50 m sollen hier vorgenommen werden. Durch die hohe Lage der geplanten Straße wäre zukünftig mit erheblichen Lärmbelastungen aller Dormitzer Siedlungen zu rechnen."

"Auch mit der aktuellen Trassenplanung würde der Lebensraum an dem uralten Eichenbestand mit seinen seltenen Fledermausarten sowie wertvolle Streuobstbestände mit EU-weit geschützten Vogelarten vernichtet", so Bernhard Birnfeld, 1. Vorsitzender de BN Ortsgruppe Neunkirchen und Umgebung. "So darf es nicht weitergehen, die Erdkugel ist kein aufblasbarer Ballon."

"Wir appellieren an das Staatliche Bauamt in Bamberg und die Regierung von Oberfranken, der Verschandelung unserer Heimat nicht durch solche Planungen Vorschub zu leisten", so Tom Konopka, oberfränkischer BN-Regionalreferent. "Wir bestreiten nicht, dass die Ortsdurchfahrt von Dormitz belastet ist, die Belastung lässt sich aber klüger reduzieren. Bei sinkender Bevölkerungszahl und zukünftig steigenden Spritpreisen muss der Bedarf solcher Straßenneubauten überprüft werden. Dies ist auch schon angesichts der Klimakatastrophe nötig."

Kurzfristig sollte die Ortsdurchfahrt mit schallabsorbierenden Belägen versehen, mit Hilfe von Pförtnerampeln an den Ortseingängen und Verengungen entschleunigt und mit einer durchgehenden Radwegmarkierung versehen werden.

Im nächsten Schritt muss dann das öffentliche Verkehrsnetz mit dem Bau der Stadt-Umland-Bahn verbessert werden, auch um den Lärm und die täglichen Pendlerstaus in Uttenreuth, Weiher und Erlangen nachhaltig zu beenden.

 

Die für Dormitz geplante Ortsumfahrung soll nach Angaben des Staatlichen Bauamtes 1,9 km lang sein und zwei Brückenbauwerke, Dämme bis zu 4,50 m und tiefe Landschaftseinschnitte aufweisen. Die Straße würde nach den derzeitigen Plänen nördlich von Dormitz an der Südumgehung Neunkirchen angeschlossen, erst über den Brandbach und dann über den Ebersbach verlaufen, und dann weiter über das Eichenwäldchen am Rosenbacher Berg und am Höhenzug entlang in die Senke zwischen Weiher und Dormitz zur Einmündung nach Kalchreuth führen. Die Trasse würde - ohne Lärmschutzkosten – lt. Staatlichem Bauamt Bamberg mindestens 9,21 Mio € verschlingen.

Darüber hinaus plant Dormitz die Ausweisung von weiteren vier Hektar Gewerbegebiet.

Allein in Bayern werden täglich 16,4 Hektar (22 Fußballfelder) zumeist landwirtschaftlich nutzbarerer Boden für Siedlungs- und Verkehrszwecke überbaut. Immense Naturflächen gehen dadurch verloren - und damit die Naturräume, die der Mensch als Lebensraum benötigt.

Generell steht das Vorhaben Ortsumfahrung im Widerspruch zu den Zielen des Bündnisses zum Flächensparen, die vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit propagiert werden. Mit dem "Bündnis zum Flächensparen", dem mittlerweile über 40 Partner, z.B. Staatsregierung, kommunale Spitzenverbände, Kommunen, Kirchen und Umweltverbände, angehören, soll der Flächenverbrauch reduziert werden. Dazu gehören Projekte wie das "Kommunale Flächenressourcen-Management". Die geplante Ortsumfahrung von Dormitz stünde im krassen Gegensatz zu diesem Ziel, was jeglicher Glaubwürdigkeit der Politik weiter abträglich wäre.

Viele landwirtschaftliche Anbaugebiete von Dormitzer Landwirten würden zerstört und ihre Wirtschaftlichkeit geschwächt. Dies in einer Zeit, in der die Regionalversorgung gestärkt werden soll.

Eine zusätzliche Lärmbeschallung von Dormitz und Weiher ist zu erwarten, vor allem in Hinblick auf den angezogenen Schwerlastverkehr und die Überwindung der Höhen im Verlauf der Trasse. Der geplante Straßenzug würde über den dort ca. 24 m hohen Rücken des Rosenbacher Bergs führen.

Bürgerforum und Bund Naturschutz befürchten, dass es durch den Bau dieser und weiterer geplanter Ortsumfahrungen nicht bei dem heutigen Verkehrsaufkommen bleiben würde, sondern neuer, zusätzliche KFZ-Kolonnen dazukämen. Nach Fertigstellung der geplanten Dormitzer Trasse und der Weiterführung nach Erlangen bestünde eine immer günstigere Möglichkeit zur Umfahrung des Nürnberger Kreuzes. Diese öffnet vorwiegend dem Schwerlastverkehr eine Abkürzung zwischen der A9 zur A73, mit dem Bedrohungspotential eines deutlichen Anstiegs des überregionalen LKW-Verkehrs, besonders bei Staus am Autobahnkreuz.

Umweltfreundlichen Verkehrsträgern, wie z.B. der die Stadt-Umland- Bahn ist der Vorzug zu geben, anstatt immer neue Straßen unbekümmert weiter auszubauen. Die Verlagerung der Verkehrsströme auf neuartige Verkehrsträger ist das Gebot der Stunde. Dass Innenminister Herrmann erst vor wenigen Wochen mitgeteilt hat, dass er die Stadt-Umland-Bahn von Nürnberg nach Erlangen voranbringen will, macht Mut.

Mit dem Vorhaben würden etliche Flächen vernichtet, die unter den Schutz des Bayerischen Naturschutzgesetzes fallen, wie extensives Grünland, naturnahe Hecken, naturnahe Feldgehölze und Streuobstbestände sowie Auwald bzw. gewässerbegleitende Gehölze entlang der Fließgewässer, insbesondere am Brand- und Ebersbach.

Bislang wurde die Forderung des Bundes Naturschutz an die Regierung von Oberfranken nach einem ordentlichen Raumordnungsverfahren nicht entsprochen. Darin könnten die überörtlichen Belange wie die Verkehrsfragen (Abkürzungsstrecke) korrekt geprüft werden.

Laut Staatlichem Bauamt soll aufgrund von rund 260 eingegangenen Einwendungen gegen diesen Straßenbau ein erneutes Planfeststellungsverfahren im Herbst 2011 eingeleitet werden.

 

Für Rückfragen:
Tom Konopka, BN-Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken
Fon 0911/818 78 24, Fax 0911/86 95 68, Mail tom.konopka(at)bund-naturschutz.de