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Bund Naturschutz zieht Grüne Bilanz 2002 - Schwerpunkt Oberbayern

Die größten Erfolge des BN in Oberbayern waren im vergangenen Jahr die Umsetzung von Arten- und Biotopschutzprojekten, zahlreiche Aktivitäten zur Förderung des ökologischen Landbaus im Hinblick auf die angestrebte Agrarwende,

27.01.2003

die Förderung regenerativer Energien, die Mobilisierung des Widerstands gegen umweltzerstörende Großprojekte und das vielfältige Engagement zum Schutz der Alpen, insbesondere im Rahmen des "Internationalen Jahrs der Berge". Auch die regionale Umweltbildungsarbeit sowie Naturerlebnisangebote aller Kreisgruppen fanden großes Interesse. Ende 2002 hatte der BN in Oberbayern rund 52.000 Mitglieder und Förderer und damit einen Zuwachs von mehr als 1.500 im Vergleich zum Vorjahr.

Natur- und Artenschutz

Ein Schwerpunkt der BN-Kreisgruppen im Voralpenraum waren 2002 verschiedene Projekte zum Schutz und der Renaturierung von Mooren, die durch den Bayerischen Naturschutzfond aus Mitteln der Glücksspirale gefördert wurden. Beispielhaft sind hier für den Landkreis Rosenheim zu nennen das ABSP-Umsetzungsprojekt "Samerberger Streuwiesen und Quellmoore" oder die Erstellung eines Biotopverbund-Konzepts im "Willinger Weitmoos" bei Bad Aibling. In Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband hat die BN-Kreisgruppe Traunstein mit der Umsetzung der Pflegemaßnahmen für den Moorkomplex "Ewige Sau" begonnen, basierend auf einer bereits 2001 vom BN durchgeführten Zustandserfassung der Tier- und Pflanzenarten. Die Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen übernimmt 2003 die Trägerschaft für ein ABSP-Projekt zum Schutz der Moorgebiete bei Königsdorf. Generell wird der BN in diesem Jahr seine langjährigen Aktivitäten zum Moorschutz verstärkt in die Umsetzung des bayerischen Moorentwicklungskonzeptes einbringen.

Aber auch durch sonstige Biotoppflegemaßnahmen und seine Aktivitäten im Artenschutz ist der BN ein entscheidender Faktor bei der Bewahrung von Natur und Landschaft. Derzeit betreut der BN in Oberbayern allein 308 eigene Liegenschaften mit 429 ha Fläche und mehrere hundert Hektar mit Pflegevereinbarungen. So konnte beispielsweise die BN-Kreisgruppe Mühldorf durch den Kauf der "Wadle"-Kiesgrube im vergangenen Jahr diesen bedeutenden Lebensraum verschiedener Amphibien, des Flussregenpfeifers und zahlreicher anderer bedrohte Arten dauerhaft sichern. Die Bedrohung durch Auffüllungen der wertvollen Feuchtbiotope ist damit vom Tisch und das bereits seit einigen Jahren laufende Beweidungskonzept kann fortgeführt werden.

Ein wichtiger Themenkomplex des Naturschutzes war 2002 weiterhin der Fließgewässerschutz. Als großer Erfolg ist dabei heraus zu stellen, dass nach jahrelangen Bemühungen des BN, LBV und des Fischereivereins im Landkreis Miesbach erreicht wurde, ein am Hachelbach im Landkreis Miesbach geplantes Wasserkraftwerk zu verhindern. Die Genehmigung für das, auch wirtschaftlich fragwürdige Projekt, wurde nicht erteilt. Grundsätzlich positiv bewertet der BN auch die Einleitung des grenzübergreifenden Raumordnungsverfahrens "Sanierung der Unteren Salzach" im November 2002. Damit werden die Bemühungen um eine Salzach-Renaturierung ohne Staustufen endlich voran getrieben. Der Gebirgsfluss soll auf 60 km Länge saniert werden, um den durch die früheren Regulierungsmaßnahmen eingetretenen Schädigungen (z.B. Eintiefung) entgegen zu wirken. Drei Alternativen wurden in das Verfahren eingebracht: Aufweitungsvariante, Rampenlösung und eine Kombination dieser Varianten. Die Unterlagen wurden von den örtlichen BN-Gruppen bereits geprüft, mit dem Ergebnis, dass bei allen Vorschlägen Nachbesserungen hinsichtlich einer naturnäheren Lösung notwendig erscheinen, da die jetzigen Planungen zu sehr auf einen technisch fixierten Fluss hinauslaufen. Der BN wird sich konstruktiv an dem Verfahren beteiligen und seine Vorstellungen zur Optimierung der natürlichen Flussdynamik einbringen.

