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Tiere und Pflanzen

BN lehnt CenterParcs-Ansiedlung bei Langlau ab

Overtourism im Fränkischen Seenland

12.08.2020

Der BUND Naturschutz, Landesverband und Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen, setzen sich für eine naturnahe, Ressourcen schützende Entwicklung des Seenlandes ein. Unterstützt werden Vorhaben aller Art, die ein regionales Wirtschaften und eine umweltschonende Nutzung des Seengebietes im Einklang mit den Anforderungen der bisweilen sehr strapazierten Seenlandschaft im Focus haben.

„Wie in den Alpen gibt es im Fränkischen Seenland bereits heute deutliche Tendenzen zur Überlastung von Natur und Landschaft durch den Tourismus. Der Ausflugsverkehr im Auto wird zum Dauerproblem der Anwohnerinnen und Anwohner. Leider nimmt der niederländische Konzern CenterParcs auf solche Probleme nach unseren Erfahrungen wenig Rücksicht. Deshalb haben wir die vor Jahren geplante Ansiedlung in der Heide bei Dennenlohe im Nachbarlandkreis Ansbach zusammen mit einer Bürgerinitiative bekämpft. Auch hier werden wir uns mit den Aktiven vor Ort klar dagegen stellen“, so Richard Mergner, Landesvorsitzender des BN.

„Vollkommen unabhängig davon, welches Unternehmen den Zuschlag zur Entwicklung für das ehemalige Munagelände bei Langlau bekommen sollte, lehnen wir den weiteren Flächen- und Trinkwasserverbrauch für groß dimensionierte touristische Einrichtungen und Vorhaben generell ab“, so Alexander Kohler, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen.

„Das Seenland hat sich zu einem sehr erfolgreichen Naherholungsgebiet für die Bevölkerung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und die benachbarten Landkreise entwickelt. Mit dieser Nutzung ist das Seenland bereits jetzt schon deutlich an die Grenzen der Leistungsfähigkeit gekommen. Ein zusätzlicher Touristikanbieter mit über 4.000 täglichen Übernachtungszahlen zerstört das von den Gründern des Seenlandes in den Vordergrund der Naherholungserschließung gestellte Wesen und Landschaftsgefüge der Fränkischen Seenlandschaft mit seinen Gemeinden“, so Kohler.

In einem Positionspapier vom 11.8.2020 hat sich die Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen nach mehreren Wochen intensiver Diskussion festgelegt. Die Position der Kreisgruppe Weißenburg Gunzenhausen wurde von den vier Ortsgruppen (Weißenburg, Gunzenhausen, Pleinfeld und Hahnenkamm) aufgrund des derzeit bestehenden eigenen Kenntnisstandes und der öffentlichen Berichterstattung erstellt. Die Kreisgruppe des BN behält sich aber eine weitere Neubewertung eines touristischen Ansiedlungsvorhabens vor, sobald dazu neue fundierte Informationen vorliegen oder vorgelegt werden. Darin heißt es weiter:

Overtourismus verhindern

Der ansprechende landschaftliche Charakter des Seengebietes, wurde in den letzten Jahren durch vermehrte, seenahe Bebauungen verschiedenster Art,  zu hohen Teilen auf Kosten von Anwohnern und der in großen Teilen bis dahin intakten Natur deutlich sichtbar verändert und verkleinert. Die natürlichen Rückzugsgebiete von Wasservögeln, Kleintieren und Pflanzen werden durch zunehmende Bautätigkeiten mit Sondergenehmigung,  unbedachten Anglern und Outdoor-Sportlern,  zunehmendem Autoverkehr, Wildparkern und -campern  bedroht und irreversibel  zerstört. Diesen Belastungen sind Mensch und Natur zum jetzigen Zeitpunkt bereits sichtbar und hörbar ausgesetzt. Für das gesamte Fränkische Seenland konnten für 2018 bei den Übernachtungszahlen erstmals die eine Million Marke geknackt werden. Hinzu kommen die zahlreichen Tagesgäste, die aus dem näheren Umland anreisen. Diese Zunahme ist durch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen für die Anwohner der Seen deutlich zu spüren. Eine Ferienanlage in einer Größenordnung mit 800 bis 1000 Ferienhäusern würde somit bei einer Vollauslastung zu mehr als einer Verdopplung (!) der Übernachtungszahlen führen, ohne dass ortsansässige Anbieter davon profitieren würden. Damit wären die ohnehin schon stark belastete Natur und die Anwohner der Seen vollkommen überlastet.

