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Tiere und Pflanzen

Umsetzung des Volksbegehren Artenvielfalt im Landkreis Rottal-Inn

Ortstermin zu einem Artenschutzprojekt der BN Kreisgruppe Rottal-Inn

05.02.2020

Was 1,8 Millionen Bürger fast genau vor einem Jahr mit dem erfolgreichen Artenschutz-Volksbegehren "Rettet die Bienen" gefordert haben, ist seit 1. August 2019 Gesetz. Das ist ein Meilenstein für den Naturschutz in Bayern. "Aktuell werden die ersten Umsetzungsverordnungen und Vollzugshinweise in den Ministerien erarbeitet. Diese müssen zwingend im Sinne des Artenschutzes gestaltet sein", sagt Richard Mergner, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern. Weiter aktuell sind auch die Proteste von Bäuerinnen und Bauern, die Umweltauflagen als Grund für die Aufgabe von Bauernhöfen sehen. "Der BUND Naturschutz versteht sich seit Jahrzehnten als Partner der Landwirtschaft. Für die Partnerschaft zwischen Landwirtschaft und Naturschutz ist ein neuer Gesellschaftsvertrag notwendig. Dazu gehört das Verbot von besonders gefährlichen und gesundheitsschädlichen Pestiziden sowie eine Minderungsstrategie bei gleichzeitigem Ausgleich für betroffene Landwirte", führt Richard Mergner weiter aus. "Arten- und Biotopschutz verlangt im Rottal entschiedeneres Handeln. Von wichtigen Leitarten der heimischen Pflanzenwelt blieb in 30 Jahren kaum noch etwas übrig, die Verlustbilanzen für Knabenkraut, Wollgras, Sonnentau, Fettkraut, Trollblume und Lungen-Enzian liegen zwischen 60 und 95 %, wie aktuelle Langzeitbeobachtungen zeigen. Auch künftige Generationen sollen eine vielfältige Fauna und Flora vorfinden", erläutert Dr. Jürgen Riedler, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Rottal-Inn. Auch Dokumentationen über den massiven Rückgang bei Insekten (Schmetterlinge des Offenlandes) gab es im Landkreis.

Die BN-Kreisgruppe setzt sich schon lange mit dem Thema auseinander und initiierte das Projekt "Rottal-Inn blüht auf" oder beteiligte sich an der konzeptionellen Erstellung zur Projektskizze zur Ökomodellregion zur Förderung von mehr Ökolandbau im Landkreis. Das jüngste Projekt zur Erhaltung der Artenvielfalt war der Kauf eines Auwald-Grundstücks bei Seibersdorf. "Das Grundstück stellt ein Eldorado für die im Landkreis heimischen Reptilien, wie die Äskulapnatter oder Zauneidechsen dar. Aber auch generell soll es dazu beitragen die Artenvielfalt im Landkreis zu fördern. Wir versuchen mit Herstellungs- und Pflegemaßnehmen die Lebensräume zu verbessern", erklärt Marianne Watzenberger, Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Untere Inn. Das neue Bayerische Naturschutzgesetz nach Art. 19 BayNatSchG erfordert eine Umsetzung mit Ziel bis 2030 mind. 15 % der Offenlandflächen für Biotopverbund der Landesfläche zu haben. Im Landkreis Rottal-Inn sind momentan nur 2 % der Fläche als Biotope erfasst, im bayernweiten Vergleich ist das ein sehr schlechter Durchschnitt und daher besteht großer Handlungsbedarf. Insbesondere Gewässer und Waldränder, aber auch Säume, Raine, Hecken und andere Lebensraum-Strukturen müssen für den Offenland-Biotopverbund erhalten und ausgebaut werden. Der ist auch wichtig, weil es im Landkreis nur wenig großflächige Naturschutz-Kernflächen gibt, vor allem nur zwei Offenland Fauna-Flora-Habitat Schutzgebiete (Kollbachwiesen/Arnstorf und Altbach Reslberg/Triftern). Deshalb soll der Landkreis Rottal-Inn auch einen der neuen Biodiversitätsberater erhalten. Die Umsetzung des neuen Naturschutzgesetzes in Bayern braucht es insgesamt deutlich mehr qualifiziertes Personal an den Unteren und Höheren Naturschutzbehörden.

Der Landkreis ist mit dichtem Gewässernetz von Bächen und Gräben durchzogen. Sowohl für Feuchtbiotope wie auch für die Bodenfruchtbarkeit ist es essentiell, das Wasser in der Landschaft gehalten werden kann. Dränagen sollen rückgebaut werden, denn in Zeiten des Klimawandels ist es wichtiger, Wasser in der Landschaft zu halten und es nicht so schnell wie möglich abzuleiten. Eine Bodenwasserkarte des UFZ (Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle) zeigt, dass dem Hügelland das oberflächennahe Wasser ausgeht. Ein wichtiges Thema ist auch der Gewässerschutz, um Nitrat und Rückstände von Pflanzenschutzmitteln im Grundwasser zu minimieren. Im Landkreis Rottal-Inn sind nur 4 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen ökologisch bewirtschaftet. Im Vergleich, liegt Bayern derzeit bei 8,2 %. Um den Ökolandbau in Bayern auf 30 % auszuweiten, wie im Artenschutzvolksbegehren als Ziel bis 2030 beschlossen wurde, ist eine Steigerung der Biolandwirtschaft notwendig, dafür muss aber auch ein Absatzmarkt geschaffen werden.

Für Rückfragen:

Rita Rott
Regionalreferentin Niederbayern
Tel. 089 54 83 01 12 (Handy: 0175 3559706)
E-Mail: rita.rott@bund-naturschutz.de