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Bund Naturschutz kritisiert Sondergenehmigung für Atomkraftwerk Ohu 1

Vom Bund Naturschutz geforderte Stilllegung von Atomkraftwerken kein Grund für Strompreiserhöhung

11.08.2003

„Die Sondergenehmigung, die das Landratsamt Landshut in Rücksprache mit dem Bayer. Umweltministerium erteilt hat, wonach das Atomkraftwerk Isar1 in Ohu bei Landshut die Isar bis auf 27 0C aufheizen darf, dient nach Ansicht des Bundes Naturschutz lediglich dem Profitstreben und ist nicht durch eine Stromman-gelsituation begründet“, so der Vorsitzende des Bundes Naturschutz, Prof. Dr. Hubert Weiger.

Im Gegenteil: die Überkapazitäten, die die Stromkonzerne angehäuft haben machen es sogar möglich, alle Atomkraftwerke abzuschalten, ohne die Stromversorgung zu gefährden.

Der Extremsommer bringt die extreme Energieverschwendung an den Tag: Atomkraftwerke heizen mit 2 Dritteln ihrer Energie die Flüsse und die Umgebungsluft auf (nur ein Drittel landet als Strom in der Über-landleitung). Mit der Energiemenge, die die beiden Atomkraftwerke in Ohu ungenutzt an einem Tag an ihre Umgebung abgeben, ließen sich die Wohnungen aller Münchner Bürger im Winter fast zwei Tage lang beheizen.

Der unverantwortliche Weiterbetrieb der Atomkraftwerke schadet daher den Bürgern genauso wie den Fischen in der Isar.

Am schlimmsten ist es für die Wasserlebewesen in gestauten Flüssen, da dort die Temperatur am schnellsten zu- und der Sauerstoff am schnellsten abnimmt. Ausbreitung von Algen und Krankheitskeimen und schließlich das Umkippen der Gewässer sind die Folge.

Der Bund Naturschutz fordert die Leistung der Atomkraftwerke zu drosseln, um die Flüsse nicht zu gefährden. Ein Grund für eine Strom-preiserhöhung kann dies nicht sein, da der Ersatz durch Strom aus anderen Kraftwerken nur unmerklich zu Buche schlägt.

Nach Berechnungen des Bundes Naturschutz würde die Stillegung aller Atomkraftwerke für eine Woche (bis die Hitzeperiode beendet ist) umgelegt auf die Jahresstromrechnungen nur 0,02 Ct/kWh kosten. „Die Folgeschäden in den Flüssen wären dagegen um ein vielfaches höher“, stellte der Landesbeauftragte Richard Mergner, fest.

Die von den fossilen Kraftwerken als größtem Kohlendioxidemmitenten hervorgerufenen Extremwetter zeigen, dass die Energiepolitik der Stromkonzerne in den letzten Jahrzehnten (trotz bereitstehender Alter-nativen) in die völlig falsche Richtung gelaufen ist. Energiespartechni-ken wie die Kraftwärmekopplung und der Umstieg auf erneuerbare E-nergien wie Wind, Sonne und Biomasse entlasten die Atmosphäre und die Gewässer.

Völlig unverständlich ist es für den Bund Naturschutz, dass das so erfolgreiche 100000-Dächerprogramm zur Markteinführung der Solar-stromtechnik ausgerechnet in diesem Jahrhundertsommer so abrupt zuendegegangen ist. „Der Bund Naturschutz fordert“, so Prof. Dr. Hubert Weiger, „die Verlängerung dieses Programms oder einen umgehenden Ersatz durch das Erneuerbare Energiengesetz, denn die So-larenergie ist ersichtlich die richtige Energiequelle für Wettersituationen wie heuer.“ Buchstäblich hunderttausende von Bundesbürgern haben dies nicht nur erkannt, sondern auf dem eigenen Dach bereits in die Tat umgesetzt. Sie versorgen nicht nur sich selbst mit Strom, sondern einige Nachbarn gleich mit.

Der Bund Naturschutz fordert seit Jahren eine grundlegende Neuorientierung der Energiepolitik, wie sie die Bundestagsenquete-Kommissionen und wissenschaftlichen Institute seit 20 Jahren fordern. Er kritisiert die Energiekonzerne, die auf Kosten von Mensch und Natur diese Umorientierung bisher verhindert haben, um ihre Geschäfte mit den zuende gehenden fossilen und atomaren Rohstoffen so lange wie möglich fortzuführen.

Anlage zur PM 092-03

Überkapazitäten – Stillegung von Atomkraftwerken

1. Leistung
Im August müssen öff. Kraftwerke in D ca. 60 GW Leistung erzeugen
(60 GW sind 60 000 MW)
Dagegen beträgt die gesamte Engpassleistung aller öff. Kraftwerke mehr als 105 GW, davon 85 GW fossil und Wasserkraft, 20 GW A-tomkraft.
Zieht man die im August nicht verfügbare Leistung von fossilen und Wasserkraft in Höhe von 20% (das ist hoch gegriffen, normal sind 12 – 15%), also 17 GW ab, so verbleiben 88 GW.
Legt man alle Atomkraftwerke still (die es nur auf 20 GW bringen), so besteht noch immer eine Reserve von 8 GW, mehr als 10 % der tat-sächlich benötigten Leistung von 60 GW.

2. Arbeit
Die öff. Kraftwerke produzierten im Jahr 2001 468 Mrd. kWh (netto) an Strom (neuere Zahlen sind noch nicht veröffentlicht, aber wohl kaum anders).
Mit den o.g. 88 GW ließen sich aber 770 Mrd. kWh erzeugen.
Also besteht eine Reserve von 300 Mrd. kWh.
Vgl. hierzu: Stromproduktion aus Atomkraft 170 Mrd. kWh
(hauptsächlich aus Kohle-, Öl- und Gaskraftwerken)

3. Kosten
Alle AKWs zusammen (20.000 MW) produzieren in einer Woche
3,3 Mrd. kWh. Legt man einen Mehrpreis von 3Ct/kWh (Uranbrennstoff 1Ct/kWh, Kohle oder Gas 4Ct/kWh) zugrunde, ergeben sich Mehrkosten von 100 Mio. €, umgelegt auf knapp 500 Mrd. verkaufte kWh im Jahr also 0,02 Ct/kWh

4. Heizenergie
Isar2 mit 1400 MW el. Leistung hat eine Abwärme von 2800 MW
Am Tag also 2800*24000 = 67,2 Mio. kWh

Die Wohnungen von 1,5 Mio. Münchnern = 500 000 Wohnungen mit einer Heizleistung von je 10 kW, die an einem Wintertag 12 Stunden lang läuft, verbrauchen an einem Tag 60 Mio. kWh.
Der Block Isar 1 ist etwas kleiner als Isar 2, zusammen also fast doppelt soviel wie die Heizungen Münchens.