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Tiere und Pflanzen

Nützlinge & Co.: Natürlicher Pflanzenschutz ohne Gift

Klar ist der Frust eines Heimgärtners angesichts kahl gefressener Salatköpfe verständlich, doch auch hier sollte man an das Wohl der Umwelt denken. Es gibt viele Alternativen zur Giftspritze!

Es ist nachvollziehbar, dass jemand die Blattläuse loswerden möchte, die die liebevoll gezogenen Rosen zum Welken bringen. Und wahrscheinlich wird auch kaum jemand vor Freude in die Luft springen, wenn der Mehltau im Garten sämtliche Blätter mit einer weißen Schicht überzieht. Doch auf keinen Fall sollte man zu Stoffen wie beispielsweise Glyphosat greifen, die irreführenderweise als "Pflanzenschutzmittel" verkauft werden. Denn derartige Stoffe sind nichts anderes als Gift, das erhebliche Risiken für Natur und menschliche Gesundheit birgt (siehe unten). Natürlicher Pflanzenschutz bedeutet, die Natur durch Nützlinge und andere Maßnahmen zu unterstützen.

Dem Schädlingsbefall vorbeugen

Statt also sich selbst und Ihre Umgebung zu gefährden, die natürliche Nahrungskette mit Giftstoffen zu belasten, Bodenorganismen zu schädigen und zuletzt die vielen empfindlichen "Nützlinge" zu vernichten, können Sie ganz unkompliziert dem Schädlingsbefall vorbeugen und sich viel Aufwand und Ärger ersparen.

Schädlingsbefall ist oft Ausdruck eines schlechten Gesundheitszustandes der Pflanze. Gesunde Nutz- und Zierpflanzen werden mit ihren "Schädlingen" meist gut fertig und selten so stark befallen, dass sie ernsthaften Schaden davontragen. Der Schutz vor Schädlingen beginnt schon beim Pflanzenkauf: Wählen Sie standortgerechte, heimische und robuste Pflanzensorten. Die unterschiedlichen Pflanzenarten haben sich im Laufe ihrer Entwicklung an die verschiedensten Klima- und Bodenverhältnisse angepasst. Nur wenn Gesundheit, gute Keimfähigkeit, hohe Keimrate beim Saatgut und gesundes, sortentypisches Aussehen beim Pflanzengut gegeben sind, haben die Pflanzen in der empfindlichen Jugend- oder Anwachsphase optimale Startbedingungen. So lassen sich viele Pflanzenkrankheiten nur durch die Wahl geeigneter Sorten preiswert und umweltschonend ausschalten, etwa bei Kartoffelsorten, die gegen Kartoffelkrebs resistent sind. 

Auch der Saat- bzw. Pflanztermin spielt eine wichtige Rolle: Um das zeitliche Zusammenkommen von "Schädling" und empfindlichem Pflanzenstadium zu verhindern und eine schnelle Jugendentwicklung zu gewährleisten, kann der optimale Saat- und Pflanztermin von der Angabe auf der Samenpackung abweichen. Frühe Saat ist oft besser, da die Pflanzen bereits erstarkt sind, wenn sich ihre "Schädlinge" entwickeln. Wir empfehlen, sie etwa gegen Möhrenfliegen- und Erbsenwicklerbefall zu schützen. Die Blüte von Hülsenfrüchten sollte vorüber sein, wenn die ersten Wicklerweibchen fliegen. Flaches Säen und Pflanzen verkürzt die empfindliche Jugendentwicklung und stärkt die Pflanzen, weil sie früher ans Licht kommen und Energie erzeugen. Sinnvoll ist das Vorziehen von Setzlingen im Frühbeet oder im Glashaus.

