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Ökoregion Steinwald – Vorbild für nachhaltige Regionalentwicklung

Die Ökomodellregion Steinwald ist eine der zwölf Ökoregionen in Bayern, die vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium 2014 und 2015 initiiert wurden, um das Angebot für regionale Bioprodukte auszubauen. Ziel der Staatsregierung ist es, den Ökolandbauanteil bis 2020 zu verdoppeln, die heimische Nachfrage nach ökologischen Lebensmitteln stärker aus regionaler Produktion zu decken und in den Öko-Modellregionen individuelle Ideen zu entwickeln, die die Besonderheiten der Region berücksichtigen.

21.06.2016

Der BUND Naturschutz bewertet die Entwicklung von regionsspezifischen Öko-Entwicklungsprogrammen als besonders umweltverträglich: "Ökologischer Landbau, kurze Wege und nachvollziehbare Vermarktungsstrukturen sichern den Betrieben eine hohe Wertschöpfung", so Richard Mergner, BN Landesbeauftragter, und weiter: "Vor dem Ökolandbau muss man das Trinkwasser nicht schützen, da keine Pestizide angewendet werden und keine Düngungsüberschüsse die Gewässer belasten. Auch die Artenvielfalt in den Feldern wird nicht totgespritzt. Bioböden sind humusreich und belebt, sie speichern mehr Kohlendioxid als konventionell bewirtschaftete Böden und tragen so auch erheblich zum Klimaschutz bei. Die bisher in der EU Bioverordnung definierten Tierhaltungsvorschriften liegen weit über den Standards der in Deutschland gültigen Tierschutzbestimmungen."

Die Initiatoren der Ökoregion Steinwald haben derzeit schon Vorbildliches geleistet: seit 2014 der Startschuss fiel, sind sie ihren Zielen schon ein Stück näher gekommen. Diese sind, den Anteil an Ökolandbau und die gemeinsame Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte voranzutreiben, um hiermit eine hohe Wertschöpfung zu erreichen.

Das Rote Höhenvieh, eine alte Hausrindrasse der Mittelgebirgsregionen, spielt als Leitart und -produkt eine große Rolle. Dies ist ein idealer Dreh- und Angelpunkt für Verknüpfung mit dem Tourismus, Landschaftsschutz, Naturschutz und der Gastronomie.

Durch den Anbau von Sonderkulturen wie Mohn und Topinambur sollen neue Einkommensquellen für die Landwirtschaft und Weiterverarbeitung geschaffen werden.

Des Weiteren sollen die kleinen Verarbeitungsbetriebe weiter ausgebaut werden, damit die Vermarktungsstrukturen für ökologisch erzeugte Produkte verbessert werden. Dies sichert die Existenz regionaler Biobetriebe.

Es geht darum, gesunde Lebensmittel zu erzeugen, Arbeitsplätze vor Ort zu schaffen und dies in Verbindung mit einer intakten, touristisch interessanten Natur zu bringen.

Anlage 1 : Kurzbeschreibung des Gebietes

Das Gebiet der Steinwald-Allianz gilt aufgrund seiner Lage als überwiegend strukturschwache Region. Für die Landwirtschaft in der Region herrschen ungünstige klimatische Bedingungen und die Bodenqualitäten sind überwiegend unterdurchschnittlich. Dennoch ist die Bedeutung der Landwirtschaft überdurchschnittlich hoch. Sowohl beim Anteil an der Bruttowertschöpfung (3,1 %) als auch beim Anteil der Erwerbstätigen (6,9 %) belegt die Steinwald-Allianz Spitzenplätze in Bayern. Eine Verschärfung des Strukturwandels in der Landwirtschaft mit allen Auswirkungen auf die Beschäftigungszahlen und das Landschaftsbild hätte in unserer ländlichen Region gravierende Auswirkungen. Der Öko-Landbau mit seiner Flexibilität und naturnahen Bewirtschaftungsform, gepaart mit einer hohen Nachfrage der Verbraucher, kann in diesen Strukturwandel gestaltend eingreifen und Arbeitsplätze erhalten.

Anlage 2: Projekte und Erfolge

Insgesamt nahm die biologisch bewirtschaftete Fläche in der Steinwald-Allianz in 1,5 Jahren um 49 Prozent von 935 Hektar auf 1.395 Hektar zu, was einem Anteil von 7,5 Prozent an biologisch bewirtschafteter landwirtschaftlich genutzter Fläche (18.711 Hektar) entspricht. Die Zahl der Bio-Betriebe im Steinwald konnte innerhalb des gleichen Zeitraums von 36 auf 50 gesteigert werden, was 39 Prozent entspricht. Vor allem die Gemeinde Friedenfels machte einen großen Sprung: von 0 auf 6. Als enger Partner und Modellbetrieb legen die Friedenfelser Betriebe ihre Erfahrungen bei der Umstellung auf ökologischen Landbau offen.

