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Tiere und Pflanzen

Urwald in Gefahr

Wanderung am Teichelberg stößt auf großes Interesse der Bevölkerung

18.10.2016

Im Urwald unterwegs waren über 100 Wanderer am letzten Sonntag auf dem Teichelberg. Der BUND Naturschutz hatte eingeladen, um der Bevölkerung diesen Naturschatz zu zeigen. Was Förster und Artenschützer den Besuchern aus mehreren Landkreisen erklärten, das beeindruckte alle:

Revierförster Markus Liegl erklärte "Im Kerngebiet des Teichelbergs befindet sich wirklich ein Urwald." Dieses Gebiet sei wegen der abgelegenen und steilen Lage über Jahrhunderte kaum genutzt worden. Seit 40 Jahres ist dort das Naturwald-Reservat "Gitschger" ausgewiesen und seitdem wurde kein Baum mehr gefällt und kein Holz entnommen. Mit über 75 Hektar ist es eines der großen Reservate in Bayern. Hier stehen Buchen, Ahorn, Eschen und Linden, die bis zu 250 Jahre alt sind und einen Stammumfang von mehr als drei Metern haben. Manche dieser Riesen sind inzwischen umgestürzt und vermodern. In ihrem Totholz leben Hunderte von Tierarten, die meisten sind inzwischen sehr selten geworden. Denn in einem bewirtschafteten Wald ist kaum Platz für sie. Im Gitschger gibt es etwa 100 Kubikmeter Totholz pro Hektar - im Wirtschaftswald etwa 5 Kubikmeter.

415 Käferarten gibt es hier, davon sind 150 auf Totholz angewiesen. Dazu über 400 verschiedene Nachtschmetterlinge und 220 Pilzarten. Ralf Straußberger, inzwischen Waldreferent des BN, hatte diese "Perle der Naturwälder" vor 15 Jahren erforscht und war auf Arten gestoßen, die in ganz Deutschland bereits als ausgestorben galten. Mit diesem einzigartigen Artenspektrum ist der Teichelberg nicht nur bayernweit unersetzlich, sondern ist für den Artenschutz von nationaler Bedeutung. Ungenutzte alte Laubwälder sind in Deutschland extrem selten. In ihnen leben viele verschiedene Waldvögel und Fledermäuse und wie hier am Teichelberg zwei Wildkatzenfamilien.

Leider wurden 1996 noch einmal 26 Hektar des Teichelberg zum Basaltabbau freigegeben, die inzwischen abgebaut sind. Die verbliebene Fläche wurde 1996 zusätzlich als Naturschutzgebiet und 2006 als europäisches Schutzgebiet (FFH-Gebiet) ausgewiesen. Die gesamte Schutzfläche beträgt 115 Hektar. Das Waldgebiet steht also unter dreifachem Schutz. Ernst Tippmann vom Naturpark Steinwald betonte wie wichtig dieses Schutzgebiet sei, er sicherte die Unterstützung des Naturparks zu.

Der Abbau der letzten 20 Jahre hat Schäden angerichtet, er hat dem Berg das Wasser abgegraben. Zu sehen ist es am Hacklbrunnen, der kaum mehr Wasser führt und an den Bäumen an der Abbruchkante. Auf die versteckten Schäden wies Ralf Straußberger hin: "Vor 15 Jahren fanden wir noch 57 Schneckenarten, darunter Kostbarkeiten wie die gestreifte Windelschnecke und die weitgenabelte Kristallschnecke. Manche Art ist seitdem verschwunden, der Wald wird zu trocken."

Der Teichelberg ist noch immer in großer Gefahr. Es soll noch weiter abgebaut werden, erläuterte der BN Kreisvorsitzende Josef Siller. Geht es nach der Basalt AG, dann wird die ganze Kuppe des Berges mit ihrem Urwald den Baggern zum Opfer fallen. 2011 hat die Firma den Abbau von weiteren 37 Hektar beantragt. Obwohl die höhere Naturschutzbehörde in Regensburg den Antrag strikt abgelehnte, verfolgt die Basalt AG ihre Pläne weiter. Dahinter steht der Werhahn Konzern. Dieser ist europaweit aktiv und betreibt allein in Deutschland über 100 Steinbrüche.

Seit mehreren Jahren liegt der Antrag auf Abbau beim Bergbauamt in Bayreuth. Wird er genehmigt, so bedeutet das die Zerstörung der "Arche Noah Teichelberg". Der Teichelberg ist im Besitz des Freistaats Bayern und gehört damit dem bayrischen Volk. Siller nannte es einen Skandal, dass der Freistaat nicht in der Lage sei seine eigenen Naturschutzgebiete zu schützen.

Der Bund Naturschutz werde um den Teichelberg kämpfen, es handle sich um einen Präzedenzfall. "Wenn der Teichelberg fällt, dann ist kein Naturschutzgebiet mehr sicher". Ralf Straußberger bekräftige "Der Teichelberg ist so wichtig wie das Riedberger Horn, wenn nötig wird der Bund Naturschutz Bayern durch alle Instanzen klagen".