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Bund Naturschutz zieht Grüne Bilanz 2002 für Bayern und Unterfranken

Klimawandel mit Flutkatastrophe und Stürmen leitet Bewusstseinswandel für konsequente Umweltpolitik ein. Bund Naturschutz geht mit Optimismus in sein 90. Gründungsjahr

03.02.2003

Der erfolgreiche Einsatz für die frei fließende Donau zwischen Straubing und Vilshofen, enormer Zuspruch bei der BN-Aktion für Bürgersolaranlagen und neue Allianzen für den Bürgerwald, sowie für attraktive Innenstädte zeigen das zunehmende Engagement der bayerischen Bevölkerung für Bayerns Natur und Umwelt im vergangenen Jahr. Der Bund Naturschutz als ein von Geldern aus Politik und Wirtschaft völlig unabhängiger Mitgliederverband zieht trotz einiger Rückschläge insgesamt eine positive Bilanz für das Jahr 2002.

Durch die Unterstützung von rund 170.000 Mitgliedern und Förderern sowie durch das große Engagement der 77 Kreis- und Ortsgruppen wurden wieder zahlreiche beispielgebende Aktivitäten und Initiativen für ein lebenswertes Bayern ermöglicht.

Als besondere Erfolge in Unterfranken stuft der BN das Modellprojekt "Photovoltaikanlage Heuchelhof" (Würzburg), den Stopp des in Käßlitz an der Landkreisgrenze Haßberge geplante Laubholzgroßsägewerkes sowie die Entscheidung des Sulzdorfer Gemeinderates für eine Pflanzenkläranlage im Ortsteil Obreßfeld (Lkr. Rhön-Grabfeld) ein.
Ende 2002 hatte der BN in Unterfranken 15.125 Mitglieder und Förderer.

Im Jubiläumsjahr 2003 feiert der Bund Naturschutz seinen 90. Geburtstag mit der Vorstellung geretteter Landschaften in allen bayerischen Regionen vom Nationalpark Berchtesgaden bis zur Weltenburger Enge. Mit Blick auf die bayerischen Landtagswahlen im Herbst wird mit dem Start der mehrjährigen Initiative "Bayerns Schönheit bewahren - Stopp dem Flächenverbrauch" für zukunftsfähige Konzepte und die Lebenschancen kommender Generationen geworben werden. Ziel ist, dass ab 2010 keine neuen Flächen bebaut oder in dem Maß des Neubaus an anderer Stelle versiegelte Flächen renaturiert werden. Dies erfordert Vorrang für Flächenrecycling, Nachverdichtung und Umnutzung, Maßnahmen gegen die kommunale Konkurrenz bei Gewerbegebietsausweisungen und ein Ende des Straßenneubaus.

Das Jahr 2002 war für die Natur und den Bund Naturschutz durch schlimme Ereignisse wie die Flutkatastrophe und herausragende Anforderungen wie die Kommunal- und Bundestagswahlen gekennzeichnet. Auch innerverbandlich gab es mit dem Wechsel im Amt des Vorsitzenden und Landesbeauftragten sowie mit dem neuen Ehrenvorsitzenden Hubert Weinzierl ebenso Wandel wie Fortführung von Bewährtem.

Im Frühjahr konnte in vielen Gemeinden mit den Wahlprüfsteinen zur Kommunalwahl die politische Diskussion auch auf zukunftsentscheidende Themen ob Flächenverbrauch, Agrarwende, ökologische Energiekonzepte oder Agenda 21 gelenkt werden. Gerade der Einsatz für die Förderung erneuerbarer Energien trägt vor allem im Solarbereich auf immer mehr Dächern sichtbare Früchte. Wurden vor Jahren Besitzer von Solaranlagen noch bestaunt und belächelt, findet die BN-Aktion für ein Bürgersolarkraftwerk in jeder bayerischen Gemeinde immer mehr begeisterte Anhänger. Auch im Jahr 2003 bietet der Bund Naturschutz daher seinen viel gefragten telefonischen Beratungsservice unter Tel. 0951- 5090614 an.

