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Zweidrittelmehrheit für Nationalpark im Steigerwald

Unterstützung für Nationalpark in betroffener Region stark gewachsen

02.12.2016

Eine deutliche Mehrheit von zwei Drittel der Bewohner in der Region Steigerwald befürwortet einen Nationalpark. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen TNS Emnid-Umfrage, die der BUND Naturschutz in Bayern (BN), der WWF Deutschland und der Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Auftrag gegeben haben. Bisher war das Hauptargument, das gegen einen Nationalpark Steigerwald angeführt wurde, die abwehrende Haltung der Bevölkerung vor Ort. Das ist so nicht mehr haltbar. Im Hinblick auf die Suche nach dem dritten Nationalpark in Bayern halten es 65 Prozent der Befragten der Region und 55 Prozent der Befragten in den Kommunen rund um den diskutierten Nationalpark für falsch, dass die Staatsregierung den Steigerwald ausschließt. Deshalb appellieren BN, WWF und LBV an Ministerpräsident Horst Seehofer und die Landräte der Landkreise Bamberg, Hassberge und Schweinfurt, der deutlich gestiegenen Zustimmung und dem klaren Mehrheitswillen der Bevölkerung zu folgen. Fast 70 Prozent der Menschen in der Region erwarten sich von einem Nationalpark eine Aufwertung für den Steigerwald und wirtschaftliche Entwicklungschancen, auch in Form von neuen Arbeitsplätzen. Die Bewohner wollen den Nationalpark und erwarten von der Staatsregierung und den Landräten, dass sie den Weg frei machen, damit der Steigerwald in den Suchprozess für den dritten Nationalpark aufgenommen werden kann.

"Die Umfrageergebnisse zeigen, dass es in der Steigerwaldregion fast dreimal so viele Menschen gibt, die den Nationalpark begrüßen, wie Menschen, die ihm noch kritisch gegenüberstehen", so Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN. "Die Zustimmung ist vor allem in den Gemeinden rund um den diskutierten Nationalpark enorm gestiegen, d.h. um 12 Prozentpunkte."

"Die Umfrage zeigt deutlich, dass die Mehrheit der Bevölkerung den Ausschluss ihres Steigerwaldes aus dem Prozess zur Nationalparksuche für falsch hält. Besonders stark fühlen sich dadurch junge Erwachsenen unter 30 Jahren ihrer Chance beraubt", so Diana Pretzell, Leiterin Naturschutz in Deutschland beim WWF. "In dieser Altersgruppe erwartet eine breite Mehrheit viele wirtschaftliche Impulse und Arbeitsplätze für ihre strukturschwache Region."

"Wir freuen uns als Artenschutzverband, dass das Schutzinstrument 'Nationalpark' bei der Bevölkerung auch mit Entwicklungschancen für die Region verbunden wird", so Helmut Beran, stellvertretender Geschäftsführer im LBV.

"Die Menschen in unserer Region empfinden es als klare Benachteiligung, dass die Staatsregierung uns vorab von dem Nationalparksuchprozess ausschlossen hat", so Martin Mösslein, Vorsitzender des Vereins Nationalpark Steigerwald.

"Für unsere Region wäre ein Nationalpark ein Glücksgriff", so Max-Dieter Schneider Ebrachs Bürgermeister. "Deshalb haben über 100 Wirtschaftsvertreter und Kommunalpolitiker in einer parteiübergreifenden Allianz 'Faire Chance für den Steigerwald' einen gemeinsamen Brief an Ministerpräsident Horst Seehofer geschrieben und an ihn appelliert, dem Steigerwald eine faire Chance bei der Suche nach dem dritten Nationalpark zu geben", so Schneider als Sprecher der Allianz.

Etwa 80-prozentige Zustimmung in kreisfreien Städten, wachsende Zustimmung in Landkreisen

Die Umfrage zeigt im Vergleich zu der 2014er Umfrage eine weiterhin sehr hohe Zustimmung in den Städten Bamberg und Schweinfurt mit 81 bzw. 78 Prozent (nach 78 bzw. 76 Prozent in 2014). In den Gemeinden der Landkreise Bamberg, Hassberge und Schweinfurt gab es den größten Zuwachs in der Zustimmung, die seit 2014 von 38 auf heute 50 Prozent gestiegen ist. "Wir sehen darin einen Erfolg für das intensive gemeinsame Engagement, das inzwischen neben den Naturschutzverbänden im Freundeskreis Nationalpark Steigerwald auch vom Bürgerverein Nationalpark Nordsteigerwald und einer breiten Mehrheit in der Steigerwaldregion getragen wird", so Ralf Straußberger, Waldreferent des BN und Geschäftsführer des Freundeskreises.

Staatsregierung soll mit Nationalpark-Suchprozess für Versachlichung sorgen

Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Befürchtungen der Bevölkerung, die teilweise auf gezielten Fehlinformationen der Nationalparkgegner beruhen, weniger geworden sind, dass sie aber in der Bevölkerung immer noch für Verunsicherung sorgen. "Wir erwarten uns von einer Aufnahme des Steigerwaldes in den Suchprozess zum dritten bayerischen Nationalpark, dass die Staatsregierung mit objektiven Informationen zur Versachlichung der Diskussionen und zur Befriedung in den Steigerwalddörfern beiträgt", so Richard Mergner, Landesbeauftragter des BN. Auf dieser Basis kann sich die Bevölkerung in der Steigerwaldregion in einem ergebnisoffenen Prozess eine eigene Meinung zum Nationalpark bilden.

Hintergrundinformation zu der TNS Emnid-Umfrage

Das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid führte für diese Befragung vom 18. bis 22. November 2016 1002 Telefoninterviews im Auftrag des BUND Naturschutz in Bayern, des WWF Deutschland und des Landesbund für Vogelschutz im Steigerwald und Steigerwaldvorland durch. Befragt wurden Einwohner in Stadt und Landkreis Bamberg, im Landkreis Hassberge sowie in Stadt und Landkreis Schweinfurt. In den Landkreisen wurden Kommunen in die Umfrage einbezogen, die bis 5 km vom diskutierten Nationalparkgebiet entfernt sind. Im Einzelnen waren dies im Landkreis Bamberg die Gemeinden Burgebrach, Burgwindheim, Ebrach, Schlüsselfeld und Schönbrunn, im Landkreis Schweinfurt die Gemeinden Dingolshausen, Donnersdorf, Gerolzhofen, Grettstadt, Lülsfeld, Michelau, Oberschwarzach und Sulzheim und im Landkreis Hassberge die Gemeinden Ebelsbach, Eltmann, Hassfurt, Knetzgau, Oberaurach, Rauhenebrach, Sand am Main, Theres, Wonfurt und Zeil a. Main. Die Befragung wurde bevölkerungsproportional durchgeführt. Entsprechend der Einwohnerzahl wurden in den 3 Landkreisen 409 und in den kreisfreien Städten 593 Telefoninterviews durchgeführt.