
SandAchse Franken – unersetzlich für Bayerns Natur
Während der letzten Eiszeit entstanden riesige Sandgebiete in Bayern. Dank BUND Naturschutz, Landschaftspflegeverband Mittelfranken und vielen weiteren Partnern konnten trotz Sandabbau und Bebauungsdruck wichtige Teile davon erhalten werden. Wir schützen sie im Naturschutz-Großprojekt „SandAchse Franken“ – als Lebensraum für 300 seltene Tier- und Pflanzenarten.

Das Projektgebiet der SandAchse Franken zieht sich auf etwa 100 Kilometern Länge von Bamberg im Norden fast bis Weißenburg im Süden an den Flüssen Rednitz, Pegnitz, Regnitz und deren Zuflüssen entlang. Mit einer Ausdehnung von etwa 2.000 Quadratkilometern ist die SandAchse Franken das größte Lockersandgebiet Süddeutschlands. Karte des SandAchse-Projektgebiets
Der Sand hat das Leben der Menschen in Franken über Jahrhunderte geprägt. Davon zeugen Namen wie Sandreuth, die Bamberger Sandkerwa oder die aus Sandstein gebauten Häuser in Städten und Dörfern. Magere Sandrasen, Heideflächen und Dünen waren über Jahrhunderte hinweg für Franken typische Landschaftsformen.
Das Gebiet der bayerischen SandAchse schließt die großen Ballungsräume Bamberg und Nürnberg-Fürth-Erlangen ein. Etwa 1,5 Millionen Menschen leben und arbeiten dort. Die Region gehört zu den wirtschaftlich wachstumsstärksten in Deutschland. Das macht sich leider auch in der Natur bemerkbar: In den vergangenen Jahrzehnten wurden fast 99 Prozent der ehemaligen bayerischen Sand-Lebensräume durch Sandabbau, Bebauung und Intensivierung der Landwirtschaft zerstört. Nur noch ein Prozent davon ist übrig geblieben.
SandAchse Franken – Naturschutz im großen Stil
Im Jahr 2000 haben der BUND Naturschutz (BN), der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) und der Landesbund für Vogelschutz (LBV) deshalb gemeinsam mit vielen Partnern eines der größten Naturschutzprojekte Bayerns initiiert: die SandAchse Franken. Derzeit sorgen sieben Landkreise und fünf kreisfreie Städte gemeinsam mit den Projektträgern, dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken und dem BN, dafür, dass die letzten Sandgebiete Bayerns als Heimat für seltene, hochspezialisierte Tiere und Pflanzen erhalten bleiben.
Unzählige Flächen in der Sandachse gerettet
Die Erfolge des Großprojektes SandAchse können sich sehen lassen. So hat der BN gemeinsam mit seinen Partnern circa 500.000 Quadratmeter Sandflächen gekauft, um sie besser pflegen zu können. Viele Hunderttausend Quadratmeter konnten vor Bebauung gerettet werden, so etwa das heutige Nationale Naturerbe im Hauptsmoorwald bei Bamberg. 800.000 Quadratmeter waren dort bereits für ein Gewerbegebiet verplant. 150.000 Quadratmeter waren es für ein Gewerbegebiet bei Feucht und weitere 100.000 Quadratmeter wären beinahe unter der Ortsumfahrung von Reichenschwand im Pegnitztal verschwunden. Etwa 100.000 Quadratmeter Sand-Lebensräume hat das Bündnis durch regelmäßige Pflege vor Verbuschung und Überdüngung gerettet.
Zu den geretteten Sandflächen gehören:
- Teile des Erlanger Exerzierplatzes,
- Sandmagerrasen in der Büg bei Eggolsheim,
- die Sandkiefernwälder bei Reichenschwand,
- ehemalige Militärflächen im Hauptsmoorwald bei Bamberg und
- die Sandkiefernwälder des Reichswaldes bei Feucht.
Hier finden Sie eine interaktive Karte zum Projektgebiet der SandAchse und eine Datenbank mit wichtigen Sand-Lebensräumen.
Warum brauchen wir die SandAchse Franken?
Auf den Böden der SandAchse – der "fränkischen Wüste" – haben sich sehr spezielle Lebensräume entwickelt. Meist sind sie heiß, trocken und nährstoffarm. Das gilt vor allem für die sogenannten Offensande – dort werden im Sommer Temperaturen von bis zu 60 Grad Celsius am Boden erreicht. Aber auch blütenreiche Heiden, schimmernde Silbergrasfluren und Flechtenkiefernwälder zählen zu den bayerischen Sand-Lebensräumen.
Tiere und Pflanzen müssen auf ausgefeilte Überlebensstrategien zurückgreifen, um unter den extremen Bedingungen der bayerischen Sand-Lebensräume zu existieren. Manche haben sich einen dichten Pelz als Sonnenschutz zugelegt, andere ihre Aktivitäten in die kühlen Nachtstunden verlegt. Die Sandspezialisten sind so stark angepasst, dass sie nirgendwo anders leben können. Verschwindet der Sand, verschwinden auch sie. Und so finden heute 300 gefährdete Tier- und Pflanzenarten vor allem in der fränkischen SandAchse ihren Lebensraum.
Przewalski-Pferde in der SandAchse Franken
Ein Kerngebiet der SandAchse Franken ist das Naturschutzgebiet Tennenloher Forst im Sebalder Reichswald. Es liegt südöstlich von Erlangen und war bis zum Abzug der US-Armee im Jahr 1994 ein militärischer Truppenübungsplatz. Durch diese spezielle Nutzung sind viele offene Sandflächen und wertvolle Lebensräume wie Heiden oder Sandmagerrasen entstanden. Die militärische Nutzung verhinderte, dass das Gebiet mit Kunstdünger und Pestiziden infolge intensiver landwirtschaftlicher Nutzung belastet wurde. Die Panzer sorgten über Jahrzehnte hinweg dafür, dass sich keine größeren Pflanzen wie Büsche oder Stauden dort ansiedelten. Mit dem Abzug der US-Armee verschwanden jedoch auch die Panzer. Gefragt war also eine Nutzungsform, die lichtliebenden Arten wie der Blauflügeligen Ödlandschrecke das Überleben sichert. Und so kamen 2003 auf Initiative des Landschaftspflegeverbandes Mittelfranken die Przewalski-Pferde in die SandAchse Franken: Laut einer Studie sind die genügsamen Wildpferde bestens geeignet, um Sandflächen schonend zu beweiden. Seither beweisen die robusten Tiere Jahr für Jahr, dass sie die Richtigen für diesen Naturschutz-Job sind.
Die SandAchse wächst weiter
Zwischen 2000 und 2007 hat der Bayerische Naturschutzfonds das Naturschutz-Großprojekt SandAchse Franken mit insgesamt 2,4 Millionen Euro gefördert. Zusammen mit den Eigenmitteln der Projektpartner wurden damit wertvolle Sand-Lebensräume gekauft, gepachtet, gepflegt und somit gerettet. Seit 2007 müssen zwar etwas kleinere Brötchen gebacken werden, aber bis 2014 haben der BN, der Landschaftspflegeverband Mittelfranken, seine Projektpartner und der Bayerische Naturschutzfonds weitere 400.000 Euro in den Schutz der SandAchse Franken investiert. Mit Erfolg, wie eine Evaluierung im Jahr 2016 zeigte: Die SandAchse Franken wächst weiter! Aktuell kämpft der BN gerade gegen ein geplantes Gewerbegebiet am ehemaligen Schießplatz und der ehemaligen Muna Bamberg.
Meldungen zum Thema
Termine
29.01.2021 | Spurensuche Gartenschläfer - Ergebnisse der Suche in 2020 | Zoom-Konferenz |
18.04.2021 | Wildbienen & Insektenschutz | Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil |
07.05.2021 | Alles rund um den Biber | Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil |
16.05.2021 | Gesundes aus Wald, Wiese und Hecke | Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil |
26.07.2021 | Fledermausführung | Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil |