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Tiere und Pflanzen

BN-Landesvorstand würdigt Engagement der Kreisgruppe Würzburg auf der Landesgartenschau 2018

30.07.2018

Der BUND Naturschutz ist seit fast 30 Jahren in ganz Bayern mit eigenen Themen auf regionalen Gartenschauen und Landes-gartenschauen vertreten - in Unterfranken bereits 1990 in Würzburg bei der ersten Landesgartenschau in Unterfranken.

"Wir sehen darin eine einmalige Chance, BesucherInnen, die Umweltbelangen grundsätzlich aufgeschlossen gegenüberstehen, über zentrale Anliegen des Natur - und Artenschutzes zu informieren und ihnen zu verdeutlichen, dass auch sie ohne großen Aufwand einen wirksamen Beitrag dazu leisten können - z. B. durch ihr alltägliches Einkaufsverhalten", so Richard Mergner, der neue Landesvorsitzende des BN.

"Nur durch das einmalige Engagement unserer jeweiligen Kreis-gruppe und die Mithilfe von über hundert ehrenamtlichen Mit-gliedern kann für mehr als 6 Monate ein attraktives Veranstaltungsprogramm organisiert und die Betreuung von mehreren zehntausend BesucherInnen gewährleistet werden", betont Sebastian Schönauer als stellv. Landesvorsitzender des BN.

Mit ihrem Besuch vor Ort würdigen die dafür aus ganz Bayern eigens angereisten Mitglieder des BN - Landesvorstandes das herausragende Engagement der BN-Kreisgruppe Würzburg auf der Landesgartenschau Würzburg "Die Kreisgruppe Würzburg ist damit zum 2. Mal bei einer Landesgartenschau präsent und setzt damit Maßstäbe für ehren- und hauptamtliches Engagement für direkte Naturschutzarbeit mit vielen Tausenden von Gartenschaubesuchern", so der Ehrenvorsitzende des BN, Hubert Weiger.

Mit ihrem breit gefächerten Informationsangebot und Veranstaltungsprogramm präsentiert sich die Kreisgruppe Würzburg einmal wieder als "Grüne Volkshochschule" weit über die Landkreisgrenzen hinaus und leistet einen unschätzbaren Beitrag dazu, zahlreiche BesucherInnen jeden Alters für derzeit besonders aktuelle Themen des Natur - & Artenschutzes zu interessieren und diese bekannt zu machen.

Der Beitrag des BUND Naturschutz/BN zur Landesgartenschau 2018 in Würzburg steht unter dem Motto "Artenvielfalt gestern-heute-morgen".

Am Infozentrum des BN ermöglicht eine begehbare Schmetterlingsvoliere den BesucherInnen, sich aus nächster Nähe an der Schönheit und Vielfalt heimischer Schmetterlinge zu erfreuen und gleichzeitig den Wandel vom Ei über die Raupe und Puppe bis hin zum erwachsenen Tier hautnah zu erleben. Gleichzeitig gibt es umfassende Informationen über die vielfältigen Bedrohungsursachen für den heimischen Insektenbestand. BesucherInnen und Besuchern wird aber auch verdeutlicht, dass jeder Einzelne zum Schutz und zur Förderung unserer Insekten ohne großen Aufwand beitragen kann und welche Möglichkeiten es dabei gibt.

Anhand alter regionaler Kultursorten, wie z.B. dem Würzburger Radieschen oder dem Bamberger Hörnla, veranschaulichen die hoch engagierten MitarbeiterInnen des BN sowohl die Vielfalt als auch die Züchtung und Kultivierung durch den Menschen über Jahrhunderte hinweg. Zusätzlich können die Besucher Saatgut alter Sorten erwerben.

Die Forschergruppe Klostermedizin der Universität Würzburg zeigt für uns die Vielfältigkeit der medizinisch genutzten Pflanzen und deren Verwendungsgeschichte im Wandel der Zeit auf.
Zudem wird mit Ausstellungen, Vorträgen, Vorführungen und einem täglichem Besucherprogramm für die ganze Familie umfassend zum Artenschutz informiert. Dabei sollen auf fast 800 Veranstaltungen Jung und Alt auch dazu motiviert werden, selbst zur Erhaltung der Artenvielfalt beizutragen.

Von diesem attraktiven Informationsangebot haben in den ersten 3 Monaten dieser Landesgartenschau bereits mehrere zehntausend BesucherInnen jeden Alters rege Gebrauch gemacht. Auch die 20 Schulklassenaktionen waren sofort ausgebucht.

