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GRÜNES BAND: LEBENSADER FÜR AKUT BEDROHTE MOORE UND FLIEßGEWÄSSER

PRESSEFAHRT AM GRÜNEN BAND EUROPA IM DREILÄNDERECK BAYERN-TSCHECHIEN-ÖSTERREICH (10.-12. Juli 2017): Der BN hat bislang rund 90 ha wertvolle Moorflächen, naturnahe Fließgewässerbereiche und Feuchtwiesen am Grünen Band Bayern-Tschechien angekauft und damit langfristig für den Naturschutz gesichert. Der erschreckend schlechte Allgemeinzustand heimischer Lebensräume wurde in der vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) aktuell veröffentlichten „Roten Liste“ der Biotoptypen Deutschlands publiziert – knapp zwei Drittel sind gefährdet. Früher weit verbreitet, gelten Hoch- und Niedermoore, naturnahe Fließ- und Moorgewässer oder auch das artenreiche Grünland heute als von vollständiger Vernichtung bedroht. Laut aktueller Europäischer Roter Liste sind Moore und Sümpfe sogar die am stärksten gefährdeten Lebensräume des Kontinents. Das über 12.500 Kilometer lange „Grüne Band Europa“ entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs ist ein Refugium für die Natur: Bedrohte Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten können hier noch überleben.

06.07.2017

Das 346 Kilometer lange Grüne Band entlang der Grenze Bayern-Tschechien und im Dreiländereck Bayern-Tschechien-Österreich sind zentrale Bereiche dieses längsten Lebensraumverbundes der Welt. Es ist Rückzugsort und Ausbreitungskorridor für eine Vielzahl an gefährdeten Arten wie Waldbirkenmaus, Birkhuhn, Auerhuhn, Dreizehenspecht, Schwarzstorch, Fischotter und Luchs. Auch der Elch wandert aus Tschechien über das Grüne Band nach Bayern und Österreich ein. Prof. Hubert Weiger, 1. Vorsitzender des BN: „Die von der Bayerischen Staatsregierung unlängst in Aussicht gestellte Machbarkeitsstudie zum Grünen Band Oberpfalz ist ein wichtiger Beitrag, das Grüne Band zu erhalten und zu entwickeln. Wir begrüßen dieses Engagement sehr und regen an, langfristig ein grenzübergreifendes Gesamtkonzept für das Grüne Band Bayern-Tschechien gemeinsam mit den tschechischen Naturschutzbehörden und- verbänden zu erarbeiten und umzusetzen. Hierzu bedarf es auch der besseren personellen Ausstattung der bayerischen Naturschutzbehörden. Der grenzübergreifende Schutz naturnaher Lebensräume und artenreicher Kulturlandschaften auf Grundlage einer umfassenden Lebensraum- und Artenerfassung kann dazu beitragen, diese für Zentraleuropa wichtige Biotopverbundachse weiter zu entwickeln.“ Für die bayerische Seite sollte hierbei der Lückenschluss im Schutzgebietsnetz im Rahmen des Biodiversitätsprogramms Bayern 2030 „Natur Vielfalt Bayern“ im Vordergrund stehen.

Dr. Liana Geidezis, Leiterin des BUND-Projektes Grünes Band und 2. Vorsitzende der European Green Belt Association e.V., betont: “Die Grüne Band Europa Initiative steht modellhaft für die grenzübergreifende Zusammenarbeit von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen. Nur so kann das Grüne Band als Rückgrat einer europäischen „Grünen Infrastruktur“ erhalten und entwickelt werden. Wir würden es daher begrüßen, wenn das Bayerische Umweltministerium dem guten Beispiel Österreichs folgt und auch Mitglied des Grüne Band Europa Vereins wird.“ Der BN hält es zudem für dringend notwendig, dass sich Bayern auf EU-Ebene für ein europäisches Förderprogramm für Grüne Infrastruktur einsetzt.

Die Pressebereisung des BN führt unter anderem in den Landkreis Freyung-Grafenau in die Gemeinden Haidmühle und Philippsreut. Hier hat der BN in den letzten Jahren mehr als 50 ha wertvolle Moorflächen, naturnahe Fließgewässerbereiche und Feuchtwiesen mit Förderung durch das Klimaprogramm Bayern (KLIP) angekauft: „Der Grunderwerb ist oft der einzige Weg, die Lebensräume und Arten langfristig zu schützen. Wertvolle Komplexe aus Mooren und Feuchtwiesen wie an der Kalten Moldau, direkt an der bayerisch-tschechischen Grenze, beherbergen gefährdete Arten wie den Sonnentau, den Hochmoorgelbling oder die Kreuzotter. Zudem sind sie als CO2-Speicher von besonderer Bedeutung für den Klimaschutz,“ berichtet Dr. Peter Mayer, 1. Vorsitzender der BUND Naturschutz Kreisgruppe Freyung-Grafenau.

Grenzübergreifende Zusammenarbeit und das Miteinander von Gemeinden, Naturschutzverbänden und Behörden sind wichtig, um das gemeinsame Natur- und Kulturerbe Grünes Band dauerhaft zu erhalten. Daher wird im Rahmen der Pressefahrt auch die oberösterreichische Gemeinde Leopoldschlag für ihr jahrzehntelanges Engagement für das Natura 2000-Gebiet Maltsch/Malše am Grünen Band Österreich-Tschechien als zweite Modellgemeinde am Grünen Band Europa überhaupt ausgezeichnet. Die Auszeichnung erfolgt durch die European Green Belt Association und den Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND), seit 2004 Regionalkoordinator für den zentraleuropäischen Abschnitt des Grünen Bandes. In Kooperation mit dem Naturschutzbund Oberösterreich und dem Land Oberösterreich wurde von der Gemeinde in 2006 das erste Infozentrum zum Grünen Band Europa eröffnet und werden modellhafte Projekte, wie ein Beweidungsprojekt von Feuchtgebieten mit Wasserbüffeln, umgesetzt. Als erste „Modellgemeinde am Grünen Band Europa“ wurde im Jahr 2015 die Gemeinde Haidmühle (Landkreis Freyung-Grafenau) für ihr Engagement zum Erhalt der „Bischofsreuter Waldhufen“ ausgezeichnet.

Weitere Stationen der Pressebereisung sind das sogenannte Säumermoor (Soumarské rašeliniště) im Nationalpark Šumava und der Sophienurwald (Žofínský prales), einer der letzten Urwälder Mitteleuropas, im Natura 2000-Gebiet Novohradské hory in Tschechien.

Für Rückfragen:

Dr. Liana Geidezis, Melanie Kreutz, BUND Projektbüro Grünes Band
Tel. +49-911-575294-10; mobil vom 10.-12. Juli: 0176-38532879
gruenesband@bund-naturschutz.de

Hintergrundinformation:

Der BUND Naturschutz (BN), Landesverband des  Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND, Friends of the Earth Germany), setzt sich seit 1989 für den Schutz des innerdeutschen Grünen Bandes ein. Er hat 2002 ein Grünes Band durch Europa vorgeschlagen und ist damit ein maßgeblicher Initiator der Grüne Band Europa Initiative, die sich für Schutz und Entwicklung des über 12.500 Kilometer langen Lebensraumverbundes entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer einsetzt. Das BUND Projektbüro Grünes Band ist seit 2004 Regionalkoordinator für den zentraleuropäischen Abschnitt von der Ostsee bis zur Adria. In der pan-europäischen Initiative arbeiten Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen aus 24 Anrainerstaaten zusammen. Das Grüne Band Europa wurde 2013 durch die EU Kommission als Vorbild für die Umsetzung europäischer, grenzübergreifender sogenannter „Grüner Infrastruktur“ benannt. BN und BUND sind Gründungs- und Vorstandsmitglied des 2014 gegründeten Vereins Grünes Band Europa („European Green Belt Association e.V.“). Diesem internationalen Verein gehören bislang 31 Mitglieder aus 16 Ländern an, darunter sind Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen.