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Haltungsform Huhn: Bio-Eier erfüllen den höchsten Standard

Jeden Morgen ein Frühstücksei? Im Durchschnitt verzehrt jeder Deutsche rund 240 Eier pro Jahr, etwa die Hälfte davon wird einzeln im Laden gekauft, die andere Hälfte in bereits verarbeiteten Lebensmitteln. Die Frage nach der Haltungsform spielt beim Ei für sehr viele VerbraucherInnen eine Rolle – und doch sind nicht einmal 20 Prozent der Eier "bio". Woran liegt das und was bedeutet Bio-Ei eigentlich genau?

Die seit 2004 EU-weite Pflicht zur Kennzeichnung ist den meisten Verbrauchern mittlerweile geläufig: Nur die 0 steht für biologische Produktion, die für die Hennen die beste Haltungsform darstellt. Einige Bio-Verbände haben sich zudem zur Aufzucht der Bruderhähne verpflichtet, daneben gelten strengere Kriterien für das Futter. Etwa die Hälfte unserer Eier konsumieren wir jedoch verarbeitet, im Restaurant oder Schnell-Imbiss, als Kuchen oder Mayonnaise – sogar gefärbte Ostereier gelten als verarbeitet: Hier gibt es keine Pflicht zur Kennzeichnung. Wer ganz sicher gehen will, sollte also möglichst generell keine eihaltigen Produkte konsumieren, die nicht das Bio-Siegel tragen.

Seit 1. Januar 2004 müssen alle europäischen Hühnereier einen Zahlencode tragen. Er zeigt, woher das Ei stammt. Bei Eiern, die lokal zum Beispiel auf dem Wochenmarkt angeboten werden, muss ein Schild auf die Haltungsform hinweisen.

0-DE-09XXXX lautet der Zahlencode auf Eiern, wobei die letzten vier Ziffern die Nummer des Erzeugerbetriebs angeben, den Sie über die Website vom Verein für kon­trollierte alter­native Tier­haltungs­formen e.V. (KAT) herausfinden können – zumindest, wenn es sich um ein Ei aus Bio-, Freiland- oder Bodenhaltung handelt.

Am bekanntesten ist die erste Zahl, hier bedeutet:
0 = Bio
1 = Freiland
2 = Bodenhaltung
3 = Kleingruppenhaltung/Käfigeier

Es folgt mit DE das Erzeugerland (hier Deutschland), dann das Bundesland, in dem die Eier gelegt wurden:

01 = Schleswig-Holstein
02 = Hamburg
03 = Niedersachsen
04 = Bremen
05 = Nordrhein-Westfalen
06 = Hessen
07 = Rheinland-Pfalz
08 = Baden-Württemberg
09 = Bayern
10 = Saarland
11 = Berlin
12 = Brandenburg
13 = Mecklenburg-Vorpommern
14 = Sachsen
15 = Sachsen-Anhalt
16 = Thüringen

Die bayerischen Regierungsbezirke werden dann noch einmal konkretisiert:

091 = Oberbayern
092 = Niederbayern
093 = Oberpfalz
094 = Oberfranken
095 = Mittelfranken
096 = Unterfranken
097 = Schwaben

Im ökologischen Landbau ist für Hühner und Hähne – also auch Legehennen – die Freilandhaltung vorgeschrieben. Vier Quadratmeter Auslauffläche muss jedes Tier zur Verfügung haben, weitere Mindestanforderungen sind unter anderem:

  • 1/3 der Stallbodenfläche fest und mit Streumaterial bedeckt, 2/3 dürfen Spalten oder Gitter sein
  • Legehennen müssen Sitzstangen haben
  • max. 3.000 Hennen je Stall, max. sechs Hennen je Quadratmeter Stallfläche
  • ständig freier Zugang zum Freigelände, sofern Witterung und Bodenzustand dies zulassen – mindestens aber bei 1/3 der Lebenszeit
  • künstliche Beleuchtung ist max. 16 Stunden pro Tag erlaubt, sie fördert die Legeleistung

Auch bei den Haltungsvorgaben gehen Bio-Verbände wie Naturland, Bioland oder Demeter in vielen Bereichen noch einen Schritt weiter, insbesondere was die Bedingungen für die Freifläche, das Raumangebot und die maximal erlaubte Anzahl an Tieren je Stall betrifft. Solche Bio-Eier erkennen Sie am entsprechenden Bio-Siegel.

Das Futter von Bio-Hennen muss eine ganze Reihe von Kriterien erfüllen, die für die übrigen Haltungsformen von Legehennen nicht gelten. Grundlage ist die EU-Verordnung über die ökologische/biologische Produktion und Kennzeichnung (Verordnung (EG) Nr. 889/2008). Zu den Vorgaben gehört unter anderem, dass es sich um ökologisches Futter handeln muss, und dass mindestens 20 Prozent aus dem Betrieb selbst stammen müssen, zumindest aber in derselben Region und in Kooperation mit anderen ökologisch wirtschaftenden Betrieben produziert werden. Gentechnik ist tabu, ebenso wie synthetisch gewonnene Aminosäuren oder Carotinoide. Auch die vorbeugende Fütterung von chemisch-synthetischen allopathischen Tierarzneimitteln ist verboten.