Weit höher als erwartet, war nach Einschätzung der BetreuerInnen des BN das Interesse am Thema Insektensterben und die Bereitschaft, hier selber aktiv zu werden - und dies keineswegs nur bei Besitzern von Gärten oder Balkonen.

Besonders freut sich der BN auch über die durchweg positiven Rückmeldungen zur Schmetterlingsvoliere und zur damit gebotenen Möglichkeit zu hautnahem Kontakt mit dieser optisch besonders faszinierenden Tierartengruppe.

Insektensterben - beispielhaft für die landesweite Bedrohung der Artenvielfalt

Jeder Einzelne kann viel für Bienen oder Schmetterlinge tun - sei es im eigenen Garten, auf dem Balkon oder beim täglichen Lebensmittel-Einkauf durch die Wahl von Bioprodukten.

Deshalb spielt beim Beitrag des BUND Naturschutz zur Landesgartenschau 2018 die Erhaltung der Artenvielfalt eine ganz zentrale Rolle.

Der BUND Naturschutz will damit möglichst viele BesucherInnen dazu motivieren, wenigstens einen Teil des Gartens naturnah zu gestalten, heimische Sträucher wie beispielsweise Wildrosen, Weißdorn, Hartriegel und Schneeball als Nahrungspflanzen für Insekten zu pflanzen, auf Teilflächen Wildblumenwiesen anzulegen und Stauden im Herbst nicht abzuschneiden, sondern als "Überwinterungsquartiere" stehen zu lassen. Ebenso wichtig ist der Verzicht auf jeglichen Gifteinsatz im Garten, aber auch auf Gehwegen und Garagenzufahrten.

Zahlreiche Praxistipps, z. B. zur Anlage von Blühflächen, enthält der neue Aktionsleitfaden des BN "Insektensterben - höchste Zeit zum Handeln!".
Vorgestellt werden dort aber auch modellhafte Projekte aus ganz Bayern, die zeigen, welch vielfältige Aktivitäten zum Insektenschutz vor Ort möglich sind und wie sich Insektenfreunde vor Ort wirksam engagieren können.

Dieser Aktionsleitfaden ist für 15 € über die BN-Service-GmbH, www.service.bund-naturschutz.de, erhältlich.

Schon seit Mitte der 80er Jahre haben Fachleute auch bei den Insekten einen deutlichen Rückgang festgestellt.
Dass dieser mittlerweile dramatische Ausmaße angenommen hat, wurde aber von Politik und Öffentlichkeit erst im letzten Jahr richtig wahr- und ernst genommen.
Eine Langzeitstudie des Entomologischen Vereins Krefeld hatte eindrucksvoll belegt, dass seit 1989 die Biomasse der Insekten in den von ihm untersuchten Schutzgebieten um 75% abgenommen hat.

Ebenso verzeichnen die "Roten Listen" bei 44% aller bewerteten Insektenarten für die letzten 50 - 150 Jahre einen erheblichen Rückgang.
Auch für Bayern haben Untersuchungen bei Schmetterlingen und Wildbienen in den letzten etwa 30 Jahren Bestandseinbrüche zwischen 55 und 75 Prozent nachgewiesen!
Betroffen davon sind zahlreiche Amphibien, Fledermaus- und Vogelarten, die existentiell auf Insekten als Futterquelle angewiesen sind.
So hat v. a. in der offenen Feldflur der Herbizideinsatz die ohnehin konkurrenzschwachen und seltenen Ackerwildkräuter weitgehend zum Verschwinden gebracht.
Das weltweit verwendete Glyphosat tötet jede Pflanze, die nicht gentechnisch so verändert wurde, dass sie den Einsatz dieses Pflanzengiftes überlebt.

Besonders kritisch sind in diesem Zusammenhang die Neonicotinoide zu beurteilen, da sie Insekten zwar nicht direkt töten, jedoch z.B. bei Bienen zur Störung des Orientierungsvermögens, zur Schwächung des Immunsystems und damit letztendlich doch zu erheblichen Bestandsverlusten führen. Durch die Dezimierung des Blütenangebots haben aber viele blütenbesuchende und auf Wildkräuter spezialisierte Insekten und infolgedessen auch typische Vögel der Agrarlandschaft, wie Rebhuhn, Grauammer oder Goldammer ihre Nahrungsgrundlage - v.a. für die Jungenaufzucht - verloren. Mittlerweile verhungern Rebhuhnküken deshalb auch in Revieren, in denen gezielte Maßnahmen zur Lebensraumoptimierung durchgeführt wurden!

