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„LÖFFELKRAUT & CO.“ BRAUCHEN AUCH KÜNFTIG UNTERSTÜTZUNG

Förderprojekt aus dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt läuft aus - Betreuernetzwerk soll ausgebaut werden

09.12.2016

Das Bayerische Löffelkraut (Cochlearia bavarica) ist eine Rarität, die weltweit nur im Süden Bayerns zu finden ist. Einen wesentlichen Beitrag zur langfristigen Sicherung der Vorkommen leistete in den vergangenen fünf Jahren das Biodiversitätsprojekt* „Löffelkraut & Co.“ des BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN). Heute wurden die Projektergebnisse im oberbayerischen Feldkirchen-Westerham vorgestellt und der erfolgreiche Abschluss des Projektes gefeiert. Bereits am Nachmittag hatte das Projektteam eine neue Informationstafel zum Lebensraum des Bayerischen Löffelkrauts am Parkplatz bei der Wallner-Alm in Vagen vorgestellt und zu einer kleinen Wanderung zu den Vorkommen am Tuffberg eingeladen.

Seit September 2011 beschäftigt sich das vom Bundesamt für Naturschutz im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt geförderte Projekt mit dem Schutz des Bayerischen Löffelkrautes und weiterer seltener Begleitarten sowie seiner typischen Quell-Lebensräume. Das seltene Löffelkraut kommt weltweit nur in zwei voneinander getrennten Gebieten im schwäbischen und oberbayerischen Raum vor, weshalb Deutschland und insbesondere Bayern für den Erhalt der stark gefährdeten Art weltweit eine besondere Verantwortung tragen.

Mit den Projektmitteln wurden die Vorkommen des Löffelkrautes systematisch erfasst und gemeinsam mit den beteiligten Landschaftspflegeverbänden und Maschinenringen gezielte Pflegemaßnahmen für den Erhalt seiner Lebensräume ausgearbeitet und umgesetzt. Diese werden nun in die Landschaftspflegekulisse der Landkreise eingebunden.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Identifizierung der Gefährdungsursachen für die seltene endemische Art, die bis 2011 deutliche Bestandseinbußen erlitten hatte. „Diese wurden in der Vergangenheit nicht immer in ihrer gesamten Bandbreite erkannt und sind an jedem der 8 oberbayerischen Wuchsorte anders“, so die Projektbetreuerin für Oberbayern Gabriela Schneider. „Generell wird dem Quellschutz viel Aufmerksamkeit entgegen gebracht, liefern die Quellen doch die Grundlage für alles Leben. Trotzdem leiden auch heute noch zahlreiche Quellgebiete an den Folgen früher begangener oder aktueller Eingriffe, deren Wiedergutmachung zwar noch möglich wäre, jedoch viel Engagement  bei allen Beteiligten erfordern würde. Die schleichenden Veränderungen sind mitverantwortlich für den Biodiversitätsverlust der heutigen Zeit.“

Das Projekt war von Beginn an vielschichtig angelegt und arbeitete mit wissenschaftlichen Einrichtungen, Universitäten und Fachexperten ebenso partnerschaftlich zusammen wie mit den Fach- und Verwaltungsbehörden, Pflegeverbänden, Maschinenringen, Naturschutzverbänden und Grundstückseigentümern.

Ein wesentliches Anliegen war der Aufbau eines Betreuungsnetzwerkes für die einzelnen Löffelkraut-Wuchsorte. Dafür wurden Ehrenamtliche gewonnen und speziell geschult, um sich auch nach Projektende selbständig um die Vorkommen kümmern zu können, kleinere Pflegearbeiten durchzuführen und die Entwicklung zu beobachten. So bleibt das Bayerische Löffelkraut auch künftig nicht sich selbst überlassen. „Der Naturschutz ist in hohem Maß auf ehrenamtliches Engagement angewiesen. Die langfristige Kontrolle und Pflege von Standorten des Bayerischen Löffelkrauts und seiner typischen Begleitarten ist eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe, da es sich um eine endemische Art handelt – also eine Art, die weltweit nur in einem klar abgegrenzten Gebiet vorkommt“, sagte Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) anlässlich der bereits vor zwei Wochen stattgefundenen Abschlussveranstaltung im schwäbischen Ollarzried.

In der Öffentlichkeit warb das Projekt mit einer mehrseitigen Farbbroschüre, einer kleinen Wanderausstellung und einem vielseitigen Vortrags- und Exkursionsprogramm für den Erhalt des Bayerischen Löffelkrauts und seiner Lebensräume. „Naturschutz muss unmittelbar verständlich sein. Dann kann die Bereitschaft zum Schutz der Natur von „unten“ – aus der Bevölkerung – wachsen“  ist Frau Dr. Knopp, 1. Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Feldkirchen-Westerham, überzeugt.

Im Jahr 2014 erhielt „Löffelkraut & Co“ eine Auszeichnung als „UN-Dekade-Projekt“, das sind Projekte, die sich durch ein hohes Engagement für die biologische Vielfalt auszeichnen und eine besondere Bedeutung für die Umsetzung der Nationalen Biodiversitätsstrategie haben.  

Alles in allem also ein sehr erfolgreiches Projekt. Doch wie geht es weiter? Die Herausforderung in den kommenden Jahren wird es sein, das aufgebaute Betreuungsnetzwerk zum Schutz der typischen Quell-Standorte am Leben zu halten, um die notwendige Minimalbetreuung auch nach Projektende sicher stellen zu können. Zusätzlich muss jedoch auch die fachliche Betreuung intensiviert und ein regelmäßiges Monitoring in etwa zweijährigen Intervallen mit einheitlichen Standards durchgeführt werden. Nicht zuletzt hängt die mittelfristige Sicherung der Vorkommen vor allem davon ab, ob die im Projekt benannten Beeinträchtigungen in den naturnahen Lebensräumen minimiert oder sogar abgestellt werden können.

Das Projekt „Löffelkraut & Co“ war das erste Projekt, das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt bewilligt wurde. Während seiner fünfjährigen Laufzeit erhielt es vom Bund
Zuwendungen von insgesamt 340.500 Euro. Drittmittelgeber war der Bayerische Naturschutzfonds.  
Kontaktadressen und weitere Informationen zum Projekt „Löffelkraut & Co“ finden sich unter biologischevielfalt.bfn.de/bp_pj_loeffelkraut.html oder www.loeffelkraut.de.
 
Bildmaterial: Bayerisches Löffelkraut (Cochlearia bavarica)  
Die Fotos dürfen unter Nennung des Bildautors (© Gabriela Schneider) und nur im Zusammenhang mit der Pressemitteilung zum Bayerischen Löffelkraut honorarfrei verwendet werden.

Für Rückfragen stehen Ihnen zur Verfügung:

Dr. Christine Margraf
Leiterin der BN-Fachabteilung München
Tel.: 089/548298-63
christine.margraf@bund-naturschutz.de

Gabriela Schneider
Projektbetreuung Oberbayern
0179-6803716
schneider-hausham@t-online.de