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ZUKUNFT DES ACHENDELTAS BEDROHT

LANDESVORSTAND DES BUND NATURSCHUTZ (BN) INFORMIERT SICH IN DER HIRSCHAUER BUCHT ÜBER AKTUELLE GEFÄHRDUNGEN DER SCHUTZGEBIETE AM CHIEMSEE

16.04.2014

BUND NATURSCHUTZ (BN) FORDERT VORRANG FÜR DEN SCHUTZ DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN DIESEM NATIONAL UND EUROPAWEIT HERAUSRAGENDEN SCHUTZGEBIET

Der Chiemsee mit den angrenzenden Mooren und Feuchtgebieten hat für den Natur- und Artenschutz eine enorme Bedeutung. Ein ganz zentraler Bereich ist dabei das Mündungsgebiet der Tiroler Achen, das ein in Mitteleuropa einmaliges Binnendelta umfasst. Um die Hochwertigkeit der Chiemseelandschaft insgesamt zu erhalten und dauerhaft zu sichern, sind schon seit langem verschiedene Schutzgebiete, auch der höchsten Kategorien festgelegt.

Zugleich ist der Naturraum aber auch eine der größten Tourismusdestinationen in Deutschland, sowie für den Großraum München und nicht zuletzt für die Naherholung im Chiemgau sehr wichtig. Zielkonflikte unterschiedlicher Nutzer- und Interessengruppen mit den Belangen des Naturschutzes sind daher eine stetige Herausforderung.

Der BUND Naturschutz erkennt durchaus an, dass in den vergangenen Jahrzehnten für einen sanften Tourismus im Chiemseeraum vieles erreicht werden konnte. „Durch den Dialog zwischen Behörden, Tourismus und Verbänden konnten durchaus Erfolge auch für die Natur erreicht werden und eine Grundlage für das Bewusstsein zum Schutz der Lebensräume geschaffen werden“ sagte Prof. Dr. Hubert Weiger, der Landesvorsitzende des BN. Er wies aber auch darauf hin, dass nach wie vor und zum Teil auch massive Konflikte bestehen, wie beispielsweise der andauernde Druck durch die Entwicklung von Baugebieten und Verkehr, Missachtungen von Schutzgebietsgrenzen durch Ortskundige oder Konflikte mit einigen Nutzergruppen. „Auch im Bereich des Naturschutzgebietes an der Tiroler Achen und im Bereich der Hirschauer Bucht sehen wir noch Defizite und Entwicklungen, die mit der naturschutzfachlichen Bedeutung dieses Raums nicht zu vereinbaren sind. Es müssen zumindest wirksame Maßnahmen ergriffen werden um Störungen in der Kernzone zu verhindern“, forderte Weiger.


Der Chiemsee wurde vor kurzem vom Global Nature Fund (Radolfzell) als der "Lebendige See des Jahres 2014" ausgewählt. „Damit soll auch seine ökologische Bedeutung unterstrichen werden“, erklärte Beate Rutkowski, die Vorsitzende der BN Kreisgruppe Traunstein.

Sie stellte beispielhaft die Bedeutung des Chiemseeraums für den Vogelschutz heraus: Der Chiemsee ist vernetzt mit dem Gebiet des Achendeltas, der Tiroler Achen und der Alz, sowie mit den Chiemseemooren, darum hat diese Region eine besonders artenreiche Vogelfauna. Bis zu 30.000 Wasservögel überwintern hier jährlich; insgesamt 322 Vogelarten wurden am Chiemsee schon beobachtet, 168 Arten brüten hier oder haben gebrütet und auch der Seeadler hat schon einige Brutversuche gestartet. Unter den vielen Arten sind insbesondere Blaukehlchen, Schwarzhalstaucher, Schellente (sie hat hier die Hälfte des bayerischen Brutbestandes), Flussseeschwalbe und Seeadler hervor zu heben.

Der Mensch trägt also eine hohe Verantwortung, besonders in der Brut- und Mauserzeit. Der Chiemseeraum hat aber auch internationale Bedeutung als Rast- und Überwinterungsgebiet für Durchzügler und gehört deshalb seit 1976 zu den geschützten Feuchtbiotopen für den Vogelzug (RAMSAR-Gebiet).

Aktuelle Probleme im Bereich des Naturschutzgebiets „Mündung der Tiroler Achen“

Beeinträchtigungen entstehen insbesondere durch die Nichteinhaltung der Fluchtdistanz durch Boote, Spaziergänger, freilaufende Hunde, Lärm und die zunehmende Zahl von Individualbadeplätzen in den Schilfgürteln. Umso wichtiger ist der Schutz der zentralen Vogelplätze im Achendelta, im Irschener Winkel und am Lachsgang. Hier wurden auch Beobachtungstürme gebaut, um den Besuchern ein Naturerlebnis zu ermöglichen.

Die Hirschauer Bucht gehört zur Kernzone des Naturschutzgebietes. Durch die seit der letzten Eiszeit anhaltende Verlandung des Chiemsees wird auch diese Bucht immer flacher und wird in den nächsten Jahrzehnten zuwachsen und irgendwann ganz verschwinden. Diesen natürlichen Vorgang kann und darf man nicht stoppen, schon gar nicht in einem Schutzgebiet. Überlegungen diesem Prozess entgegen zu wirken, sollten deshalb klar zurück gewiesen werden.

Treibholz, das während der Jahrhundertflut im Sommer 2013 in großen Mengen angeschwemmt wurde, entwickelt sich zu wertvollen Lebensräumen für Pilze, Pflanzen, Vögel, Insekten und Fische. Einen Eingriff in die Hirschauer Bucht zur Entnahme des Totholzes oder gar Ausbaggerungen, wie sie von manchen gefordert werden, lehnt der BN strikt ab.

Forderungen des BUND Naturschutz:

„Unser Ziel ist ein Nebeneinander der Nutzung dieses beliebten Naherholungsgebietes, ein naturnaher Tourismus und der Schutz der wertvollen Natur“, erklärte BeateRutkowski. Der BN hält folgende Maßnahmen für dringend erforderlich und wird sich weiterhin für deren Umsetzung einsetzen:

  • Weitest möglicher Schutz des Achendeltas
  • Darstellung der Bedeutung des Deltas als eines der wichtigsten Binnendeltas Europas
  • Bessere Kontrolle der Schilfgürtel (Ruhezonenkonzept)
  • Extensivierung der Landwirtschaft im Einzugsbereich des Sees
  • Schutz der Uferbereiche im Landschaftsschutzgebiet vor weiteren Hotelbauten
  • Deichrückverlegung der Deiche im Deltagebiet zum Hochwasserschutz und zur Vernässung der Auwaldbereiche, gleichzeitig Schließung der Wege in die Kernzone (Reduzierung der Störungen in der Kernzone durch Jagd, Wanderer, Holzsammler, etc.)

Für Rückfragen:

Beate Rutkowski
1. Vorsitzende BN Kreisgruppe Traunstein
Tel: 0861/12297

Kurt Schmid
BN Regionalreferent
Tel: 089/548298-88

 

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