- Home ›
- Themen ›
- Landwirtschaft ›
- Massentierhaltung
Massentierhaltung in Bayern – Problem für Tier, Mensch und Umwelt
Hühner und Schweine leben auch in Bayern oft zu Hunderten oder Tausenden in einem Stall. Für sie ist diese Massentierhaltung eine Qual, für die Umwelt ein Riesenproblem und für uns Menschen nicht nur eine Schande, sondern auch eine gesundheitliche Gefahr.
Billigmentalität und Agrarpolitik
Die Billigmentalität und eine falsche EU-Agrarpolitik haben dazu geführt, dass immer weniger Bauern immer mehr Tiere halten. So gibt es heute rund 50 Prozent weniger kuhhaltende Bauern in Bayern als vor zwei Jahrzehnten – aber nur 20 Prozent weniger Kühe.
Tiere als Hochleistungs-Produzenten
Nutztiere werden heute in viel kürzerer Zeit gemästet und sie müssen ein Vielfaches an Leistung erbringen. Im Durchschnitt gibt eine bayerische Kuh heute 1.000 Kilogramm mehr Milch pro Jahr als noch vor zehn Jahren.
Der Preis: millionenfaches Tierleid
Hochleistungstiere sterben früher und werden auch schneller krank, was zum massiven Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung führt. Zudem leben sie auf viel zu kleinem Raum. Das erzeugt millionenfaches Tierleid.
- document.getElementById('c230169').scrollIntoView({ behavior: 'smooth' }), 10);">1 Billigmentalität und Agrarpolitik führten zu Massentierhaltung
- document.getElementById('c230146').scrollIntoView({ behavior: 'smooth' }), 10);">2 Sechs Fragen und Antworten zur Massentierhaltung
- document.getElementById('c230147').scrollIntoView({ behavior: 'smooth' }), 10);">3 Massentierhaltung: Leistung und Schnelligkeit zählen
- document.getElementById('c230148').scrollIntoView({ behavior: 'smooth' }), 10);">4 Hühner hochspezialisiert
- document.getElementById('c230149').scrollIntoView({ behavior: 'smooth' }), 10);">5 Antibiotika in der Massentierhaltung
- document.getElementById('c230150').scrollIntoView({ behavior: 'smooth' }), 10);">6 Unsere Forderungen
Billigmentalität und Agrarpolitik führten zu Massentierhaltung
0,75 m²
pro Mastschwein
0,11 m²
pro Legehenne
0,06 m²
DIN A4 Blatt
Möglichst viel und billig: Unser Wohlstand bringt es mit sich – wir essen sehr viel Fleisch, Eier und Milchprodukte. Und das am liebsten für wenig Geld. Dieser Lebensstil, eine verfehlte europäische Agrarpolitik und der große Preisdruck in der Lebensmittelbranche haben letztlich zur Massentierhaltung geführt – auch in Bayern: Nutztiere wie Hühner, Schweine und Puten müssen in riesigen Ställen leben, wo es ihnen an Platz, Tageslicht, frischer Luft, Bewegung, Beschäftigung und einem natürlichen Kontakt mit ihren Artgenossen fehlt.
50 Prozent
weniger Bauern
Kleine Höfe müssen aufgeben: Viele kleine Bauern und Bäuerinnen konnten bei der Vergrößerungs- und Intensivierungswelle der letzten Jahrzehnte nicht mehr mithalten. Sie gaben auf und die großen Höfe wurden noch größer. So haben wir heute rund 50 Prozent weniger kuhhaltende Bauern in Bayern als vor zwei Jahrzehnten – aber nur 20 Prozent weniger Kühe. Das heißt, immer weniger Bauern halten immer mehr Kühe. Viele Höfe sind heute hochspezialisiert und halten nur noch eine Tierart in hoher Zahl.
Sechs Fragen und Antworten zur Massentierhaltung
Für den Begriff Massentierhaltung (auch industrielle Tierhaltung oder Intensivhaltung) gibt es keine allgemeingültige Definition. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) spricht davon, wenn Nutztiere gleicher Art und Altersgruppe in großen Beständen auf begrenztem Raum gehalten werden und ein geringstmöglicher Einsatz von Arbeitskräften zur Versorgung und Fütterung angestrebt wird (…).
