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Kraftwerke in Bürgerhand

Bund Naturschutz stellt landesweite Aktion "Bürgersolardächer" vor

01.10.2002

Mit einer bayernweiten Aktion "Bürgersolardächer" unterstützt der Bund Naturschutz (BN) die Anstrengungen, die Solarstromtechnik weiter zu verbreiten und in den Markt einzuführen. Bürgersolardächer sind die ideale Lösung für alle Bürger, die kein eigenes Dach besitzen und dennoch garantiert umweltfreundlichen Strom erzeugen wollen. Bürger schließen sich zu kleinen Unternehmen zusammen, die eine Solargemeinschaftsanlage auf einer Schule, einem Kulturzentrum oder einem anderen kommunalen oder privaten Dach betreiben.

Der BN unterstützt interessierte Solarfreunde mit fachlichen Unterlagen, Auskünften am Service-Telefon und Rat und Tat bei der Gründung von Gesellschaften, die die Anlage gewinnbringend betreiben.

Millionen von EURO aus privatem Kapital wurden bereits ins erste Dutzend BN-Bürgersolardächer investiert, Wenn in jeder der 77 Kreisgruppen auch nur 1 großes Solardach in Betrieb geht, entspricht das einem Investitionsvolumen von mehr als 15 Mio. EURO.

In wenigen Jahrzehnten werden die alten Energieträger (Uran, Öl, Gas) erschöpft sein. Angesichts der katastrophalen Folgen des beginnenden Klimawandels ruft der Bund Naturschutz Behörden und Bürger auf, den Umstieg auf umweltfreundliche und erneuerbare Energieträger zu beschleunigen.

Schon 1995 startete der BN eine Werbeaktion für Solarwärme, sehr erfolgreich mit kommunalen Behörden und dem Installationsgewerbe. Der Bund Naturschutz ergänzt dies jetzt mit einer Solarstromaktion, denn Solarstrom hat ein sehr gutes Image. Solarstromanlagen können ohne aufwändiges Genehmigungsverfahren rasch installiert werden. Alle Bevölkerungsschichten können mitmachen, Landwirte wie Stadtbürger, Menschen mit hohem wie mit niedrigem Einkommen.


Bürgersolardach Türkenfeld

Auf dem Dach der Grund- und Hauptschule Türkenfeld ging auf Initiative der BN-Ortsgruppe am 25. Sept. 2001 die erste große Bürgersolaranlage mit einer Leistung von 28,8 kW in Betrieb. Kurz vor dem ersten Jahrestag wurde sie um 14,4 kW erweitert. Die Rekordstromproduktion im ersten Jahr von fast 1100 kWh pro installiertem kW zeigt, dass der Standort sehr gut gewählt und die Anlage technisch optimiert wurde.

38 Türkenfelder Bürger haben insgesamt 235 000 EURO investiert. Über 20 Jahre errechnet sich eine Verzinsung von 3,5 bis 4 %. Stille Reserven (der Restwert der Anlage) bleiben zusätzlich. Weitere, auch kommunale Anlagen im Landkreis Fürstenfeldbruck sind Teil der Anstrengungen des Agenda-Musterlandkreises, sich in 30 Jahren vollständig aus Erneuerbaren Energien zu versorgen. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, wurde von Behörden, Innungen, Banken, Energieversorgern und Umweltschutzverbänden der Verein "Ziel 21" gegründet.


Bayernweite Erfolge

Im Rahmen dieser neuen BN-Aktion entstanden landauf landab in Kreisgruppen von Freyung-Grafenau bis Neustadt-Aisch, von Rosenheim bis Fürth-Land bis Herbst 2002 mehr als ein Dutzend solcher Bürgersolaranlagen.

Im Raum Bamberg wurden innerhalb eines halben Jahres drei Anlagen errichtet, die zusammen 90 000 Kilowattstunden jährlich ins Bamberger Stromnetz liefern. Strom, der direkt aus Sonnenlicht gewonnen wird: Kein Dampf, kein Lärm, keine Abgase werden frei, keine radioaktiven Abfälle entstehen. Und für den heimischen Mittelstand sind es Investitionen von weit über einer halben Million EURO.


Privates Kapital - private Wirtschaftsförderung

Nur wenige Branchen weisen vor dem Hintergrund abstürzender Aktienkurse und entnervender Wirtschaftsskandale über Jahre hinweg stabile zweistellige Wachstumsraten auf und werfen keine ungeahnten Folgeprobleme auf. Die Solarbranche gehört dazu.

