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Der Braunbär in Bayern: Bejagt, ausgerottet, zurückgekehrt
Vor über 180 Jahren wurde der letzte wildlebende Braunbär Bayerns im Voralpenland erschossen. Seither zählt der Bär zu den ausgestorbenen Tierarten des Freistaates. Im Jahr 2006 sorgte ein aus Trentino eingewanderter Braunbär namens Bruno für Schlagzeilen. Kurze Zeit später wurde er zum "Problembären" deklariert und zum Abschuss freigegeben. 2019 setzte erstmals wieder ein Bär seine Tatze auf bayerischen Boden.
Noch vor zweihundert Jahren war Bayern Heimat der drei großen Beutegreifer Luchs, Wolf und Braunbär. Eine gezielte Bejagung führte zum Rückgang und schließlich zur Ausrottung der Großsäugetiere. Mit Hilfe groß angelegter Artenschutzprojekte und strenger Schutzmaßnahmen fanden Luchs und Wolf wieder zurück nach Bayern. Der Bär hat es deutlich schwerer: Vorurteile und ein fehlender Managementplan resultierten 2006 im Abschuss des ersten zugewanderten Braunbären nach fast zwei Jahrhunderten. Im Herbst 2019 und im Frühling 2023 konnten erneut umherstreifende Braunbären in Bayern nachgewiesen werden.
Vorkommen: Bärenerwartungsland Bayern?
Früher war der Bär in Bayerns Wäldern ebenso selbstverständlich wie Fuchs und Reh. Nicht etwa die Habitat-Zerstörung führte zum Rückgang der Bärenpopulation, sondern die unerbittliche Jagd auf Meister Petz. Im Gegensatz zu heute, konnte ein Nutztierriss früher unter Umständen sogar eine existenzielle Bedrohung für den Halter darstellen.
Ausgedehnte Waldgebiete, ein großes Nahrungsangebot für den Allesfresser und das Vorhandensein von ungestörten und geschützten Orten, die als Winterquartier und Rückzugsorte genutzt werden können, bilden die entscheidenden Voraussetzungen für ein ideales Braunbären-Habitat. Ein geeigneter Lebensraum wäre für den anpassungsfähigen Beutegreifer immer noch verfügbar. Für eine dauerhafte Ansiedlung eignet sich vor allem der Lebensraum der bayerisch-österreichischen Alpen (Karwendel, Ammergebirge, Nationalpark Berchtesgaden) sowie das bayerisch-böhmische Grenzgebirge mit seinen großflächigen Waldgebieten.
Eine zentrale Bedingung für die Rückkehr des großen Beutegreifers ist insbesondere die Akzeptanz der Nutztierhalter und der einheimischen Bevölkerung.
Nein, der letzte wildlebende Bär Deutschlands wurde im Jahr 1835 im oberbayerischen Ruhpolding erlegt. Danach hat 171 Jahre lang kein Bär seine Tatze auf deutschen oder bayerischen Boden gesetzt. 2006 fand der Bruno getaufte Bär seinen Weg nach Bayern, wurde aber nach wenigen Wochen erschossen, da er unter anderem auch Schafe gerissen hat. Eine sesshafte Population konnte sich jedoch bis heute nicht mehr etablieren. 2019 überquerte erneut ein aus Österreich eingewanderter Bär die bayerische Grenze, der wie einst Bruno wohl aus der italienischen Trentino-Population stammt. Die umherstreifenden Jungbären lassen darauf hoffen, dass der einstige Herr des Waldes seine frühere Heimat in Zukunft zurückerobern könnte. Ob der Braunbär in Deutschland wieder heimisch wird, ist keine Frage des Lebensraumes, sondern der Akzeptanz.
Einst in ganz Europa verbreitet, gibt es größere Braunbärenpopulationen (>1000 Individuen) heute nur noch in den Karpaten, Skandinavien und dem Balkanraum. Weitere kleinere Populationen leben isoliert in Spanien und Italien.