Im Bereich des Arten- und Landschaftsschutzes wurden im Jahr 2002 wieder hunderttausende ehrenamtlicher Stunden und über 3 Millionen Euro in einer Vielzahl von Artenschutzprojekten und Schutzkäufen investiert. Dass Schutz und Nutzung in Einklang kommen können, zeigte der Bund Naturschutz mit seiner Initiative für alte Bäume in Bayerns Wäldern und der Werbung für Möbel mit Pfiff aus rotkernigem Buchenholz, um gerade alte Buchenwälder als wertvolle Lebensräume für viele bedrohte heimische Tier- und Pflanzenarten mit naturgemäßer Bewirtschaftung zu erhalten. Wie phantasievoll und bestens nachgefragt das Umweltbildungsangebot ist, hat der große Zuspruch zu den Angeboten in den fünf BN-Umweltstationen und des BN-Bildungswerkes gezeigt. Der Bund Naturschutz ist mit seinem Bildungsprogramm im Landesverband und in seinen Kreis- und Ortsgruppen die größte ökologische Volkshochschule Bayerns.

Der notwendige Wettbewerb um die besten Konzepte zur Besserung unserer Lebensgrundlagen drohte im Bundestagswahlkampf fast unterzugehen. Wie notwendig es ist, endlich entsprechend den jahrzehntelangen Forderungen des BN ökologischen Hochwasserschutz zu betreiben, hat die Flutkatastrophe im Sommer dokumentiert. Es ist zu hoffen, dass die hehren Erklärungen auf allen Ebenen auch nach Ablaufen der Flutwelle endlich umgesetzt werden.

Auf über 50 Veranstaltungen konnte der BN zeigen, dass gesundes Essen mit Genuss aber ohne Gentechnik, mehr Mobilität ohne neue Autobahnen, Klima- und Hochwasserschutz ohne neue Atomkraftwerke und Staustufen oder eine Zukunft für Bayerns Bauern ohne tierquälerische Massentierhaltung und Agrargifte möglich sind. Dass die Donau laut Koalitionsvertrag weiter frei fließen darf oder die Agrarwende zur Sicherung von bäuerlichen Betrieben und Kulturlandschaft weitergeht sind Hoffnungszeichen, auch wenn an anderen Stellen leider weiter, vor allem gegen unsinnige Verkehrsgroßprojekte gestritten werden muss.

Ein herausragendes Ereignis war das Jahr der Berge, an dem sich der Bund Naturschutz mit einem großen Veranstaltungsprogramm beteiligte. Über 83 geführte Touren, fünf Seminare und eine Fülle von kreativen und fachlichen Beiträgen hat die hohe fachliche Kompetenz des Bundes Naturschutz bewiesen.

Im Zeitalter der Globalisierung ist grenzüberschreitend zu arbeiten im europäischen und internationalem Rahmen eine besondere Herausforderung. Der Bund Naturschutz war daher verstärkt auf europäischer Ebene zusammen mit der Stiftung Euronatur in Brüssel vertreten, um im Agrar-, Verkehrs- und Energiebereich an Weichenstellungen mitzuwirken, welche die Naturschutzpolitik vor Ort immer mehr bestimmen. Einen großen Erfolg der kontinuierlichen Arbeit konnte der BN erst vor kurzen in der Auseinandersetzung um das Natura 2000 Netz der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie erringen: Zum einen muss die bayerische Staatsregierung erhebliche Flächen nachmelden, zum anderen konnten wir vor dem Bundesverwaltungsgericht mit der FFH-Richtlinie die Straßenplanung der B173 neu in Oberfranken durch ein richtungsweisendes Urteil stoppen.

