Durchsuchen Sie unser Wissen

Zur Startseite

Eichhörnchen beobachten und melden

Themen

  • Übersicht
  • Klimakrise

Tiere und Pflanzen

BUND NATURSCHUTZ IN BAYERN FORDERT KONKRETE UMSETZUNG STÄRKEREN DEZENTRALEN REGENRÜCKHALTES

KOALITIONSVERTRAG CSU/ FREIE WÄHLER ZUM HOCHWASSERSCHUTZ

16.11.2018

Der BUND Naturschutz in Bayern (BN) hat die Fixierung des Hochwasserschutzes in Bayern auf zentrale große Polder entlang der Donau von Beginn an sehr stark kritisiert. Die Wirksamkeit von Poldern ist begrenzt und im Einstaufall mit massiven Verlusten von Arten in wertvollsten Auen-Gebieten verbunden. Anstatt sich nur auf Abflussspitzen bei Extrem-Hochwasser an den großen Flüssen zu konzentrieren hat der BN von Anfang an einen dezentralen ökologischen Wasserrückhalt bereits im gesamten Einzugsgebiet und den kleineren Gewässern sowie eine Aufweitung der Auen für einen ökologischen Hochwasser- und Auenschutz durch Deichrückverlegungen gefordert.

Der BN begrüßt daher insbesondere die Formulierung des Koalitionsvertrages zwischen CSU und Freien Wählern, dass die Hochwasserschutzstrategie Bayern „stärker auf dezentrale Regenrückhaltung“ ausgerichtet werden soll. „Das ist aus Sicht des BN der richtige Ansatz, die Hochwasserprobleme angesichts Klimawandel und zunehmender Starkregenereignisse an der Ursache anzugehen anstatt nur Symptome zu bekämpfen.“ bewertet Richard Mergner, Landesvorsitzender des BN den Vertrag.

„Der Verzicht auf zwei von dreizehn an der Donau geplanten Poldern muss aus unserer Sicht der Einstieg in den Ausstieg aus der Polder-Fixierung sein und in deutlich verstärkte Maßnahmen für den dezentralen ökologischen Regenrückhalt und Hochwasserschutz.“ Dazu zählt der BN beispielsweise Maßnahmen zur Verbesserung der Versickerungsfähigkeit von Böden in der Landwirtschaft, mehr wasserabflusshemmende natürliche Strukturen in der Landschaft, die Renaturierung der zahlreichen kleinen oft begradigten Gewässer und von Mooren, die Rückgewinnung von natürlichem Überflutungsraum in Auen durch Deichrückverlegungen genauso wie eine starke Reduzierung der Zunahme weiterer Versiegelung. Der Verzicht auf zwei Polderstandorte darf nicht einen schlechteren Hochwasserschutz bedeuten, sondern muss nun sogar im Gegenteil Auftrag für verstärkten und flächig wirksameren Hochwasserschutz sein, der mit der Natur und nicht wieder gegen sie realisiert wird. Da der dezentrale ökologische Hochwasserschutz jedoch mehr Fläche und damit die Beteiligung von sehr viel mehr Eigentümern, Bewirtschaftern und Kommunen erfordert, muss der Ankündigung nun auch eine groß angelegte Werbung für diese Maßnahmen folgen, sie müssen politisch hohe Priorität bekommen und es müssen geeignete Fördermittel zur Verfügung gestellt werden.

„Von der Verbesserung des Wasserhaushaltes durch intakte Moore, Feuchtgebiete, Gewässer und wasserspeichernde Böden profitieren die Menschen nicht nur bei Hochwasser, sondern auch in den durch den Klimawandel ebenfalls zunehmenden Trockenzeiten.“ betont Dr. Christine Margraf, stellv. Landesbeauftragte des BN die hohen Synergieeffekte des ökologischen Hochwasserschutzes: „Denn es gewinnen damit auch die Bodenqualität und der Schutz vor Erosion, beeinträchtige Biotope können ökologisch aufgewertet werden und der Erholungswert ist in strukturreichen Landschaften höher.“

Von einem besseren Wasserrückhalt im Einzugsgebiet und Oberlauf der Donau profitieren gerade die Unterlieger. Speziell für Passau spielt beispielsweise bei Hochwasser nicht nur die Höhe der Hochwasserwelle eine Rolle, sondern vor allem der Zeitpunkt ihres Eintreffens. Durch Verlust natürlicher Überflutungsräume und Begradigung im Oberlauf hat sich die Donau stark beschleunigt, was zu einem Zusammentreffen mit der Inn-Hochwasserwelle führen kann. Die Polder würden daran nichts ändern. Die bayerische Donau hat etwa 70 % ihrer früheren Überschwemmungsflächen verloren. Oberhalb Deggendorf und Passau gibt es große Potentiale an der Donau für Deichrückverlegungen und besseren Rückhalt in den großen Niedermooren, aber auch große Potentiale an den Donau-Zuflüssen und dem gesamten Einzugsgebiet. „Die Regionen oberhalb von Straubing müssten nach wie vor genauso solidarisch sein, wie es die Region zwischen Straubing und Vilshofen in Bezug auf Passau und den weiteren Unterlauf ist.“ appelliert Georg Kestel, Kreisvorsitzender des BN Deggendorf.

Für Rückfragen:

Dr. Christine Margraf, stellv. Landesbeauftragte BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN), 089/548298-89, christine.margraf@bund-naturschutz.de