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Flächenfraß - eine unverantwortliche Hypothek für künftige Generationen

Das Gewässersystem der Oberen Sinn im Landkreis Bad Kissingen besitzt eine regional sehr hohe Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz

03.07.2002

und ist ein wichtiges Vernetzungselement zwischen den umliegenden FFH-Lebensräumen der "Schwarzen Berge" und des Truppenübungsplatzes Wildflecken. Der 155 km² große Einzugsbereich ist Teil eines der längsten noch intakten Bachökosysteme Bayerns. Daraus wurden für das Umsetzungsprojekt nach dem bayerischen Arten- und Biotopschutzprogramm (ABSP) die naturschutzfachlich besonders wertvollen Auenbereiche von Sinn (Länge: 34 km) und einigen Nebenbächen (Oberbach, Mittelbach, Disbach; Länge: 12 km) ausgewählt. Ausgedehnte Grünlandflächen unterschiedlicher Nutzungsintensität und eine mehr oder weniger durchgängig vorhandene Ufergalerie aus Erlen und Weiden sind die charakteristischen Landschaftselemente entlang dieser typischen Wildbäche der Rhön. Von besonderer Bedeutung sind die naturnahen Quellregionen und Oberläufe sowie lokale Auwald- und Feuchtwiesen/Feuchtbrachenkomplexe.

Etwa 60 in Bayern bzw. in Deutschland gefährdete Rote-Liste-Arten konnten bisher im Projektgebiet nachgewiesen werden (z. B. Biber, Wasseramsel, Eisvogel, Schwarzstorch, Bachneunauge, Edelkrebs, verschiedenste Eintags-, Stein- und Köcherfliegenarten, Schachblume). Davon sind sechs Arten sogar in der "EU-Vogelschutz-Richtlinie" und in der "Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie" enthalten. Dazu kommen noch sechs in der FFH-Richtlinie verzeichnete "natürliche Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse".
Auch wenn das Sinntal optisch recht naturnah strukturiert ist, so gibt es doch, wenn man genauer hinschaut, eine Reihe von Defiziten. Die wichtigsten sind:
* Wiesennutzung bis an die meist nur sehr schmale Ufergalerie heran, teilweise Gülledüngung mit entsprechend größerer Schnitthäufigkeit;
* Gestörte Fließgewässerdynamik durch Steinschüttungen;
* Blockade der Durchgängigkeit für Fließgewässerarten durch Wehre, hohe Sohlschwellen und geringe Restwassermengen in den Ausleitungsstrecken von Kleinkraftwerken und Fischteichanlagen;
* massiver Hochwasserschutzausbau in den Siedlungen;
* Einleitung unzureichend geklärter Siedlungsabwässer aus den Kläranlagen und häufige Stoßbelastungen mit ungeklärtem Mischwasser aus Regenüberläufen und Überlaufbecken.

Vor diesem Hintergrund wurde von der BN-Kreisgruppe Bad Kissingen im Jahr 2000 eine Gewässerpflege- und -entwicklungskonzeption für das Sinntal erarbeitet und, ergänzt mit Angaben des ABSP, des Rahmenkonzepts für das Biosphärenreservat Rhön und aus den Landschaftsplänen der Sinn-Kommunen, in die Rahmenkonzeption des BayernNetzNatur-Projektes integriert.

Die wichtigsten naturschutzfachlichen Ziele und Maßnahmen sind:
* Aufbau eines zusammenhängenden Biotopverbundsystems mit länderübergreifendem Anschluss (Hessen) durch
* Anlage von Uferrandstreifen
* Renaturierung von regulierten Fließgewässerabschnitten
* Verbesserung der Durchgängigkeit
* Partielle Wiedervernässung der Talauen
* Entwicklung von Auwäldern
* Extensivierung der Grünlandnutzung
* Artenhilfsprojekt Edelkrebs

* Mit Hilfe des Ankaufs von 40 ha Fläche und über Vertragsnaturschutzmaßnahmen sollen diese Ziele erreicht werden.

* Verbesserung der Wasserqualität durchgehend auf I-II durch
* Optimierung der vorhandenen Kläranlagen und
* Verringerung des Fremdwasseranteils
* Verringerung der Verschmutzung aus Regenüberläufen
* geändertes Verbraucherverhalten (z. B. im Umgang mit Waschmitteln usw.)

* Nachhaltiger Umgang mit den Wasserressourcen durch
* Förderung der Regenwassernutzung/-versickerung
* Ausschöpfen von Wassereinsparpotentialen

Die fachliche Betreuung und Koordination der Umsetzungsmaßnahmen erfolgt durch einen hauptamtlichen Projektbetreuer in Abstimmung mit einem ehrenamtlichen Projektteam der BN-Kreisgruppe Bad Kissingen und einer projektbegleitenden Arbeitsgruppe (Bund Naturschutz, Untere Naturschutzbehörde, Wasserwirtschaftsamt, Landschaftspflegeverband, Landwirtschaftsamt, Amt für Ländliche Entwicklung, Biosphärenreservat, Forst, Fischerei, Bauernverband). Eine intensive Öffentlichkeits- und Umweltbildungsarbeit (u. a. in Zusammenarbeit mit dem Informationszentrum des Biosphärenreservats Rhön "Haus der Schwarzen Berge" in Wildflecken-Oberbach und den örtlichen Schulen im Sinntal) werden das fünfjährige BayernNetzNatur-Projekt (1.07.2002-30.06.2007) begleiten. Für Management, Flächenerwerb, Erfolgskontrolle und Öffentlichkeitsarbeit dieses größten BN-Projektes in Unterfranken sind 628.000 EUR vorgesehen, von denen der Bayerische Naturschutzfonds 85 % übernehmen wird. Die restlichen 15 % (98.679 EUR) übernimmt die BN-Kreisgruppe Bad Kissingen in Kooperation mit dem BN-Landesverband und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt- Stiftung bedrohte Tierwelt.


Infos bei:
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
Kreisgruppe Bad Kissingen
Am Neuenstein 59
97762 Hammelburg-Diebach
Tel: 09732-4148
Fax: 09732-782 585;
e-mail: BN-Badkissingen@gmx.de