Durchsuchen Sie unser Wissen

Zur Startseite

Eichhörnchen beobachten und melden

Themen

  • Übersicht
  • Klimakrise

Tiere und Pflanzen

Über uns

De-Damming-Tagung 2021

Gemeinsam mit WWF, Bayerischem Landesfischereiverband und Bayerischem Kanuverband wollten wir im Mai 2020 bei einer internationalen Tagung am Ammersee mit Experten, Verbänden und allen Interessierten über den Rückbau von Querbauwerken auch in Bayern diskutieren. Leider mussten wir diese Tagung wegen der Corona-Krise absagen. Auch eine Planung für Mai 2021 gestaltet sich schwierig. Wir werden die Tagung vermutlich online durchführen und halten Sie hier auf dem laufenden.


Dam Removal Europa

In ganz Europa werden Querbauwerke zurückgebaut. Erfahren Sie hier mehr über die Bewegung.


Bahn frei für Fische - Experten im Interview

Ohne frei fließende Flüsse bleiben insbesondere Wanderfische Dauerkandidaten auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Hier erklären Experten in Interviews, warum sich der Rückbau von Querbauwerken in unseren Gewässern nicht nur, aber besonders für Fische lohnt.

Markus Brandtner ist als Bauingenieur am Wasserwirtschaftsamt Weilheim für den Bereich Wasserbau und Gewässerentwicklung zuständig. Er hat 2019 den Rückbau eines Wehres an der Windach in der Nähe des Ammersees begleitet. Im Interview (PDF) erzählt er, wie es dazu kam, warum in der ehemaligen Restwasserstrecke heute wieder das Leben pulsiert, und wie den Fischen in der Windach insgesamt „wieder auf die Flossen geholfen“ werden soll.

Beth Lambert, Direktorin der Abteilung „Renaturierungsökologie“ im „Amt für Fische und Wildtiere“ in Massachusetts, USA, hat in zehn Jahren den Rückbau von über 50 Querbauwerken begleitet. Für sie gibt es nichts Besseres als einen Fluss zu sehen, der nach einem Dammrückbau wieder zum Leben erwacht. Beth Lambert beteuert im Interview: „Dammrückbau ist eine kluge Investition, gerade in ökonomisch schwierigen Zeiten“. Denn Dammrückbau schafft Arbeitsplätze und er befreit Dammbesitzer von ihrer Verantwortung, sich um teilweise schon baufällige Infrastrukturen zu kümmern und ihre Standsicherheit zu garantieren.

„Der Zustand unserer Alpenflüsse ist eine Katastrophe. Es ist nicht mehr „5 vor 12“, sondern „weit nach 12“. Auch wenn es Unterschiede zwischen den West- und den Ostalpen gibt, ist die Situation insgesamt dramatisch, wird aber von der breiten Bevölkerung nicht wahrgenommen. Es geht jetzt darum, zu retten, was zu retten ist“, meint Prof. Dr. Gregory Egger, ein österreichischer Landschaftsökologe und Gewässerspezialist. Er fordert dringend mehr Raum für unsere Flüsse, auch wenn das Geld kostet. Zudem braucht es seiner Ansicht nach gesetzlich verankerte Instrumente in der Raumplanung, die bestimmte Flussabschnitte oder Flüsse als Tabuzonen für jede weitere Verbauung definieren. Hören Sie Herr Prof. Dr. Egger hier im Interview.

Auch Prof. Dr. Klement Tockner weiß um den schlechten Zustand der Fluss- und Auenökosysteme. Er sieht den derzeitigen Trend zu mehr Kleinwasserkraft in Europa kritisch. Der Gewässerökologe erforscht, welche Auswirkungen vielfältige Stressoren auf die aquatische Vielfalt haben. In diesem Zusammenhang gibt er zu bedenken: „Wasserkraft ist zwar eine erneuerbare Energiequelle, aber es handelt sich nicht um eine umweltfreundliche Energiequelle“. Verglichen mit Solar- und Windenergie hat Wasserkraft die negativsten Umweltauswirkungen. Tockner betont, dass die Süßwasserökosysteme zu den am meisten bedrohten Ökosystemen weltweit zählen. „Der Rückgang an biologischer Vielfalt in Süßwasserökosystemen ist viel dramatischer und schneller als der in terrestrischen und marinen Ökosystemen.“ Wir haben Prof. Dr. Klement Tockner gefragt: „Was können wir tun, um Flussökosysteme in Europa zu retten?“

Wie es um die Fischbestände in Bayern steht, weiß Johannes Schnell vom Landesfischereiverband Bayern: „Viele, ehemals weit verbreitete Fischarten wie die Äsche oder Nase sind aufgrund der Lebensraumveränderung und der mangelhaften Durchgängigkeit der Flüsse nur noch als inselartige Reliktbestände in Bayern vorhanden“. Dennoch gibt es auch Hoffnung. Schnell berichtet von einem deutschlandweit einmaligen Pilotvorhaben: Dem Rück- bzw. Umbau dreier Wehre an der Mitternacher Ohe, einem Zufluss der Ilz im Bayerischen Wald. Dort pulsiert das Leben. Wieder. In der Vergangenheit war der Fischbestand stark verarmt. Der rund 17 Kilometer lange mäandrierende Fluss im Landkreis Freyung-Grafenau wurde für die Stromgewinnung genutzt: drei Kleinwasserkraftwerke, vor der Stromproduktion ehemalige Mühlen, unterbrachen das Fließkontinuum und damit auch die Wandermöglichkeiten der Fische. Die Kraftwerksausleitungen entzogen dem Gewässer den lebenswichtigen Abfluss und somit sprichwörtlich sein Lebenselixier. In einem deutschlandweit einmaligen Pilotprojekt hatte der Landesfischereiverband vor rund 20 Jahren zusammen mit privaten Kraftwerksbetreibern und lokalen Fischereiverbänden begonnen, die Wehre rück- bzw. in Sohlgleiten umzubauen. Vor sieben Jahren wurde die letzte Barriere entfernt. Der Fluss fließt seither komplett barrierefrei. Der große Erfolg dieser Maßnahmen spiegelt sich nun im aktuellen Zustandsbericht der Wasserrahmenrichtlinie wider: Die Fischbestände an der Mitternacher Ohe werden erstmals als „sehr gut“ gewertet. Dies macht deutlich: Es lohnt sich, in den Rückbau von Barrieren zu investieren. Hier zum Interview.

 

Weitere Interviews mit Klement Tockner zum Thema (in englischer Sprache):

Interview mit Gregory Egger: https://www.wwf.de/gregory-egger/