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Weitere atomare Gefahr für die Bevölkerung

Bund Naturschutz lehnt Genehmigung für Atommüllzwischenlager Grafenrheinfeld ab

13.02.2003

Begründung und Sicherheit ungenügend

Das Bundesamt für Strahlenschutz hat den Bau eines Atommüllzwischenlagers und die Aufbewahrung riesiger Mengen von Atommüll erstmals in Bayern am Kraftwerksstandort Grafenrheinfeld genehmigt.

Der Bund Naturschutz (BN) lehnt vehement das geplante atomare Zwischenlager ab, da das Sicherheitskonzept völlig unausgegoren ist. Die vorgeschlagene Zwischenlagerhalle schützt die Atommüllbehälter lediglich vor Regen, aber nicht vor Einwirkungen von außen wie Flugzeugabsturz oder Kerosinbrand. Die Anwohner werden durch die Lagerhalle gar nicht geschützt: Die radioaktiven Abgase aus undichten Atommüll-Lagerbehältern können wegen der großen Lüftungsöffnungen in der Lagerhalle nicht zurückgehalten werden.
Ob das Zwischenlager in 40 oder 60 Jahren wirklich geräumt wird, ist mehr als fraglich. Das Zwischenlager wird zum Endlager, viele Landkreise in Unter- und Oberfranken würden nach dem Platzen eines Atommüllbehälters unbewohnbar.
Der Bürgerwiderstand wird nach Ansicht des BN vom Bundesamt für Strahlenschutz mißachtet.


Castor-Behälter unsicher - Berechnungen falsch

Der Bund Naturschutz bezeichnet es als einen Skandal, dass - im Ge-gensatz zu sonst üblichen zwei unabhängigen Barrieren - nach wie vor allein der Atommüll-Lagerbehälter CASTOR Dreh- und Angelpunkt des Sicherheitskonzepts ist. Denn seine Standfestigkeit ist mehr als fraglich: CASTOR-V 19-Behälter wurden (entgegen anderer Zusagen!) nie getestet, sondern lediglich rechnerisch überprüft und als sicher bezeichnet. Mittlerweile gestand aber die Genehmigungsbehörde ein, dass sich die Rechnungen zum "Nachweis der Sicherheit" als falsch herausstellten.
Vom Zwischenlager zum Endlager -

Der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, äußerte kürzlich die Vermutung, dass mit der Errichtung der Zwischenlager der Druck auf die Standortsuche eines Endlagers genommen werde. Der Bund Naturschutz befürchtet ebenfalls, dass am Ende der Zwischenlagerfrist in 40 bis 60 Jahren noch immer kein Endlager existiert, in das die Atommüllbehälter dann abtransportiert werden können. Damit droht die Gefahr, dass die Zwischenlager zu Endlagern werden.

Der Bevölkerung im Raum Schweinfurt werden also zusätzlich zu den unwägbaren Atomrisiken des AKW Grafenrheinfeld (das nicht gegen die Folgen eines Unfalls versichert ist) weitere Gefahren aus dem Zwischenlager aufgebürdet. Das Lager hält einen Flugzeugabsturz nicht aus, ein explosionsartig sich ausbreitender Kerosinbrand kann die CASTOR-Dichtungen zerstören. Auch bei solchen Katastrophen springt keine Versicherung ein.


Terror-Risiko ungeklärt

Das größte Risiko dieser weitgehend offenen Lagerung von Atommüll besteht aber darin, dass Terroristen ein neues Ziel angeboten wird. Obwohl beim Erörterungstermin, der kurz nach dem 11. September 2001 stattfand, der Bund Naturschutz forderte, die Terrorsicherheit solcher Lager sicherzustellen, wurde dies nicht untersucht. Ergebnisse wurden nicht veröffentlicht. Wenn auch nur winzige Mengen der eingelagerten Radioaktivität frei werden, wird Unter- und Oberfranken für Jahrzehnte unbewohnbar.


Begründung absurd

Die Tatsachen auf den Kopf stellt die Genehmigungsbehörde, wenn sie den Bau von Zwischenlagern damit begründet, "die mit den Transporten verbundenen Kosten für die öffentlichen Haushalte zu reduzieren." Denn es ist nicht Aufgabe staatlicher Behörden, mit Steuergeldern den Transport abgebrannter Brennelemente zu subventionieren. Verursacher des Problems sind die Betreiber des Atomkraftwerks, sie müssen in einer liberalisierten Stromwirtschaft auch für die Folgekosten aufkommen.

Das Zwischenlager Grafenrheinfeld dient nicht der Entsorgung des vorhandenen Atommülls, denn dafür wären die vorhandenen Lagerkapazitäten im Kraftwerk ausreichend. Das Zwischenlager wird vielmehr dazu gebraucht, den in den nächsten Jahrzehnten entstehenden Atommüll zu lagern und damit den Weiterbetrieb des Atomkraftwerks zu ermöglichen.


Fazit und Forderungen:

Der Bund Naturschutz wendet sich vehement gegen die Pläne der Bundesregierung mit Hilfe der Standortzwischenlager den ungestörten Weiterbetrieb der Atomkraftwerke zu garantieren, den Druck von der Lösung der Entsorgungsfrage zu nehmen und diese Problematik wieder einmal um Jahrzehnte hinauszuschieben.

Der Bund Naturschutz fordert das Bundesamt für Strahlenschutz auf, die Genehmigung sofort zurückzuziehen und erst einmal seine Hausaufgaben zu machen. Er wird im selben Sinne gegen weitere zu erwartende Genehmigungen für die Atomkraftwerke Gundremmingen und Ohu bei Landshut vorgehen. Ob die Genehmigungen vor Gericht Bestand haben, ist höchst zweifelhaft.

Der Bund Naturschutz fordert die Bundesregierung auf, die weitere Produktion von Atommüll sofort zu beenden und sich stattdessen verstärkt der Frage der Entsorgung des Atommülls zuzuwenden. Auf dem Rücken der an den Standorten betroffenen Bevölkerung sind solche Probleme nicht auszutragen.

gez.
Prof. Dr. Hubert Weiger,
Landesvorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.

gez.
Richard Mergner,
Landesbeauftragter des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.

gez.Dr. Ludwig Trautmann-Popp, Energiereferent des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.

Für Rückfragen:
BN-Landesfachgeschäftsstelle, Referat Energie
0951 - 51 906 09