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Zeichen des Klimawandels: Schon Anfang August Bäume wie im Herbst

Beim derzeitigen Blick auf Alleen oder Parkbäume in den bayerischen Städten und Dörfern zeigen sich nahezu herbstliche Verhältnisse, lichte Baumkronen, gelbe bis braune Blätter und einige Bäume haben ihr Laub schon komplett abgeworfen. Dabei ist es gerade mal Anfang August. Grund dafür sind lange Trockenperioden und die kontinuierlich hohen Temperaturen.

07.08.2018

Der Vorsitzende des BUND Naturschutz in Bayern, Richard Mergner sagt: "Schuld daran sind die unangenehmen Folgen des Klimawandels: lange Trockenperioden und kontinuierlich hohe Temperaturen bis zu 40 Grad. Starkregenereignisse sorgen mancherorts für vollgelaufene Keller und Überschwemmungen und wenige Kilometer weiter herrscht anhaltende Dürre! Zweifellos werden diese extremen Umstände für uns und unsere Umwelt langfristige Folgen haben."

Bäume leiden unter Durst

In weiten Teilen Bayerns hat es bei täglichen Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad seit Wochen nicht geregnet, vor allem Franken hat mit der anhaltenden Dürre zu kämpfen. "Wir befinden uns in einer Klimakrise und dieses Jahr ist schon jetzt ein neues Hitze-Rekordjahr!", mahnt Mergner. Frühzeitig verfärbte Blätter und trockenes Laub auf den Straßen sind die Reaktion der durstigen Bäume. Die Stadtbäume leiden unter extremem "Trockenstress".

Üblicherweise ist es unseren Schattenspendern möglich, sich über ihre Blätter bei der Photosynthese abzukühlen, dies geschieht durch die Verdunstung von Wasser über die Spaltöffnungen auf der Unterseite der Blätter. Sind die letzten Feuchtigkeitsspeicher im Boden aufgebracht, drehen Bäume ihre Blätter zum Schutz vor starker Austrocknung um, die Blattunterseite reflektiert das Sonnenlicht. Robinien können ihre Blätter zusammenklappen, andere Bäume rollen ihr Blattwerk ein, um die Verdunstungsfläche möglichst gering zu halten. Letztlich reagieren Bäume auf den anhaltenden Wassermangel und die Gluthitze ähnlich wie wir Menschen - bei zunehmenden Temperaturen ziehen wir einfach unseren Pullover aus. So werfen unter anderem Birke und Hainbuchen ihr Laub frühzeitig ab, da sie ihren Stoffwechsel nicht mehr aufrechterhalten können.

Intakte Bäume kühlen die Städte

In den stark versiegelten Ortskernen und Städten profitieren vor allem wir Menschen von der positiven Klimawirkung der Bäume. In den heißen Sommermonaten ist es unter Bäumen durch die Verdunstungskälte und den dichten, schattenwerfenden Baumkronen immer einige Grad kühler.

Auch wenn das Problem zunächst nur in der Krone des Baumes erkennbar ist, liegt die eigentliche Ursache viel tiefer - im Wurzelbereich. Je nach Baumart verfügen die grünen Riesen über ein unterschiedlich tief ausgeprägtes Wurzelwerk, welches neben der Verankerung im Boden für die Wasseraufnahme über die Feinwurzeln zuständig ist. Diese werden nur so lange ausgebildet, bis sie wasserführende Bodenschichten erreichen. Ändert sich der Wasserhaushalt im Boden, zum Beispiel durch starke Austrocknung, bei Baumaßnahmen oder bei der Absenkung des Grundwasserspiegels, müssen die Wurzeln erst nachwachsen, um die Versorgung der grünen Krone sicher zu stellen. Für das erforderliche Wachstum wird Energie benötigt - kurz gesagt: Der Baum braucht Wasser!

Jetzt Bäume gießen!

"Bei der derzeitigen extremen Hitzewelle sind die Gemeinden und Städte gefordert, unsere Stadtbäume zu gießen. Wichtig ist dies vor allem an Extremstandorten ohne Anschluss ans Grundwasser und bei Neupflanzungen, deren Wurzelwerk den Boden noch nicht bis in die Tiefe erschlossen hat. Stirbt ein Baum ab, kann der finanzielle Schaden, der bei einem einzigen Baum entsteht, in die tausende oder auch zehntausende Euro gehen. "Darum bitten wir auch die Mitbürger: wer die Möglichkeit hat, sollte die Bäume vor der eigenen Haustüre gießen.", sagt Christopher Busch, Baumexperte bei der Landesfachgeschäftsstelle des BN.

Die Birke reagiert besonders sensibel auf die anhaltende Trockenheit, dabei gilt sie mit ihren hängenden, hellgrün belaubten Zweigen und der auffällig weißen Rinde gestalterisch als äußerst wertvoll. Leider ähnelt das Bild der sonst so eindrucksvoll über den Parkbänken wachenden Bäume nun mehr einem nahezu kahlen weißen Stamm mit wenigen trockenen Blättern. Durch ihr flaches aber extrem dichtes Wurzelwerk kann eine einzige Birke im Sommer mehrere hundert Liter Wasser aufnehmen und verdunsten und gehört damit zu den Spitzenreitern unter den grünen Klimaanlagen. Da sie mit ihrem Wurzelwerk den Boden jedoch nicht bis in tiefere Schichten erschließt, werden speziell ihr die langen Trockenperioden schnell zum Verhängnis und können letztlich zum Absterben ganzer Bäume führen. Hinzu kommt der oftmals eingeschränkte, durch Straßen, Gehwege und Parkplätze versiegelte Wurzelraum, Belastung durch Abgase, Streusalz und Hundeurin, Hitzeabstrahlung von Asphalt und Häuserfassaden.

Doch die langfristigen Folgen der anhaltenden Sommertrockenheit werden sich erst in den nächsten Jahren zeigen. Der Trockenstress führt zu vermehrter Totholzbildung, den Bäumen fehlt Energie zur Schädlingsabwehr, dies macht Freund Baum anfälliger für Krankheiten und Befall durch Schadinsekten und einige Bäume werden im nächsten Jahr nicht mehr austreiben.

Für Rückfragen:

Christopher Busch

Telefon 0911 575294-17

christopher.busch@bund-naturschutz.de