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BUND Naturschutz zieht positive „Grüne Bilanz 2019“

20.02.2020

Das Rekordwachstum auf knapp 250.000 Mitglieder und Förderer zum Jahresende 2019 bewertet der BUND Naturschutz als kräftigen Rückenwind für den Natur- und Umweltschutz in Bayern. „Mit dem erfolgreichen Volksbegehren zur Rettung von Bienen und Bauern, den Klimaschutzdemonstrationen und der Rettung des Riedberger Horns haben wir gemeinsam mit einer breiten Bürgerbewegung Bayern positiv verändert“, so BN-Landesvorsitzender Richard Mergner. „Wir sehen diesen enormen Rückenwind als Chance und werden alles daran setzen, dass der Klima-, Natur- und Flächenschutz auch bei den Kommunalwahlen im Frühjahr 2020 eine entscheidende Rolle spielt“, so Mergner.

Über eine Million Stunden Gemeinwohlarbeit wurden von den ehrenamtlich Aktiven in den rund 600 Kreis- und Ortsgruppen des BUND Naturschutz für den Schutz von Mensch und Natur geleistet. „Leider fehlt der Staatsregierung aus CSU und Freien Wählern der Mut, dieses großartige Bürgerengagement politisch umzusetzen. Wir werden uns im Jahr 2020 daher massiv für eine Verbesserung des Klimaschutzgesetzes, eine faire Verteilung der EU Agrarsubventionen zum Erhalt bäuerlicher Betriebe und für eine verpflichtende Halbierung des Flächenverbrauchs einsetzen“, so BN-Landesbeauftragter Martin Geilhufe.

„Bei den 21 oberbayerischen Kreisgruppen des BN ist und bleibt Schwerpunkt Nummer eins der Einsatz für den Schutz von Boden und Natur vor immer weiterer Bebauung“, bilanziert Annemarie Räder, Regionalreferentin des BN. „Daher werden wir 2020 gerade in Oberbayern verstärkt für Flächenschutz mobilisieren.“

„Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen konnten wir uns über die Einstellung des Planfeststellungsverfahrens zur Ortsumfahrung Schrobenhausen/Mühlried freuen. Obwohl diese Straße als nicht vereinbar mit dem Habitatschutz gilt, wurden 2019 Pläne für die Süd-West-Tangente Schrobenhausen durch das „Goachat“ FFH-Gebiet Paaraue ausgelegt“, erläutert Günter Krell, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Neuburg/Schrobenhausen.

„Die erfolgreiche Klage gegen die Massentierhaltungsanlage in Eschelbach zählt zu den größten Erfolgen des BN in unserer Region, doch kämpfen wir jetzt gegen Massentierhaltungspläne in Stammham im Lkr. Eichstätt“, berichtet Johann Beck, Vorsitzender der Kreisgruppe Eichstätt. 

„Die BN-Kreisgruppe Ingolstadt wird sich an einen festen Standort auf der Landesgartenschau 2020 präsentieren. Das Themenspektrum, das uns auf der Fläche beschäftigen wird, war recht schnell gefunden: wir greifen die Themen Stadtentwicklung, Flächenverbrauch und den Umgang mit unseren Böden auf, beschäftigen uns aber auch mit den Möglichkeiten, die jeder einzelne hat, zu einer artenreichen Natur in der Stadt beizutragen“, erläutert Helene Theobald von der Kreisgeschäftsstelle den Jahresschwerpunkt 2020 des BN Ingolstadt.

Weitere Schwerpunkte des BN in Oberbayern sind der Einsatz für die Alpen und gegen die weitere Aufrüstung der Skigebiete, zahlreiche Aktivitäten für lebendigere Flüsse mit größeren Auen und gegen weiteren Wasserkraftausbau, Initiativen für eine ökologischere und wasserrückhaltende Landwirtschaft, bzw. gegen weitere Massentierhaltungsanlagen, konkrete Anstöße für eine Energiewende und nicht zuletzt auch der Einsatz gegen die dritte Start- und Landebahn am Flughafen München. Dauer-Schwerpunkte sind zahlreiche Natur- und Artenschutzprojekte.