Europaweit hat die Nutzungsintensivierung in der Agrarlandschaft zwischen 1980 und 2010 bei den typischen Feldvogelarten (z.B. Feldlerche) zu einem Verlust von 50% geführt - somit 300 Mio. weniger als vor 30 Jahren!
Mitbeteiligt am Lebensraumverlust sind jedoch auch die Nutzungsintensivierung im Grünland, die Überbauung mit neuen Siedlungen, Gewerbegebieten und Straßen und der Trend zu einer immer lebensfeindlicheren (weil pflegeleichteren!) Gestaltung privater (Vor-) Gärten wie öffentlicher Grünflächen.
Fatale Auswirkungen hat auch die anhaltende Zerschneidung und Isolierung von (Teil-)Lebensräumen durch immer neue Straßen und durch den weiteren Ausbau des Feldwegenetzes.

Betroffen vom dramatischen Bestandseinbruch bei den Insekten sind auch wir Menschen selbst, da nicht nur 90% aller Wildpflanzen, sondern auch immer mehr Kulturpflanzen auf eine Bestäubung durch Insekten (z.B. Wildbienen, Schwebfliegen) direkt angewiesen sind oder zumindest im Ertrag davon profitieren.

Die Zukunft unserer Bienen und Schmetterlinge entscheidet sich vorrangig auf Äckern und Wiesen.
Der BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) fordert daher schon seit Jahren ein Verbot bienenschädlicher Pestizide, einen raschen Ausstieg aus der Glyphosat- und Pestizidanwendung und eine Umsteuerung der EU-Agrarzahlungen.
An die bayerischen Gemeinden appelliert der BN, mehr innerörtliche bunte Blühflächen anzubieten und öffentliche Flächen, z.B. an Wegrändern, durch einfache Änderungen bei der Mahd umgehend insektenfreundlicher zu gestalten.

Flächenverbrauch - auch nach Ablehnung des Volksbegehrens aktueller denn je!

Seit Ende der 60er Jahre hat sich lt. Umweltbundesamt die mit Wohnbau- & Gewerbegebieten, mit Flughäfen, Autobahnen und Straßen überbaute Fläche in Deutschland mehr als verdoppelt. In Bayern sind bereits 12% der Grundfläche und damit über 8.400 qkm zugebaut oder asphaltiert.

Noch immer verschwinden in Bayern Tag für Tag fast 10 Hektar Freifläche - vielfach gut nutzbare Böden - unter Asphalt und Beton. Alleine im vergangenen Jahr waren dies insgesamt rd. 36 Quadratkilometer - eine Fläche so groß wie das Stadtgebiet von Schweinfurt.

Eine von BR Data im März veröffentlichte Analyse belegt:

  • In Bayern wurde von 2014 bis 2016 doppelt so viel Fläche für Wohnen wie für Gewerbe verbraucht- u.a. wegen der steigenden Zahl an Single-Haushalten.

  • Neues Land wird nicht dort in Anspruch genommen, wo die Bevölkerung stark wächst, sondern dort, wo Grundstücke billig und leicht verfügbar sind - auf dem Land und sogar in Gemeinden mit sinkender Einwohnerzahl!

  • Noch immer gilt das frei stehende Einzelhaus im Grünen als Statussymbol und veröden auch deshalb immer mehr Ortskerne - gerade in den Dörfern!

  • Die ausgewiesenen Gewerbegebiete sind fast 10 Mal so groß wie die jährliche Zunahme an tatsächlich gewerblich genutzten Flächen.

Die fatalen Konsequenzen:

Mit jedem Quadratmeter versiegeltem Boden geht ein Quadratmeter zentrale Lebensgrundlage verloren - auch für künftige Generationen, da Boden für die Nahrungsmittelerzeugung, als Grundwasserspeicher & Trinkwasserfilter, aber auch zur Sicherung der Artenvielfalt in vielen Biotopen nahezu unersetzlich ist.
Schließlich sind zur Neugewinnung bzw. -entwicklung einer nur 1 cm starken humosen Bodenschicht 100 bis 300 Jahre erforderlich! Zudem wachsen weltweit die nicht mehr zur Nahrungsmittelerzeugung nutzbaren Flächen immer schneller - keineswegs nur bei den Sandwüsten Afrikas.
Verschwinden bei uns Wald, Wiesen, Feuchtgebiete und Moore unter Asphalt und Beton, wird das dramatische Artensterben- vor allem bei Insekten und Vögeln - weitergehen - nicht nur in Bayern!


Eine freiwillige Reduzierung des Flächenverbrauches scheitert bis heute v.a. an der kannibalisierenden Konkurrenz der Gemeinden um neue Gewerbebetriebe.

