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Tiere und Pflanzen

Möbel mit Pfiff aus rotkernigem Buchenholz

Bund Naturschutz startet bayernweite Aktion, um Absatz von ökologisch hochwertigem rotkernigem Buchenholz zu fördern.

17.06.2002

Im Rahmen einer Pressefahrt stellte der Bund Naturschutz seine Vermarktungsoffensive für rotkerniges Buchenholz vor, mit der die heimische Waldwirtschaft beim Erhalt der alten Buchenwälder unterstützt werden soll. Alte Buchenwälder stellen wertvolle Lebensräume für viele bedrohte heimische Tier- und Pflanzenarten dar. Das Holz aus diesen Wäldern lässt sich jedoch nur zu geringen Preisen verkaufen, weil es einen roten Kern hat. Der rote Kern, der diesem Holz eine intensive Färbung gibt, ist aber nur eine farbliche Veränderung keine Beeinträchtigung der Holzeigenschaften. Wenn Buchen alt und dick werden, verfärbt sich ihr Kern rot. Innovative Schreiner stellen doch gerade aus diesem lebhaft gefärbten Holz Möbel her, die immer mehr Kunden finden. Möbel aus rotkerniger Buche liegen zunehmend im Trend.

Die Verfärbung im Buchenholz führte bislang jedoch zu deutlich geringeren Holzerlösen und damit zu Vermarktungsproblemen. Für die Waldbesitzer ist es sehr schwierig, rotkerniges Buchenholz zu verkaufen, was meist nur zu geringen Preisen gelingt, erläuterte Michael Müller, Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Nürnberger Land und des Initiativkreises Holz aus der Frankenalb, bei einem Begang durch den Hersbrucker Stadtwald. Dies hat wiederum zur Folge, dass die ökologisch wertvollen Buchen früher gefällt werden, um finanzielle Einbußen zu vermeiden, bestätigt auch Forstoberrat Hermann Hatzelmann vom Forstamt Hersbruck. Nach den Vorgaben des Forstministeriums sollen die Buchen im bayerischen Staatswald so erzogen werden, dass sie sehr schnell dick werden und dann werden sie bereits im Alter von 100 bis 120 Jahren, statt wie bisher im Alter von 140 - 160 Jahren gefällt.

Aus Naturschutzsicht sind jedoch gerade alte Buchenwälder für viele seltene Tier- und Pflanzenarten besonders wichtig. So werden bevorzugt alte und dicke Buchen als Nist- und Höhlenbäume von Schwarz-, Grau- oder Mittelspecht sowie einer Reihe von "Nachmietern" wie Hohltaube, Rauhfußkauz, Halsbandschnäpper und vielen Fledermausarten bewohnt. Die ungünstige Vermarktungssituation für rotkernige Buchen führte jedoch dazu, dass sich die schon bestehende bedrohliche Situation für viele heimische Tier- und Pflanzenarten noch weiter verschlechtert. Dies liegt daran, dass es in Bayern vor allem sehr wenig alte Buchen und - gemessen am natürlichen Vorkommen - auch insgesamt wenig Buchenwälder, betont Dr. Ralf Straußberger, Waldreferent des BN. Denn von Natur aus wäre Bayern ein Buchenmeer mit einigen Inseln aus anderen Baumarten. Von dieser Dominanz ist heute nichts mehr übrig: gemessen an der ursprünglichen Buchenwaldfläche, die in Bayern ohne menschlichen Einfluss vorherrschen würde, erreicht die derzeitigen Buchenwälder nur einen Anteil von etwa 6 %. Die alten, reifen - über 140-jährigen - Buchenwälder sind sogar auf einen kümmerlichen Rest von 0,5 % geschrumpft. Deutschland - und hier gerade Bayern - tragen jedoch weltweit die größte Verantwortung für den Erhalt der Buchenwaldgesellschaften, da diese ein sehr begrenztes Areal besitzen, so Prof. Weiger, Landesvorsitzender des BN.

