Was interessiert Sie besonders?

Zur Startseite

Eichhörnchen beobachten und melden

Themen

  • Übersicht
  • Klimakrise

Tiere und Pflanzen

Was ist artgerechte Tierhaltung?

Hühner, Schweine und Kühe – sie alle liefern uns als Nutztiere wertvolle Lebensmittel. Eine artgerechte Haltung erspart ihnen Schmerz und Stress und achtet ihre natürlichen Bedürfnisse nach Bewegung, Beschäftigung und Kontakt mit Artgenossen.

"Artgerecht" ist gesetzlich nicht definiert

Der Begriff “artgerecht” ist gesetzlich nicht definiert, sodass unklar bleibt, was er bei Produkten bedeutet. Verbraucher*innen können daher nicht von dem Begriff auf die tatsächlichen Haltungsbedingungen schließen. Der BUND Naturschutz fordert eine verpflichtende, klare Kennzeichnung tierischer Produkte.

Natürliches Verhalten muss maßgeblich sein

Artgerechte Haltung soll sich an den natürlichen Bedürfnissen der Tiere orientieren, etwa Bewegung, Sozialverhalten und Beschäftigung. Beispiele sind Scharren und Sandbaden bei Hühnern, Wühlen bei Schweinen oder Weidegang für Rinder. Ohne solche Bedingungen ist Tierwohl nicht erreichbar.

Die gesetzlichen Mindeststandards genügen nicht

Die heute erlaubten Haltungsformen liegen oft weit unter dem, was Tiere brauchen, und führen zu Stress, Schmerzen und Verhaltensstörungen. Enge Ställe, Spaltenböden und Anbindehaltung gelten als typische Problemfelder. 

Grundlegende Reformen der Tierhaltung nötig

Die Tierhaltung braucht am Tierwohl orientierte, regionale und weniger industrielle Strukturen. Dazu gehören bessere Stallbedingungen, Auslauf, Einstreu und angepasste Tierzahlen. 

Was bedeutet "artgerecht"?

Essen Sie Fleisch, Eier und Milchprodukte? Dann ist Ihnen bestimmt wichtig, dass die Tiere, von denen diese Lebensmittel stammen, gut – also artgerecht – gehalten wurden. Doch was heißt das eigentlich genau?

Eine gesetzliche Definition des Begriffs "artgerechte Tierhaltung" gibt es nicht. Nur eine verpflichtende Kennzeichnung schafft Klarheit. Dass die gesetzlichen Regelungen des Tierschutzgesetzes und der Tierschutz-Nutztierhaltungsverodnung eingehalten wurden, davon sollte man in der Regel ausgehen können. Tierschutz-, Verbraucher- und Naturschutzverbände sind sich allerdings einig, dass diese Gesetze in ihrer jetzigen Form keine artgerechte Tierhaltung sicherstellen. BUND und BUND Naturschutz fordern deshalb eine gesetzlich definierte und verpflichtende Kennzeichnung von tierischen Lebensmitteln. Sie soll Verbraucher*innen klar zu erkennen geben, ob die Nutztiere hinter den Produkten artgerecht gehalten wurden.

Das natürliche Verhalten einer Tierart sollte das Vorbild für eine artgemäße Haltung sein:

  • Wie ernährt sich das Tier natürlicherweise?
  • Wie reinigt, ruht und bewegt es sich?
  • Welchen Kontakt braucht es zu seinen Artgenossen?

Diese je nach Art unterschiedlichen Bedürfnisse eines Tieres sollte eine artgerechte Haltung soweit nur irgend möglich beachten. Und natürlich müssen die Nutztiere so gehalten werden, dass sie keine Verletzungen, keinen Stress und keine Schmerzen erleiden.

Natürlicherweise bilden sie Gruppen von etwa 20 Hennen, einigen Junghähnen und einem erwachsenen Hahn. Sie verbringen viel Zeit damit, gemeinsam auf Futtersuche zu gehen. Bei Dämmerung suchen sie sich einen hochgelegenen Schlafplatz, um sicher vor Bodenfeinden zu sein. Wer Hühner im Freien beobachtet hat, weiß, dass sie gerne flattern, picken, scharren, hacken – und auch neugierig sind. Sie baden sich zur Körperpflege in „selbstgebauten“ Kuhlen im Sand oder in der Erde und fühlen sich im Freiland nur so richtig wohl, wenn sie Schutz in Form von Bäumen, Hecken oder Sträuchern in der Nähe wissen

Mehrere weibliche Schweine leben natürlicherweise in Gruppen und mit ihren Jungen zusammen. Soziale Kontakte zu den Artgenossen sind daher wichtig. Die meiste Zeit des Tages verbringen Schweine mit der Nahrungssuche – das heißt sie wollen Wühlen, Scharren, Schnüffeln, sich bewegen und etwas erkunden. Ihre Füße sind eher für weichen Untergrund ausgelegt, was für Stroheinstreu, statt der heute üblichen Spaltenböden spricht. Sie ruhen gerne in der Gruppe und auf sauberem, weichem und trockenem Untergrund. Zur Körperpflege scheuern und suhlen sich Schweine gerne.

