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Tiere und Pflanzen

Wildkatzen sind weiterhin gefährdet: was bedroht den Rückkehrer?

Seit einigen Jahren erobert die Wildkatze Lebensräume in Bayern und Deutschland zurück. Doch die erfreulichen Zahlen dürfen über eines nicht hinwegtäuschen: Wir brauchen noch viel mehr Populationen, die sich fortpflanzen. Und wir brauchen mehr Verbindungen zwischen den einzelnen Vorkommen, damit die Zukunft der schönen Wilden gesichert ist.

Schon ihr gesetzlicher Status weist darauf hin: Die Wildkatze ist noch nicht über den Berg. Laut Roter Liste gilt sie in Deutschland als gefährdet (Rote Liste Kat. 3), in Bayern sogar als stark gefährdet (Rote Liste Kat. 2, siehe auch Verbreitung. Natürliche Feinde der Wildkatze wie Luchs und Wolf, für junge Wildkatzen auch Greifvögel, Füchse oder Marder spielen für ihre Gefährdung kaum eine Rolle. Vielmehr sind die größten Probleme für die Art die immer intensivere Nutzung unserer Landschaft durch Siedlungsgebiete und Landwirtschaft, sowie der Verkehr. So verschwinden allein in Bayern täglich 13 Hektar Land unter Beton und Asphalt (siehe auch Flächenschutz). Das entspricht einer Fläche von 18 Fußballfeldern. Deutschlandweit sind bereits 13 Prozent der Landesfläche für Siedlungs- und Verkehrszwecke versiegelt. All diese Flächen sind für scheue Wildtiere wie die Wildkatze verloren. Sie durchschneiden oft die wenigen verbliebenen, naturnahen Lebensräume und verhindern, dass Arten wandern und sich ausbreiten können.

Wildkatzen-Gefährdung Nummer 1: Fehlende Vernetzung

Die scheuen Wildkatzen verlassen im Allgemeinen nur sehr zögerlich und im Schutz von Hecken den Wald. Durch ausgeräumte Agrarwüsten, wie sie heute oft zu finden sind, bleiben sie in ihren bisher zurückeroberten Waldgebieten „eingesperrt“. Diese liegen dann verstreut wie Inseln im Meer, sodass sich die vereinzelten Populationen nur schwer austauschen können. Entsprechend anfällig sind sie für Inzucht und Krankheiten, eine gefährliche Bedrohung für die Art. 

Wenn die Wildkatze in Zukunft weiter wandern und neue Lebensräume erobern soll, ist sie auf „grüne Korridore“ angewiesen: Hecken, Bäume und Sträucher, die einzelne Waldgebiete verbinden. BN und BUND arbeiten deshalb intensiv daran, die Vernetzung in Bayern und Deutschland zu verbessern.

Das Fazit der bisherigen gemeinsamen Projekte: Rund 50.000 Bäume und Büsche sorgen für Verbindungen zwischen schon besiedelten und noch unbesiedelten Wäldern. Sie bilden 20 grüne Korridore und Trittsteine, die das heimliche Tier für seine Wanderungen nutzen kann. Zwölf weitere sind in Planung. 

Wildkatzen-Gefährdung Nummer 2: Schwindende alte Wälder

Doch es gibt noch ein grundsätzliches Problem mit dem Wald: Er hat in den letzten Jahrzehnten rapide abgenommen und ist weiterhin bedroht. Dreiviertel der deutschen Landesfläche wäre natürlicherweise mit Buchenwald bedeckt. Heute sind es nur noch etwa vier Prozent. Viele naturnahe Laub- und Mischwälder wurden abgeholzt und in naturferne Wirtschaftsforste verwandelt. In solchen „Stangerlwäldern“ kann der heimliche Mäusejäger aber nicht leben. Es fehlt an Nahrung, Deckung und Rückzugsorten. Ob als Nationalpark oder Naturwald: Der BN setzt sich für geeignete Lebensräume der Wildkatze ein (siehe auch Wald).

Wildkatzen-Gefährdung Nummer 3: Abschuss und Straßentod

Früher dezimierten vor allem Jäger die Bestände. Heute hat das heimliche Tier ganzjährig Schonzeit. Allerdings kommt es noch immer zu Abschüssen – nämlich dann, wenn Jäger eine Wildkatze für eine verwilderte Hauskatze halten. Die häufigste Todesursache von Wildkatzen ist mittlerweile jedoch der Straßenverkehr. Das ist besonders dramatisch, weil nach aktuellen Untersuchungen die Jungtiere in Bayern eine hohe Wanderbereitschaft zeigen: Sie machen sich auf den Weg, um bisher unbesiedelte Lebensräume für sich zu erobern. Die vielen Totfunde an Straßen belegen, wie gefährlich diese Wanderungen für Wildkatzen sind.