Bei Pflanzungen in offenen Lagen ist es sinnvoll, mittels Hecken oder Windschutzpflanzen (Sonnenblumen, Stangenbohnen) den Wind zu bremsen. Dadurch erhöht sich die Temperatur der Umgebung und die Wasserverdunstung aus dem Boden wird reduziert. Leichte Durchlüftung und Besonnung der Pflanzenbestände beugt Pilzkrankheiten vor und fördert den Geschmack von Nutzpflanzen.

Gesunde Pflanzen brauchen einen gesunden Boden: Die mechanische Bodenbearbeitung erfolgt durch Lockern und Belüften des Bodens, nicht durch Umgraben. So bleibt das Bodengefüge erhalten. Düngung wird durch  Ausbringen von Kompost, Gründüngung und Pflanzenjauchen betrieben. Des Weiteren verhindert der aufeinanderfolgende Anbau von Stark-, Mittel- und Schwachzehrern  Bodenmüdigkeit und Folgekrankheiten.

Beim Anbau in Mischkultur kann man die Tatsache, dass sich verschiedene Nutzpflanzen gegenseitig fördern und ihre "Feinde" abhalten, nutzen. Tomatenpflanzen haben zum Beispiel  Drüsenhaare auf den Oberseiten ihrer Blätter entwickelt. Wenn eine Blattlaus ein Tomatenblatt annagt, sondern diese ein hellgrünes, klebriges Sekret ab. Die Blattlaus verfängt sich darin und verhungert. Dieses Sekret ist auch verantwortlich für den typischen Geruch der Pflanze.

Beim Gehölzschnitt ist sauberes Arbeiten wichtig: Größere Wundränder mit einem scharfen Messer glätten. Anschließend eventuell ein biologisches Wundbehandlungsmittel ohne Fungizidzusatz aufbringen. Entfernen und vernichten Sie befallene Pflanzenteile.

Die Förderung der "Nützlinge" durch naturnahe Gartengestaltung und Nisthilfen sowie der Verzicht auf Pestizide ist ökologischer Pflanzenschutz. In einem Garten, der viele naturnahe Elemente wie Hecke, Wiese, Tümpel, Steinhaufen, Totholzstapel oder Nisthilfen enthält, verhindern die dort lebenden natürlichen Feinde ein Überhandnehmen von Problemarten.

Vögel vertilgen insbesondere in der Brutzeit eine Unmenge von Insekten. Andere "Nützlinge" sind zum Beispiel Frösche, Kröten, Eidechsen, Wiesel, Spitzmäuse, Igel oder Fledermäuse sowie Spinnen, Schlupfwespen, Florfliegen, Marienkäfer, Greifvögel und Eulen. Es ist eine Frage der Vernunft, diesen Tieren ausreichend Platz im Garten einzuräumen. 

Durch feine Netze oder Vliese, die mit Drahtbögen hochgehalten werden, können Gemüsebeete vor unliebsamem Insektenbesuch geschützt werden. Schneckenzäune verhindern das Eindringen der hungrigen Weichtiere. Um die Stengel von Kohlpflanzen gelegte Kohlkragen verhindern die Eiablage der Kohlfliegen. An den Stämmen von Obstbäumen angebrachte Fanggürtel dienen im Herbst auch vielen Insekten als Unterschlupf, daher müssen sie immer wieder erneuert und vor ihrer Vernichtung kontrolliert werden, ob sich darin "Nützlinge" (z. B. Marienkäfer, Ohrwürmer) angesiedelt haben. Diese sollten gegebenenfalls vorher freigelassen werden. Vorsicht bei Leimringen! Mit Leim versehene Fanggürtel, die zur Bekämpfung des Frostspanners oder gegen den Blattlaustransport durch Ameisen am Stamm angebracht werden, sind zwar wirkungsvoll, aber auch tödlich für viele "Nützlinge", zum Teil sogar für Vögel.