Region aktiv Chiemgau - Inn- Salzach

Für das Modellvorhaben "Regionen aktiv " Land gestaltet Zukunft" wurde bereits 2000 ein bundesweiter Wettbewerb ausgeschrieben. Zu den 18 Gewinner-Regionen gehört auch der Raum zwischen Inn, Salzach und den bayerischen Alpen. Ein Team von Landwirten und Verbrauchern, Landschaftsplanern und Naturschützern arbeitet an beispielgebenden Konzepten und Ideen für eine integrierte, nachhaltige ländliche Entwicklung. Die Projekte, die von der Arbeitsgruppe bereits auf den Weg gebracht wurden, gehören den verschiedensten Bereichen an. So wird versucht durch innovative Maßnahmen neue Anregungen für die regionale Produktion und Vermarktung zu geben. Ein besonderes Augenmerk gilt den Bereichen Sanfter Tourismus und Umweltbildung sowie deren Vernetzung. Unter dem Titel "Lernende Region" ist ein Netz von Lehr- und Schulbauernhöfen geplant. Hier sollen Schulklassen, aber auch Urlauber und Bürger der Region hautnah die Arbeit auf dem Bauernhof erfahren und auch einen emotionalen Zugang gewinnen. Der BN ist an dem Vorhaben in vielfältiger Form beteiligt, beispielsweise an der Vorbereitung der Landesgartenschau 2004 in Burghausen oder Landschaftspflegeprojekten. Er stellt auch den 2. Vorsitzenden des Vereins "Region aktiv".

Energiewende

Maßgeblich beteiligt waren die BN Kreisgruppen Rosenheim, Traunstein und Berchtesgaden in den letzten Jahren an der Regionalinitiative "Sonnenstrom vom Watzmann bis zum Wendelstein". Zahlreiche Kommunen, Innungen, über 60 Handwerksbetriebe, die Umweltverbände sowie Banken und Bürger haben sich dabei zusammengeschlossen, mit dem Ziel, die Solarstromtechnik zu fördern. Die Bilanz im vergangenen Jahr ging deutlich über die ursprünglichen Erwartungen hinaus. Durch 650 neue Fotovoltaikanlagen, die 3700 kW Strom erzeugen und den Elektrofachbetrieben 22 Millionen Euro Umsatz brachten, ist das Ergebnis auch wirtschaftlich ein Erfolg " ganz im Sinne der Agenda 21. Darüber hinaus sind im Chiemgau 25 Bürger-Solarkraftwerke entstanden oder in Planung, das größte davon ging im Juni 2002 in Traunstein ans Netz.

Jahr der Berge

Das Internationale Jahr der Berge 2002 bildete im vergangenen Jahr einen Schwerpunkt der Arbeit des BN in Oberbayern. Dazu bot der Bund Naturschutz ein breit gefächertes Veranstaltungsprogramm mit geführten Wanderungen, Radtouren, Reisen, Vorträgen, Filmen und Diskussionen. Fachseminare vertieften den Informationsaustausch. Präsentationen des BN über Schutz und nachhaltige Nutzung der Alpen erreichten auf Messen und Ausstellungen eine breite Öffentlichkeit.

Inhaltliche Schwerpunkte waren die Themen "Verkehr" und "Wintersport". Die 2002 vom Bund Naturschutz ausgerichtete Tagung der Internationalen Verkehrsinitiative ITE zeigte Alternativen zum immer weiter anwachsenden Alpentransit auf der Straße auf. Der Bund Naturschutz engagierte sich 2002 auch, um die Freizeitverkehrslawine in die Alpen zu reduzieren. Die BN-Broschüre "Zugspitzen" gibt für über 40 Bergwanderungen konkrete Zug- und Busverbindungen an; Landkarte und Wegbeschreibung ergänzen die Beschreibung zu einem kompletten Tourenvorschlag. Einen wichtigen Erfolg konnte der BN im Bereich Motorsport mit der Absage des für Sommer 2002 vom ADAC geplanten Autorennen am Wallbergs erreichen.