Freuen konnte sich der BN in Oberbayern über weiter steigende Mitgliederzahlen: 90.269 Mitglieder und Förderer des BN zeigt die Statistik Ende 2019 in Oberbayern. Dies entspricht 37% der knapp 250.000 Mitglieder/ Förderer des BN in ganz Bayern. Seit Ende 2018 bedeutet das einen Zuwachs von 7.981 Mitgliedern/ Förderern.

Einen allgemein wachsenden Zuspruch erfahren die zahlreichen Umweltbildungsprojekte in den oberbayerischen Kreisgruppen. Besonders erfreulich ist die Neugründung bzw. Aktivierung von Ortsgruppen wie in Kirchseeon, Benediktbeuren, Würmtal Nord oder Neugründungen von Kindergruppen.

Feiern konnte der BN in Oberbayern nicht nur einzelne Projekt-Erfolge, sondern auch Ehrungen verdienter BN-Mitglieder für ihre jahrzehntelanges Engagement für den Naturschutz: Peter Brill (OG-Vorsitzender Türkenfeld) und Dr. Eberhard Sening (OG Vorsitzender Dießen) bekamen das Ehrenzeichen des Ministerpräsidenten. Dr. Ernst Habersbrunner (OG-Vorsitzender München-West) und Anita Egle (Umweltbildung OG Schrobenhausen) wurden mit dem Grünen Engel und Johanna Klügl aus Gilching mit dem Grünen Junior-Engel ausgezeichnet. Auch die Kreisgruppe Pfaffenhofen an der Ilm wurde von der Stadt Pfaffenhofen mit dem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. 2020 feiern die Kreisgruppen Bad Tölz/Wolfratshausen und Fürstenfeldbruck ihr 50-jähriges Bestehen.

Oberbayern: besonders relevante Themen für 2019 und 2020:

I. Flächenschutz/ Mobilität:

Der enorme Druck auf die Landschaft durch Siedlungs- und Gewerbegebiete sowie Straßen ist und bleibt in Oberbayern „Dauerbrenner“. So wurden in Oberbayern 2018 2,3 ha Freifläche in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt. In ganz Bayern waren es 10 ha. Die BN-Kreisgruppen setzten auch 2019 zahlreichen Verkehrs-Projekten (z.B. Brennerzulaufstrecke (Lkr. Rosenheim), Auerbergtunnel (Lkr. Garmisch), neue Donaubrücken in Ingolstadt, Ortsumfahrung Schwaberwegen (Lkr. Ebersberg), Süd-West-Tangente Schrobenhausen (Lkr. Neuburg), Ortsumgehung Weilheim) und dem überdimensionierten Flächenverbrauch durch neue Gewerbe- und Siedlungsgebiete (z.B. am Irschenberg (Lkr. Miesbach), Gewerbegebiet Schorn (Lkr. Starnberg), Gewerbegebiet Ramerberg (Lkr. Rosenheim), Gewerbegebiet Parsdorf oder Taglachinger Tal (Lkr. Ebersberg) u.v.a.) natur- und klimaverträgliche Konzepte entgegen. Ein Teilerfolg konnte am ehemaligen Fliegerhorst Fürstenfeldbruck erlangt werden. Dort wurden die Ausbaupläne für eine Erweiterung des BMW-Fahrsicherheitstrainingsgeländes eingestellt.

Dass eine Mobilitätswende gewünscht ist, zeigte sich in München. Dort wurden 160.000 Unterschriften von zwei Bürgerbegehren im Radentscheid an die Stadt übergeben und vom Stadtrat angenommen. Auch in Rosenheim wurde letzte Woche das Bürgerbegehren zum Radentscheid erfolgreich mit 9.500 Unterschriften bei der Stadt eingereicht.

Nach fast 40 Jahren Widerstand wurde im Oktober das letzte Teilstück der A 94 eröffnet und damit das Kleinod Isental unwiederbringlich zerstört.

Erfolgreich ist zudem bisher auch der breite Widerstand gegen die dritte Start- und Landebahn am Flughafen München (Lkr. Freising, Erding). Im Koalitionsvertrag der Landesregierung ist ein Moratorium festgelegt worden. Der BN und das überregionale Bündnis „aufgeMUCkt“ starteten am Anfang des Jahres eine Massenpetition mit dem Aufruf, klimaschädliche Subventionen für Flüge zu stoppen. Wir werden auch 2020 für ein endgültiges Aus des unnötigen und für Menschen, Natur und Klima schädlichen Projektes streiten.

Gerade in (Groß-)Städten zeigt sich eine Folge des Klimawandels immer deutlicher in Form von steigenden Temperaturen. Deswegen steht nicht allein der Klimaschutz auf der Agenda des BN, sondern auch der Erhalt und die Erhöhung des Grünflächen- und Baumbestandes im besiedelten Raum. 2019 fanden hierzu beispielsweise folgende Aktionen statt: Temperaturmessungen der Kreisgruppe München sowie Darstellung der Bedeutung dessen durch den „Naturlehrpfad „Im Gries“ in Altötting. Auch 2020 wird die Sicherung von Frei- und Grünflächen in Verbindung mit einem geringeren Flächenverbrauch Schwerpunkt gerade in Oberbayern sein; so z.B. die ökologische Siedlungsentwicklung als ein Thema der Kreisgruppe Ingolstadt auf der Landesgartenschau. Dabei werden etliche oberbayerische Kreisgruppen ihren Einsatz für den Erhalt und die Mehrung und Sicherung von Bäumen in der Stadt fortsetzen (so z.B. der Lkr. Fürstenfeldbruck mit Beratung zur richtigen Pflege u.a.). Auch die Förderung von blüten- und damit insektenreichen Grünflächen hat bei vielen BN-Gruppen 2019 wie auch 2020 hohe Priorität (Ingolstadt, Freising, Traunstein u.a.).

II. SCHUTZGEBIETE, NATUR- UND ARTENSCHUTZ, ALPEN:

Ein zentraler Kernbereich der oberbayerischen BN-Gruppen ist der aktive Einsatz für Schutzgebiete und Arten. Neben aktiven Biotoppflege- und Artenschutzaktivitäten steht dabei auch im Vordergrund, Verbesserungen des Schutzes in Schutzgebieten zu erreichen.

Sehr erfolgreich verliefen zahlreiche ARTEN- UND NATURSCHUTZPROJEKTE der oberbayerischen BN-Kreisgruppen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Moorgebieten (z.B. dem oberbayerischen Donaumoos (Lkr. Neuburg) und Mooren im Alpenvorland (z.B. dem BN-Projekt Palsweiser Moos, Lkr. Dachau). Es wurden Maßnahmen für die Gelbbauchunke im Rahmen des von BfN und Bayerischem Naturschutzfonds geförderten Bundes-Biodiversitätsprojektes zum Schutz der Gelbbauchunke, dessen Träger die sechs BN-Kreisgruppen Neuburg, Pfaffenhofen, Freising, Erding, Mühldorf und Altötting zusammen mit den Landkreisen Freising, Neuburg und Altötting sind, umgesetzt. 2020 wird erneut ein Monitoring-Projekt zur Wildkatze in Südbayern stattfinden. Auch werden in allen oberbayerischen Kreisgruppen wieder Amphibienretter unterwegs sein.