Das frühzeitige Absammeln von "Schädlingen" verhindert deren Vermehrung und beugt so größeren Schäden vor. Sinnvoll ist zum Beispiel, Kohlpflanzen von Raupen des Kohlweißlings und Kartoffelpflanzen von Kartoffelkäfern zu befreien. Blattläuse werden einfach mit den Fingern von den Pflanzen abgestreift. Das Abschneiden von befallenen Pflanzenteilen dämmt eine Krankheit oft vor deren richtigem Ausbruch erfolgreich ein.

Abhilfe bei akutem Schädlingsbefall

Selbst wenn es bereits so weit ist und Ihre Haus- oder Gartenpflanzen befallen wurden, kann man den Schädlingen mit umweltschonenden Alternativlösungen zu Leibe rücken:
Pflanzenjauchen, -Tees und -Brühen sind schnell wirksam und ungiftig, vertreiben "Schädlinge" und stärken die Abwehrkräfte der Pflanzen. Die Wirkung von Pflanzen- extrakten, genau wie die von Mischkulturen, beruht auf der Fähigkeit vieler Pflanzen, Abwehrstoffe zum Schutz vor Insekten, Pilzen und anderen Organismen herzustellen. Zu den zum Teil hochgiftigen und sehr wirksamen Abwehrstoffen gehören etwa Koffein, Nikotin, Kokain oder Morphin. Auch Bitterstoffe, Gerbsäuren und stark riechende ätherische Öle verderben vielen "Pflanzenfeinden" den Appetit. Pflanzen sind also oft gar nicht so hilflos, wie es den Anschein hat.
Duftstoffe, optische und akustische Reize können "Schädlinge" anlocken oder abschrecken. Diese Maßnahmen wirken meist gezielt und sind ungefährlich für die Umwelt. Pheromonfallen locken durch arttypische Sexualduftstoffe männliche Insekten in die Falle. Zu den Fraßlockstoffallen gehört beispielsweise die "Bierfalle" zum Schneckenfang. Guten Erfolg bringen klebrige Gelbtafeln, die etwa Kirschfruchtfliege und Weiße Fliege auf den Leim locken. Aber Vorsicht, da auch "Nützlinge" gefangen werden!

Hier finden Sie Herstellungsanleitungen für Pflanzenextrakte.

Probleme durch Glyphosat etc.

Chemische "Pflanzenschutzmittel" kommen nicht ohne Nebenwirkungen aus. So werden zum Beispiel bei Glyphosat – bekannt als wichtiger Inhaltsstoff im Pestizid "Roundup" – folgende Risiken beschrieben: Neben der starken Beeinträchtigung der natürlichen Artenvielfalt ist es möglich, dass Glyphosat das Erbgut verändert, menschliche und tierische Zellen schädigt, das Hormonsystem beeinträchtigt, bestimmte Krebsarten begünstigt oder auch die Embryonalentwicklung stört. Alles gewichtige Gründe, dieses Mittel aus dem freien Verkauf zu verbannen. Doch allein in Deutschland sind 75 glyphosathaltige Mittel zugelassen und werden fleißig eingesetzt: Über 500 Tonnen Pestizide im Jahr werden deutschlandweit von Privatpersonen versprüht – ein immenser Schaden für die Natur!

Die Zulassung für den Privatgebrauch unterliegt dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Die Gartengifte müssen entsprechend gekennzeichnet sein ("Anwendung im Haus- und Kleingartenbereich zulässig"). Vor allem dürfen sie nur in kleinen Verpackungseinheiten verkauft werden und müssen mit deutlichen Gebrauchshinweisen wie beispielsweise Dosierhilfen versehen werden. Im Amateurbereich sind allerdings durchaus auch für Wasserlebewesen und "nützliche" Insekten gefährliche Pestizide zugelassen. Das besondere Problem beim Gifteinsatz hinter der Gartenhecke ist, dass es keine behördliche Kontrolle gibt: eine Überdosierung nach dem Motto "viel hilft viel" ist daher trotz Haushalts-Packungsgröße leicht möglich.