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Gefahren durch Diflubenzuron

Laut Umweltbundesamt (Schreiben vom 23.6.2010) "wird Diflubenzuron im Rahmen der Zulassung von Biozid-Wirkstoffen gemäß Biozid-Richtlinie 98/8/EG in der Produktart 18 (Insektizide) … geprüft. Die Bewertung … ist noch nicht abgeschlossen. … Die im Bewertungsentwurf vorgeschlagene Umwelteinstufung/Kennzeichnung für den Biozidwirkstoff ist N, R50/53 (gefährlich für die Umwelt, sehr giftig für Wasserorganismen/ kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen haben). Diflubenzuron ist nicht leicht biologisch abbaubar."

Das große Problem bei Diflubenzuron ist, dass es ein Breitbandmittel ist, d. h. es wirkt nicht nur selektiv auf den Eichenprozessionsspinner, sondern auf sämtliche Insektenarten, die sich im Larvenstadium befinden. Dies bedeutet es werden auch unschädliche, eventuell seltene und geschützte Arten wie der Heckenwollafter betroffen. Ganze Generationen vieler Klein- und Großschmetterlinge, wie der Blaue Eichenzipfelfalter, die Grüne Eicheneule, die Ockerbraune Herbsteule oder die Olivgrüne Eicheneule können betroffen sein, weil deren Raupen wegen des Gifteinsatzes absterben.

Diflubenzuron ist außerdem tödlich für Fische, Fischnährtiere und Algen. Bei Untersuchungen wurden auch Auswirkungen auf den Bruterfolg von Singvögeln festgestellt (fast vollständiger Ausfall der Zweitbruten von Kohlmeisen, da diese nicht mehr ausreichend Raupen für die Aufzucht einer zweiten Brut vorfinden). Ebenso ist ein deutlicher Rückgang bei Netzflüglern zu beobachten. In Weisendorf (Lkr. Erlangen-Höchstadt) beeinträchtigte 2010 ein unsachgemäßer Einsatz von Diflubenzuron an einem Waldrand eine gewerbliche Heuschreckenzucht. Wegen des entstandenen Schadens ist derzeit ein zivilrechtliches Verfahren anhängig.

Die Eiche als El Dorado für Insekten wird regelmäßig begiftet

Besonders gravierend ist der Diflubenzuroneinsatz für die Biodiversität, weil die Eiche die Baumart mit dem höchsten natürlichen Insektenreichtum aller Waldbäume ist. Auf keiner anderen heimischen Baum- oder Pflanzenart leben mehr Insektenarten als auf der Eiche. Aus den bekannten Insektengruppen leben allein etwa 400 Schmetterlingsarten, mehr als 50 Bockkäferarten sowie etwa 10 Borken- und Kernkäferarten direkt bzw. indirekt an und von der Eiche. Dazu kommen noch Dutzende Arten von Zweiflüglern und Hautflüglern.

Giftige Abbauprodukte

Diflubenzuron besteht aus fluorierten und chlorierten Benzolringen. Es zerfällt zwar nach einigen Tagen, seine Abbauprodukte wie 4-Chlor-Anilin sind aber nicht leicht biologisch abbaubar und vermutlich krebserregend. Das Umweltbundesamt schätzt das Gift als für Menschen schädlich ein. Es ist sehr giftig für Wasserorganismen und gefährdet das Trinkassser. Es führt darüber hinaus zu einer enormen Dezimierung der Biodiversität von Schmetterlingen und Insekten. Als Biozid besitzt es keine eigene Zulassung nach heutigem Recht, sondern wird im Rahmen von Übergangsregelungen als Altwirkstoff eingesetzt.