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Reichswaldbilanz 2017

Autobahndirektion ist derzeit der schlimmste Reichswaldzerstörer

Kundgebung am Schmausenbuck, Nürnberg 15.7.17 15:00 Uhr

Reichswaldfest 15./16.7.17

13.07.2017

Seit 1973 kämpft der BUND Naturschutz (BN) zusammen mit einer breiten Bürgerbewegung um den Erhalt des Reichswaldes. Zahlreiche aktuell agierende Bürgerinitiativen und befreundete Verbände ziehen hier mit dem BN an einem Strang. Die Bilanz des Reichswaldschutzes im vergangenen Jahr fällt leider nicht positiv aus und große Herausforderungen durch überzogene Planungen stehen bevor.

"Vor allem durch den weiteren Ausbau der Autobahnen sind erhebliche Wald-verluste entstanden. Die Autobahndirektion Nürnberg gehört derzeit zu den schlimmsten Zerstörern im Reichswald. Zuletzt hatten wir großflächige Rodun-gen an der Autobahn A6 zwischen den Kreuzen Nürnberg-Süd und Nürnberg-Ost. Und weitere sind geplant, so der BN-Regionalreferent Tom Konopka. "Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses Martin Burkert (SPD) haben mit der großen Koalition aus CDU/CSU und SPD den Bundesverkehrswegeplan mit all den Reichswaldeingriffen durchgewunken. Diese Politik auf Kosten der Bürgerinnen und Bürger und des Reichswaldes muss sich endlich ändern", so Tom Konopka.

"Auf dem Stadtgebiet von Nürnberg drohen uns im Bannwald und im Vogel-schutzgebiet der sechsspurige Ausbau der A 73 im Nürnberger Süden im Bereich der Gartenstadt und der gigantische Ausbau der Anschlussstelle Fisch-bach an der A 9. Natürlich ist auch die Nordspange zum Flughafen noch nicht vom Tisch. Und es drohen ein Ausbau der Regensburger Straße im Bereich des geplanten Einkaufszentrums von IKEA und der Ausbau des Knotens Wiener Straße-Marthweg, wo die Stadt am Reichswald knabbern will. Hier überall kämpfen wir um jeden Quadratmeter Wald. Die geplante Wohnsiedlung an der Regensburger Straße wird ebenfalls Wald kosten. Die Fläche ist aber z.T. bereits städtebaulich genutzt. Hier wollen wir v.a. Ausgleich und Ersatz an der richtigen Stelle", so Dr. Otto Heimbucher, 1. Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Nürnberg-Stadt.

"Leider sind auch im Nürnberger Land große Eingriffe geplant. Wir unterstützen die neu gegründete Bürgerinitiative Fischbach im Kampf gegen den Overfly am Autobahnkreuz Nürnberg-Ost und die BI Moosbach wegen der immer noch im Wald an der A 6 geplanten PWC-Anlage. In beiden Fällen ist die Autobahn-direktion die planende Behörde. In den nächsten Jahren drohen uns Rodungen für den leider genehmigten Sandabbau nördlich des Birkensees bei Röthenbach an der Pegnitz. Hier konnten wir nur eine Verkleinerung durchsetzen. Völlig neu sind Überlegungen, das Schulholz bei Neunkirchen am Sand wieder als In-dustriegebiet auszuweisen und neu ist die Planung quer durch den Reichswald bei Rummelsberg eine Straße zur B 8 zu bauen. Hier werden wir Widerstand leisten, so gut es geht", so Sophie Wurm, Stellvertretende Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Nürnberger Land.

Der BN fordert ein Umdenken in der Verkehrspolitik, nur so kann der permanente Reichswaldverlust aufgehalten werden. Nicht der Ausbau der Autobahnen und Bundesstraßen, sondern die Verlagerung des Verkehrs auf die Bahn müsste endlich angegangen werden. Für die Bundestagswahl 2017 bitten die Natur- und UmweltschützerInnen um Stimmen für Parteien und KandidatInnen, die für eine Verkehrswende eintreten.

Aktuelle Planungen

Es droht der Ausbau der A 73 im Nürnberger Süden im Bereich der Gartenstadt auf sechs Spuren (AS Hafen-Ost bis AK Nürnberg-Süd). Das Planfeststellungsverfahren läuft, der BN hat eine umfangreiche Stellungnahme abgegeben und fordert den Verzicht auf den Ausbau, weil dadurch auch weiterer Verkehr über den Frankenschnellweg in die Stadt gelenkt würde. Hier stehen bis zu 25 ha Reichswald auf dem Spiel.