Der Tierschutzverein Provieh spricht von Massentierhaltung, wenn eine Fachkraft so viele Tiere zu betreuen hat, dass die Tiere nicht mehr jeden Tag einzeln und sorgfältig in Augenschein genommen werden können und der Halter seine Tiere als reine „Produktionsfaktoren“ zur Erwirtschaftung eines Deckungsbeitrages sieht, statt als Lebewesen mit arteigenen Bedürfnissen und angeborenen Verhaltensweisen.
Auch in Bayern werden die Ställe immer größer. Es gibt mittlerweile Rinderställe mit mehr als 500 und Schweineställe mit mehr als 5.000 Tieren. Big is beautiful heißt es auch in der Hühnerhaltung: Es gibt im Freistaat schon Betriebe mit mehr als 100.000 Mastplätzen. Gegen Anlagen dieser Größenordnung wehrt sich der BN, teils auch mit Gerichtsverfahren (z. B. Mastanlage Eschelbach).
- 0,75 m2 pro Mastschwein
- 2,5 m2 pro Zuchtsau in der Gruppenbucht. Fast die Hälfte des Jahres leben Zuchtsauen aber in körperengen „Kastenständen“, in denen sie sich nicht einmal umdrehen können. Die umstrittene Praxis soll jetzt eingedämmt werden. Laut einer Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung dürfen die Landwirte mit einer Übergangsfrist von acht Jahren (ab 2020) keine Kastenstände mehr in den sogenannten Deckzentren verwenden. Im "Abferkelbereich" gilt aber eine sehr lange Übergangsfrist von 15 Jahren.
- 0,08 m² pro Legehenne in der Käfig-Kleingruppenhaltung
- 0,111 m² pro Legehenne in der konventionellen Bodenhaltung
- 0,038 m² pro Masthuhn bei Kurzmast. Zum Vergleich: Ein DIN-A4-Blatt ist 0,06237 m² groß.
Erhöhte Nitratwerte im Grundwasser durch große Düngermengen: In den „Tierfabriken“ fallen große Mengen an Gülle auf relativ kleiner Fläche an. Landet zu viel davon auf den landwirtschaftlichen Flächen, können Boden und Pflanzen den Dünger nicht mehr aufnehmen. Er sickert ins Grundwasser, was in vielen Gebieten Bayerns, Deutschlands und Europas zu deutlich erhöhten Nitratkonzentrationen im Grundwasser führt – die dann wiederum in unserem Trinkwasser landen. Das birgt Gesundheitsrisiken: Wird Nitrat im Organismus zu Nitrit umgewandelt, kann das vor allem bei Säuglingen die Sauerstoffversorgung über das Blut einschränken.
Aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung stammt ein beträchtlicher Teil der schädlichen Klimagase, die in Deutschland ausgestoßen werden. Dafür verantwortlich sind vor allem Lachgasemissionen aus der Überdüngung der Böden und Methanemissionen aus der Tierhaltung und Güllelagerung.
Die landwirtschaftliche Tierhaltung ist auch verantwortlich für fast 95 Prozent aller Ammoniakemissionen. Diese tragen zur Versauerung der Böden bei und erhöhen den Stickstoffgehalt der Niederschläge, was indirekt wieder zur Stickstoffanreicherung und Nährstoffüberschüssen in den Böden führt und die Bildung von Lachgas fördert. Lachgas ist 230-mal so klimaschädlich wie CO2.
Sojaanbau auf Kosten des Regenwaldes: Bayern verfüttert aktuell (2024) etwa 254.000 Tonnen Sojaschrot an Nutztiere. Weltweit größter Sojaproduzent ist mit 163 Millionen Tonnen Brasilien. Dort sind 97 Prozent der angebauten Sorten genverändert (Fleischatlas, 2021). Wir belegen also riesige Anbauflächen in Südamerika, um unseren hohen Tierfutterbedarf zu decken. Flächen, auf denen früher größtenteils Regenwald wuchs und die nun für die Selbstversorgung der südamerikanischen Bevölkerung fehlen. Viele davon wurden illegal abgeholzt.
Lesen Sie auch unsere Broschüre: Regenwald und Glyphosat. Was Sie schon immer über Futtermittel wissen w(s)ollten.