Ein wichtiger Baustein unserer Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit waren auch in diesem Jahr Partnerschaften und neue Allianzen ob im Bürgerwaldforum, der Gemeinschaftsaktion "für ein modernes Bayernnetz mit Bahn und Bus", der Zusammenarbeit mit Einzelhändlern und Heimatpflegern zur Erhaltung der Innenstädte statt Ansiedlung von Einkaufszentren auf der grünen Wiese oder im Widerstand gegen Atomkraftwerke und geplante Zwischenlager: So veranstaltete der Bund Naturschutz mit den tschechischen Müttern gegen Atomkraft und Atomgegnern aus Österreich den ersten Parlamentarierabend mit Europapolitikern in Straßburg, um den Druck auf die Abschaltung des Atomkraftwerkes Temelin unweit der berühmten Kulturstadt Budweis zu erhöhen.

Herbe Rückschlage waren dagegen die Straßenbaupolitik der bayerischen Staatsregierung sowie der Bundesregierung mit dem Weiterbau der A7 im Allgäu trotz einer Klage der EU wegen Nichtvollziehung europäischen Umweltrechts, das Festhalten an Planungen für einen neuen Autobahnring München Süd und die klimaschädliche Subventionierung des Flughafenausbaus in München und Hof, weiteres Bauen in Überschwemmungsgebieten und der Abschuss von Kormoranen in einem nach internationalem Recht geschützten Brutgebiet am Chiemsee.

In 2003 feiert der Bund Naturschutz seinen 90. Geburtstag als unabhängiger und ältester deutscher Naturschutzverband. In allen bayerischen Regierungsbezirken werden dabei vom Bund Naturschutz gerettete Landschaften von der Weltenburger Enge bis zum Nationalpark Berchtesgaden vorgestellt. Mit diesen oft erst nach langen Auseinandersetzungen mit der jeweils verantwortlichen Politik erhaltenen Naturschätzen kann heute international für Bayerns Natur geworben werden.

Mit aller Konsequenz wird der Bund Naturschutz in diesem Jahr auf ernsthaften Klimaschutz durch Verringerung der Kohlendioxidemissionen in Bayern und einen vorbeugenden Hochwasserschutz mit der Renaturierung der Flussauen und der Anlage natürlicher Überschwemmungsräume drängen. Während eine Missachtung der Natur alle teuer zu stehen kommt, hilft Naturschutz in vielen Fällen Kosten sparen und schafft umweltverträgliche Arbeitsplätze. Mit Blick auf die bayerischen Landtagswahlen im Herbst wird mit der Initiative "Bayerns Schönheit bewahren - Stopp dem Flächenverbrauch" für zukunftsfähige Konzepte der Siedlungsentwicklung geworben werden.




Grüne Bilanz 2002 für Unterfranken

Der Bund Naturschutz ist das umweltpolitische Gewissen in Unterfranken. Bei den zehn Kreisgruppen und 99 Ortsgruppen standen im vergangenen Jahr der Landschafts- und Artenschutz, die Energie- und Agrarwende, Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung sowie die Betreuung zahlreicher Kindergruppen im Mittelpunkt der Naturschutzarbeit vor Ort.

Besonders erfreulich:

· Die Neugründung einer Jugendgruppe im Landkreis Kitzingen.
· Das langjährige beispielgebende Engagement von Forstamtsrat Hubert Gebhardt (Rothenbuch) für eine ökologische Jagdausübung und Waldwirtschaft, aber auch für die Schaffung von Feuchtgebieten und das Wildkatzenprojekt " gewürdigt mit der Karl-Gayer-Medaille des BN.
· Das 10jährige Jubiläum des Wettbewerbes "Naturnaher Garten" im Landkreis Rhön-Grabfeld.
· Die Zusammenlegung der Naturschutzgebiete "Mäusberg", "Rammersberg" und "Ständelberg" zu einem 273 ha großen Schutzgebietskomplex im Landkreis Main-Spessart. Gesichert werden damit besonders repräsentative Teilbereiche der Karlstadter Trockengebiete, u.a. mit landesweit bedeutsamen Schmetterlingsvorkommen (z.B. Segelfalter, Storchschnabel, Kreuzenzian, Ameisenbläuling).

