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Tiere und Pflanzen

“Es geht auch gemeinsam”

Landwirtschafts- und Umweltverbände fordern: Wir brauchen ein Miteinander zur Rettung bäuerlicher Landwirtschaft und intakter Kulturlandschaft in Bayern

Aufruf zur Demonstration „Wir haben Agrarindustrie satt“ am 18.1. in Berlin

10.01.2020

Bauernproteste berechtigt

"Proteste von Bäuerinnen und Bauern sind berechtigt, wenn sie sich auch gegen die Ursachen der jetzt endlich gesellschaftlich diskutierten existenziellen Probleme bäuerlicher Betriebe, und nicht einseitig gegen Umweltauflagen richten, so Richard Mergner, BN Vorsitzender. Gemeinsam mit Bäuerinnen und Bauern, Entwicklungs- und Tierschutzorganisationen protestiert der BUND Naturschutz jetzt schon im zehnten Jahr während der Grünen Woche in Berlin für eine Neuausrichtung der Agrar- und Förderpolitik", so Mergner.

Ökologisch nachhaltig wirtschaften

"Wir brauchen dringend eine Ökologisierung der gesamten Landwirtschaft und die dafür notwendigen politischen Rahmenbedingungen - alleine auf Regionalität zu setzen, reicht nicht aus", macht Hubert Heigl, erster Vorsitzender der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern, deutlich. "Der ökologische Landbau ist dabei der Königsweg", so Heigl weiter.

Weltmarktausrichtung beenden

"Die Intensivierung für Billigproduktion und Weltmarkt ruiniert langfristig nicht nur unsere bäuerlichen Familienbetriebe und gefährdet die Hofnachfolge, sondern führt zu den schon seit  Jahren bekannten, jetzt endlich gesellschaftlich diskutierten Problemen von Bodenerosion über Artensterben bis hin zu Grundwasserbelastung", so Josef Schmid, Vorsitzender der AbL Bayern, und weiter: "Um die bäuerliche Landwirtschaft zu sichern muss endlich das Fördersystem umgebaut werden, damit bäuerliche Arbeit, artgerechte Tierhaltung und Umweltleistungen entlohnt werden und nicht die Größe des Betriebs.

Menschenrechte bedroht

Marlies Olberz von der Menschenrechtsorganisation FIAN ergänzt: "Der politische Druck auf die europäischen Bauern immer mehr und immer billiger zu produzieren, damit die EU auf dem Weltagrarmarkt eine noch größere Rolle spielen kann, hat auch negative Auswirkungen auf KleinbäuerInnen weltweit. So wächst z.B. der Hunger in Südamerika parallel zur Expansion der Soja-Monokulturen, deren Soja-Lieferungen für die immer größeren Tierzuchtbetriebe in der EU unerlässlich sind. Gleichzeitig zerstören die Fleischüberschuss-Exporte in afrikanische Länder die Existenz vieler Hirten und Züchter, die mit den Billigimporten aus der EU nicht konkurrieren können und verarmen. Die Sicherung der Ernährung der Weltbevölkerung muss bei Familienbetrieben und Kleinbauern in Südamerika, Afrika und nicht zuletzt hier ansetzen."

Kritik am System, nicht an den Bauern

"Die Bauernfamilien rangieren bei Umfragen zur gesellschaftlichen Bedeutung hinter Ärzten und Krankenschwestern auf den vordersten Plätzen. Viele besonnene Bürger wissen um den hohen arbeitszeitlichen Einsatz der Bauernfamilien, gerade in Tierhaltungsbetrieben. Viele wissen um deren begrenzten Lohn- und die wenige Freizeit und um den Beitrag der Bauernfamilien zum Gelingen der dörflichen Gemeinschaft", so Stephan Kreppold, Sprecher des BN Arbeitskreises Landwirtschaft und selbst Bio-Bauer.  Und weiter: "Wenn aber bei den genannten Erhebungen systembezogene Fragen gestellt werden, wie z.B.: "Wie gut werden die Nutztiere gehalten?" Oder "Schädigt intensive, chemiebasierte Landnutzung Artenvielfalt und Wasserqualität?", dann zeigen die Zustimmungswerte stark nach unten. Das heißt, der Bauer, die Bäuerin sind in Ordnung, bestimmte Produktionssysteme sind es nicht. Und wenn es so ist, dann muss das intensive Landnutzungs- und Tierhaltungssystem auf den Prüfstand", so Kreppold.

