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NATIONALPARK IM SPESSART - CHANCE FÜR MENSCH UND NATUR

Der Spessart ist hervorragend für einen weiteren Nationalpark in Bayern geeignet. Dies ist das Resümee einer Pressefahrt der vier großen Naturschutzorganisationen BUND Naturschutz, Greenpeace, Landesbund für Vogelschutz und WWF in das Waldschutzgebiet Metzger im Spessart.

19.04.2017

Die Dringlichkeit, alte Wälder dauerhaft unter Schutz zu stellen, betonte dabei der BUND Naturschutz Vorsitzende Hubert Weiger: "Derzeit sind von 107.000 Hektar Wald im Spessart nur 0,3 Prozent dauerhaft als Naturwald auch für kommende Generationen vor der Motorsäge geschützt". "Ein Nationalpark wäre ein wichtiger Schritt zu einem wirkungsvollen Waldschutz und ist auch machbar, weil er weniger als 10 Prozent der Spessartwälder umfassen und nur im Staatswald eingerichtet würde", so die Vertreter der Naturschutzorganisationen. Sie kritisierten zudem vor Ort die Fällungen starker Eichen kurz vor und nach der Ausweisung von Schutzgebieten. Der Rückgang der starken Eichen liege dort in erster Linie an der Holznutzung. Befürchtungen, mit einem Nationalpark würden die Eichen im Spessart "aussterben" seien völlig absurd. Ein Blick in die kleinen Schutzgebiete mit ihrer einzigartigen Waldstruktur aus vielen Alt- und Biotopbäumen zeige, welch enormes Naturschutzpotential ein Nationalpark im Spessart hätte. Doch nicht nur die Waldnatur würde gewinnen, sondern gerade die Menschen im Spessart durch mehr Arbeitsplätze und mehr Tourismus, wovon auch Gastronomie, Handwerk und Landwirtschaft profitieren werden.

 

Große Naturschutzpotentiale im Spessart dauerhaft sichern

Die naturschutzfachlich sehr wertvolle Naturwaldentwicklung braucht viel Zeit. Es vergehen Jahrzehnte bis Jahrhunderte bis aus Wirtschaftswäldern wieder vollständige, unverletzte Waldökosysteme entstehen können. Die Strukturen, wie sie sich in dem kleinen Schutzgebiet Metzger über fast 90 Jahre entwickeln konnten, sind deshalb so wertvoll, weil sie in Bayern und Deutschland ansonsten kaum mehr zu finden sind. Nach Protesten gegen die Holznutzung in Altwäldern vor einigen Jahren haben die Bayerischen Staatsforsten im Hochspessart weitere etwa 1.000 Hektar an alten Wäldern ("Klasse 1-Wälder") vorübergehend aus der Nutzung genommen. "In diesen Klasse 1-Wäldern gibt es ein großes Naturschutzpotential, das aber endlich rechtlich abgesichert und in ein großes Schutzgebiet eingebettet werden muss", so die Naturschutzorganisationen. Wenn diese Klasse 1-Wälder in einen Nationalpark einbezogen werden, lassen sich die Nutzungsverzichte für die Bevölkerung verringern.


Hunderte Starkeichen in Schutzgebieten vor und nach Ausweisung gefällt

Im Naturschutzgebiet Metzger gibt es über 100 Eichenstöcke, die als Reste uralter Eichen klar belegen, das diese mit der Motorsäge gefällt wurden. Man kann hier gut erkennen, dass viele Eichen oft unbedrängt von Buchen aus wirtschaftlichen Gründen gefällt wurden", so der Sprecher der Bürgerbewegung "Freundes des Spessarts", Michael Kunkel. Denn die Eichenstämme, die sich als Totholz nur sehr langsam über Jahrzehnte zersetzen, liegen nicht mehr im Reservat, sondern wurden abtransportiert und verkauft. "Auch in einem Naturwald ringen Bäume um Licht, Wasser und Nährstoffe, aber hier im Metzger kann man klar erkennen, dass nicht die Buchen am Verschwinden vieler Starkeichen schuld sind, sondern die Motorsäge", so Kunkel. Leider kann der Eichennachwuchs wegen des hohen Wildverbisses nur hinter Zaun hoch wachsen.

 

Große Staatswälder im Spessart, aber nur winzige Teile geschützt

Bereits am ersten deutschen Naturschutztag 1925 wurde in München mit überwältigender Mehrheit ein größeres Schutzgebiet in den alten Laubwäldern Unterfrankens gefordert. Schon damals waren Forstleute wie Karl Rebel, der sich für Naturwaldreservate und Nationalparke hierzulande aussprach, in der Minderheit. So wurde diese Forderung des Naturschutzes von der Forstseite abschlägig beschieden. Der Münchner Waldbauprofessor Fabricius erteilte den Plänen auf dem Naturschutztag eine klare Absage: "Denn Waldbau ist eben nicht Naturschutz, sondern Werterzeugung". Aus diesen Forderungen sind 1928 dann zwei winzige Waldschutzgebiete unter 10 Hektar entstanden. Bis heute sind im Spessart von den über 42.000 Hektar an Staatswäldern nur etwa 360 Hektar als Naturwälder dauerhaft geschützt. An der Waldfläche des bayerischen Spessarts macht dies nur 0,3 Prozent aus.

Für Rückfragen

Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter, Tel. 0171-6394370