Zwei Produkte haben bislang großes Aufsehen erregt: das Bio-Mohnöl und der Bio-Burger. Da die Umstellung auf Öko-Landbau mit all seinen strikten Richtlinien viele Landwirte vor eine große Herausforderung stellt, stehen die Projektmitarbeiter der Öko-Modellregion für Fragen rund um die biologischen Landbau und die ökologische Tierhaltung, aber auch die laufenden Projekte der Öko-Modellregion bereit. Schwerpunkte in der Landwirtschaft sind die Projekte "Anbau von Sonderkulturen" und "Bio-Rinderhaltung", Organisierte Arbeitskreise schaffen zudem eine Grundlage des Austausches und einer gemeinsamen, schlagkräftigen Vermarktung.

Anlage 3: Die besichtigten Projekte:

Vorstellung der Sonderkultur "Bio-Mohn" (mit Felderbesichtigung) und Besichtigung von Weideflächen des Roten Höhenviehs bei Josef Schmidt:

Bis vor kurzem gab es in Bayern keinen Bio-Mohn mehr. Das ändert sich gerade. Ausgehend von der Öko-Modellregion Steinwald organisieren sich gerade mehrere Öko-Landwirte und führen diese alte Kulturpflanze wieder in der Region ein. Als einer der ersten, der diese interessante Frucht für die ökologische Fruchtfolge entdeckt hat, führt uns Biolandwirt Josef Schmidt über seine Versuchsflächen zum Mohnanbau und referiert über dessen Anbau, Sorten und die Chancen, die das Gewächs mit dem schlechten Ruf für die Biolandwirtschaft der Region bieten kann.

Weiter geht es auf eine der naturschutzfachlich interessanten Weideflächen des Öko-Betriebs Schmidt, wo sein Rotes Höhenvieh aktiv Naturschutz und Arterhaltung betreibt. Josef Schmidt besitzt als einer der Einzigen mehrere dieser sauren, nährstoffarmen Wiesen des Naturparks, die durch die Pflege seiner Rinder vor dem Verbuschen bewahrt werden sollen und deren artenreiche Flora an seltenen Kräutern und Wiesenblumen dadurch erhalten bleibt.

Erläuterung zum Projekt Biorindfleischvermarktung "von der Markenbildung bis zur Preisfindung" durch Elisabeth Waldeck, Managerin der Öko-Modellregion :

Nicht nur in der Landwirtschaft ist der Steinwald den benachteiligten Gebieten zuzurechnen. Auch im nachgelagerten Bereich, etwa einer geeigneten Infrastruktur zur guten Vermarktung der vielen Bio-Rinder, ist die Region schwach aufgestellt. Weite Wege zu den nächsten Bio-Schlachthöfen und damit verbundene hohe Transportkosten schmälern den Gewinn und auch die Wertschätzung gegenüber den oft extensiv gehaltenen Rinder der Steinwälder Öko-Landwirte. Einige behelfen sich mit Direktvermarktung für eine höhere Wertschöpfung, andere verkaufen ihre Bio-Tiere an regionale konventionelle Metzger um ihnen den Transportstress zu ersparen.

Dieses Problems hat sich das Team der Öko-Modellregion Steinwald angenommen. Für den Aufbau einer Bio-Infrastruktur war bald der passende Schlachtbetrieb gefunden: letzten September hat Metzgermeister Ackermann seinen Betrieb bio-zertifizieren lassen. Nun sind die Projektmanager auf der Suche nach geeigneten Abnehmern. Aus der anfänglichen Überlegung das wertvolle Steinwälder Bio-Rindfleisch unter einem Marken-Namen zu vermarkten habe sich mittlerweile zwei Projekte entwickelt: der Aufbau einer Steinwald-Marke, um regionalen Produkten des Steinwalds eine höhere Wertigkeit gegenüber der billigen Supermarkt-Massenware zu geben und die regionale Vermarktung der Bio-Rinder zu fairen Preisen für alle.

Vorstellung der Friedenfelser Betriebe und deren Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung mit Bio-Umstellung der Landwirtschaft, des Lagerhauses und der Gärtnerei durch Thomas Schultes, Geschäftsführer

Oftmals haben Ökolandwirte Absatzprobleme beim Getreide. Die Konkurrenz aus den osteuropäischen Ländern produziert günstig und in großen Mengen. Eine Abstimmung der Fruchtfolge und der Produktion kann helfen, größere Mengen heimischen Getreides auf dem Markt anzubieten. Einheitliche Qualität und größere Lagermengen helfen einen guten Preis zu erzielen. Dafür braucht es regionale Lagermöglichkeiten.

Im Steinwald soll es bald ein Biolager geben. Die Güterverwaltung Friedenfels hat die gesamte Ackerflächen (ca. 130 ha) auf Bio umgestellt und im Zuge dessen auch ihr Lagerhaus. Der Eigentümer Herr Baron von Gemmingen-Hornberg, der die Öko-Modellregion Steinwald angestoßen hat und seit Beginn an unterstützt, bietet dem Bio-Ackerbau in der Region damit eine echte Perspektive. Noch dazu, wo die Friedenfelser Brauerei für ihren Bio-Zoigl in Zukunft wohl gleichzeitig ein Abnehmer für die regionale Bio-Braugerste sein kann.

In diesem Jahr wurde auch noch die Schlossgärtnerei mit ihrem Gemüsebau auf Bio umgestellt und beliefert den regionalen Dorfladen. Auch die Friedenfelser Schlossschänke, die sich im Mai mit einer Bio-Teilschiene zertifizieren hat lassen, profitiert von dem umfangreichen Bio-Angebot der Güterverwaltung. Damit steht der nachhaltigen Entwicklung der Friedenfelser Betriebe nichts im Wege.

Anlage 4: Warum Bio gut ist für Umwelt und Tierschutz

Geringe Belastung von Lebensmitteln mit Pestiziden

Die allgemeine Umweltbelastung und das Ausbringen von Pestiziden in der Landwirtschaft schafft eine Grundbelastung der Umwelt. Im Ökolandbau wird auf chemisch synthetische Pestizide verzichtet. Deshalb finden sich auch kaum Rückstände in Bio-Lebensmitteln. Das bayerische Landesamt für Gesundheit führt jährliche Rückstandsuntersuchungen durch, die die deutlichen Unterschiede belegen: http://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/chemie/pflanzenschutzmittel/pestizide_pflanzlich_lm/ue_2014_obst_gemuese.htm#abschnitt_4

Bioanbau ist angewandter Trinkwasser und Gewässerschutz

Ökolandbau bewahrt das Trinkwasser vor Pestizidbelastungen. Die meisten grundwasserbelastenden Pestizide stammen aus der konventionellen Landwirtschaft: http://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/warengruppen/wc_59_trinkwasser/ue_2009_pestizide_trinkwasser.htm:

Aus 2013 liegen unveröffentlichte Daten vor, die die Pestizidrückstände in ausgewählten Trinkwassererfassungen aufzeigen.(siehe dazu die Antworten der Staatsregierung auf diverse Landtagsanfragen, z.B. Drucksache 17/2834 zur Grundwassersituation in der Oberpfalz).

Bioböden haben Potenzial für den Klimaschutz:

Auf Grund der Vielfalt der im Ökolandbau angebauten Kulturen und des aufeinander abgestimmten Systems Tierhaltung und Pflanzenanbau reichert der Biolandbau Kohlenstoff im Boden an. Die Auswertung von 74 Studien weltweit durch das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FIBL) zeigt, dass die Kohlenstoffvorräte in biologisch bewirtschafteten Böden um durchschnittlich 3,5 Tonnen pro Hektar höher sind, als in nicht biologisch bewirtschafteten Böden.

Biologisch bewirtschaftete Böden speichern im Durchschnitt 450 kg atmosphärischen Kohlenstoff mehr, als der Durchschnitt der untersuchten konventionellen Böden. Damit leisten biologische Anbausysteme einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

Quelle: FIBL Schweiz, Meldung vom 16.10 2012

www.fibl.org/de/medien/medienarchiv/medienarchiv12/medienmitteilung12/article/globale-analyse-biolandbau-reichert-kohlenstoff-im-boden-an.html

Bio bringt Vielfalt in die Kulturlandschaft

Eine Vielzahl von Studien belegt, dass Biobetriebe mehr Raum für die Natur lassen, als der durchschnittliche konventionelle Betrieb. Dies betrifft nicht nur die Ackerwildkräuter und die davon lebende Tierwelt, sondern auch eine Vielzahl an Nutzpflanzenarten und
-sorten sowie Tierrassen. Einige Ökoverbände fördern speziell auch Naturschutzmaßnahmen auf Ökobetrieben.

Quelle: http://www.boelw.de/themen/bio-argumente/

Biobauern halten und füttern ihre Tiere artgerechter

Wichtiger Grundsatz für den Ökolandbau ist die besonders artgerechte Tierhaltung mit hohem Platzangebot, Auslauf und Beachtung von möglichst hohen Tierwohlstandards. So ist z.B. die konventionell übliche Turbomast von Hähnchen innerhalb von 35 Tagen im Ökolandbau tabu. Die Hähnchen werden erst im Alter von ca. zwei Monaten geschlachtet. Mastschweine dürfen nicht auf Vollspaltenböden gehalten werden, sondern erhalten Einstreu und dürfen ins Freie. Im Optimalfall arbeiten Biobetriebe noch mit Festmistverfahren statt mit Gülle. Dabei dient die Stroheinstreu dem Tierkomfort und der ausgebrachte Mist fördert als Dünger den Aufbau der Bodenfruchtbarkeit mit hoher Regenwurmdichte.