Die touristische Erschließungsspirale im Alpin-Skisport dreht sich trotz der immer deutlicher erkennbar werdenden Auswirkungen der Klimaerwärmung immer weiter, mit oft verheerenden Auswirkungen auf die Natur. Allein 2002 entstanden in Oberbayern auf 13 ha neue Beschneiungsanlagen. Planierungen von Skipisten und Neubauten von Liften und Nebenanlagen modelten ganze Hänge um, z.B. am Hocheck in Oberaudorf. Der BN kämpft gegen die ständig weiter fortschreitende Zerstörung der bayerischen Berge für den Skisport und fördert umwelt- und naturverträgliche touristische Angebote, wie z.B. den Biogasthof auf der Winklmoosalm.

Größter überregionaler Erfolg im Jahr der Berge war die Unterzeichnung der Alpenkonvention, die seit 18.12.2002 in Deutschland in Kraft ist. Ein sehr positives Ergebnis des Jahrs der Berge ist auch die von der EU 2002 signalisierte Bereitschaft, sich nach Jahren der Nicht-Beteiligung wieder in den Alpenkonventionsprozess einzubringen. Das Jahr der Berge hat somit wichtige Impulse für mehr Schutz der Berggebiete gegeben, es bestehen aber weiterhin vielfach große Defizite und es gab auch 2002 zahlreiche Entscheidungen, die einer tatsächlich naturverträglichen Bergpolitik zuwider liefen.

Ökostation Wartaweil

Die Ökostation Wartaweil am Ostufer des Ammersees bot 2002 ein umfangreiches Programm. Bei rund 50 Führungen wurden ca. 1000 Teilnehmer betreut. Ein besonderer Anziehungspunkt war die "WasserWeltWartaweil" mit ihren v.a. für Kinder und Jugendliche konzipierten Beobachtungs- und Forschungsmöglichkeiten zur Gewässerökologie. Auch die von der Ökostation durchgeführten Fachseminare, z.B. zur Hochmoorrenaturierung und zur Naturschutzforschung in den Alpen stießen auf großes Interesse. Im Sommer 2003 wird nach großen Umbauarbeiten der Vollbetrieb dieser Bildungsstätte des BN mit einem umfangreichen Angebot insbesondere für Schulklassen aufgenommen werden.

Natürlich gab es im vergangenen Jahr in Oberbayern auch herbe Rückschläge und Fehlentwicklungen mit denen sich der BN intensiv auseinander setzen musste. Dies betrifft insbesondere den ungebremsten Flächenfraß, Verkehrsplanungen und Eingriffe in naturschutzfachlich hochwertigste Gebiete.

Flughafen München

Ende 2001 hat der Hauptgeschäftsführer der Flughafen München GmbH (FMG) erklärt, sein Ziel sei es, die Nummer 1 in Deutschland zu werden und den Flughafen Frankfurt zu überrunden. 100 Millionen Fluggäste und mehr als 500.000 Flugbewegungen pro Jahr sollen erreicht werden. Seither wird eine gigantische Erweiterung des Flughafens vorbereitet.
Das 2. Terminal wird 2003 in Betrieb gehen, ein weiteres Abfertigungsgebäude ist seit März 2002 im Bau, welches ausschließlich für im Erdinger Moos umsteigende Fluggäste gedacht ist. Damit werden am Boden bereits die Kapazitäten für die Abfertigung von mehr als 60 Millionen Fluggästen geschaffen. Ursprünglich war der Flughafen im Erdinger Moos eigentlich nur zur Befriedigung der Verkehrsbedürfnisse Bayerns gedacht (Ersatz für München-Riem) und nicht als internationales Drehkreuz.
Das geplante 1500 ha große Vorranggebiet Flughafen im neuen Landesentwicklungsprogramm (LEP) Bayern gibt Anlass zu der Befürchtung, dass dort die 3. Startbahn errichtet werden soll. Das zukünftige Schicksal von 2 Ortschaften, die im Zentrum des Vorranggebietes liegen ist völlig ungewiss. Sie wären bei einer Expansion des Flughafens Richtung Norden von der Absiedlung bedroht. Die dritte Startbahn wird von der Lufthansa und von der FMG gefordert. Auch die Flughafenerschließung per Transrapid wird trotz vehementer Proteste und einer völlig ungeklärten Finanzierung von der Staatsregierung weiterhin vorangetrieben. Das Raumordnungsverfahren ist mit einer positiven Bewertung der Westtrasse abgeschlossen.

