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Tiere und Pflanzen

BUND Naturschutz zieht positive „Grüne Bilanz 2017“

Der BUND Naturschutz zieht insgesamt eine positive "Grüne Bilanz" für das Jahr 2017. Zwar hat es bei den Themen Flächenfraß und Glyphosat Rückschläge gegeben. Immer mehr Menschen sind aber aktiv für die Bewahrung von Bayerns Lebensgrundlagen Boden, Luft und Wasser sowie bei der Rettung bedrohter Tiere und Pflanzen in ihrer Heimat.

22.12.2017

Bayerns größter Natur- und Umweltschutzverband freut sich über Erfolge beim Schutz von einzigartigen Naturlandschaften wie am "Grünen Band Deutschland", über positive Entwicklungen bei der Wiederkehr von Biber und Wildkatze sowie einen großen Mitgliedergewinn im Jahr 2017. Mit zum Jahresende rund 228.000 Mitgliedern und Förderern erreicht Bayerns größter Umweltverband den größten Mitgliederstand in seiner 105 jährigen Geschichte. Über eine Million Stunden Gemeinwohlarbeit wurden von den ehrenamtlich Aktiven in den rund 600 Orts- und Kreisgruppen für den Schutz von Mensch und Natur geleistet. Als Trauerspiel und Rückschlag für Bayerns Natur sieht der BN die Entscheidungen zur weiteren Zulassung von Glyphosat, zur Änderung des Alpenplans am Riedberger Horn und des Landesentwicklungsprogramms als "Freibrief für Flächenverbrauch". Im Jahr der Landtagswahl 2018 will der BUND Naturschutz seine Arbeit für den Klimaschutz, für einen dritten Nationalpark, für Bauernhöfe statt Agrarfabriken und für den Schutz von Boden und Landschaft vor dem Flächenfraß noch verstärken.

Als größte Erfolge seiner Arbeit im Jahr 2017 sieht der BUND Naturschutz die laufende Revitalisierung der Isarmündung, den endgültigen Verzicht auf weitere Staustufen an der Donau im Bundesverkehrswegeplan, die Rettung des Naturjuwels Eisenbreche im Oberallgäu und des Felsentors an der Ramsauer Ache vor Wasserkraftwerken, die Aufgabe der Flugplatzplanung im Coburger Land sowie die zunehmende Akzeptanz der Bevölkerung für Bayerns Ureinwohner wie Luchs, Wildkatze und Biber. Das wachsende Umweltbewusstsein zeige die Zunahme von ökologischer Landwirtschaft und wachsende Nachfrage nach Lebensmitteln ohne Gentechnik und ohne Pestizideinsatz. Ebenso erfreulich sei der mehrheitliche Wunsch der bayerischen Bevölkerung für einen dritten Nationalpark und für mehr "wilde Wälder" vor der Haustür.

"Der Einsatz für eine ökologische und soziale Energiewende sowie für eine Agrar- und Verkehrswende zählten 2017 zu den Arbeitsschwerpunkten und hat zu konkreten Fortschritten geführt. So unterstützen immer mehr Stadtwerke die Bürgerenergiewende, der ökologische Landbau in Bayern boomt und der Widerstand gegen unsinnige Verkehrsprojekte wächst", so der BN-Vorsitzende Hubert Weiger. Als basisdemokratischer und überparteilicher Mitgliederverband werde der BUND Naturschutz gerade im Jahr der Landtagswahl die Kandidatinnen und Kandidaten auf den umweltpolitischen Prüfstand stellen. Die konkreten Schwerpunkte der Arbeit für das Jahr 2018 werde der Landesvorstand in einer Klausur im Januar festlegen.

