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Tiere und Pflanzen

Fischotter-Verbreitung in Bayern, Deutschland und Europa

Der Fischotter ist seiner Ausrottung nur in wenigen Ecken Deutschlands entkommen. Eine davon ist Niederbayern. Nun versucht er, sich von Ost nach West wieder auszubreiten. Erfahren Sie, wo er schon lebt und wo er überall leben könnte.

Der Eurasische Fischotter (Lutra lutra) ist eine von 13 Otterarten weltweit. Doch er ist die einzige dieser Arten, deren Verbreitungsgebiet sich über drei Kontinente hinweg erstreckt. Der Fischotter war ursprünglich mit Ausnahme von Island und den Mittelmeerinseln in ganz Europa, Teilen Nordafrikas und weiten Teilen Asiens bis nach Japan, Sumatra und Java verbreitet. Doch sein wertvolles Fell und der „Jagdneid“ von Fischern wurden dem schönen Tier zum Verhängnis. Wie auch der Biber wurde er zudem als Fisch betrachtet und durfte während der Fastenzeit verspeist werden. 

Im 19. Jahrhundert trieb der Staat seine Ausrottung mit einem Prämiensystem voran. Dieser Hatz entkamen nur ganz wenige Vorkommen. Mittlerweile gehört die Tierart zu den hochgradig bedrohten Tierarten in Europa und unterliegt den höchsten Schutzvorschriften. In Europa klafft eine Verbreitungslücke, welche die Population in eine östliche und eine westliche (Portugal, Spanien, Westfrankreich) spaltet. Solche isolierten Populationen sind höchst problematisch. Der Garant für die biologische Vielfalt – der Genaustausch unter den Tieren – ist durch die Verinselung eingeschränkt, was die verbleibenden Vorkommen zusätzlich schwächt. 


Fischotter in Deutschland

In Deutschland war die Art noch zum Ende des 19. Jahrhunderts flächendeckend in allen geeigneten Gewässern und Feuchtgebieten zuhause. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts verschwand der Fischotter aber aus weiten Teilen West- und Mitteldeutschlands. Halten konnte er sich im Osten der Republik, vor allem in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Von diesen Vorkommen ausgehend, schreitet die Wiederbesiedelung Norddeutschlands seit 1990 stetig voran. Seit 2009 ist der Fischotter auch wieder regelmäßig in Gewässern des Westmünsterlandes in Nordrhein-Westfalen anzutreffen. Genetische Untersuchungen belegen, dass es sich vornehmlich um Individuen aus der niedersächsischen Population handelt. 


Der Fischotter ausgebremst in Bayern?

Sehr viel unerfreulicher ist die Lage in Süddeutschland. Während der Otter in Baden-Württemberg komplett verschwunden ist, konnte sich in Bayern eine Restpopulation im Bayerischen Wald halten. Heute kommt der Otter wieder an vielen Gewässern in Ostbayern vom Nordrand des Fichtelgebirges bis in den niederbayerischen Donauraum vor. Der Bestand besteht aus mehreren hundert Tieren. Dauerhafte Vorkommen gibt es zwischen der Grenze zu Tschechien, dem Nordrand des Fichtelgebirges und der Mündung des Inns. Sie werden aus den Beständen in Österreich und der Tschechischen Republik gespeist. Experten setzten schon vor Jahren große Hoffnung darauf, dass diese bayerische Population sich von Ost nach West ausbreitet und so langfristig die Verbreitungslücke inmitten Europas geschlossen werden kann. Doch seit Jahren stellen sie immer wieder fest, dass die Wiederbesiedlung Bayerns sehr viel langsamer und schleppender verläuft, als die wachsenden Bestände im Nachbarland Tschechiens haben hoffen lassen. 

Bayern kommt als möglichem Brückenland eine Schlüsselposition für die Verbreitung des Fischotters zu. Mit dem Projekt „Otterfranken“ hat der BUND Naturschutz (BN) gemeinsam mit Partnern erste Brückenpfeiler aufgestellt. Das mittelfristige Ziel: der bayerischen Otterpopulation den Sprung nach Westen und Norden zu erleichtern. Die langfristige Hoffnung: die in den europäischen Fischotterbeständen klaffende Verbreitungslücke zu schließen.

Um dem Otter den Weg Richtung Westen zu ebnen, startete die Ökologische Bildungsstätte Oberfranken gemeinsam mit dem BN und anderen starken Partnern 2007 das Projekt „Otterbahnen nach Oberfranken“ kurz „Otterfranken“. Während der Projektlaufzeit von 2007 bis 2010 sollten vor allem sogenannte Trittsteinbiotope verbessert werden. 
Die Fischotterexpertin Katrin Heuer leitete das Projekt, die Biologin sieht zwei wesentliche Ursachen für die Stagnation an der tschechischen Grenze: Einerseits fehlten dem Fischotter intakte, fischreiche Lebensräume in Bayern. In den teilweise stark versauerten und wenig naturnahen Gewässern des Bayerischen Waldes finde das Tier nur wenig Nahrung und zu wenig Unterschlupf- und Versteckmöglichkeiten. Als zweiten Grund tippt sie auf illegale Tötung von „Fischmardern“, wie die Tiere auch genannt werden. „Wie hoch die Zahl ist, kann keiner belegen“, sagt sie. Und auch, dass es tatsächlich passiert, sei meist schwer zu beweisen. Die Situation sei eben nicht immer so offensichtlich, wie bei dem Fall im Landkreis Cham, wo Anfang 2014 zwei tote Fischotter in einem beschwerten Leinensack gefunden wurden.

Im Projekt Otterfranken erkundeten Fischotter-Experten die tatsächlichen und potenziellen Lebensräume des schwimmenden Jägers entlang der oberfränkisch-tschechischen Grenze. Sie kartierten 26 oberfränkische Flussläufe, deren Gewässerqualität und mögliche Barrieren (z.B. Brücken oder Straßen) für die Ausbreitung des Fischotters und schnürten einen „Maßnahmenplan Otterfranken“. Außerdem setzten sich die Fachleute im Projekt mit dem Konfliktfeld „Teichwirtschaft und Fischotter“ auseinander und führten viele Gespräche mit Teichwirten, Verbänden und Fischereibehörden. Ihr Fazit: Konflikte werden am besten vermieden, indem mögliche Streitfälle von Anfang an offen angesprochen und gemeinsam mit allen Beteiligten Lösungswege entwickelt werden. Außerdem startete das Team einen regen Austausch mit den tschechischen Kollegen, der hilft, den reichen Erfahrungsschatz des Nachbarlandes im Fischotterschutz und -management zu nutzen.

Das Projektteam hat ideale Voraussetzungen für weitere Folgeprojekte erarbeitet. Die grundlegenden Daten können helfen, die bereits bestehenden Fischotter-Lebensräume in Bayern zu verbessern und weitere als Trittsteine Richtung Westen zu schaffen. Leider konnte sich die bayerische Staatsregierung bisher nicht durchringen, ein Folgeprojekt zu finanzieren. Die diesbezüglichen Bemühungen des BUND Naturschutz und seiner Partner liefen bisher ins Leere. Der BN mahnt hier dringenden Handlungsbedarf an. Und auch in Bezug auf das Konfliktfeld Fischotter-Teichwirtschaft gibt es noch jede Menge zu tun. Zu Projektende hin bestand noch viel Diskussions- und Informationsbedarf. 
 

Der BUND Naturschutz (BN) weist immer wieder vehement darauf hin, dass die Bestände seit Jahren nur geringfügig nach Westen vorankommen. Die BN-Artenschutz-Experten gehen davon aus, dass zu viele Tiere bei ihren Wanderungen Opfer des Straßenverkehrs werden und der Fischotter Probleme mit den in Bayern zu wenig naturnahen Gewässern hat und außerdem illegal bejagt wird Der Verband fordert deshalb, die Gewässerlebensräume des Fischotters wo möglich aufzuwerten und besser zu schützen. Außerdem müssen illegale Tötungen des streng geschützten Fischotters mit Nachdruck verfolgt und bestraft werden. Insgesamt lebt der Fischotter noch in recht geringen Dichten im Freistaat: In Niederbayern gehen die Experten von durchschnittlich sechs Individuen pro 100 Quadratkilometer aus. Zum Vergleich: In Mecklenburg-Vorpommern sind es auf der gleichen Fläche 16,3 Individuen.
Lesen Sie mehr über die Bedrohungen, denen der Fischotter ausgesetzt ist.