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Tiere und Pflanzen

Gefährdung und Schutz von bayerischen Seen

Bayerische Seen haben im Naturhaushalt eine wichtige Funktion und sind für viele Pflanzen und Tiere Lebens- und Rückzugsraum. Perfekt wahrnehmen können sie diese Aufgaben aber nur, wenn sie intakt sind.

Gefährdung und Schutz von bayerischen Seen sind Themen, die den BUND Naturschutz seit jeher beschäftigen. Was kennzeichnet also einen „gesunden“ See?

Intakte Seen weisen eine hohe Gewässergüte auf und die Uferstrukturen sind natürlich und unverbaut. Das hört sich nach wenig an, ist aber im dichtbesiedelten Bayern gar nicht so leicht zu gewährleisten. So gab es beispielsweise Zeiten, in denen die Seeufer zu privaten Erholungsbereichen zu werden drohten. Auch der BUND Naturschutz (BN) setzte sich glücklicherweise für frei zugängliche Ufer an den bayerischen Seen ein und so kann man heute beispielsweise fast das gesamte Westufer des Ammersees auf wassernahen Spazierwegen erkunden. Auch die Gastronomie- und Tourismusbranche drängt natürlich immer wieder an die attraktiven Seeufer heran: Verbauung der Ufer, Versiegelung von seenahen Flächen, Zerstörung von Flachwasser- und Schilfbereichen drohen damit den Gewässern. So konnte in den 1970er-Jahren nur durch den entschiedenen Widerstand des BN verhindert werden, dass an der Südspitze des Ammersees eine Hotel- und Golfanlage entstand. Heute steht das Vogelrast- und -brutgebiet dort unter internationalem Schutz (Ramsar-Konvention).

Weil auch viele einzelne Sonnenanbeter, Badelustige und Bootsfahrer sich zu einer spürbaren Belastung für unsere Seen – vor allem deren Uferzonen – aufsummieren können, braucht und gibt es mittlerweile an vielen Seen sogenannte Ruhezonen, in denen sich Tiere und Pflanzen unbehelligt entwickeln können.

Seen leiden unter Schadstoffen und Überdüngung

Auf die Wasserqualität von Seen wirken sich nicht nur Abwassereinleitungen, sondern vor allem der Eintrag von Nähr- und Schadstoffen aus Siedlungsgebieten (z. B. Verkehr) und aus der intensiven Landwirtschaft (Dünger, Pestizide) nachteilig aus. So spielt für die Lebensbedingungen im See ein Stoff eine besondere Rolle: der Phosphor (P). Er entscheidet, wie viel Leben im See möglich ist, denn jede Pflanze braucht für ihr Wachstum Licht und Nährstoffe. In naturnahen Seen gibt es meist wenig Phosphor und es dominieren Arten, die Nährstoffarmut anzeigen. Enthält Seewasser hingegen zu viel Phosphor – meist durch menschliche Einflüsse wie die Landwirtschaft – kommt es zu einer „Überdüngung“ (Eutrophierung) des Gewässers und vermehrtem Pflanzen- und Algenwachstum. Auch diese Pflanzen sterben jedoch von Zeit zu Zeit ab und bei ihrem Abbau wird Sauerstoff verbraucht. Dies kann zu einem Sauerstoffmangel in eutrophierten Seen führen, wodurch manchen dort lebenden Tieren oder Pflanzen im wahrsten Sinne des Wortes „die Luft und das Licht ausgeht“. Außerdem wird es durch das vermehrte Pflanzenwachstum dunkler im See, sodass weitere Organismen aus Lichtmangel absterben. Beim Abbau wird wiederum Sauerstoff verbraucht – ein echter Teufelskreislauf. 

Erfolge: Reinhaltung von bayerischen Seen

Bayern hat das Problem der überdüngten Gewässer relativ früh erkannt. Schon vor mehr als fünf Jahrzehnten wurden Ringkanalisationen an den bayerischen Seen eingerichtet, sodass die Haushaltsabwässer nicht mehr in die Seen gelangten. Die erste Anlage dieser Art ging 1963 am Tegernsee in Betrieb. Wenig später begann man auch damit, die Gewässer regelmäßig wissenschaftlich zu untersuchen. Das erschreckende Ergebnis: 1973 waren alle bayerischen Seen außer dem Königssee leicht bis stark überdüngt (mesotroph bis polytroph).
Die Anstrengungen zur Wasserreinhaltung wurden daraufhin verstärkt – mit Erfolg: Heute weist kein bayerischer See mehr einen polytrophen Zustand auf.
Tegernsee, Starnberger-, Ammer-, Kochel- und Wörthsee stehen an der Schwelle zur Oligotrophie.

Dringend nötig: Gewässerschonende Landwirtschaft

Inzwischen sind es vor allem die sogenannten diffusen Nährstoffeinträge aus der Luft und dem Regenwasser – verursacht beispielsweise durch den Verkehr oder die Landwirtschaft –, die den Seen zu schaffen machen. „Diffus“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Einträge nicht genau lokalisierbaren Quellen zuzuordnen sind, sondern flächig den Weg ins Wasser finden.
Abhilfe könnten eine gewässerschonende Landwirtschaft ohne chemische Pestizide und Dünger, wie etwa flächendeckender Biolandbau, und ungenutzte Gewässerrandstreifen an den Zuflüssen sowie breite Uferzonen an den Seen schaffen.

Was den Seen noch zusetzt:

  • Intensive Schifffahrt
  • Störungen und Zerstörung des Schilfgürtels durch Freizeitaktivitäten
  • Abfallablagerungen
  • Wasservogeljagd
  • Besatz mit nicht-standortheimischen Fischarten

Quellen: Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) und BUND Naturschutz

Mehr zum Problem der Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft (PDF)