Viele BN-Gruppen beteiligten sich aktiv an Initiativen zur Erhöhung des Blütenreichtums (z.B. der BN Traunstein im Bündnis „Blühender Landkreis“ sowie der BN Ingolstadt im Bündnis „Ingolstadt summt“, u.v.a.) und zur pestizidfreien Bewirtschaftung kommunaler Flächen (BN Bad Tölz). Nicht nur kleine Tiere, sondern auch die „großen Beutegreifer“ beschäftigen den BN in Oberbayern.

Welche Anforderungen der BN generell an eine nachhaltige Entwicklung des bayerischen Alpenraums stellt, hat er in einer eigenen „Alpenstrategie“ – auch als Reaktion auf die unzureichende Alpenstrategie der CSU - zusammengestellt. Symptomatisch für die aktuelle Fehlentwicklung im Alpenraum steht 2019 für den BN der überdimensionierte Ausbau des Skigebiets am Jenner oder die Erweiterung am Watzmannhaus (Berchtesgadener Land) zum Erlebnisberg mit Erhöhung der Seilbahn-Kapazitäten, Gaststätten- und Appartment-Neubau – direkt angrenzend an den Nationalpark.

Der BN engagierte sich gegen eine vorzeitige Beschneiung der Skigebiete im Landkreis Miesbach und einen weiteren Ausbau am Götschen. Die oberbayerischen BN-Alpenkreisgruppen kämpfen für einen naturverträglichen Tourismus im Alpenraum.

Der Schutz von FLÜSSEN UND AUEN ist auch 2019 ein Schwerpunkt in den Kreisgruppen. Die Wasserrechtliche Genehmigung zur Einleitung leicht radioaktiver Abwässer aus Garching II in die Isar wurde trotz eines Bündnisses für 20 Jahre verlängert.

Zum Schutz der Salzach und der Realisierung einer Naturfluss-Variante ohne Kraftwerke konnten der BN und viele in der ALS zusammengeschlossene Partner auch 2019 eine erfolgreiche Kundgebung in Burghausen feiern (BN Berchtesgadener Land, Traunstein, Altötting). Im Landkreis Berchtesgaden kämpft die Kreisgruppe gegen fünf geplante Wasserkraftwerke. Für 2020 wird sich der BN mit hoher Priorität weiter für einen Naturfluss Salzach, weitere Renaturierungen, Deichrückverlegungen und ein Walchenseekonzept einsetzen, da 2020 die Konzessionen, die 2030 auslaufen, gekündigt werden.

III. ÖKOLOGISCHES WIRTSCHAFTEN

Ein Dauerbrenner sind die unzähligen Aktivitäten zur Förderung nachhaltigen Wirtschaftens im Bereich Energie (Schwerpunkt Energiesparen), Mobilität (erfolgreicher Radentscheid in München, s. 3. Bild) oder Landwirtschaft (von Beweidungsprojekten bis zu Austauschformaten zwischen Naturschutz und Landwirtschaft) sowie für einen nachhaltigeren Lebensstil („Gut leben statt viel haben“, Repair-Cafes, Plastikfasten oder Unverpackt-Läden, etc.).

Gerade in Oberbayern ist die Förderung einer ökologischen, arten- und gewässer-verträglichen Landwirtschaft und die Zusammenarbeit in breiten Bündnissen ein Schwerpunkt. Bei vielen Kreisgruppen liegt ein Schwerpunkt auf dem Dialog mit der Landwirtschaft (z.B. dem Landwirtschaftstag in Wartaweil Lkr. Starnberg). Viele Kreisgruppen bringen sich aktiv in die Arbeit der vom bayerischen Landwirtschaftsministerium geförderten Ökomodellregionen, die 2019 ausgeweitet wurden, ein (z.B. BN Traunstein, Miesbach, Altötting). Auch die Aufklärung von Verbrauchern ist ein wichtiges Thema (z.B. der Bio-Einkausführer (Rosenheim, München)). Die Fortführung dieser Bündnisse und Aktivitäten wird auch 2020 Schwerpunkt sein.