Manch einen mag jedoch überraschen, dass bei EU-Bio die Produkte aus nachhaltiger Fischerei – meist als Fischmehl – verfüttert werden dürfen. Wer dies nicht wertschätzt und höhere Standards als EU-Bio anstrebt – etwa ein höherer Anteil von Futter vom eigenen Betrieb, Stichwort Kreislaufwirtschaft – der sollte sich nach Bio-Eiern mit dem Bio-Siegel eines Anbauverbands wie Demeter, Bioland oder Naturland umsehen, die auch für die Haltung von Legehennen strengere Vorgaben machen.

Nur weibliche Hühner legen Eier, männliche Küken – sogenannte Bruderküken oder Bruderhähne – der spezialisierten Legerassen wurden bis Ende 2021 meist getötet. Seit 2022 ist dies in Deutschland verboten, für Produzenten gibt es nun drei Optionen:

  • Das Kükentöten wird ins Ausland verlegt, wo die Praxis (noch) erlaubt ist.
  • Die Geschlechtsbestimmung im Ei mit spektroskopischen oder hormonellen Verfahren. Die Eier mit männlichen Embryonen werden dann vor dem Ausbrüten vernichtet.
  • Die Aufzucht der Bruderhähne, mit dem Nachteil, dass die Legerassen jedoch nicht gut für die Mast geeignet sind.

Bio-Verbände versuchen dem Problem mit sogenannten Zweinutzungshühnern zu begegnen: Bei diesen Rassen ist zwar die Legeleistung geringer, dafür eignen sich die Hähnchen auch besser für die Mast, wenn auch nicht ganz so gut wie die dafür optimierten Masthuhnrassen. Eier und Geflügelfleisch vom Zweinutzungshuhn sind damit in jedem Fall teurer und bisher noch nicht weit verbreitet. Sicher erkennt man Produkte vom Zweinutzungshuhn am Siegel der Ökologische Tierzucht gGmbH.

Laut EU-Bio-Verordnung darf derzeit bei der Produktion von Bio-Eiern das Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei angewendet werden. Unter anderem bei Bioland, Demeter, Naturland, Biokreis und Gäa ist jedoch die Aufzucht der Bruderhähne Pflicht, erkennbar an den entsprechenden Bio-Siegeln der Verbände.

Wer (Bio-)Eier kauft, findet außerdem oft zusätzliche Hinweise auf der Verpackung, etwa "Bruderhahnaufzucht", "Geschwister-Ei", "Bruderküken-Initiative" oder "Brudertier-Initiative". Hier sollte sich der Konsument jeweils über die genauen Bedingungen informieren, da es keine gesetzlichen Vorgaben für den Umgang mit den männlichen Küken gibt und der Begriff Bruderhahn nicht geschützt ist.

Über die Ladentheke gehen kaum noch Eier aus Kleingruppenhaltung (Käfighaltung, Ziffer 3), diese Haltungsform ist ab 2026 ganz verboten. 2020 stammten aus dieser Haltungsform aber immer noch mindestens sechs Prozent der konsumierten Eier, allerdings versteckt in verarbeiteten Lebensmitteln. Die im Einzelhandel verkauften Eier stammten hingegen zur Hälfte aus Bodenhaltung, 33 Prozent waren Freilandeier und nur 17 Prozent Bio-Eier – wenn auch mit deutlich steigender Tendenz.

20 Prozent unserer Eier verzehren wir also bei der Außerhausverpflegung, mehr als 30 Prozent verarbeitet in Fertigprodukten: Allein aus deutscher Produktion stammten 2020 davon über zehn Prozent aus der verpönten Kleingruppenhaltung. Da sich Deutschland außerdem mit importierten Eiern versorgen muss, und diese meist bereits zu Vollei-Pulver oder ähnlichem verarbeitet sind, ist der Gesamtanteil von dieser Haltungsform hier noch höher einzuschätzen.

Bio-Eier kaufen: Tipps für Umwelt- und Tierschutz

  • Wählen Sie Eier mit dem (zusätzlichen) Bio-Siegel der großen Bio-Anbauverbände, so unterstützen Sie Tierwohl und Bio-Landwirtschaft in Bayern am besten.
  • Verzichten Sie auf Bio-Eier mit eher unbekannten Siegeln: Es gab in der Vergangenheit öfter Versuche Label neuer Initiativen zu etablieren, deren Vorgaben insbesondere den Bedürfnissen der Ei-Industrie entgegenkommen und kein Plus für die Legehennen darstellen.
  • Bevorzugen Sie eihaltige Bio-Produkte, denn dann müssen die Eier aus ökologischer Haltung mit Auslauf stammen.
  • Vergleichen Sie die Zutatenlisten von Lebensmitteln, die Ei enthalten, und wählen Sie Produkte, bei denen die Haltungsform der Hühner (freiwillig) angegeben ist: mit Bio-, Freiland- oder Bodenhaltung.
  • Greifen Sie zu Bio-Eiern vom Zweinutzungshuhn, bzw. von einem der Bio-Anbauverbände, bei denen die Aufzucht der Bruderküken gewährleistet ist.
  • Wenn bei Ihren Lieblingsprodukten nicht angegeben ist, aus welcher Haltungsform die verwendeten Eier stammen, schreiben Sie den Händler oder Hersteller an und fordern ihn auf, die Kennzeichnung schnellstmöglich zu ergänzen – und noch besser gleich auf Bio-Eier zu wechseln.
  • Auf den Seiten der Albert Schweitzer Stiftung sind im Rahmen der Kampagne käfigfrei viele Hersteller und Betriebe mit ihren Produkten aufgeführt, die auf die Verwendung von Käfigeiern verzichten.