Wald als schützenswertes Gut

Bei der Waldfläche auf dem ehemaligen Muna-Gelände mag es sich aus forstwirtschaftlicher Sicht nicht um einen besonders wertvollen Bestand handeln, aus ökologischer Sicht jedoch dafür umso mehr. Durch die kaum vorhandene forstwirtschaftliche Nutzung und das Betretungsverbot für die Allgemeinheit konnte sich in den letzten 40 Jahren ein Ökosystem vollkommen unbeeinflusst von menschlichen Einflüssen entwickeln. So sind beispielsweise zahlreiche schützenswerten Feuchtbiotope und Wasserstellen entstanden. Auch im, für diesen Gebiet gültigen, Regionalplan werden solche Flächen als besonders schützenswert genannt:

"Ökologisch bedeutsame Flächen, insbesondere Feuchtwiesen und Altwässer, sollen vor beeinträchtigenden Eingriffen soweit wie möglich bewahrt werden. Teiche und Feuchtgebiete sollen nach Möglichkeit naturnah erhalten werden.“

Mehr denn je gilt es in Zeiten des Klimawandels unsere bestehenden Wälder zu schützen und zu erhalten. Durch seine Nähe zum Brombachsee und die Lage in einer Senke, hat dieses Waldstück nicht wie andernorts mit extremer Trockenheit zu kämpfen. Damit kann durchaus davon ausgegangen werden, dass dieser Wald nur in geringem Ausmaß von der zunehmenden Trockenheit bedroht ist. Damit spricht sehr viel für die Erhaltung dieses Waldstücks.

Nicht nur die Regenwälder in großer Ferne gilt es zu schützen, sondern vor allem unsere Waldflächen vor unserer Haustüre.

Wasser - ein kostbares Gut

Gerade die heißen Sommer der letzten Jahre und die sinkenden Grundwasserspiegel haben gezeigt, dass auch unsere Landkreis-Region nicht vor Wasserknappheit gefeit ist. Ein Projekt mit der Dimension von bis zu 1000 Ferienhäusern und einem Schwimmbad von über 6000qm hat einen unglaublichen Wasserverbrauch und produziert enorme Mengen an Abwässern und Müll, die unsere Region in einem nicht vertretbaren Rahmen belasten würden.

Nein zum Flächenverbrauch

Der Flächenfraß ist eines der größten regionalen Umweltprobleme unserer Zeit – und wird von vielen kaum wahrgenommen. Das idyllische Landschaftsbild rund um die Seen ist allseits geschätzt, das wissen nicht nur die Anwohner, sondern auch die zahlreichen Touristen, die zunehmend in das Fränkische Seenland kommen. Werden Flächen versiegelt und verbaut, so sind die Folgen problematisch und im Detail nicht absehbar: Die direkte Folge ist ein Verlust der natürlichen Funktion, an fruchtbarem Boden, Lebensraum für Pflanzen und Tiere und damit an Verlust der Biodiversität und heimischer Artenvielfalt. Zudem werden zusammenhängende Biotope gespalten und das Landschaftsbild wird gestört. Durch Ferienparks wird extrem viel Fläche versiegelt, durch die Ferienhäuser an sich, das Straßen- und Wegenetz innerhalb des Parks, gigantische Schwimmhallen und nicht zuletzt vielen weiteren Gebäuden wie Restaurants etc.. Ebenso wird eine weitere Versiegelung auf allen Zufahrtswegen und in den angrenzenden Gemeinden erfolgen.

Verkehr vermeiden

Der ländliche und idyllische Charakter des Fränkischen Seenlandes und die Anwohner müssen vor einem übermäßigen Verkehrsaufkommen geschützt werden. Groß dimensionierte touristische Projekte verbrauchen nicht nur enorme Mengen an Trinkwasser und wertvoller Fläche, sondern führen zudem zu einem gesteigerten Verkehrsaufkommen. An manchen Kreuzungen kommt der Verkehr bereits heute schon wegen der vielen Fahrzeuge von Tagesgästen zum Erliegen. Nach Schätzungen der Kreisgruppe würde ein solcher Ferienpark mit zusätzlichen 800 bis 1000 Fahrzeugbewegungen täglich im Bereich Langlau zu Buche schlagen. Damit wären die Anwohner und die Tierwelt durch Abgase und Lärm über die Maßen belastet, was es zu verhindern gilt. Außerdem könnte eine solche zusätzliche Masse an Fahrzeugen wohl kaum mit der bereits vorhandenen Infrastruktur sinnvoll geregelt werden, so dass ein Ausbau der Straßen und damit ein weiterer Flächenverbrauch die Folge wäre.

Damit stellt sich der BN klar gegen eine Ansiedlung von Großprojekten, die der erholsamen Kleinteiligkeit des Seenlandes widersprechen.

Für Rückfragen

Tom Konopka, Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken, Telefon 0911 81878-24, Mobil 0160 8531944, Mail: tom.konopka@bund-naturschutz.de