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Mooratlas 2023: Lohnend für den Klimaschutz – Nasse Landwirtschaft massiv finanziell fördern

In Bayern sind 95 Prozent der Moore bereits trockengelegt oder beschädigt. Wiedervernässung und Renaturierung auf deutlich größerer Fläche braucht wirksamere finanzielle Anreize in der Agrarförderung, verbindliche Vorgaben und behördenübergreifende beschleunigte Planung.

11.01.2023

Die Trockenlegung von Mooren ist mit über zwei Milliarden Tonnen CO2 für rund vier Prozent aller menschengemachten Emissionen verantwortlich. Die weltweite Entwässerung von Mooren verursacht damit deutlich mehr CO2-Emissionen als der globale Flugverkehr. Das stellt der von der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Michael Succow Stiftung, Partner im Greifswald Moor Centrum, veröffentlichte „Mooratlas 2023“ fest. Für die Klimakrise und das Artensterben wirkt die fortschreitende Moorzerstörung wie ein Brandbeschleuniger.

In Bayern liegen etwa zwölf Prozent der bundesweiten Moorflächen, davon sind über 95 Prozent bereits trockengelegt und geschädigt.BN-Expertin Dr. Christine Margraferklärt: „In Bayern sind trockengelegte Moore für etwa sechs Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich, obwohl Moorböden nur drei Prozent der Landesfläche einnehmen. Moortypische Arten und Lebensräume sind auf Restflächen reduziert und zu hohen Anteilen gefährdet. Um die globalen Klimaziele zu erreichen, müssen in Deutschland jährlich mindestens 50.000 Hektar Moorböden wiedervernässt werden, in Bayern wären das 6.000 Hektar. Moor-Renaturierung ist auch nötig, um das Artensterben zu stoppen und die Biodiversitäts-Verpflichtungen zu erreichen. In Bayern gibt es durchaus erfolgreiche Projekte in der Moorrenaturierung, auch des BN, aber gerade in den großflächigen Niedermooren sind die Fortschritte viel zu gering. Hier ist auch die Bayerische Staatsregierung gefragt, unsere Bäuerinnen und Bauern müssen rascher, großflächiger und wirksamer als bisher bei den nötigen klima- und naturverträglichen Nutzungsumstellungen unterstützt werden.“ 
 

Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), unterstreicht: „Moore sind entscheidend für den Klima- wie auch Biodiversitätsschutz und schützen unser Wasser. Bis heute legen wir sie aber trocken und sorgen für ein rasantes Artensterben und Treibhausgasemissionen, die die Klimakrise anheizen. Mit dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz der Bundesregierung können wir nun trockengelegte Moore wiedervernässen. Das wird eine Kraftanstrengung für die Bäuerinnen und Bauern. Wir müssen nun Wege finden, damit der Schutz von Mooren, Klima und Arten dauerhaft passiert. Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz und die Agrarpolitik wirksam miteinander kombiniert werden. Einerseits braucht es eine Honorierung der Landwirtinnen und Landwirte, wenn sie wiedervernässte Moorflächen bewirtschaften. Andererseits brauchen wir eine Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren für Wiedervernässungs- und Naturschutzmaßnahmen.“

Weltweit sind laut „Mooratlas“ über zehn Prozent der 500 Millionen Hektar Moore entwässert, in Mitteleuropa weit über 90 Prozent. Jedes Jahr kommen weitere 500.000 Hektar zerstörte Moore hinzu. Damit gehen ihre Torfschichten zehnmal schneller verloren als sie in intakten Mooren wachsen. Haupttreiber der globalen Moorzerstörung sind die Land- und Forstwirtschaft, die neben der Entwässerung für Acker-, Forst- und Grünlandflächen in Europa auch beispielsweise in Südost-Asien für die Abholzung und Trockenlegung von Moorregenwäldern für Palmölplantagen verantwortlich sind. Das beschleunige nicht nur das Artensterben, sondern befeuert laut Atlas auch die Klimakrise. Denn obwohl Moore weltweit nur drei Prozent des Landes bedeckten, speicherten sie etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie in der Biomasse aller Wälder der Erde zusammen, die mit 27 Prozent fast ein Drittel der Landfläche ausmachen.

Der Mooratlas 2023 beleuchtet auf 50 Seiten und mit 52 Illustrationen nicht nur die Geschichte der Moore, ihre Bedeutung als einzigartige Lebensräume für das weltweite Klima und die Biodiversität sowie ihre Zerstörung mit lokalen und globalen Folgen. Er erklärt auch, wie wir Moore schützen und ihre Funktionsfähigkeit wiederherstellen können. Er zeigt die Potenziale nasser Moore für den Klimaschutz und Chancen für ihre nasse Nutzung, der Paludikultur, und zugleich, wie Politik und Gesellschaft jetzt handeln können.

Weitere Informationen:


Der Mooratlas 2023 steht unter www.bund.net/mooratlas zum Download bereit.


Kontakt:
Heinrich-Böll-Stiftung: Michael Alvarez, Pressesprecher Heinrich-Böll-Stiftung, Tel.: 030-28534-202, E-Mail: alvarez@boell.de, www.boell.de

BUND: Matthias Meißner, Abteilungsleiter Biodiversität E-Mail: matthias.meissner@bund.net  bzw. BUND-Pressestelle: presse@bund.net
 
Michael Succow Stiftung, Partner im Greifswald Moor Centrum:Nina Körner,Kommunikation / Medienanfragen, Tel.: 03834 8354218, E-Mail: nina.koerner@succow-stiftung.de, www.succow-stiftung.de