Mit dem geplanten Umbau des Autobahnkreuzes Nürnberg-Ost (A6; Overfly) und Ausbau der Anschlussstelle Fischbach (A9) stehen etwa 20 Hektar Waldfläche zur Disposition. Der BN kämpft gegen den Ausbau und fordert stattdessen Tempobegrenzungen, um das hohe Verkehrsaufkommen mit den bestehenden Verkehrsflächen zu bewältigen.

Beim geplanten LKW-Parkplatz bei Moosbach an der A6 geht die Planung weiter, sie wurde 2016 wieder aufgenommen, es drohen fünf Hektar Rodung. Hier agiert der BN zusammen mit der BI Moosbach.

Die Nordspange zum Flughafen würde 40 Hektar Reichswald kosten. Wegen der unabsehbaren Dauer zur Beseitigung der Löschschaumrückstände im Grundwasser hat der VGH München angeordnet, das Verfahren ruhen zu lassen. Leider hält die Staatsregierung am Projekt fest und hat es wieder im neuen Bundesverkehrswegeplan untergebracht.

Mit der geplanten Bebauung großer Flächen westlich der Regensburger Straße in Nürnberg für Wohnungen würden ca. 3,9 ha Reichswaldflächen gerodet, die allerdings nicht unter Bannwaldschutz stehen.

Der von der Stadt Nürnberg geplante Ausbau des Knotens Wiener Straße/ Marthweg würde ebenfalls Wald kosten.

Die Gemeinde Schwaig plant die Ausweisung eines Gewerbegebietes "Östliche Haimendorfer Straße". 1,5 Hektar Reichswald sollen hier gerodet werden.

In Röthenbach an der Pegnitz drohen weitere Rodungen südlich der Bahnlinie im Bereich der "Alten Hut". Die Firma Zapf bietet dort auf bewaldeten Flächen 3,6 Hektar Gewerbefläche an.

Seit 2013 kämpft der BN zusammen mit dem Fränkischen Albverein zum wiederholten Mal gegen den Plan der Fa. Zapf, Wald am Birkensee für Sandabbau roden zu können. Das traditionell abbaufreundliche Bergamt Nordbayern hat den Abbau auf 7,5 Hektar zwischenzeitlich genehmigt. Europäisch geschützte Flechtenkiefernwälder stehen hier zur Disposition.

Die neueste Entwicklung: Seit kurzem wird in Neunkirchen am Sand diskutiert das bereits einmal vor Rodung gerettete "Schulholz" für eine Erweiterung der Kranbaufirma Tadano-Faun als Industriegebiet auszuweisen und dafür 10 bis 15 Hektar Reichswald zu roden.

Sollte die geplante Gleichstrompassage Süd-Ost (HGÜ) weiterverfolgt werden, könnte dies ebenfalls den Reichswald betreffen, weil eine Trassenvariante hier entlangführen würde. Die mögliche Reichswaldtrasse ist zuletzt allerdings unwahrscheinlicher geworden. Der BN sieht die Trasse insgesamt als nicht notwendig und für die Energiewende sogar als kontraproduktiv an und unterstützt die vielen Bürgerinitiativen in ganz Nordbayern in ihrem Kampf gegen das Vorhaben.

Der Waldschutz in der Region muss wieder verstärkt werden, um vor allen die Bannwälder auch tatsächlich zu erhalten. Der Wald ist und bleibt für den globalen und für den lokalen Klimaschutz unverzichtbar. Ersatzaufforstungen sind nicht die Lösung, sondern nur der allerletzte Ausweg, wenn ein Eingriff unverzichtbar ist. Es gibt nur wenige Kohlenstoffsenken, die das CO2 aus der Atmosphäre zurückholen. Moore und Wälder wirken hier am stärksten. Und auf lokaler Ebene ist der Reichswald die natürliche Klimaanlage der Städte, die sonst zu überhitzen drohen. Mindestens drei Grad Celsius lägen die Temperaturen an den heißen Sommertagen höher, wenn wir den Reichswald nicht hätten, und das vor allem auch nachts. Ersatzaufforstungen weit weg in der Oberpfalz wie für einige Eingriffe geplant nutzen da wenig.

Zuletzt erfolgte Rodungen

Der sechsstreifige Ausbau der A6 ging auf Kosten des Reichswaldes. Trotz Klimakatastrophe baut der Freistaat und der Bund das Straßennetz munter aus. Die Verbreiterung der A 6 Kreuz Nürnberg-Süd bis Kreuz Nürnberg-Ost hat ca. 3 Hektar Wald gekostet. Die Rodungen erfolgten im ausgehenden Winter 2014/15.

Die Erneuerung einer Brücke an der A3 westlich des Autobahnkreuzes Nürnberg (Bauwerk BW 402e) wurde - wenig waldfreundlich - neben der bestehenden Fahrbahn und damit auf Kosten des Reichswaldes errichtet.