Sie brauchen Kontakt zu Artgenossen, etwa in Form von gegenseitiger Körperpflege oder auch „Aufreiten“ oder „Hornen“. Andererseits müssen sie auch die Möglichkeit haben, einen Abstand zu anderen Kühen einzuhalten, der ihrem Rang entspricht. Bei der Futtersuche legen sie natürlicherweise weite Strecken zurück, sie fressen quasi während des Gehens. Rinder scheuern sich gerne und brauchen trockene und saubere Liegeflächen – etwa zum Wiederkäuen.

Hierfür gibt es leider zahlreiche Beispiele – aus der Massentierhaltung, aber teilweise auch aus kleineren Betrieben. Denn die heute gesetzlich erlaubten Haltungsformen sind in vielen Fällen alles andere als artgerecht.

  • So leiden beispielsweise Kühe, die tagaus tagein angebunden sind an Schmerzen in den Fußgelenken.
  • Schweine, die auf den inzwischen üblichen Spaltenböden stehen und liegen, haben oft peinigende Gelenkerkrankungen, offene Druckstellen oder Schleimbeutelentzündungen.
  • Aufgrund von Platzmangel, Langeweile oder Stress in der Massentierhaltung beißen Schweine teilweise in die Metallstangen ihrer Ställe oder, noch schlimmer, sich gegenseitig Teile von Ohren und Schwänzen ab. Trotz EU-Verbot (seit 1994) wurden deshalb 2018 noch über 90 Prozent aller Ferkel in der EU die Schwänze gekürzt.
  • Mast- und Legehühner entwickeln in der Massentierhaltung aufgrund von Platzmangel, schlechten Böden und Schadgasen oft Knochenverformungen, Fußballenentzündungen und Erkrankungen des Atemtraktes.
  • Weil ihnen die natürliche Futtersuche fehlt, picken sich Hühner teilweise gegenseitig blutig.

Die genannten Missstände sind wohlgemerkt nur eine Auswahl dessen, was in der landwirtschaftlichen Tierhaltung falsch läuft. Vieles davon haben die wissenschaftlichen Berater der Bundesregierung in Sachen Landwirtschaft (Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) bereits 2015 in einem Gutachten festgestellt und kritisiert (Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung). Die Anstrengungen und Fortschritte der Politik in puncto artgerechter Tierhaltung sind leider trotzdem überschaubar.


Was gehört zu einem Schweinestall der Zukunft?

Ein zukunftsfähiger Schweinestall besteht aus Elementen einer artgerechteren Tierhaltung, die nach Ansicht des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik in weiten Teilen der Bevölkerung akzeptiert würden:

  • Angebote zum Spielen, Fressen und Putzen,
  • verschiedene Bodenbeläge,
  • genügend Platz,
  • Klimawechsel, möglichst Auslauf im Freien,
  • qualifiziertes Personal,
  • qualifizierte Selbstkontrolle des Betriebs,
  • keine Amputationen,
  • weniger Medikamente.

Eine artgerechte Haltung endet mit einer Schlachtung ohne Qual

Gerade am Ende eines Nutztierlebens stehen heute oft unnötiger Stress und viel Leid: lange Transporte zu den wenigen verbliebenen Schlachthöfen und Schlachtung im Akkord mit den daraus entstehenden Missständen wie schlechte Behandlung der Tiere und mangelnde Betäubung vor der Schlachtung. Die Coronapandemie hat die für Mensch und Tier unhaltbaren Strukturen in der Schlachtindustrie zuletzt wieder einmal ans Tageslicht gebracht. Die Qual der Tiere, aber auch grausame Arbeitsbedingungen am Fließband in den großen Schlachtstätten müssen endlich thematisiert und abgeschafft werden.

Der BUND Naturschutz fordert deswegen eine Rückkehr zu kleineren, regionalen Schlachthöfen, wie es sie früher gab. Viele kleinere Schlachtstätten von Metzgereibetrieben mussten in den vergangenen Jahrzehnten schließen. Sie gaben unter dem Druck der Konzernriesen, die billiger schlachten können, wegen überhöhter Gebühren, etwa für die Fleischbeschau, und nicht zuletzt wegen überzogener EU-Hygienerichtlinien auf. Inzwischen gibt es auch neue Ansätze wie etwa die Weideschlachtung. Sie sind aber noch in den Anfängen.

Ein Bauer hält Möhren und Rote Beete in den Händen (Foto: v_sot/stock.adobe.com)

Vom Acker zum Teller

Landwirtschaft und Ernährung hängen eng zusammen: Mit dem Einkaufskorb und dem Kochtopf entscheiden wir mit, wie umwelt- und tierfreundlich der Landbau der Zukunft ist.

Weiter

Ein bunter Blühstreifen mit vielen Blumen vor abgemähtem Feld mit Strohballen (Foto: Ines Porada/stock.adobe.com)

Biolandwirtschaft in Bayern

Bayern ist schon jetzt ein „Bio-Land“: 14,3 Prozent der bayerischen Bauernfamilien produzieren heute ökologisch. Wir sagen, es geht noch besser. Bayern braucht 100 Prozent Ökolandwirtschaft!

Weiter