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Tiere und Pflanzen

Glyphosat: CSU-Minister Schmidt soll im EU-Ausschuss mit Nein stimmen !

Am Donnerstag, 9. November, entscheidet der EU-Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel voraussichtlich über die Zukunft des Pflanzengiftes Glyphosat. Wir fordern Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt von der CSU auf, gegen eine verlängerte Zulassung des Pflanzengifts zu stimmen. Die CSU, deren Abgeordnete sich – ebenso wie Freie Wähler – im EU-Parlament für Glyphosat ausgesprochen hatten, muss ihrer Verantwortung für Bayerns Umwelt und das Image der Landwirtschaft gerecht werden!

08.11.2017

Der BUND Naturschutz appellierte heute vor der CSU-Zentrale in München nochmals an die Partei, gegen eine verlängerte Zulassung von Glyphosat zu stimmen. "Landwirtschaftsminister Christian Schmidt muss bei der entscheidenden Sitzung mit Nein stimmen", fordert der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner. Enthält sich Deutschland bei der Abstimmung erneut, ist eine qualifizierte Mehrheit der Mitgliedsstaaten gegen die Zulassung kaum zu erreichen. Die EU-Kommission wird dann das umwelt- und gesundheitsschädliche Herbizid aller Voraussicht nach zulassen - und in fünf Jahren würde wieder über eine weitere Verlängerung der Zulassung diskutiert. "Es wäre eine unverantwortliche Entscheidung, wenn CSU-Minister Christian Schmidt jetzt nicht das Votum des EU-Parlaments für ein klares Auslaufen der Glyphosatzulassung respektieren würde", so Mergner, "denn dann schadet die derzeitige Mehrheitspartei in Bayern nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Image der bäuerlichen Familienbetriebe."

Aktueller Abstimmungsmarathon

In der letzten Oktoberwoche gab es im Umweltausschuss sowie im Plenum des EU-Parlaments klare Entscheidungen für ein endgültiges Auslaufen der Glyphosat-Zulassung innerhalb von drei bis fünf Jahren. Doch das EU-Parlament ist in diesem Fall nur beratend tätig. Entscheidend ist die Abstimmung im ständigen EU-Ausschuss, in dem die Mitgliedstaaten Sitz und Stimme haben. Am 25.Oktober erhielt der dortige Vorschlag der Kommission auf eine erneute zehnjährige Zulassung von Glyphosat nicht die erforderliche Mehrheit. Jetzt soll erneut abgestimmt werden, über eine fünfjährige Verlängerung mit der Option auf ein danach erfolgendes Neuzulassungsverfahren.

Die Entscheidungen im Ausschuss werden mit einer sog. qualifizierten Mehrheit gefasst, die mindestens 65 Prozent Bevölkerungsanteil und 55 Prozent der Mitgliedsstaaten berücksichtigt.

Bei der Abstimmung im EU-Parlament hatten die bayerischen EU Parlamentarier der CSU Albert Deß, Angelika Niebler und Monika Hohlmeier gegen den Ausstieg innerhalb von fünf Jahren votiert, Markus Ferber hatte sich enthalten, und Manfred Weber war bei der Abstimmung nicht anwesend. Auch die Abgeordnete der Freien Wähler aus dem Allgäu, Ulrike Müller, positionierte sich massiv für den weiteren Glyphosateinsatz.

Dagegen stimmten die Abgeordneten der SPD, Maria Noichl und Ismail Ertug, sowie der Abgeordnete der ÖDP, Klaus Buchner, und Barbara Lochbihler von den Grünen für ein schnelles Verbot von Glyphosat.

Abstimmungsverhalten der bayerischen EU-Abgeordneten

Am 24. Oktober 2017 hatte das EU-Parlament für ein endgültiges Verbot des Herbizids Glyphosat bis spätestens 15. Dezember 2022 gestimmt. Die bayerischen Abgeordneten hatten wie folgt abgestimmt:  

Name

Partei

Abstimmungsverhalten (Zulassung auslaufen lassen)

Deß, Albert

CSU

dagegen

Ferber, Markus

CSU

Enthaltung

Niebler, Angelika

CSU

dagegen

Weber, Manfred

CSU

nicht anwesend

Hohlmeier, Monica

CSU

dagegen

Müller, Ulrike

Freie Wähler (ALDE)

dagegen

Starbatty, Joachim

LKR (EKR/ECR)

dafür

Ertrug, Ismail

SPD

dafür

Noichl, Maria

SPD

dafür

Westphal, Kerstin

SPD

nicht anwesend

Händel, Thomas

Die Linke

nicht anwesend

Buchner, Klaus

ÖDP (Grüne)

dafür

Lochbihler, Barbara

Grüne

dafür

 

Glyphosat schadet Mensch und Natur

Glyphosat ist das meist verbrauchte Unkrautvernichtungsmittel, das auf ca. 40 Prozent der Ackerflächen in Deutschland zum Einsatz kommt. Es findet sich inzwischen in vielen Oberflächengewässern (und teilweise sogar im Grundwasser) und ist in Böden stabiler als lange angenommen. Auch in Lebensmitteln werden zunehmend Rückstände von Glyphosat und seinem Abbauprodukt AMPA nachgewiesen. In die allgemeine Diskussion kam das Mittel, weil es im Verdacht steht, krebserregend für den Menschen zu sein.

Gemeinsam mit anderen Herbiziden hat es zum Verschwinden nicht nur des von Landwirten unerwünschten Aufwuchses, sondern auch vieler Wildkräuter in der Agrarlandschaft geführt. Glyphosat steht für die Intensivierung der Landschaft, die wegen des Kostendrucks zu den billigsten Maßnahmen greift, und da ist Spritzen vordergründig billiger als der Einsatz von Grubber, Schälpflug oder Stoppelhobel. Doch die Kehrseite ist ein mangelndes Nahrungsangebot in der Feldflur, nicht nur für Bienen sondern auch z.B. für Schmetterlinge, Feldlerche oder Rebhuhn.

Von den über 550 in Deutschland beheimateten Wildbienenarten, dazu gehören auch unsere für die Bestäubung so wichtigen Hummeln, sind laut "Roter Liste" mittlerweile 197 Arten gefährdet, 31 vom Aussterben bedroht und 42 Arten stehen auf der Vorwarnliste. Auch andere Insektenarten gehen in Anzahl und Masse teilweise dramatisch zurück. So haben Untersuchungen im norddeutschen Tiefland gezeigt, dass dort seit 1989 die Masse der Insekten um durchschnittlich 76 Prozent abgenommen hat.

Die Bestände des Rebhuhns sind seit den 1980 Jahren nach europäischen Erhebungen um erschreckende 95 Prozent zurückgegangen. Ursache ist neben dem Verlust von Brutplätzen auch der Insektenmangel in der Feldflur.

In den letzten Monaten wurde offenkundig, dass Monsanto, das das Herbizid Glyphosat erstmals auf den Markt brachte, in engstem Austausch mit US-Genehmigungsbehörden stand. In der EU wurden Passagen aus den Anträgen der Firmen nahezu wortgleich, aber ohne Kenntlichmachung, in offizielle Bewertungen der Behörden (z. B. des Bundesinstituts für Risikobewertung) übernommen.