Gegen die Planungen zur Flughafenerweiterung und Verkehrsanbindung wurden 2002 unter tatkräftiger Unterstützung des BN insgesamt 8 Bürgerinitiativen in den Landkreisen Freising und Erding gegründet.

Straßenbauvorhaben und Flächenfraß

Im März 2002 erließ die Regierung von Oberbayern den Planfeststellungsbeschluss für den 1. Teilabschnitt der A 94 auf der Trasse "Dorfen" und stellte damit die Weichen für den Bau der Autobahn durch das Isental. Der BN hat dagegen Klage beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof eingereicht. Einer der Hauptkritikpunkte ist die rechtswidrige Nicht-Berücksichtigung der Vorgaben der FFH-Richtlinie. Seit mehr als 20 Jahren fordert der BN eine Lösung der Verkehrsprobleme im Bereich des Trassenkorridors über Haag, d. h. weitestgehend auf der bestehenden B 12. Diese Trasse ist auch gemäß den amtlichen Untersuchungen in fast allen wichtigen Aspekten die eindeutig bessere Alternative. Die Realisierung der rein politisch geprägten Fehlentscheidung der Regierung für eine Autobahn im Isental wäre dagegen eine "ökologische Todsünde". Der BN appellierte daher erneut an den Bundesgesetzgeber, die Linienbestimmung zu Gunsten der Trasse Haag zu ändern und fordert eine Neubewertung im Rahmen der laufenden Überarbeitung des Bundesverkehrswegeplans.

Der BN musste sich im vergangenen Jahr aber auch mit zahlreichen anderen Straßenbauvorhaben auseinandersetzen und hat dabei umweltverträglichere, flächensparende und naturschonende Alternativen, wie z. B. bestandsorientierte Lösungen, aufgezeigt. Beispiele hierfür sind die völlig überzogenen Aus- und Neubaumaßnahmen verschiedener Bundesstraßen, wie die B 15 neu von der A 93 südlich Regensburg bis zur A 8 bei Rosenheim, die zusätzliche Westumfahrung von Rosenheim oder der geplante Ausbau der B299/B304 mit verschiedenen Ortsumfahrungen zwischen Altötting und Traunstein. Große Sorge bereitet außerdem, dass Politiker in letzter Zeit verstärkt zusätzliche überörtliche Straßenverbindungen im Münchner Süden fordern und das, obwohl weite Strecken der geforderten Straßen durch Bannwälder, Wasserschutz- und Landschaftsschutzgebiete laufen. Am gravierendsten ist dabei die Planung des Autobahn-Südrings zwischen der Lindauer (A 96) und Salzburger Autobahn (A8).

Insgesamt zeigen diese Planungen exemplarisch die Hilflosigkeit der deutschen Verkehrspolitik, die nicht dazu in der Lage ist den Straßenverkehr zu reduzieren, sondern nur auf Kosten von Mensch und Umwelt zu verschieben.

Bayernweit stellt der nach wie vor ungebremste Flächenverbrauch durch neue Gewerbe- und Industriegebiete, neben den Verkehrsprojekten, eines der größten Umweltprobleme dar. Die Beispiele für Fehlentwicklungen in diesem Bereich sind in Oberbayern so zahlreich, dass nur einige, mit denen sich der BN am intensivsten auseinander setzte, erwähnt werden können.