Die wichtigsten Erfolge für den Bund Naturschutz in Unterfranken sind:

· Das Modellprojekt "Photovoltaikanlage Heuchelhof" in der Stadt Würzburg:

Durch die Initiative des 2. Kreisvorsitzenden Ferdinand Halbleib, der Kreisgruppen und mehrerer Ortsgruppen wurde an der Hauptschule Heuchelhof eine Photovoltaikanlage mit 5,04 KWh Spitzenleistung installiert " deutschlandweit die größte "Schulanlage" überhaupt.
Einmalig auch das Finanzierungskonzept: 52% der insgesamt 38.000" Herstellungskosten übernahm die Kreisgruppe Würzburg, für den Restbetrag konnten ökologisch engagierte Vereinigungen und Privatleute als Sponsoren gewonnen werden.
Die Erlöse aus dem Energieeinspeisegesetz gehen an die Schule, die aus den Überschüssen Umwelt- und Umwelterziehungsprojekte finanziert.
Positiver Nebeneffekt: Die Anlage wurde Ausgangsbasis für schulische Energiesparaktionen, dient als Anschauungsobjekt in verschiedenen Schulfächern, wird von der Universität Würzburg als Studienobjekt genutzt und fungiert ebenso als Vorbildobjekt für die Öffentlichkeit.

· Der Stopp des Laubholzgroßsägewerks in Käßlitz:

Das in Käßlitz an der thüringisch-fränkischen Grenze geplante Großsägewerk hätte nicht nur die Existenz der mittelständischen Sägewerke der Region, sondern wegen seines Nachfrage- und Auslastungsdruckes auch die Buchenaltholzbestände in Spessart, Steigerwald und Rhön mit ihren seltenen Tier- und Pflanzenarten bedroht.
Die von einer Allianz aus Naturschützern, Förstern und Sägewerksbesitzern gestarteten politischen und öffentlichen Initiativen wurden auch durch eine Klage des Freistaates Bayern bei der EU unterstützt und haben wesentlich dazu beigetragen, dass trotz zugesagter 7 Million Euro Fördermittel der bayerische Investor das mit 45 Millionen EURO Bausumme drittgrößte Projekt dieser Art in Deutschland wieder aufgegeben hat.

· Die Entscheidung des Sulzdorfer Gemeinderates für die Errichtung einer Pflanzenkläranlage im Ortsteil Obereßfeld (Landkreis Rhön-Grabfeld):

Drei Jahre intensiver Diskussionen und kommunalpolitischer Initiativen waren erforderlich, bis sich diese ebenso naturfreundliche wie kostengünstige, von den "Traditionalisten" aber immer noch angefeindete Alternativlösung im Rahmen eines Bürgerentscheides durchsetzen konnte. Gegenüber dem mit ca. 600.000 EURO veranschlagten Anschluss an die Kläranlage in Bad Königshofen fallen für die Pflanzenkläranlage gerade einmal 20% als Baukosten an.
Insbesondere der stellvertretende Kreisvorsitzende des BN hat zu diesem Erfolg durch Unterstützung der örtlichen Bürgerinitiative und Einschalten der IKT mit beigetragen.

Bewährte Strategien im Artenschutz<

Mit gezielten Hilfsprogrammen für einzelne Arten, aber auch mit oft zeitaufwendigen Biotoppflegearbeiten hat der BN in Unterfranken auch 2002 auf mehreren hundert Hektar entscheidend zur Verbesserung und Neuschaffung von Lebensräumen und zum Artenschutz beitragen können:

Drei Beispiele für die Vielzahl erfolgreicher Aktionen:

· Auf Initiative der Kreisgruppe Main-Spessart wurden oberhalb der B 26 zwei Ersatzlaichgewässer für Amphibien angelegt. Damit konnte endlich eine befriedigende Alternative zu dem seit Jahren erforderlichen, wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse aber nicht realisierbaren Krötentunnel geschaffen werden.
· Im Landkreis Rhön-Grabfeld wurden durch den engagierten Einsatz vieler ehrenamtlicher Helfer an insgesamt 13 Straßenabschnitten fast 10.000 Molche, Kröten und Frösche vor dem Überfahren gerettet.
· Von der Kreisgruppe Bad Kissingen ist im Klauswald bei Bad Kissingen der Spornwiesensee saniert und mit Edelkrebsen besetzt worden. Geschaffen wurden damit ideale Vorraussetzungen für deren Wiederansiedelung in den Bächen der Rhön.

Tag der Artenvielfalt

In Zeil am Main (Landkreis Haßberge) wurde erstmals für Unterfranken der von der Zeitschrift GEO deutschlandweit zum vierten Mal initiierte "Tag der Artenvielfalt" durchgeführt.
Über 60 Botaniker und Zoologen erfassten 24 Stunden lang das Artenspektrum quer durch alle Lebensraumtypen. Fast 2150 verschiedene Arten konnten nachgewiesen werden " mehr als bei irgendeiner anderen Aktion in Deutschland " darunter erstmals für Deutschland die bislang nur aus Russland und vom Balkan bekannte Schmuckfliege (Otites levigata).
Im Rahmen des vielfältigen Exkursions- und Aktionsangebotes erhielten dabei viele Kinder und Erwachsene aus Zeil und Umgebung die Möglichkeit, die Naturschätze ihrer Heimat mit ganz neuen Augen zu entdecken.
Neben der wissenschaftlichen Datensammlung ist die positive Resonanz in der Bevölkerung für den BN ein wesentlicher Erfolg dieser von der Kreisgruppe Haßberge vorbildlich organisierten Veranstaltung.


Naturschutz und Landwirtschaft als Partner

Die mittlerweile auch auf höchster politischer Ebene propagierte Agrarwende ist beim BN seit vielen Jahren auf Landesebene ebenso wie bei zahlreichen Veranstaltungen vor Ort ein zentrales Thema.

Einen besonders erfolgreichen Beitrag dazu haben im letzten Jahr die Kreisgruppen Kitzingen und Miltenberg mit der Organisation und Durchführung eines eigenen Ökomarktes geleistet.
Diese bieten ökologisch wirtschaftenden Landwirten und anderen Herstellern umweltfreundlicher Produkte die Gelegenheit, unmittelbar Werbung für Ihre Produkte zu machen. Gleichzeitig können dort umweltbewusste Ver-braucherInnen neue Kontakte zu Erzeugern knüpfen, um durch gezielten Einkauf ökologisch erzeugter Lebensmittel einen aktiven Beitrag zum Naturschutz und zur Agrarwende zu leisten.

Dass der Ökomarkt in Kitzingen im letzten Jahr mit großer Besucherresonanz schon zum 15. Mal durchgeführt werden konnte, ist ganz wesentlich der kontinuierlichen Öffentlichkeitsarbeit und Verbraucheraufklärung des BN vor Ort zu verdanken.

Ganz neue Wege hat auf diesem Gebiet die Kreisgruppe Aschaffenburg beschritten:
Hier wurde von der Jugendorganisation des BN in der Aschaffenburger Fußgängerzone ein Infotag zum Thema Biolandbau und Ökolebensmittel organisiert, wo mit selbstgeschneiderten Stoffkostümen als Tomate, Lauch & Co. verkleidete Jugendliche bei vielen Passanten Aufmerksamkeit und Sympathie für dieses Anliegen wecken konnten.

Modellprojekte auf Erfolgskurs
"Es geht auch anders" - das einer breiten Öffentlichkeit zu verdeutlichen und damit auch Impulse für weitere Aktivitäten im kommunalpolitischen, wie auch privaten Bereich zu geben, ist erklärtes Ziel vieler vom BN landesweit initiierten Modellprojekte.
Umso erfreulicher, das gleich mehrere der 2001 in Unterfranken gestarteten Modellprojekte auch die erste "Praxiserprobung" erfolgreich absolviert haben:

· Das ABSP-Modellprojekt "Oberes Sinntal/Rhön" (Landkreis Kissingen wurde zur "SinnAllianz" erweitert.
Neben Maßnahmen zur Lebensraumoptimierung im Bereich der Oberen Sinn sollen dort auch noch regionale Vermarktungskonzepte und umweltverträgliche Tourismusformen realisiert werden. Als Partner konnten hierfür Wasserwirtschafts- und Landwirtschaftsamt ebenso wie viele Fischer, Jäger, Landwirte, Kommunen und Naturschutzbehörden gewonnen werden. Mittlerweile gibt es ein attraktives Faltblatt , eine eigene Geschäftsstelle und wurden auch schon die ersten Flächenankäufe auf den Weg gebracht.

· "Strom vom Kirchendach"
Die von der KR Rhön-Grabfeld zusammen mit der evangelischen Kirchengemeinde Bad Neustadt auf dem Dach der Christuskirche installierte Photovoltaik-Anlage hat alle Erwartungen erfüllt: Trotz eher rarem Sonnenschein wurden von August 2001 bis Juli 2002 2.505 Kilowattstunden erzeugt und damit auch schon etliche Gemeindemitglieder dazu motiviert, sich ernsthafte Gedanken über die Anschaffung einer solchen Anlage für den privaten Bereich zu machen.

Bunte Naturerlebnisvielfalt

In allen unterfränkischen Kreisgruppen und zahlreichen Ortsgruppen leistete der BN auch im vergangenen Jahr wieder eine ebenso ideenreiche wie breit gefächerte Kindergruppen- und Öffentlichkeitsarbeit.

Drei Beispiele:

· Weit weg von Computer und Fernseher, dafür aber hin zu Naturzauber und Naturelementen führten zahlreiche Kinder die drei Natur- und Walderlebnistage der KR Miltenberg. Unter fachkundiger Anleitung wurden der Lehmofenbau, die Erkundung der Wasserwunderwelt, das Malen mit selbst angerührten Naturfarben und die Aufführung eines Waldtheaterstücks nicht nur für die Kinder zu einem unvergesslichen Naturerlebnis.

· Fast schon wie Sancho Pansa fühlen konnten sich die Teilnahmen der von den Kindergruppen und dem JBN im Landkreis Bad Kissingen organisierten dreitägigen Eselstour. Die Wanderung durch die Hochrhön, von Heulager zu Heulager wurde für alle eine intensive und unmittelbare Naturerfahrung der besonderen Art " ähnlich wie das sommerliche "Froschfest" bei den Waizenbacher Teichen.

· Naturentdeckung auf die kulinarische Art vermittelte die KR Miltenberg kleinen wie großen Genießern mit dem 1. Bärlauchtag am Untermain. Über 2.000 Besuchern war kein Weg zu weit, alle erdenklichen Bärlauch-Gerichte zu testen und die Wahl der 1. Bärlauch-Fee mitzuverfolgen.

Anwalt der Natur

Der unmittelbaren Präsenz vor Ort ist es zu verdanken, dass auch 2002 besonders umweltbelastende Planungen und Projekte noch rechtzeitig gestoppt werden konnten.

· Massive Proteste der Kreisgruppe Aschaffenbrug und einer eigens gegründeten Bügerinitiative haben bewirkt, dass im Stadtteil Nilkheim im Hochwasserbereich geplantes Baugebiet aufgegeben worden ist.

