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Bayerns Quellen brauchen Schutz

In den Alpen sind viele Quellen noch in einem sehr guten Zustand. Vor allem im restlichen Bayern brauchen Quellen aber einen besseren Schutz, weil schon zu viele für die Trinkwassergewinnung gefasst, verfüllt oder in Fischteiche umgewandelt wurden.

Quellen sind durch die geringe Größe ihrer einzelnen Teilbereiche und die starke Spezialisierung ihrer Bewohner sehr anfällig für Störungen und brauchen deshalb besonderen Schutz. Die „eingeschworenen“ Lebensgemeinschaften reagieren selbst auf kleine mechanische Eingriffe oder Einträge von Nähr- und Schadstoffen ausgesprochen empfindlich. Ändern sich die Lebensbedingungen, übernehmen sehr schnell durchsetzungsfähigere Arten das Regiment und verdrängen die Quellspezialisten. Nicht selten sterben dann lokale Vorkommen aus.
Der BUND Naturschutz widmet sich deshalb in vielerlei Projekten dem Quellschutz. Beispielsweise im Biodiversitätsprojekt Löffelkraut & Co. Das seltene Bayerische Löffelkraut (Cochlearia bavarica) ist ein typischer Quellbewohner, der nur an wenigen Standorten in Bayern vorkommt. Der BUND Naturschutz hat sich deshalb mit diesem mehrjährigen Projekt dem Schutz des bayerischen Ureinwohners und seines Lebensraumes, der Quelle, gewidmet.

Zerstörung von Quellen

Quellen sind heute durch vielerlei Eingriffe gefährdet:

  • Intensive landwirtschaftliche Nutzung der umliegenden Flächen und damit verbundener Nährstoff- und Sedimenteintrag
  • Anlage von Fischteichen
  • Verrohrung und Verlegung
  • Verfüllung und anschließende Nutzung, etwa durch Aufforstung
  • Fassung zur Trinkwassergewinnung
  • Ablagerung (z.B. von Müll, Ästen, Resten von Fällarbeiten) im Quellbereich
  • Fassung als Tretbecken oder Viehtränke
  • Einleitung von Abwasser oder Drainagewasser
  • Schäden durch Tritte von Menschen und Tieren

Der Zerstörung von Quellen liegt leider sehr oft ein vermeintlich nachvollziehbares Anliegen zugrunde: So wurden unzählige Quellen für die Trinkwassergewinnung gefasst, das heißt, sie wurden mit einer baulichen Anlage umschlossen und das Wasser in Rohren abgeleitet. Dies bedeutet meist die Zerstörung des gesamten Lebensraums.

Fichten und Fischteiche als Fremdkörper

Quellen sind natürlicherweise baumlos, nur an den Ufern können Bäume wachsen, die einen hohen Grundwasserstand vertragen, wie etwa Schwarzerlen oder Weiden. Werden Quellen jedoch mit Fichten bepflanzt, verändert dies den Lebensraum beträchtlich: Im Gegensatz zu Laubbäumen beschatten Fichten die Quelle das ganze Jahr, sodass sich die Licht- und Wärmeverhältnisse drastisch wandeln. Das kann zum Absterben der Quellvegetation führen. Außerdem entstehen beim Abbau der Nadeln Huminsäuren, sodass Quellwasser und Boden versauern.

Doch nicht nur Landwirte und Förster, auch Fischer setzen Quellen und Quellbächen oft zu. Sie legen ihre Teiche gerne an Quellen an. Diese „Fremdkörper“ durchbrechen die natürliche Durchgängigkeit eines Baches. Arten, die naturgemäß bachaufwärts wandern, können das nun nicht mehr. Außerdem gelangen durch die Fischzucht übermäßig viele Nährstoffe ins Quellwasser, die Wassertemperatur steigt und der Sauerstoffgehalt sinkt.

Problem Landwirtschaft

Wenn Flächen rund um Quellen intensiv bewirtschaftet, also beispielsweise als Äcker genutzt werden, belastet das den Lebensraum immens. Dünger und Pestizide gelangen ins Wasser, die Algen nehmen zu und Quellspezialisten, die auf klares, nährstoffarmes Wasser angewiesen sind, verschwinden nach und nach. Und auch die Tierhaltung kann für Quellen zum Problem werden. So schön der Anblick weidender Tiere ist: Wenn sie rund um Quellen grasen, verdichten sie den Boden und zerstören die typische Quellflora.

Nähr- und Schadstoffe aus Abwasser

Unglaublich aber wahr: Auch heute noch werden häusliche oder industrielle Abwässer in Quellen eingeleitet, obwohl das in der Regel nicht erlaubt ist. Wer so eine Einleitung entdeckt, sollte deshalb das zuständige Landrats- beziehungsweise Wasserwirtschaftsamt informieren. Abwasser oder Drainagewasser bringt Nähr- und Schadstoffe ins Quellwasser ein und verändert meist auch dessen Temperatur.

Schutz für Bayerns Quellen

2001 startete auf Anregung des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) das Aktionsprogramm Quellen in Bayern, an dem auch der BUND Naturschutz beteiligt war. Die fachliche Leitung lag beim Landesamt für Umwelt (LfU). Zusammen mit Experten aus verschiedenen Bereichen und den Naturschutzverbänden hat das Amt die Grundlagen für den praktischen Quellschutz in Bayern erarbeitet – unter anderem einen Bayerischen Quelltypenkatalog, eine Kartieranleitung und ein Schutzprogramm.
Das klingt nach grauer Theorie, ist aber für Praktiker höchst hilfreich: Natürliche und naturnahe Quellen können so besser geschützt und bereits geschädigte Quellen nach Möglichkeit renaturiert werden. Seit dem Projektabschluss im Jahr 2008 liegt eine dreibändige Handlungsanleitung für den Quellschutz vor.

Quellschutz: Man kann nur schützen, was man kennt

Quellen können nur wirksam geschützt werden, wenn die Fachleute wissen, wo sie liegen. Sie müssen deshalb systematisch erfasst und ihr Zustand fachmännisch beurteilt werden. Nur so können die Experten entscheiden, was die richtigen Maßnahmen sind. Der BUND Naturschutz beteiligt sich nach Kräften und in zahlreichen Projekten an dieser Erfassung. 

Was können wir noch für unsere Quellen tun?

  • Ablagerungen wie Müll, Bauschutt oder Äste aus Quellbereichen entfernen
  • Puffer zu landwirtschaftlichen Flächen schaffen
  • Quellbereiche in Viehweiden schützen (z.B. durch Zäune) oder Weiden verlegen
  • Verrohrte Stellen an Wegquerungen durch Furten oder unten offene Durchlässe ersetzen
  • Einleitungen stoppen oder verlegen
  • Standortfremde (Fichten-)Wälder durch naturnahe Waldgesellschaften ersetzen
  • Quellfassungen zurückbauen, wenn Quellen nicht mehr zur Trinkwassergewinnung genutzt werden

Besser informieren

Wie schutzwürdig der Lebensraum Quelle ist, hat sich in der Öffentlichkeit noch nicht herumgesprochen. Eine wichtige Aufgabe des BUND Naturschutz ist es, die Bürgerinnen und Bürger darüber zu informieren. Aber natürlich hängt auch beim Quellschutz – wie so oft in der Natur – alles mit allem zusammen. Die Quelle als abgegrenztes Biotop zu schützen, ist sinnlos. Vielmehr braucht es einen umfassend angelegten Fließgewässerschutz – und der beginnt an der Quelle.

Quelle: u.a. Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU)