
Gelber Frauenschuh Orchidee: Ganz schön selten!
Der Frauenschuh ist die wohl attraktivste Orchidee Deutschlands und kommt leider auch in Bayern immer weniger vor. Die schöne Blume mit der pantoffelförmigen Blüte mag lichte Wälder. Dass sie diese und weitere „Lieblingsstandorte“ weiterhin findet, dafür sorgt der BUND Naturschutz (BN).
Außergewöhnlich schön und sagenumwoben ist der Gelbe Frauenschuh (Cypripedium calceolus), oft auch einfach nur Frauenschuh genannt. Doch die Bedingungen für den Gelben Frauenschuh werden zunehmend schwieriger. Durch intensive Forst- und Landwirtschaft schwinden die halbschattigen Standorte, die der Frauenschuh braucht. Immer wieder kommt es zum Ausgaben wilder Pflanzen durch „Orchideenliebhaber“, oder werden Wuchsorte von Fototouristen geschädigt.
Gelber Frauenschuh: Blütezeit und Blütenform
Cypripedium calceolus blüht in Bayern von Mitte Mai bis Mitte Juni. Das zitronengelbe, pantoffelförmige und bis zu vier Zentimeter große untere Blütenblatt ist unverkennbares Merkmal und Namensgeber dieser Orchidee. Vier purpurfarbene bis schokoladenbraune Blütenblätter umgeben die auffällige Lippe. Sie sind breit abstehend, spitzlanzettlich geformt und oft leicht gedreht.
Die auffällige Blüte des Frauenschuhs kann bis zu acht Zentimeter groß werden und ist damit die größte Blüte unserer heimischen Orchideen. Meistens sitzt eine Blüte alleine am Ende des zehn bis 60 Zentimeter langen, gebogenen und behaarten Stängels. Doch unter guten Wuchsbedingungen können hier auch zwei, drei, selten sogar bis zu vier der prachtvollen Blüten aufgereiht sein. Drei bis fünf elliptische, nach außen spitz zulaufende, fünf bis 13 Zentimeter lange Laubblätter umfassen den Stängel. Die Blattunterseite ist flaumig behaart und die Blattnerven deutlich sichtbar. Die Blätter sind durch Längsfalten versteift und leiten dadurch das Regenwasser über die Pflanze nach unten ab.
Weil der Gelbe Frauenschuh auch im Zusammenhang mit der Jungfrau Maria Erwähnung fand, wird er mancherorts auch Marienschön, Herrgotts-, Jungfernschuh oder Marienfrauenschuh genannt. Anknüpfend an die Blütezeit zwischen Mitte Mai und Ende Juni taufte man ihn auch Pfingstblume. Und sogar „Krimhilds Helm“ sah der Volksmund in der attraktiven Orchidee.
Cypripedium calceolus: Steckbrief, Vorkommen und Lebensraum
Die wohl prächtigste Orchidee Deutschlands kann eigentlich an recht unterschiedlichen Standorten vorkommen. Als Halbschattenart ist der Frauenschuh vorwiegend in lichtdurchfluteten Wäldern, auf Wacholder-Steppenheiden und auch in Flussauen zu finden. Voraussetzung sind Kalkboden, wobei die Orchidee eine oberflächliche Versauerung beispielsweise durch Nadelstreu toleriert. Außerdem braucht der Frauenschuh genügend Licht, zu dunkle oder versauerte Standorte werden von ihm gemieden. Außerdem wächst die Orchidee nur dort, wo es auch einen speziellen Mykorrhizapilz gibt, der wiederum nur gemeinsam mit Nadelbäumen vorkommt.
Frauenschuh-Orchidee kaufen – nicht ausgraben!
Der ehemals häufige Gelbe Frauenschuh ist mittlerweile eine seltene Attraktion. Über weite Gebiete ist er sogar ausgerottet. Die Lage ist so ernst, dass die Pfingstblume auf der Roten Liste Deutschlands und Bayerns als gefährdet eingestuft wird und in allen Ländern Europas streng geschützt ist. Gründe für ihren Rückgang sind vor allem die Verschlechterung von Standorten, das Ausgraben und Zertreten von Pflanzen und der Mangel an Bestäubern.
Neben der intensiven Forst- und Landwirtschaft und dem Rückgang naturnaher Wälder und alter Waldnutzungsformen, gefährdet somit auch der sogenannte „Orchideentourismus“ das Vorkommen der prächtigen Blütenpflanze. So graben immer wieder „Orchideenliebhaber“ wild wachsende Pflanzen aus, was bei Vorkommen mit nur wenigen Pflanzen zum Erlöschen des Bestandes führen kann. Andere schauen oder fotografieren zwar nur, bewegen sich aber so unvorsichtig, dass sie Pflanzen zertreten oder den Boden so verdichten, dass es den Orchideen schadet.
Um auch die Öffentlichkeit auf Gefährdung und Schutzwürdigkeit des Frauenschuhs aufmerksam zu machen, wählte der Arbeitskreis Heimische Orchideen die wilde Schönheit 1996 und 2010 zur Orchidee des Jahres.
Was den Frauenschuh gefährdet
Der beste Schutz für den Gelben Frauenschuh
Wir können der schönen Orchidee helfen, daneben hängt es nicht selten hängt von Landwirten und Förstern ab, ob und wie sich die Bestände des Gelben Frauenschuhs entwickeln können. Hier einige grundlegende Tipps, wie Schäden vermieden oder die Lebensräume der Orchidee sogar verbessert werden können:
- Lichte Waldformen fördern, beispielsweise Mischwälder mit Bäumen verschiedener Altersklassen und auch einigen Nadelbäumen
- Alte Waldnutzungsformen (z.B. Niederwaldwirtschaft) erhalten und fördern
- Gegebenenfalls das Lichtangebot für Frauenschuhbestände verbessern, beispielsweise durch Entnahme einzelner Bäume
- Breite Waldsäume von 30 bis 40 Metern Breite fördern und erhalten
- Wälder mit Frauenschuhvorkommen nur schonend und ohne schwere Maschinen nutzen
- Bei unumgänglichen Fällungen an einem Wuchsort, Orchideen auf keinen Fall ganz freistellen; Äste und Schnittgut komplett entfernen
- Windwurfflächen, die nicht wieder aufgeforstet werden, können sich zu neuen Frauenschuh-Lebensräumen entwickeln
- Bedingungen für Bestäuber (v.a. Sandbienen) in der Nähe von Frauenschuhbeständen verbessern. Als Nistplätze für Sandbienen eignen sich beispielsweise Magerrasen, Säume oder offene, nach Süden ausgerichtete sandige Bereiche
- Wegränder im Sommer nicht mähen, damit im Wald lebende Wildbienen genug Nahrung finden
- Keine Fungizide im Wald verwenden (Mykorrhizapilze!)
- Offene Lebensräume vor Verbuschung schützen, beispielsweise durch extensive Beweidung
Natürlich ist auch eine gute Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, manchmal auch eine sanfte Besucherlenkung wichtig. Gut informierte Spaziergänger werden hoffentlich nicht auf den Gedanken kommen, einen Gelben Frauenschuh auszugraben. Manchmal ist auch ein strikter Schutz von Frauenschuhflächen durch Überwachung oder Geheimhaltung nötig und sinnvoll.
Der BUND Naturschutz sichert außerdem so oft es geht wertvolle Orchideenflächen, indem er die entsprechenden Wiesen- oder Waldstücke mithilfe von Spendengeldern kauft. Der unermüdlichen Arbeit von Ehrenamtlichen ist es zu verdanken, dass diese Flächen dann jahrein jahraus gepflegt und somit im besten Zustand für den Gelben Frauenschuh erhalten werden.
Letztendlich ist natürlich auch jeder und jede Einzelne gefragt, mit wilden Orchideen äußerst sorgsam umzugehen. Halten Sie genügend Abstand von den Pflanzen, um den Boden nicht zu verdichten und freuen sie sich, dieser außergewöhnlichen Blume in der Natur zu begegnen.
Gesetzlicher Schutz des Gelben Frauenschuhs
Der Gelbe Frauenschuh steht in Deutschland und Bayern als gefährdet in der Roten Liste. Die Art ist nach Bundesartenschutzverordnung streng geschützt und im Anhang II der FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) aufgeführt, das heißt, für sie müssen die europäischen Länder besondere Schutzgebiete ausweisen.
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