Aufruf zur Teilnahme an der 10.Agrardemo in Berlin: "Wir haben Agrarindustrie satt"

am : 18. Januar 2020 | 12 Uhr | Brandenburger Tor | Berlin

Die Verbände rufen deshalb Verbraucher*innen, Umweltschützer*innen und Bäuerinnen und Bauern dazu auf, für eine bäuerlich-ökologischere Landwirtschaft und artgerechte Tierhaltung, für insektenfreundliche Landschaften und globale Solidarität und einen wertebewussten Einkauf von Lebensmitteln gemeinsam in Berlin zu demonstrieren. Busse aus Bayern gibt es von den Abfahrtsorten Bamberg, Forchheim, Nürnberg, Lauf, Würzburg, Traunstein, Mühldorf, Landshut, Regensburg, Schwandorf und Weiden.

Details unter https://www.wir-haben-es-satt.de/informieren/anreise/mitfahrzentrale/

Forderungen an die Bundesregierung:

  • Die Agrarwende finanzieren - Bauernhöfe beim Umbau der Landwirtschaft nicht alleine lassen: Mit gezielten Subventionen und fairen Preisen sind artgerechte Tierhaltung und mehr Klima- und Umweltschutz machbar!
  • Klares Veto gegen das EU-Mercosur-Abkommen und ähnliche Abkommen: Für gerechten Welthandel, globale Bauernrechte und konsequenten Regenwaldschutz!
  • Nein zu den Industrie-Mogelpackungen: Gentechnik, Patent-Saatgut und der routinemäßige Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger verschärfen die Klimakrise und den Hunger!

Für Rückfragen:

Marion Ruppaner, BN Agrarreferentin, Tel. 0911 81878-20/21;
marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

Cordula Rutz, Geschäftsführerin , Landesvereinigung für den
ökologischen Landbau in Bayern e.V. (LVÖ),Tel. +49 89/4423190-11
Zentrale: +49 89/4423190-0, E-Mail: cordula.rutz@lvoe.de

Josef Schmid, Vorsitzender AbL Bayern, Tel. 0171-1108148
bioschmid@t-online.de

Marlies Olberz, Referentin FIAN, Tel. 089  / 82071284, mmolberz@web.de

 

Anlage: Bayerische Forderungen von BN, AbL, LVÖ und FIAN für einen Gesellschaftsvertrag:

Für einen Gesellschaftsvertrag fordern BN, AbL, LVÖ und FIAN als nächste wichtige Schritte:

  • Abkehr von einer Freihandelspolitik der EU, die zu Lasten von Bauern und Umwelt in den beteiligten Staaten führt. CETA, TTIP oder Mercosur und ähnliche Abkommen bedrohen bäuerliche Strukturen zugunsten weltweit agierender Unternehmen.
  • Das Umsteuern in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und Gemeinsamen Marktordnung (GMO) sofort in Berlin und Brüssel einleiten.
  • Die Sicherung gerade der kleinstrukturierten bayerischen Betriebe muss besonders berücksichtigt werden.
  • Die Gemeinsame Marktordnung muss dazu genutzt werden, die Marktstellung der Landwirte zu verbessern und ein Überangebot am Markt zu verhindern
  • Leistungen für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz müssen entsprechend ihrer hohen Wertigkeit entlohnt werden können!
  • Maßnahmen zur Erreichung der im Bayerischen Naturschutzgesetz verankerte Ausbauziele für den Ökolandbau umsetzen
  • Umbau der Tierhaltung zu artgemäßeren Ställen und Ernährung der Tiere mehrheitlich von der eigenen Futterfläche mit 3-stelligen Millionenbeträgen innerhalb der nächsten 15 Jahre voranbringen, und die Tierhaltung auf ein klimaverträgliches Maß reduzieren.
  • Kooperation mit dem Lebensmittelhandel für Fairness in der Wertschöpfungskette. Die Landwirte können die höheren Anforderungen bezüglich Umweltschutz und Tierwohl nachhaltig nur dann erfüllen, wenn die damit verbundenen Mehrkosten über staatliche Zahlungen und durch den Markt, also den Konsumenten, abgedeckt werden. Der Handel spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle und muss bereit sein, mehr Transparenz bei Erzeuger- und Endverbraucherpreisen anzubieten.
  • Neuausrichtung der landwirtschaftlichen Ausbildung, Beratung und Forschung: Das zukünftige Lehr- und Forschungsprogramm der Agrarwissenschaften erfordert eine grundlegende Neuorientierung, die eine ganzheitliche ökologisch-ökonomisch-gesellschaftswissen­schaftlichen Betrachtungsweise ermöglicht.