"Die politische Entscheidung der Landtagsmehrheit für eine Skischaukel am Riedberger Horn durch die Aushöhlung des Alpenplans sowie der Freibrief für die hemmungslose Zersiedelung der Landschaft mit der Änderung des Landesentwicklungsprogramms waren ein Tiefpunkt der bayerischen Naturschutzpolitik des Jahres 2017", bilanziert der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner. "Der BN wird daher für den Alpenschutz mit einer Normenkontrollklage vor Gericht gehen", so Mergner. Mit regionalen Veranstaltungen vor der Landtagswahl sollen zudem Forderungen für den Schutz der Alpen vor Profitinteressen, für ein Verbot von Glyphosat und für bessere Schutzvorschriften gegen neue Straßen, Stromautobahnen und Gewerbegebiete "auf der grünen Wiese" diskutiert werden.

Erfolge und Herausforderungen für Bayerns Natur und Umwelt

Mit der Verleihung des höchsten deutschen Umweltpreises an den BN-Artenschutzreferenten Kai Frobel und Hubert Weiger durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wurde das vom BUND Naturschutz initiierte Naturschutzprojekt "Grünes Band" ausgezeichnet. Der längste Lebensraumverbund Deutschlands mit 1.393 Kilometern entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze wurde inzwischen erfolgreich zum Grünen Band Europa weiterentwickelt, das sich über 12.500 Kilometer entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs zieht. Es ist weltweit der längste ökologische Korridor und lebendiges Symbol der friedlichen Überwindung des Kalten Krieges. Der BUND Naturschutz arbeitet daran, dass sich Bayern für die Anerkennung des Grünen Bandes als Weltnatur- und Weltkulturerbe einsetzt.

Im Landkreis Main-Spessart konnte durch eine Fotofalle wieder ein Luchs nachgewiesen werden. Das 1971 vom BUND Naturschutz im tschechischen Böhmerwald finanzierte Wiederansiedlungsprojekt für den Luchs hat den "kleinen bayerischen Löwen" wieder in seine ursprüngliche Heimat zurückgebracht. Doch der Luchsbestand von nur 29 Tieren in Bayern, vor allem im Bayerischen Wald, ist durch illegale Verfolgung erneut vom Aussterben bedroht. Die BN-Aktion "Stoppt die Wilderer, rettet den Luchs!" hat zwar zu ersten erfolgreichen Ermittlungen beigetragen, aber um den Luchs in Bayerns Wäldern wieder eine Heimat zu geben, muss das vom BN vorgelegte Konzept für eine aktive Bestandsstützung mit gezieltem Freisetzen von Luchsen in geeigneten bayerischen Mittelgebirgen und im bayerischen Alpenraum umgesetzt werden.

In sechs Landkreisen in Unterfranken, Oberpfalz, Niederbayern und Schwaben haben dieses Jahr 100 Ehrenamtliche gezielt nach noch unentdeckten Vorkommen der Wildkatzen gesucht. Erfreuliche Ergebnisse eines der größten "Citizen Science"-Projekte Bayerns: 23 Mal hatte die Wildkatze am "Baldrian-Lockstock" Haare hinterlassen. Erstmals gelang der direkte genetische Nachweis, dass Wildkatzen aus der Rhön bis nach Schweinfurt wandern.

Als motivierende Beispiele für gelebte Bürgerdemokratie bewertet der Naturschutzverband den Einsatz seiner Basisgruppen und von Bürgerinitiativen für den Schutz wilder Wälder vor allem in den Nationalparksuchgebieten Steigerwald, Spessart, Rhön, Frankenwald sowie den Donau-und Isarauen. Der BUND Naturschutz erwartet, dass im Frühjahr 2018 die Diskussion zur Abgrenzung eines neuen Nationalparks, ob in der Rhön oder an Donau und Isar, mit einer konkreten Kulisse der naturschutzfachlich wertvollsten Staatswaldflächen geführt werden kann. Ebenso müsse die Staatsregierung in den vorerst aus politischen Gründen ausgeschlossenen Gebieten im Steigerwald und Spessart die Vorschläge für die Ausweisung von Waldschutzgebieten umsetzen. Dies gelte besonders für den "Hohen Buchenen Wald" im Ebracher Forst, dessen Status als "geschützter Landschaftsbestandteil" vor dem Bundesverwaltungsgericht nicht verteidigt werden konnte. Daher appelliert der BN an die Staatsregierung, dieses Waldstück als Naturschutzgebiet ohne Nutzung auszuweisen.