Massentierhaltung: Leistung und Schnelligkeit zählen
Möglichst billig heißt möglichst schnell. Dementsprechend wurden Masttierrassen in den vergangenen Jahrzehnten daraufhin gezüchtet, in einem Bruchteil der früher üblichen Zeit ihr Schlachtgewicht zu erreichen. So gehen heute Schweine mit nur sechs bis sieben Monaten und einem Endgewicht von 110 bis 125 Kilogramm zum Schlachter. Bei Hühnern haben die Züchter*innen die Wachstumsrate inzwischen vervierfacht.
1.000 kg
mehr Milch/Jahr
Kühe
290 Eier
pro Jahr
Hühner
7 Monate
bis zur Schlachtreife
Schweine
Hohe Leistung – geringere Lebenserwartung: Der ausbeuterische Umgang mit Nutztieren fängt also schon mit der Hochleistungszucht an. Im Durchschnitt gibt eine bayerische Kuh heute 1.000 Kilogramm mehr Milch pro Jahr als noch vor zehn Jahren. Diese hohe Leistung hat aber auch einen Preis: Je nach Rasse lebt eine Milchkuh heute 5,2 bis sechs Jahre und damit etwa 200 Tage kürzer als noch 1977. Die männlichen Kälber solcher Hochleistungsmilchkühe sind nicht mehr für die Mast geeignet und werden zu Niedrigstpreisen verkauft.
Hühner hochspezialisiert
Legehühner leben nur noch ein Jahr: Noch deutlicher wird dieses Züchtungsproblem bei Hühnern. Seit vielen Jahren werden getrennte Rassen entweder zum Turbo-Eierlegen oder -Mästen gezüchtet. Und so legen Hochleistungshühner heute etwa 290 Eier pro Jahr. Das schaffen sie etwa ein Jahr lang, dann werden sie in der Regel geschlachtet.
BN fordert Zweinutzungszucht statt Geschlechtsbestimmung: Kükenzüchter*innen schredderten (töten) bis 2023 Abertausende von männlichen Eintagsküken, da diese nicht als Masthähnchen taugten. Seit 2023 ist das Kükenschreddern zwar endlich verboten, alternativ soll nun aber das Geschlecht des Kükens bereits im Ei bestimmt und nur "weibliche Eier" weiter bebrütet werden. Der BN hält auch das nicht für den richtigen Weg und plädiert stattdessen für die Zucht von Zweinutzungshühner. Das sind Rassen, die sowohl zur Eier-, als auch zur Fleischproduktion geeignet sind.
Antibiotika in der Massentierhaltung
Hochleistungstiere sind krankheitsanfälliger und bekommen deshalb zu viel Antibiotika. Dadurch nehmen antibiotikaresistente Keime zu, mit denen dann auch wir Menschen zu kämpfen haben. Besonders bedenklich: Immer mehr Reserveantibiotika kommen in der Nutztierhaltung zum Einsatz. Diese sollten eigentlich als „letztes Mittel“ gegen antibiotikaresistente Erreger in der Humanmedizin dienen.

Unsere Forderungen
Um das Leid von sogenannten Nutztieren wirksam zu reduzieren und eine nachhaltige, zukunftsfähige Landwirtschaft zu fördern, braucht es klare politische Vorgaben und konsequente Veränderungen in der Tierhaltung. Die folgenden Forderungen zeigen auf, welche Schritte notwendig sind, um Tieren ein würdigeres Leben zu ermöglichen und gleichzeitig Transparenz für Verbraucher*innen zu schaffen:
- Tierfabriken verhindern
- Verbot von Vollspaltenböden
- Liegeflächen auf Stroh
- Auslauf ins Freie
- Keine Amputationen
- Artgerechte Fütterung statt Turbomast
- Tiergerechte Züchtung
- Nur artgerechte Ställe fördern
- Verpflichtende Kennzeichnung der Haltungsform auf Produkten

Vom Acker zum Teller
Landwirtschaft und Ernährung hängen eng zusammen: Mit dem Einkaufskorb und dem Kochtopf entscheiden wir mit, wie umwelt- und tierfreundlich der Landbau der Zukunft ist.
Weiter

Biolandwirtschaft in Bayern
Bayern ist schon jetzt ein „Bio-Land“: 14,3 Prozent der bayerischen Bauernfamilien produzieren heute ökologisch. Wir sagen, es geht noch besser. Bayern braucht 100 Prozent Ökolandwirtschaft!
Weiter



















