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Bund Naturschutz fordert fränkische Hochwasserschutzkonferenz

Die aktuellen Hochwasserereignisse in Franken an Main, Pegnitz, Aisch, Zenn, Aurach, Schwabach, Wörnitz, Altmühl, Wiesent und anderen fränkischen Flüssen sind Folgen des Klimawandels und hausgemachter Versäumnisse

04.01.2003

im vorbeugenden Klima- und Hochwasserschutz. Darauf weist der Vorsitzende des Bundes Naturschutz, Prof. Dr. Hubert Weiger, hin.

Weiger fordert deshalb eine fränkische Hochwasserschutzkonferenz im Einzugsbereich des Mains, die vom zuständigen Minister für Umweltschutz, Dr. Werner Schnappauf einberufen werden sollte. Da bislang nach jeder Hochwasserwelle mit Talauenbebauung und Straßenplanungen weitergemacht wurde wie vorher, müsse auch Innenminister Günter Beckstein als oberster bayerischer Verantwortlicher für das Baurecht und die Straßenplanungen an der Konferenz teilnehmen.
"Solch eine Konferenz ist längst überfällig, wenn man bedenkt, dass in fast allen jetzt betroffenen Tälern Straßenbaumaßnahmen im Überschwemmungsbereich geplant werden, z.B. der Ausbau der A 70 im Maintal, der Neubau der B 14 bei Reichenschwand im Pegnitztal oder diverse Ortsumfahrungen im Aischgrund", so Weiger.

Die Fehler der Vergangenheit wie die Entwässerung von Feuchtgebieten und Äckern oder die Begradigung selbst kleinster Fließgewässer rächten sich jetzt. Zukünftig müssten Talräume mit ihren Überschwemmungsgebieten für weitere Eingriffe tabu sein, bestehende Flächennutzungspläne sollten ggf. geändert, Straßenbaumaßnahmen zurückgezogen werden. Auch Gewässer 3. Ordnung, kleinere Bäche und Gräben, sollten wieder naturnäher gestaltet werden, wie es im sog. Talauenprojekt Scheinfeld (Lkr. Neustadt/Aisch - Bad Windsheim) vorbildlich begonnen wurde.

Insbesondere die Kanalisierung des Mains zwischen Würzburg und Bamberg müsse beendet werden. "Es ist an der Zeit, in den Bereichen Volkach - Schweinfurt, Haßfurt - Zeil und Eltmann - Bamberg Hochwasserschutzräume einzurichten und geplante Fehlentwicklungen wie deren Verkleinerung zu stoppen", so Weiger.

Ziel müsse sein, dass ab 2010 keine neuen Flächen bebaut werden oder in dem Maß des Neubaus an anderer Stelle versiegelte Flächen renaturiert werden. Dies erfordert Vorrang für Flächenrecycling, Nachverdichtung und Umnutzung, Maßnahmen gegen die kommunale Konkurrenz bei Gewerbegebietsausweisungen und ein Ende des Straßenneubaus.

Bayern ist derzeit bundesweit Spitzenreiter beim Flächenverbrauch. Täglich werden in Bayern rund 40 Fußballfelder für Infrastruktur- und Siedlungs-zwecke beansprucht. Ein nicht unerheblicher Teil dieser Baumaßnahmen wurde bislang auch in den Talauen durchgeführt und führte damit zum Verlust von Hochwasserrückhaltegebieten.

Seit dem ersten europäischen Naturschutzjahr im Jahr 1970 wurden in den alten Bundesländern rund 11 Milliarden Quadratmeter Land, meist landwirtschaftlich nutzbarer Boden verbraucht. Von den 35 Millionen Hektar in Deutschland werden 4,2 Millionen oder 11,8 Prozent als Siedlungs- und Verkehrsfläche genutzt. Die neuen Bundesländer ziehen im Flächenverbrauch nach. Allein die überörtlichen Straßen von der Autobahn bis zur Kreisstraße sind in diesem Zeitraum um 68.000 Kilometer auf eine Länge von 231.000 Kilometer erweitert worden. In Bayern gab es in diesem Zeitraum ein Wachstum um 4.500 auf 42.000 Kilometer (Stand 2000). In nur 18 Jahren (1979 bis 1997), d.h. in nicht einmal einer Generation, wurde die bayerische Siedlungsfläche um 51 Prozent dramatisch ausgeweitet. Trotz aller aktueller politischer Aussagen der Staatsregierung zum Schutz der Landschaft und einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung, insbesondere von Ministerpräsident Edmund Stoiber und Umweltminister Werner Schnappauf, ist eine Trendwende nicht in Sicht.



Für Rückfragen:

Tom Konopka
Regionareferent
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