Für den überdimensionierten Ausbau des Knotens an der B 14 südöstlich von Neunkirchen am Sand wurden 0,8 Hektar Reichswald vernichtet.

2015 wurde auch für den vom BN abgelehnten Ausbau der Staatsstraße 2239 Feucht - Penzenhofen gerodet. 4,4 Hektar Wald fielen.

An der Anschlussstelle Nürnberg-Nord an der A 3 wurde gerodet. Dort wird der Knoten aus Sicherheitsgründen umgebaut.

Für den umstrittenen Kreisverkehr am Nürnberger Hafen wurde ebenfalls ein Hektar Reichswald gerodet.

Im Zuge des Neubaues auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei im Nürnberger Süden wurde Wald für ein Regenrückhaltebecken gerodet.

Die Erweiterung des Sandabbaus bei Schwarzenbruck/Ochenbruck wurde 2014 leider genehmigt. Hier hat der BN bereits im Rahmen der Regionalplanung versucht, die Rodungen abzuwehren. Der Wald ist leider verloren.

Im Erlanger Südgelände gehen die Rodungen für weitere Universitätsgebäude unvermindert voran. Die stehen nicht unter Bannwaldschutz.

Unterschriftenliste für mehr Naturwälder, mehr Naturschutz bei Holzernte

Der BN will erreichen, dass der Urwald vor der Haustür besser geschützt wird. Deshalb fordert der BN in den Staatswäldern im Nürnberger Reichswald mehr Naturwaldbereiche zu schützen und auch bei der Holznutzung auf Natur und Erholung mehr Rücksicht zu nehmen. Neben der Einrichtung einiger großer holznutzungsfreier Waldgebiete in den großen Laubwaldgebieten wie Spessart und Steigerwald, für die Nationalparke diskutiert werden, braucht es auch mehr Naturschutz in den nadelbaumreichen Staatswäldern. Dort sollen kleinflächig vorkommende naturnahe Laubwälder in Altholzinseln und Trittsteinen dauerhaft als Naturwälder geschützt werden, d.h. ohne Holznutzung. Konkret fordert der BN ein Trittsteinkonzept für nutzungsfreie Wälder auf mindestens 1 % der Reichswaldfläche. Zudem fordert der BN bei der Holzernte mehr Rücksicht auf Brutzeit und eine Reduktion der eingeschla-genen Holzmengen, weniger Rückegassen und eine naturschonendere Holz-ernte. Der BN wird am Informationsstand dazu eine Unterschriftenliste auslegen, auf der Waldfreunde für mehr Waldnaturschutz unterschreiben können.

Kundgebung am 15.7.17 um 15.00 Uhr im Reichswald

Am Samstag, 15.7.17 demonstrieren wieder die vielen Waldschutz-Initiativen gegen geplante Eingriffe. Vier Bürgerinitiativen, elf Vereine, zwei Waldkindergärten und vier Behörden stellen ihre Arbeit vor. Der Oberbürgermeister von Nürnberg, Dr. Ulrich Maly und der BN-Vorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger werden zum Waldschutz reden.

Am Samstag und Sonntag werden auch die Erfolge im Reichswaldschutz beim 45. Reichswaldfest gefeiert. Am Sonntag-Vormittag gibt es ein Weißwurstfrühstück mit Talkshow unter Moderation des Comedian, Artisten und Waldhorn-bläsers Schorsch Bross.

Dieses Jahr steht die Eiche im Mittelpunkt. Neben einer kleinen Ausstellung, die sich auch dem Thema "Deutsche Eiche?" widmet gibt es mehrere Führungen. Und die mächtigen Eichen des Schmausenbucks bieten die richtige Kulisse.

Für Kinder und Jugendliche gibt es die Möglichkeit, unter fachkundiger Betreuung der BN-Jugendbildungsstätte Wartaweil mit Helm und Seilen eine riesige Eiche zu erklettern. Bei der Jugendorganisation BUND Naturschutz (JBN) werden Geheimnisse um die Eiche gelüftet und eine Märchenerzählerin zieht die Kinder in ihren Bann. Wie in den Vorjahren ist ein lebender Biber beim Fest. Weil er aus Fürth stammt heißt er "Eddy".

Die Musik wird am Samstag gespielt von Wolfgang Bodenschatz ("Ein Mann, eine Gitarre") und am Sonntag von Andre Engelbrecht and Friends (Blues, Folk, Irish Folk, Rock und Soul aus Fürth).

Reichswaldfest-Film: www.reichswaldfest.de.

Für Rückfragen: Tom Konopka, Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken Fon 0911 81878-14