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Kein Insektensterben in Eichenwäldern

BUND Naturschutz appelliert an Waldbesitzer Vergiftungen nicht zuzustimmen

25.03.2019

Auch in diesem Jahr plant die Forstverwaltung in den nächsten Wochen Eichenwälder in vielen Landkreisen vom Hubschrauber aus flächig mit dem Insektizid Mimic (Wirkstoff Tebufenozid) zu vergiften. Davon sind auch Eichenwälder im Landkreis Bad Kissingen betroffen. "Wir kritisieren, dass die Forstverwaltung das Insektensterben im Wald forciert, ohne dass sie bisher belegen kann, dass die flächigen Gifteinsätze überhaupt notwendig sind, um die Eichenwälder in ihrer Substanz zu erhalten", so Ralf Straußberger, Waldreferent des BN. "Wir appellieren als Kreisgruppe Bad Kissingen des BUND Naturschutz in Bayern (BN) an Waldbesitzer und Kommunen in unserem Landkreis einem flächigen Gifteinsatz in ihren Wäldern nicht zuzustimmen", so Kreisgruppenvorsitzender Franz Zang. Der durch die Klimakrise forcierte Fraß durch die Schwammspinnerraupen kann zu Ausfall einzelner Bäume führen, was sich laut einer Einschätzung der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) im Rahmen der üblichen Durchforstungsmengen bewegen dürfte. "Wir fordern von der Staatsregierung, dass sie die Waldbesitzer angemessen entschädigt, die ihre Wälder nicht vergiften lassen", so Straußberger, "anstatt wie im letzten Jahr auf Staatskosten ein Insektensterben im Wald zu organisieren und durchzuführen." "Diese flächigen Vergiftungen der sehr artenreichen Eichenwälder sind vor dem Hintergrund des sehr erfolgreichen Volksbegehrens "Rettet die Bienen" überhaupt nicht mehr zeitgemäß und der Bevölkerung vermittelbar", kritisiert auch der Schmetterlingsexperte der Kreisgruppe Oskar Jungklaus.

Die Aussage "wir müssen die Eichenwälder begiften, um sie zu retten" ist falsch!

Die zentrale Grundbedingung für einen derartigen Gifteinsatz in Wäldern ist, dass die betroffenen Eichenwälder in ihrem Bestand bedroht sind, d.h. dass ein flächiges Absterben droht. Eine Landtagsanfrage und eine Nachfrage des BN bei der LWF hat nun zu Tage gebracht, dass es bei der letzten Massenvermehrungen nirgends zu derartigen flächigem Absterben gekommen ist, wenn angeblich "dem Tode geweihte" Eichenwälder aus verschiedenen Gründen nicht vergiftet wurden. Auch für frühere Massenvermehrung ist ein flächiges Absterben von Eichenwäldern nicht belegt. "Wir halten aufgrund dieser Faktenbasis eine Vergiftung der Eichenwälder für rechtlich nicht möglich und für nicht verantwortbar", so Straußberger. Die Massenvermehrung des Schwammspinners betrifft einige 1.000 Hektar an Eichenwäldern. Trotz mehrfacher Nachfrage hat der BN vom Forstministerium bislang keine Informationen bekommen, welche Regionen für eine Begiftung ausgewählt werden sollen. "Wir fordern, dass die Forstverwaltung nicht nur die Waldbesitzer, sondern die Öffentlichkeit über das Ausmaß der Schwammspinnervermehrung und die möglichen Begiftungsflächen informiert", so Straußberger.

Kein Insektensterben in artenreichen Eichenwäldern

Die regelmäßigen Vergiftungsaktionen in Eichenwäldern sind besonders schwerwiegend, weil die Eiche die Baumart mit dem höchsten natürlichen Insektenreichtum aller Waldbäume ist. Auf keiner anderen heimischen Baum- oder Pflanzenart leben mehr Insektenarten als auf der Eiche, allein etwa 400 Schmetterlingsarten. Wegen der Vielfalt an Insekten, aber auch an Vogelarten stehen viele Eichenwälder unter Schutz. Wegen der früheren Gifteinsätze sind in den vergifteten Wäldern seltene Arten auch in Schutzgebieten verschwunden. "Wenn die Staatsregierung es ernst meint mit der Bekämpfung des Insektensterbens, muss sie die Begiftungsaktionen in Eichenwäldern einstellen", so Zang, "weil sie alle frei fressenden Insektenarten trifft, die von Blättern aller vorhandenen Baum- und Straucharten sowie Arten der Gras- und Krautschicht in diesen Wäldern fressen."

Für Rückfragen:

Dr. Ralf Straußberger, BN-Waldreferent,
Mobil 0171-738 17 24