Hunderttausende von Bundesbürgern haben mit privatem Kapitaleinsatz dazu beigetragen, dass die Solarkraftwerksleistung Deutschlands im vergangenen Jahr an derjenigen der USA vorbeigezogen ist. Nur noch Japan liegt weltweit vor uns. Der Bund Naturschutz will mit seiner Aktion Bürgersolardächer mithelfen, den Vizeweltmeister-Status auszubauen.

Der BN forderte die Bayer. Staatsregierung auf, ihren Widerstand gegen die Einführung der Erneuerbaren Energien, allen voran des Solarstroms aufzugeben und endlich mit eigenen Initiativen diesen Zukunftsmarkt zu erschließen.


Markteinführung Erneuerbarer Energien dringend

Die alten Energieträger belasten nicht nur die Umwelt mit Abgasen, Radioaktivität und Müll, sie werden in den nächsten Jahrzehnten auch unbezahlbar teuer, weil sie zur Neige gehen.

Nach Angabe des Bayer. Wirtschaftsministeriums reichen die Uranreserven - bei konstantem Verbrauch - weltweit bis zum Jahre 2035, Erdöl bis 2042, Erdgas bis 2062, bei konstantem Verbrauch, also "Mehrverbrauch durch Wirtschaftswachstum und die steigende Weltbevölkerung nicht berücksichtigt". Angesichts der klimabedingten Katastrophen ist ein noch viel schnellerer Umstieg zu den erneuerbaren Energien nötig.

Derzeit sind einige Erneuerbare Energien noch vergleichsweise teuer, weil die Anlagen in kleinen Stückzahlen produziert werden und nicht derart große Subventionen genießen wie Kohle, Öl oder Atomkraft. Die Erneuerbaren Energien müssen - im Gegensatz zu den alten Energieträgern - ihre Folgekosten selbst tragen. Daran gemessen sind sie selbst nach dem Branchenblatt Energiewirtschaftliche Tagesfragen bereits wirtschaftlich.

Die Bundesregierung hat mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz vom April 2000 und dem Hundert-Tausend-Dächer-Programm einen weltweit bewunderten Grundstock für die Markteinführung der Solarstromtechnik gelegt.


Der Solarenergie gehört die Zukunft

Solarstrom wird direkt aus Sonnenlicht gewonnen und ist unter allen Arten Strom zu erzeugen am wenigsten technisch anfällig: Kein Dampf, kein Lärm, keine Abgase werden frei, keine radioaktiven Abfälle entstehen. Mit den Bürgersolardächern werden Anlagen installiert, die vor Ort umweltfreundlichen Strom erzeugen und Investitionskapital in der Region halten:

Solarstromanlagen sind High-Tech-Kraftwerke, die uns auch noch Strom liefern werden, wenn die alten Energieträger Uran, Öl, Gas und Kohle längst versiegt sind. Bayern könnte hier zum Weltmarktführer werden.


BN-Service Telefon: Bei Anruf Sonne

Wer sich finanziell an solchen Projekten beteiligen oder selbst eine Solargesellschaft gründen will, kann sich beim Bund Naturschutz informieren.

Das Info-Telefon Stromsparen und Solarenergie des Bundes Naturschutz ist montags, dienstags und mittwochs, jeweils von 15.00-19.00 Uhr unter der Tel. Nr. 0951 / 50 90 614 erreichbar.


Forderungen

Der BN fordert die Bayer. Staatsregierung auf, endlich mit eigenen Initiativen diesen Zukunftsmarkt zu erschließen. Das bayerische Marktpotential liegt bei weit über 10 Mrd. Euro. Für das an der Bauflaute notleidende Installationsgewerbe muss das neue Standbein Solartechnik ausgebaut werden. Bei staatlichen und kommunalen Bauvorhaben muss die Solarstromnutzung in die Planung einbezogen werden. Vorhandene Dächer öffentlicher Gebäude sollen bei entsprechender Eignung für Bürgersolaranlagen zur Verfügung gestellt werden.

Der BN appelliert an die bayerischen Bürger, in allen Bezirken dem Solarstrom zu einem Boom zu verhelfen. Wer kein eigenes Dach hat, kann sich mit Bürgerbeteiligungsanlagen auf großen Dächern von Schulen, Sporthallen etc. aktiv an der Produktion umweltfreundlichen Stroms beteiligen.



gez.

Prof. Dr. Hubert Weiger
Landesvorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern. e. V.

Richard Mergner
Landesbeauftragter des Bundes Naturschutz in Bayern. e. V.

Dr. Ludwig Trautmann-Popp
Energiereferent des Bundes Naturschutz in Bayern. e. V.



Bei Rückfragen: BN-Energiereferat, 0951 - 51 906 09