· Mit einer Beschwerde an die EU-Kommission in Brüssel hat der BN erreicht, dass von dort zwei Mahnschreiben an die Bundesrepublik Deutschlang wegen unzureichender Berücksichtigung des Feldhamstervorkommens im Bereich der A 71-Trasse gerichtet wurden. Gefordert werden erhebliche Nachbesserungen bei den Ausgleichsmaßnahmen, möglicherweise droht sogar eine Trassenverlegung. Die EU-Gelder für das Projekt sind offensichtlich derzeit auf Eis gelegt.

· Gerade nochrechtzeitig hat die Ortsgruppe Marktbreit (Lkr. Kitzingen) beim geplanten Baugebiet "Römerlager" intervenieren und so den Fortbestand eines der letzten Hohlwege im Landkreis sichern können. Der Stadtrat hat im März eine Änderung des Flächennutzungsplanes zugunsten eines Alternativstandortes ("Ohrenberg") beschlossen. Mittlerweile ist im Einvernehmen mit dem Bürgermeister für diesen Hohlweg über die Untere Naturschutzbehörde sogar schon ein Antrag für die Erstellung eines Pflegeplanes angelaufen.


Rückschläge für Natur und Umwelt

Neben vielen Erfolgen gab es im vergangenen Jahr in Unterfranken auch Rückschläge und umweltpolitische Fehlentwicklungen.

Auf kommunaler Ebene stehen v.a. der fortschreitende Flächenverbrauch und die Ausweisung überzogener Bau- und Gewerbegebiete (z.B. im Lkr. Aschaffenburg) im eklatanten Widerspruch zu den Grundsätzen und Erfordernissen einer nachhaltigen Entwicklung.

Neben der überregionalen naturzerstörerischen Konfliktprojekten "Mainausbau" und "Autobahn A 71" müssen besonders erwähnt werden:

· Das von der Firma IKEA bei Seligenstadt (Lkr. Würzburg) geplante Verteilerzentrum, das zum Lebensraumverlust für viele seltene Arten (u.A. Feldhamster, Wiesenweihe) führen würde.
· Die geplante Neutrassierung der ICE-Trasse im Bahndreieck Fulda " Würzburg " Frankfurt. Durch die sog. Mottgersspange sind ökologisch wie landschaftsoptisch wertvollste Bereiche im Nordspessart bedroht.
· Das von der Stadt Kitzingen geplante Baugebiet "Unterer Hammerstielweg", das für den wichtigsten Trinkwasserbrunnen der Stadt mit unkalkulierbaren Risiken verbunden ist

Ausblick auf 2003

Das größte Kapital des BN war auch 2002 der Idealismus seiner engagierten Mitglieder, die sich selbstlos vor ihre Landschaft und Heimat stellen, ohne sich von Geld oder politischem Druck korrumpieren zu lassen.

Die Aktiven des BN haben allein in Unterfranken fast 70.000 Stunden für den Natur- und Umweltschutz und damit für die Sicherung der Umwelt-, Lebens- und Freizeitqualität in ihrer Heimatregion geleistet.

Die Arbeit des BN wird im Regierungsbezirk von 15.125 Mitgliedern und Förderern finanziell unterstützt. Angesichts seiner Erfolge kann der Bund Naturschutz trotz mancher staatlicher und gesellschaftlicher Fehlentwicklungen optimistisch in die Zukunft blicken.

Gerade im Wahljahr 2003 wird der BN verstärkt die Alternativen zu naturzerstörenden und steuergeldverschwendenden Prestigeprojekten zur Diskussion stellen und seine Rolle als "grünes Gewissen Bayerns" ausbauen. Die Landtagswahlen bieten eine gute Gelegenheit, Fehlentwicklungen wieder verstärkt bewusst zu machen und bei Politikern wie Wählern für den Einsatz zur Erhaltung einer lebenswerten Heimat zu werben.


gez.
Prof. Dr. Hubert Weiger1. Vorsitzender

gez.Richard MergnerLandesbeauftragter

gez.Helmut SchultheißRegionalreferent