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Kein weiterer Ausbau der Wasserkraft in Bayern!

Einerseits stellt die Kraft des Wassers eine Quelle regenerativer Energien dar. Andererseits sind natürliche Fließgewässer das Rückgrat der Artenvielfalt in Deutschland. Wie lässt sich beides vereinbaren? Der BUND Naturschutz (BN) sagt: Effizienzverbesserung mit ökologischer Verbesserung ja, Neubauten nein!

Die Wasserkraft hat das Gesicht unserer Flüsse in Bayern bereits deutlich geprägt und derzeit rollt wieder eine Welle von Anträgen für neue Anlagen auf die Behörden zu – alle unter dem Vorwand, dies würde die Energiewende voranbringen. Dabei liegen ohnehin schon mehr als 60 Prozent aller deutschen Wasserkraft-Anlagen an bayerischen Flüssen und Bächen – mit verheerenden Folgen für die Ökologie der Gewässer.

Schonen Wasserkraftwerke in Bayern die Umwelt?

Strom aus Wasserkraft, das klingt in den Ohren vieler Menschen positiv. Sind aber Wasserkraftwerke tatsächlich eine ökologisch verträgliche Form der Energieerzeugung? Die Stromwerbung verspricht Natur pur und Nachhaltigkeit. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Wasserkraftwerke zerstören wertvolle und artenreiche Lebensräume. Die Ufer versteinen, das aufgestaute Fließgewässer wird seiner Dynamik beraubt, die angrenzenden Auen als Baugebiete oder Maisäcker missbraucht. 94 Prozent der im Kiesbett laichenden Fischarten sind mittlerweile gefährdet, Wanderfischarten wie Aal und Lachs drohen auszusterben. Tagtäglich finden Fische in den Turbinen den Tod.


BN-Hintergrund: Lebendige Flüsse für Bayern

Unsere Forderungen an die Politik

Goldgräberstimmung bei Kleinwasserkraftanlagen

Einen enormen Boom erleben zurzeit Kleinwasserkraft-Anlagen: Von etwa 4.200 Anlagen in Bayern sind 4.000 sogenannte Kleinwasserkraft-Anlagen, das heißt, sie erzeugen jeweils weniger als ein Megawatt Strom. Damit machen sie circa 94 Prozent aller Anlagen in Bayern aus, liefern aber nur neun Prozent des gesamten Wasserkraftstroms und 1,3 Prozent des gesamten bayerischen Stroms. Das Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien (EEG) fördert auch diese Anlagen, obwohl sie nur marginal zur Energieerzeugung beitragen, aber einen unverhältnismäßig hohen ökologischen Schaden anrichten. Unter dem Deckmantel einer falsch verstandenen Energiewende will nun eine laute Lobby (Betreiber von Kleinwasserkraft-Anlagen) viele neue Kraftwerke bauen und damit Förderungen abschöpfen. Diese Goldgräberstimmung gerät für bayerische Flüsse und Bäche mehr und mehr zum ökologischen Desaster.

Ein Extrembeispiel hierfür war das geplante Wasserkraftwerk am Naturdenkmal Eisenbreche in den Allgäuer Alpen: Dort sollte mitten in einem Naturschutzgebiet (Naturdenkmal Eisenbreche) ein Kleinwasserkraftwerk errichtet werden. Alle Naturschutzverbände, auch der Alpenverein, bekämpften das Projekt. Doch der Landrat hatte persönlich die Genehmigung für das Projekt unterschrieben, nachdem sich die zuständigen Beamten weigerten. Der BN hatte dagegen Klage eingereicht, 2017 hatte das Verwaltungsgericht Augsburg die Genehmigung aufgehoben, 2019 hatte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof München auch die Berufung der Investoren abgelehnt.

Problem Pumpspeicherkraftwerke

Einen großen Eingriff in die Natur stellen auch Pumpspeicherkraftwerke (PSW) dar. Darin fließt das Wasser aus einem Stausee durch Druckrohrleitungen zu den Turbinen und dann in einen unteren Stausee. PSW liefern nur Strom für ein paar Stunden. Als Speichertechnologie für die Energiewende, wie von den Planern angepriesen, sind sie deshalb nicht geeignet. Trotzdem gibt es in Bayern Pläne für drei derartige Monsterprojekte: am Jochberg (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen), bei Riedl (Landkreis Passau) und am Osser (Landkreis Cham). Auch wenn Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner Pumpspeicherkraftwerke in Bayern „nicht als Geschäftsmodell“ sieht, hat bisher keiner der Projektträger das Aus für die naturzerstörerischen Pläne verkündet. Nachdem in einem Ratsbegehren Ende Juli 85 Prozent der Einwohner vom Lam das PSW am Osser ablehnten, hat die Betreiberfirma verkündet, nach alternativen Standorten zu suchen.

Was nun?

Ein neuer Energiekonsens ist erforderlich, in dessen Zentrum Energieeinsparung, effiziente Energienutzung, erneuerbare Energien und ein neues Verständnis von Energieversorgung stehen müssen. Mehr Wettbewerb um ökologische Ziele wie Klimaschutz, Schadstoffminderung, Rohstoffschonung, dezentrale Kreislaufwirtschaft und Risikominderung wird darin ein unverzichtbares Element sein. Gleichzeitig sind der Erhalt und die Wiederherstellung eines natürlichen Fließgewässersystems in Deutschland eine zentrale Aufgabe des Umwelt- und Naturschutzes. Durchgängige, unverbaute Bäche und Flüsse sind unverzichtbare Bestandteile unserer Landschaft.

Effizienzverbesserung ja, Neubauten nein

Die Nutzung der Wasserkraft schafft Konflikte. In seinem Positionspapier stellt der BUND Naturschutz zusammen mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) und dem Bayerischen Landesfischereiverband (LFV) die Kriterien vor, mit denen eine Wasserkraftnutzung unter den Entwicklungszielen eines ökologischen Fließgewässerschutzes möglich sein soll. Potenziale sieht der BN allerdings nur für Effizienzverbesserungen an bestehenden Kraftwerken, Neubauten lehnt er zum Besten unserer bayerischen Natur ab.