In der Schreinerei "Die Möbelmacher" in Unterkrumbach, Landkreis Nürnberger Land, wurde der weitere Weg von naturnah produziertem Rotkernbuchenholz bis hin zu individuellen und exklusiven Möbeln als hochwertige Endprodukte aufgezeigt. Mit einem mobilen Sägewerk wurde demonstriert, wie die Baumriesen mit dm rotem Kern in Bretter zerlegt werden, aus denen dann Möbel hergestellt werden. Laut Herwig Danzer, einer der Geschäftsführer der Schreinerei "Die Möbelmacher GmbH" aus Unterkrumbach und Pressesprecher der Schreinerinnung Nürnberger Land, werden die zugeschnittenen Bohlen aus rotkernigem Holz handverlesen sortiert, bevor sie verleimt werden. Anschließend stellte Herwig Danzer eine Reihe von Möbeln aus rotkernigem Buchenholz vor. Im "regionalen Musterhaus" wurden weitere schöne Verwendungsmöglichkeiten wie Fußboden, Treppe oder Kücheneinbauten besichtigt. Das regionale Musterhaus wurde vom Initiativkreis Holz aus der Frankenalb mit Holz und Handwerkern aus der Region gebaut. Der Bund Naturschutz setzt sich für die Verwendung heimischen Holzes und die Förderung der regionalen Wirtschaftskreisläufe ein und unterstützt deshalb die Ziele des Initiativkreises Holz aus der Frankenalb, so Rainer Wölfel vom Naturschutzzentrum Wengleinpark.

Bei der Besichtigung der verschiedenen Möbel wurde deutlich, dass der Rotkern der Buche in vielen reizvollen Farbschattierungen auftritt, die von rot zu dunkelbraun, grünlich, grau bis hin zu violett reichen. Verarbeitern und Verbrauchern wird dadurch eine dekorative Alternative für Möbel aus heimischem Holz angeboten. Dieses Holz ist viel zu schade, um als Brennholz zu enden. Es bietet viele Möglichkeiten für die Gestaltung dekorativer Möbel. Eine Reihe von innovativen Schreinern hat diesen neuen Trend bereits aufgegriffen, und aus Rotkernbuchen attraktive Möbel hergestellt, so Herwig Danzer. Seit kurzem werden Möbel auf Möbelmessen ausgestellt, erste Möbelstücke gibt es bereits bei Schreinereien, Möbelherstellern oder im Einzelhandel zu kaufen. Qualitativ entspricht das rotkernige Holz dem klassischen weißen Buchenholz. Durch die unterschiedlichen Wachstumsbedingungen geprägt sind die Verfärbungen von Baum zu Baum verschieden. Jedes Möbelstück ist somit ein Unikat. Heute überzeugen diese exklusiven, individuellen Möbel immer mehr Kunden.

Die Verbraucher können mithelfen, unsere bayerischen Buchen in Würde und Schönheit altern zu lassen, so Prof. Weiger. Sie können beim Kauf von Treppen oder Parkett, Regal oder Schrank, Tisch oder Stuhl, gezielt nach rotkernigen Buchen, nach interessanten Verfärbungen oder lebendigen Strukturen fragen. Dadurch kann jeder einzelne die heimische naturnahe Waldwirtschaft und viele bedrohte Arten der alten Buchenwälder unterstützen. So käme eine wirtschaftlich sinnvolle Verwendung von Buchenrotkernholz dem Waldnaturschutz und dem Geldbeutel des Waldbesitzers zugute.

Der Bund Naturschutz wirbt in seiner landesweiten Aktion für eine stärkere Berücksichtigung des Buchenrotkernholzes bei Sägern, Schreinern und Verbrauchern. Beim Bund Naturschutz wird derzeit eine Liste bayerischer Anbieter, Be- und Verarbeiter von Buchenrotkernholz erstellt, die angefordert werden kann: Landesfachgeschäftsstelle Bund Naturschutz, Waldreferat, Bauernfeindstraße 23, 90471 Nürnberg (Tel.: 0911/81878-21 oder E-Mail: r.straussberger@lfg.bund-naturschutz.de).


gez.
Dr. Ralf Straußberger
Waldreferent
Tel. 0911/81 87 8-22
Fax 0911/86 95 68