Die Revitalisierung verödeter Ortskerne - z.B. durch gezielte Innenentwicklung, Umnutzung von Scheunen oder Nebengebäuden oder finanzielle Förderung von Sanierungsprojekten - und die konsequente Nutzung von Brachflächen oder Baulücken (z.B. durch Baugebote) unterbleiben vielfach.

Für den BN ist dies umso weniger verständlich, als die Vorrangigkeit solcher Maßnahmen gegenüber der Neuausweisung von Bau - und Gewerbegebieten bereits 2002 in einem Brief des damaligen Innenministers Günter Beckstein an alle bayerischen Gemeinden ausdrücklich betont wurde, obwohl die Gemeinden lt. Artikel 141 Bayer. Verfassung ausdrücklich zum Schutz des Bodens, der natürlichen Lebensgrundlagen, aber auch kennzeichnender Orts- und Landschaftsbilder verpflichtet sind und obwohl alleine mit solchen Maßnahmen der Flächenverbrauch von 7 Jahren eingespart werden könnte, so Uwe Brandl, der Präsident des Bayerischen Gemeindetages in einem MAIN-POST-Interview vom
05. März 2018.

Schon im Jahr 2007 wurde von der damaligen Bundesregierung im Koalitionsvertrag eine Reduzierung des Flächenverbrauches auf 30 Hektar/Tag bis zum Jahr 2030 festgesetzt. Umgerechnet wären demnach in Bayern noch rd. 5 Hektar/Tag zulässig und muss schon deshalb der heutige Flächenverbrauch in nur 12 Jahren um die Hälfte verringert werden. Hierzu hätte das von zahlreichen gesellschaftlichen Gruppierungen, Fach - und Naturschutzverbänden getragene Volksbegehren einen entscheidenden Impuls geben können, nachdem alle Appelle zum Flächenschutz bzw. zur Reduzierung des Flächenverbrauches bis heute offensichtlich wirkungslos verhallt sind.
Mehr denn je braucht es nach der Ablehnung dieses Volksbegehrens von allen Verantwortlichen auf allen Ebenen endlich Taten statt Worte!


Der BUND Naturschutz fordert deshalb:

  • einen wirksamen Schutz des noch unverbauten Außenbereiches - u.a. durch eine Rückkehr zum Anbindegebot und durch Streichung des § 13b im BauGB

  • die Begrenzung des täglichen Flächenverbrauches in Bayern auf unter 5 ha bis zum Jahr 2020

  • keinen neuen Flächenverbrauch ab 2025, wenn nicht die Entsiegelung und Bodenrevitalisierung auf einer gleichgroßen Fläche nachgewiesen wird

  • eine Reform der Grundsteuer - u.a. zur Förderung von Reaktivierungs- und Wohnraummobilisierungsmaßnahmen im Innenbereich und zur Eindämmung der Grundstücksspekulation.

BUND Naturschutz/Kreisgruppe Würzburg erfolgreich vor Ort:

Neben dem Verzicht auf den Einsatz von Spritzmitteln ist es zur Erhaltung der Artenvielfalt v.a. bei Insekten wichtig, dass Wiesen bzw. Grünflächen (auch Straßenbegleitgrün) möglichst erst im Spätsommer gemäht werden. Eine späte einmalige Mahd Mitte/Ende September sowie ein rotierender Mahdverzicht auf 1/3 der Fläche (Rotationsbrache) fördern Insekten und Spinnentiere. Davon profitieren aber auch insektenfressende bzw. bodenbrütende Vogelarten.

Eine frühere Mahd entzieht vielen Arten die Futterquelle oder/und vernichtet Entwicklungsstadien (z. B. Raupen und Puppen verschiedener Schmetterlingsarten). Über das Winterhalbjahr nicht gemähte Flächen bieten zudem wichtige Überwinterungsmöglichkeiten.

Umso mehr freut sich der BN darüber, dass die Kreisgruppe Würzburg dazu 2017 und 2018 sehr erfolgreich Gespräche mit dem staatlichen Bauamt Würzburg geführt und dabei die Zusage erhalten hat, dass künftig das Straßenbegleitgrün an Böschungen erst zu einem späteren Zeitpunkt gemäht werden soll.

Für Rückfragen:

Helmut Schultheiß, Dipl. Ing. Landespflege, Regionalreferent Unterfranken 
Telefon 09123 99957-13, helmut.schultheiss@bund-naturschutz.de

Steffen Jodl, Diplom-Biologe, Kreis-Geschäftsführer
Telefon 0931 43972; steffen.jodl@bn-wuerzburg.de