Ebenso positiv sei das Engagement der Bevölkerung im Einsatz für eine bäuerliche Landwirtschaft und bei Demonstrationen und Klagen gegen geplante industrielle Tierfabriken in den Landkreisen Passau und Pfaffenhofen. Die Verankerung des Ausstiegs aus der Massentierhaltung durch die CSU im Koalitionsvertrag war zentrale Forderung der Demonstranten vor der für insgesamt 360.000 Legehennen geplanten Fabrik in Dorfbach. Die Ausweitung industrieller Massentierhaltung gefährdet auch in Bayern Landwirte, die tierschutzgerechter arbeiten wollen. Ohne Bindung der Tierhaltung an die Fläche sind durch Überdüngung an vielen Brennpunkten Bäche und Trinkwasserqualität bedroht.

Der BN-Landesvorstand hat mit dem BN-Arbeitskreis Landwirtschaft 2017 hierzu eine Grundsatzposition zu den Zukunftsperspektiven der Bauern in Bayern vorgelegt. Auch deshalb mobilisiert der BUND Naturschutz in einem breiten Bündnis von Imkern, Bauern, Umwelt- und Entwicklungsverbänden am 20. Januar 2018 zur Kundgebung in Berlin unter dem Motto: "Wir haben es satt! Der Agrarindustrie die Stirn bieten". Unter www.wir-haben-es-satt.de ist die Anmeldung zu Busfahrten aus mehreren Städten Bayerns möglich.

Bei der Biolandwirtschaft ist auch dank des Engagements des BUND Naturschutz und der Förderung im Ökopakt Bayern eine äußerst positive Entwicklung festzustellen. Etwa 800 Betriebe haben im Jahr 2017 neu auf "Bio" umgestellt, so dass inzwischen neun Prozent der Betriebe besonders umweltverträglich wirtschaften.

Die Rettung des Atomausstiegs und der Energiewende sowie die Ablehnung neuer Stromautobahnen war auch im Jahr 2017 ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt. Gemeinsam mit Bürgerinitiativen und Bayerns zweitgrößten kommunalen Stadtwerk N-ERGIE sowie weiteren Stadtwerken will der BUND Naturschutz teure Fehlinvestitionen und eine Subvention von Kohle- und Atomkraftwerken im europäischen Stromverbund verhindern, damit dezentrale, erneuerbare Energien und energieeffiziente Kraft-Wärme-Kopplung weiter eine Chance haben.

Als skandalöses Unternehmens- und Politikversagen bewertet der BUND Naturschutz den Betrug beim Verkauf von Dieselfahrzeugen und damit der Verletzung geltenden Vorschriften zur Luftreinhaltung. Scheinlösungen wie Software-Updates werden die Belastung nicht ausreichend senken und scheinen als Hauptzweck die Vermeidung von Fahrverboten zu haben. Der Schutz der Menschen müsse endlich Vorrang vor kurzfristigen Konzerninteressen haben. Der Verstoß gegen Gesetze zum Schutz der Gesundheit durch Autoindustrie und Zulassungsbehörden dürfe von der Bundesregierung, der Staatsregierung und den Bürgermeistern der betroffenen bayerischen Großstädte nicht länger geduldet werden.

Mit Eigentum und Pacht betreut und sichert der BN inzwischen über 3000 Hektar schutzwürdiger Lebensräume, verteilt über ganz Bayern. Damit knüpfen Tausende im Artenschutz Aktive an einem "Netz des Lebens". In über 40 Modellprojekten mit einem Finanzumfang von mehr als einer Million Euro für bedrohte Tier- und Pflanzenarten von der Gelbbauchunke in Oberbayern bis zum Biberschaugehege in Unterfranken ist der BUND Naturschutz in allen Regionen Bayerns aktiv.

Für Rückfragen:

BN-Landesbeauftragter Richard Mergner, Tel.: 0171- 6394370