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VERBUND AG muss das Vorhaben Pumpspeicherwerk Riedl endgültig einstellen

RWE und EnBW verkünden das Aus für Pumpspeicherwerk Atdorf – dies muss auch für Pumpspeicherwerk Riedl gelten.

11.12.2017

Für das vergleichbare Projekt Pumpspeicherwerk Atdorf im südlichen Schwarzwald teilte im April 2014 die RWE AG mit, aus der Planung und Finanzierung des Projekts auszusteigen. Die RWE AG war zu 50 % am Vorhabensträger Schluchseewerk AG beteiligt. Die EnBW, die zusammen mit ihren Tochtergesellschaften Energiedienst Holding und Energiedienst AG die anderen 50 % an der Schluchseewerk AG hält, strebte zunächst weiter eine Baugenehmigung an und übernahm die Planung und Weiterfinanzierung allein. Am 11. Oktober 2017 teilte die EnBW nun mit, das Projekt nicht mehr weiterzuverfolgen.

"Das geplante Pumpspeicherwerk Riedl würde Natur und Landschaft im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Donauleiten von Passau bis Jochenstein sinnlos zerstören. Pumpspeicherwerke haben in einer Welt der dezentralen Energiewende keinen Platz und keine Funktion. Pumpspeicherwerke gehören zur alten Welt der Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke. Und diese alte Welt muss beendet werden!" fordert Karl Haberzettl, Vorsitzender der Kreisgruppe Passau und Mitglied des Landesvorstandes des BUND Naturschutz in Bayern e.V.

"Der endgültige Ausstieg von RWE und EnBW aus dem Vorhaben Pumpspeicherwerk Atdorf im Südschwarzwald ist folgerichtig. Nun muss auch die Verbund AG endlich die Sinnlosigkeit des Vorhabens Pumpspeicherwerk Riedl einsehen und dessen AUS endgültig verkünden. Ein weiterlaufendes Genehmigungsverfahren der Naturzerstörung nur als Vorrat, ohne energiewirtschaftlichen Sinn und ohne Sinn für die Energiewende, darf nicht sein", so Haberzettl weiter.

"Die betroffene Bevölkerung, Grundstückseigentümer, Umweltschützer, aber auch die Anrainerkommunen, haben schwere Bedenken formuliert. Die Hürden für eine rechtswirksame Genehmigung sind extrem hoch, aus unserer Sicht unüberwindbar. Wir fordern die Verbund AG auf: Begraben Sie Ihre absurden Pläne in Riedl!" so Christian Schmid, Sprecher der Bürgerinitiative RiGoJo.

Die Energiewende für Klimaschutz und Atomausstieg erfordert einen umfassenden Umbau unseres Energiesystems und vor allem auch unserer Stromversorgung. Die EU Ziele für den Klimaschutz von 2009 legten fest, die Emission von Treibhausgasen, vor allem von Kohlendioxid, aus der energetischen Nutzung fossiler Energieträger, von 1990 bis 2050 um 80 bis 95 Prozent zu reduzieren. In der COP21, Klimakonferenz 2015 von Paris, formulierten die 196 Vertragsstaaten das Ziel, den mittleren globalen Temperaturanstieg gegenüber der Vorindustrialisierung auf maximal 2 Grad Celsius, besser auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Eine 2 Grad Begrenzung des Klimawandels könnte mit der Verfolgung der ambitionierten Obergrenze des EU Ziels, Reduktion der Kohlendioxid Emission um 95 Prozent, erreicht werden.

Das Erreichen dieses Zieles erfordert Energiesparen, Energieeffizienz und den dynamischen naturgemäßen Ausbau der Erneuerbaren Energien, vor allem die Produktion von Strom mit Wind- und Sonnenenergie. Strom von der Sonne mit Fotovoltaik und Strom vom Wind mit Windenergieanlagen bilden ein dezentral aufgebautes Energiesystem.

Wind und Sonne liefern Strom abhängig von Tageszeit, Jahreszeit und Wetter. Diese Erneuerbaren Energien müssen daher zusammenarbeiten mit steuerbaren Stromlieferanten - sie benötigen die Teamarbeit mit Kurzzeitspeichern und Langzeitspeichern.

"Speicher, die Wind und Sonne unterstützen, müssen dezentral platziert sein, lokal an den Produktionsanlagen und regional in Quartiersspeichern, und müssen eingebunden sein in die Spannungsebenen des Verteilnetzes. Zentrale Pumpspeicherwerke können dies nicht, sie arbeiten im Übertragungsnetz", so Dr. Herbert Barthel, Referent für Energie und Klimaschutz des BUND Naturschutz in Bayern e.V.

Langzeitspeicher, also Speicher über mehrere Tage, Wochen und Monate, sind stoffliche Speicher und können der Überbrückung der sogenannten "Dunkelflaute" oder "kalten Dunkelflaute" dienen. Langzeitspeicher sind zum Beispiel Biomasse und Biogas, und in Zukunft Wasserstoff, und daraus Methan, aus der Elektrolyse von Wasser mit überschüssigem Erneuerbarem Energien Strom.

Pumpspeicherwerke sind als Langzeitspeicher völlig ungeeignet, in Deutschland liegt Ihre Speicherkapazität bei ca. 6 bis 12 Stunden. Dies macht sie als Langzeitspeicher völlig unwirtschaftlich und nie refinanzierbar.

Kurzzeitspeicher sind heute vor allem Batterien - das können Lithium-Ionen- aber auch Bleiakkumulatoren sein. Das können größere Komplexe sein, oder auch intelligent zusammengeschaltete und gesteuerte kleine Einheiten.

Typischerweise sind Kurzzeitspeicher heute immer mehr "double-use" Systeme, also Batterien, die seitens der Nutzer für spezifische andere eigene Interessen beschafft wurden: zur besseren Eigennutzung von Fotovoltaik-Anlagen, als Auto-Batterien, zur Stabilisierung lokaler Stromsysteme, und vieles andere mehr. Einmal beschafft für ihren individuellen Zweck, können sie dann quasi bei sehr geringen Mehr-Kosten für die Stabilisierung des Stromnetzes im Verteilnetz eingesetzt und angeboten werden. Hiergegen machen zentrale Pumpspeicherwerke keinen Sinn, weder wirtschaftlich noch energietechnisch.

Für Rückfragen:

Dr. Herbert Barthel,
Referat Energie und Klimaschutz
mobil: 0151-5048 9963