Durchsuchen Sie unser Wissen

Zur Startseite

Eichhörnchen beobachten und melden

Themen

  • Übersicht
  • Klimakrise

Tiere und Pflanzen

Nationalpark im Spessart - Naturschutzverbände für sachlichen Dialog

Sorgen der Bevölkerung ernst nehmen und Chancen erkennen

27.03.2017

Die kürzlich von den Naturschutzverbänden BUND Naturschutz in Bayern, Greenpeace, Landesbund für Vogelschutz und der Umweltstiftung WWF Deutschland veröffentlichte Emnid-Umfrage zum Nationalpark im Spessart zeigt, dass es eine breite Zustimmung für einen Nationalpark gibt. Es gibt aber noch immer großen Bedarf an Informationen, was ein Nationalpark für die Region bedeutet. Die Naturschutzverbände setzen sich für einen sachlichen Dialog mit der Bevölkerung und Kommunalpolitik im Spessart ein. Sie fordern, dass das Umweltministerium mit dem Forstministerium zu aktuellen Sachfragen zum Nationalpark fundierte und verbindliche Informationen bereitstellt und der Bevölkerung in einem sachlichen Dialog direkt vermittelt.

Nationalpark kurbelt Naturtourismus und Regionalentwicklung an

Wie die von den Umweltverbänden kürzlich veröffentlichte Emnid-Umfrage zeigt, würden rund 48 Prozent derer, die momentan nicht hinter einem Nationalpark im Spessart stehen, diesem eher zustimmen, wenn die Tourismusbranche im Spessart daraus profitieren würde. "An anderen deutschen Nationalparken kann man sehen, wie attraktiv dieses Naturerlebnis für Besucher ist", sagt Sandra Hieke, Greenpeace Waldexpertin. "Sie bleiben im Durchschnitt fast sechs Nächte in der Region, im Spessart dagegen nur rund zwei Tage. Wenn die Menschen Natur pur erleben wollen, dann sollte so eine Region wie der Spessart das auch bieten. Derzeit wird zu einseitig auf die forstwirtschaftliche Nutzung geachtet. Dabei sind die Spessart-Wälder viel mehr wert. Ein Nationalpark bietet die einmalige Chance, diesen Mehrwert in einem Teil des Gebietes zu zeigen. Er schützt den natürlichen Lebensraum, macht ihn erlebbar und kann so auch ein Gewinn für den regionalen Tourismus sein."

Nationalpark sichert Interessen privater Grundbesitzer und Jäger

Die Staatsregierung hat als klare Bedingungen für einen Nationalpark im Spessart gemacht, dass er nur in Staatswäldern eingerichtet werden soll. "Private Waldbesitzer und Landwirte werden nicht mit einem Quadratmeter ihrer Fläche in den Nationalpark einbezogen" so Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND Naturschutz Bayern (BN). "Sie können wie bisher wirtschaften, es gibt keine Auflagen für sie durch den Nationalpark". Wie die aktuelle Emnid-Umfrage zeigt, gibt es zu diesem Thema noch Befürchtungen der Bevölkerung im Spessart, die sich aber mit guten Argumenten entkräften lassen. "Im Nationalpark ist ein gezieltes Wildmanagement von Rehen, Hirschen und Wildschweinen notwendig und muss sich Schutzzweck orientieren", so Sebastian Schönauer, stellvertretender Landesvorsitzender des BN aus Rothenbuch. "Hierbei können auch private Jäger einbezogen werden." Nur so kann die Naturverjüngung ungestört aufwachsen und "die natürliche Waldentwicklung" als ein Hauptziel des Nationalparks erreicht werden. Zum Schutz benachbarter Flächen sind Wildschweine auch im Nationalpark zu bejagen.

Freizügige Regelungen zum Betretungsrecht, Sammeln von Waldfrüchten und Brennholzbezug

Es ist eine wichtige Voraussetzung, um einen Nationalpark im Spessart auf den Weg zu bringen, dass für die Brennholzfrage gute Lösungen gefunden werden. Dazu sollen Umwelt- und Forstministerium ein Brennholzkonzept mit Lösungsvorschlägen erstellen. Das in der Pflegezone des Nationalparks genutzte Holz soll vorrangig an die Bewohner im Spessart und die lokalen Sägewerke vergeben werden. "Wir begrüßen die Zusicherung von Umweltministerin Scharf, dass die Oberholzrechte im bisherigen Umfang auch in einem Nationalpark im Spessart gewährleistet werden", so Detlev Drenckhahn, Ehrenpräsident des WWF Deutschland. "Derzeit wird analysiert, welche Flächen und Akteure von der aktuellen Gebietskulisse betroffen wären. Jetzt kommt es darauf an, im Dialog zwischen Umweltministerium, Bayerischen Staatsforsten und den Holzrechtlern einvernehmliche Lösungen zu finden." Die Naturschutzverbände schlagen vor, dass es keine Betretungsverbote geben soll, die über die heute existierenden Beschränkungen hinausgehen. Wildwachsende Waldfrüchte und Pflanzen können in ortsüblichem Umfang weiterhin gesammelt werden. Damit können auch den Befürchtungen entkräftet werden, die nach der aktuellen Emnid-Umfrage bezüglich der Themen Brennholzversorgung und Betretung in einem Nationalpark noch vorhanden sind.

Nationalpark schützt Waldlebensräume und damit auch die Eichen

Das zentrale Ziel eines Waldnationalparks ist der Erhalt wichtiger ungestörter Waldlebensräume zum Schutz der Biodiversität. "Wir freuen uns als Naturschutzverbände, dass die Bevölkerung im Spessart in der aktuellen Umfrage dieses Ziel mit den höchsten Zustimmungswerten von 78 % anerkennt", so Norbert Schäffer, Vorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz. Nur in einem Nationalpark dürfen Buchen und Eichen auf großer Fläche alt und dick werden und werden nicht wie im bisher im Wirtschaftswald vor der Hälfte ihre Lebensspanne gefällt. Ein Nationalpark bedeutet, dass die Wälder ihr Gesicht positiv verändern werden: anstatt großflächiger Jungwälder, schematischer Rückegassen und Forststraßen sowie starker Holznutzungen wird es große Flächen alter Wälder mit dicken Bäumen und idyllische Wanderwege geben. "Wir freuen uns darauf, dass neben Buchen auch Eichen nicht wie bisher nur kleinflächig alt werden dürfen, sondern auf der ganzen Nationalparkfläche", so Schäffer. Auch in einem Nationalpark wird es natürlich künftig Eichen geben. "Dass die Eiche im Spessart wegen eines Nationalparks ausstürbe, lässt sich leicht als Horrorszenario entlarven, weil nur 10 Prozent der Spessartwälder von einem Nationalpark betroffen wären und auf weit über 90.000 Hektar im Spessart genug Fläche außerhalb des Nationalparks vorhanden ist, um Eichenwälder nachzuziehen", so Schäffer, "wenn man denn will".

Pressekontakt:

Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter, Tel. 0171-6394370, richard.mergner@bund-naturschutz.de

Sandra Hieke, Waldexpertin Greenpeace e.V., Tel. 0160 90659754, sandra.hieke@greenpeace.org                      

Roland Gramling, Pressestelle WWF Deutschland, Tel. 030-311 777 425, roland.gramling@wwf.de

Markus Erlwein, Pressestelle Landesbund für Vogelschutz, Tel. 09174-4775-80, m-erlwein@lbv.de