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Agraratlas 2019: Derzeitige Agrarpolitik ist nicht zukunftsfähig

Durch die EU-Agrarpolitik werden jährlich fast 60 Milliarden in Europas Landwirtschaft gesteckt. Das sind 114 Euro pro EU-Bürger im Jahr. Der neue Agrar-Atlas zeigt, dass kaum etwas von dem Geld den Zielen zugutekommt, die den Europäern wichtig sind, und die untrennbar mit der Landwirtschaft verbunden sind: gesunde Lebensmittel, der Schutz von Umwelt, Klima und Biodiversität oder der Erhalt von kleinen und mittleren Betrieben. Im Gegenteil – von 80 Prozent der Gelder profitieren nur 20 Prozent der Betriebe, und dies weitestgehend ohne Auflagen.

09.01.2019

Die Heinrich-Böll-Stiftung und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) haben heute in Berlin den "Agrar-Atlas 2019" vorgelegt. Darin fordern sie gemeinsam eine zukunftsfähige Ausrichtung der EU-Agrarpolitik, die sich am Gemeinwohl und den Wünschen der Bürgerinnen und Bürger orientiert. Eine aktuelle repräsentative Forsa-Umfrage (S.21 Agraratlas) zeigt, dass 80 Prozent der Befragten die Landwirtschaft für Leistungen wie Naturschutz, Gewässerschutz oder Klimaschutz staatlich fördern wollen. 76 Prozent der Befragten empfinden das Höfesterben in Deutschland als großes Problem und möchten, dass gerade mittlere und kleine Betriebe staatlich unterstützt werden.

Bayern besonders betroffen

"In Bayern mussten in den letzten acht Jahren 13.860 Betriebe aufgeben, im bundesweiten Vergleich sind das überdurchschnittlich viele Höfe", so Richard Mergner, BN Landesvorsitzender. Der Agrar-Atlas 2019 zeigt, dass gerade die kleinen und mittleren Betriebe die Leidtragenden einer verfehlten Förderpolitik sind, denn 70% der 60 Mrd EU Agrarzahlungen werden nach wie vor nach Fläche verteilt. "Wir müssen wegkommen von pauschalen Zahlungen pro Fläche", so Mergner, "und diese umwidmen in Richtung Tierschutz, Artenvielfalt und weg von Überdüngung und Pestizideinsatz!"

Großdemonstration in Berlin für eine andere Agrarpolitik am 19.Januar

Als Signal an die Regierungskoalition ist es wichtig, dass die Menschen auch zeigen, dass Sie bereit sind, für eine andere Agrarpolitik einzutreten. Deshalb ruft der BUND Naturschutz gemeinsam mit 80 weiteren Organisationen zur Teilnahme an einer Großkundgebung am Rande der Grünen Woche in Berlin auf. "Essen ist politisch" ist das Motto der Demonstration, zu der Busse und Mitfahrgelegenheiten aus allen Teilen Bayerns organisiert werden. (wir-haben-es-satt/Mitfahrgelegenheiten)."2019 entscheidet die Bundesregierung bei der EU-Agrarreform (GAP) maßgeblich mit, welche Landwirtschaft die EU Jahr für Jahr in den nächsten 5 Jahren mit jährlich 60 Milliarden Euro unterstützt wird", so Martin Geilhufe, BN Landesbeauftragter.

Appell an die Bundesregierung

"Die Bundesregierung muss die falsche EU-Förderpolitik angehen und sich für eine ambitionierte EU-Agrarreform einsetzen. Ohne Änderung der europäischen Agrarpolitik kann die Regierung Merkel ihre eigenen Ziele in Bereich des Natur-, Umwelt-, und Klimaschutz vergessen. Deshalb muss die Bundeskanzlerin dafür sorgen, dass Agrarministerin Julia Klöckner sich in Brüssel aktiv für eine Änderung der Förderpolitik einsetzt. Momentan stellen wir leider fest, dass ihr Haus auf Zeit spielt und sich nicht in die Karten schauen lässt. Währenddessen macht die Agrarlobby in Brüssel bereits Nägel mit Köpfen." erklärt Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND, und weiter: "Landwirtschaftspolitik geht uns alle an. Wir dürfen nicht warten, bis die europäischen Regierungen die gesellschaftliche Akzeptanz für die Agrarpolitik verspielt haben. Das wäre fatal, denn die von uns gewünschte ökologische und soziale Agrarwende ist der Weg in die Landwirtschaft der Zukunft. Das gibt es allerdings nicht umsonst. Wir brauchen die Fördermittel, um Bäuerinnen und Bauern auf diesem Weg hin zu einer umwelt- und tiergerechten Landwirtschaft zu unterstützen."

Agrar-Atlas 2019 (PDF)