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Tiere und Pflanzen

Der Grebe-Plan und die Folgen des Kanalbaus

Der Bund Naturschutz war grundsätzlich gegen den Kanal und die begleitenden Landschaft zertsörenden Verkehrsmaßnahmen. Er wollte aber an der Umsetzung wenigstens als Sprachrohr der Natur mitwirken.

Deshalb beteiligte sich der BN am Plan des Nürnberger Landschaftsarchitekturbüros Reinhard Grebe, das im Rahmen des Raumordnungsverfahrens versuchte, die Naturzerstörung in Grenzen zu halten. Wie sich herausstellte, hatte das aber eher kosmetischen Charakter.

Versuch die Naturzerstörung auszugleichen

Das betraf vor allem den Verlauf der Altmühl zwischen Riedenburg und Kelheim. Mit zu berücksichtigen waren allerdings auch Ausgleichsflächen für die Landwirtschaft. Insgesamt entstand jenes Vorzeigestück zwischen Riedenbug und Kelheim, das mit kosmetischen Maßnahmen heutige Wander- und Fahrradtouristen entzückt. Fünf Prozent der Bausumme sollten ursprünglich für die Ausgleichsmaßnahmen ausgegeben werden, es wurden schließlich über 15. Oberhalb Riedenburgs zieht sich der Kanal jedoch schnurgerade, kahl und wüst durch die Landschaft mit der Folge der kompletten, irreparablen Zerstörung des Ottmaringer Moors.

Gesunkener Grundwasserspiegel, vertrocknete Wiesen

Vorhaben wie die Rettung der Irrlewiesen, deren Erhalt Bestandteil der behördlichen Baugenehmigung war, konnten nicht bewältigt werden: Sie trockneten aus, weil das Grundwasser durch den Kanalbau an dieser Stelle sank. Die Folge war massiver Artenschwund. Die Veränderung der Grundwasserströme war einer der Hauptfaktoren der Veränderungen von Flora und Fauna: Am Oberlauf bei Dietfurt und Riedenburg sinkt der Wasserspiegel ab, bei Gundlfing und Kelheim steigt er an. Schützenswerte Nasswiesen trocknen aus, insgesamt sind 600 Hektar Feuchtwiesen verschwunden. Dagegen ertrinken Altbäume dort, wo das Grundwasser stieg.

Fluss ohne Dynamik

Der Grebe-Plan beabsichtigte, 40 Prozent der Altarme zu retten. Allerdings ergab sich für die verbliebenen Altarme das Problem des geringen Durchflusses. Das Altwasser bei Essing beispielsweise wurde eutroph und veralgte schnell. Der Fluss hat jegliche Dynamik verloren, der Verlust von Feucht- und Überschwemmungsgebieten verursachte das Verschwinden von Brut- und Laichplätzen. Der Kanal besteht aus stehendem Wasser, die Fischpopulation hat sich deshalb radikal geändert: Nicht mehr Forellen, Äschen und Huchen bestimmen das Bild, sondern Karpfen, Schleien und Weißfische. Fischlaich muss in Ermangelung von Laichplätzen heute eingesetzt werden. Außerdem wird der Kanal auch dazu benutzt, nachts Donauwasser via Rothseespeicher ins Rednitzsystem umzupumpen, um den wasserarmen Norden des Freistaats zu unterstützen.

Verlust des Lebens

Eine offizielle ökologische Gesamtbilanz fehlt bis heute, schon während des Baus hatte der Bund Naturschutz eine unvollständige ökologische Beweissicherung kritisiert. Im September 2002 hat der Bund Naturschutz einen erschreckenden Artenrückgang durch den Bau des RMD-Kanals festgestellt:

  • Fische: Barbe, Schrätzer, Frauennerfling, Schied, Nerfling, Zährte, Rutte, Zingel
  • Amphibien: Gelbbauchunke, Moorfrosch, Kammolch, Springfrosch, Kreuzkröte
  • Reptilien: Ringelnatter
  • Vögel: Baumpieper, Misteldrossel, Bekassine, Pirol, Berglaubsänger, Rebhuhn, Braunkehlchen, Schafstelze, Grauschnäper, Sumpfohreule, Kernbeißer, Trauerschnäpper, Kibitz, Wiesenpieper, Krickente, Wasserralle, Wendehals
  • Pflanzen: Blasen-Segge, Pyramiden-Kammschmiele, Blaues Pfeifengras , Rundblättrige Glockenblume, Breitblättriges Knabenkraut, Tauben-Skabiose, Büschel-Glockenblume, Schnabel-Segge, Große Schlüsselblume, Sumpf-Hornklee, Jakobs-Greiskraut, Weichhaariger Pippau, Kleiner Wegerich, Wiesen-Knöterich, Kriechender Arznei-Baldrian
  • Weitere Details: Pressemitteilung zu "Zehn Jahre RMD-Kanal"