Als gravierendste Fehlentscheidung 2002 sieht der BN hierbei den Ausgang des Bürgerentscheids für das Factory Outlet Centrum (FOC) in Ingolstadt. Damit kann das erste innenstadtferne FOC in Bayern nach jahrelangem Kampf und einigen Kehrtwendungen der Politik gebaut werden. Trotz intensivem Einsatz gelang es nicht, die Mehrheit der Ingolstädter von den negativen Auswirkungen wie Flächenverbrauch, oder "Aussterben" der Innenstädte zu überzeugen. Der BN befürchtet nun einen Dammbruch, denn weitere Projekte stehen bereits in den Startlöchern. Ein zusätzlicher, verheerender Schritt in Richtung eines Uniformierungsprozesses, der das Gesicht der Heimat noch weiter verändern wird.
In Südostoberbayern, insbesondere im Großraum Rosenheim, kämpfte der BN beispielsweise gegen die Planungen für das Großmöbelhaus "WEKO", das eine Fläche von ca. 7,6 Hektar umfasst und eine erhebliche Gefahr für die innerstädtischen Einzelhandelstrukturen darstellt. Leider entschied sich auch hier die Mehrheit der Bevölkerung im Frühjahr 2002 per Bürgerentscheid für das Projekt. Weiterhin gibt es immer wieder neue Planungen für Großprojekte an den Ausfahrten entlang der A 8, wie z.B. überdimensionierte Autorasthöfe oder das bis vor kurzem geplante "Prientalcenter" bei Frasdorf, die durch ihre exponierte Lage das Landschaftsbild dieses Voralpenraums erheblich beeinträchtigen würden.
Der Kampf gegen den Flächenverbrauch und der Schutz unserer bayerischen Heimatlandschaften vor weiterer Zersiedelung wird im Jahr 2003 der zentrale Schwerpunkt der Arbeit des BN sein.

Mückenbekämpfung und Kormoranabschuss am Chiemsee
Auch im vergangenen Jahr musste sich der BN wieder mit den Planungen zur Stechmückenbekämpfung am Chiemsee mit dem Bakterienpräparat "Bti" auseinander setzen. Zum ersten Mal sollten 2002 auch die naturschutzfachlich wertvollsten Gebiete inklusive dem Naturschutzgebiet "Mündung der Tiroler Ache" mit einbezogen werden. Aus ökologischen Gründen lehnt der BN die flächendeckende Ausbringung von Bti entschieden ab, da beispielsweise auch andere Insektenarten geschädigt werden, die, wie die Stechmücken selbst, wichtige Glieder der Nahrungskette sind. Dadurch können auch deren Fressfeinde, wie z. B. Jungfische, Vogel- oder Fledermausarten beeinträchtigt werden. In einer naturschutzfachlich so hochwertigen und sogar durch europäisches Naturschutzrecht geschützten Region muss die Erhaltung der funktionalen Zusammenhänge des Ökosystems absolute Priorität haben. Die Regierung hat zwar letztendlich den Einsatz im Naturschutzgebiet untersagt und witterungsbedingt kam es 2002 zu keiner Ausbringung von Bti. Doch bereits jetzt wird der flächendeckende Bti-Einsatz für 2003 wieder diskutiert, so dass dieses Thema den BN vermutlich auch heuer erneut beschäftigen wird.

Mit der 2002 erstmals erteilten Genehmigung zum Abschuss von 145 Kormoranen in der Brutkolonie am Chiemsee durch die Regierung von Oberbayern verstieß Bayern gegen nationales und internationales Naturschutzrecht. Die Genehmigung, den Abschuss in der Zeit vom 15. März bis 6. April zu tätigen war ein ungeheurer Skandal. Der Abschuss von 63 Tieren hat zu einer dreiwöchigen Aufgabe der Kolonie geführt und war ein schwerer Eingriff. Das von der Regierung in Auftrag gegebene Gutachten kommt zum Ergebnis: "Eine Wiederholung im bisherigen Umfang ist wegen der Gefahr einer Kolonieauflösung daher abzulehnen." Trotzdem läuft erneut ein Genehmigungsverfahren für den Abschuss von 82 Kormoranen in der Brutkolonie. Gemäß "Kormoran-Verordnung" sind Naturschutzgebiete ausdrücklich vom Abschuss ausgenommen. Das Gebiet ist außerdem internationales (FFH- und EU- Vogelschutzrichtlinie, Ramsar-Konvention) und nationales Schutzgebiet (NSG).

gez.
Christine Margraf
Regionalreferentin

gez.
Kurt Schmid
Regionalreferent

gez.
Dr. Christian Magerl
Regionalreferent