Der Bestand im Alpenraum beläuft sich auf etwa 500 bis 600 Individuen, ein Großteil hiervon stammt aus Slowenien. Das einzige stabile Vorkommen im zentralen Alpenraum mit einer recht überschaubaren Anzahl von 50 bis 60 Tieren befindet sich im italienischen Trentino – eine Region, die nur etwa 120 Kilometer von der deutschen Staatsgrenze entfernt liegt.
Braunbären sind äußerst anpassungsfähige Tiere, die in den unterschiedlichsten Landschaften überleben können. In unseren Breitengraden bevorzugen die scheuen Beutegreifer bewaldete Gebirgsregionen und ausgedehnte Waldgebiete, die ihnen eine Vielzahl an Rückzugsorten und ausreichend Bewegungsspielraum bieten. Der Aktionsradius ist an das örtliche Nahrungsangebot gebunden und variiert stark. Das durchschnittliche Revier eines Braunbären beträgt etwa 100 Quadratkilometer.
Außerhalb der Paarungszeit sind Bären grundsätzlich Einzelgänger. Nach ihrer Geburt verweilen die Jungtiere etwa ein Jahr bei der Mutter ehe sie sich allein auf Wanderschaft begeben. Umherstreifende Individuen sind also meist junge Männchen, die auf der Suche nach einem geeigneten Lebensraum neue Gebiete erschließen.
Der Braunbär zählt zu den ausgestorbenen Tierarten des Freistaates. Seit dem Abschuss des letzten Bären im 19. Jahrhundert sind nur zwei umherwandernde Individuen über die österreichische Grenze nach Bayern gelangt, eine dauerhafte Neuansiedlung ist vorerst nicht zu erwarten.
Gründe für die starke Gefährdung des großen Beutegreifers sind unter anderem illegaler Abschuss, Zerschneidung von Lebensräumen, intensive Landnutzung und dichte Besiedlung, die zu einem erhöhten Konfliktpotenzial zwischen Mensch und Tier führt.
Der Braunbär unterliegt der FFH-Richtlinie und ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz (§ 10 Abs. 2 Nr. 10 und 11 BNatSchG) streng geschützt. Abschüsse dürfen von den Behörden nur unter ganz besonderen Ausnahmen, die in der FFH-Richtlinie und dem BNatSchG geregelt sind, angeordnet werden. In Bayern entscheidet darüber einzig das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV).
Schneller als gedacht
Entgegen der allgemein verbreiteten Meinung, Braunbären seien eher behäbige und langsame Gesellen, kann der Bär ganz im Gegenteil sogar Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 50 km/h erreichen. Doch ist er nicht nur ein schneller Läufer, sondern vor allem in jungen Jahren auch ein ausgezeichneter Kletterer.
Weltweit kommen Braunbären in mehreren Unterarten – darunter der Europäische Braunbär (Ursus arctos arctos), der Grizzlybär (Ursus arctos horribilis) und Kodiakbär (Ursus arctos middendorffi) – in Eurasien und Nordamerika vor.
Die Europäische Unterart des Braunbären ist groß und gedrungen. Die Bären erreichen bei einem Gewicht von 120 bis 250 Kilogramm eine maximale Schulterhöhe von 90 bis 110 Zentimetern. Braunbären sind mit einer Länge von etwa 170 bis 250 Zentimetern Europas größte Landraubtiere. Im Vergleich zu anderen Braunbärenarten sind sie aber verhältnismäßig klein. Zum Vergleich: Die Bären der Insel Kodiak können ein Gewicht von über 700 Kilogramm erreichen.
Ein dichtes Fell bedeckt beinahe den gesamten Körper des muskulösen Großsäugers. Sein freundliches Antlitz verdankt er den rundlich geformten Ohren, die zu beiden Seiten des Oberkopfes abstehen sowie seinen kleinen eng beieinanderstehenden Augen, die im Vergleich zu seinem restlichen Körper winzig erscheinen. Seine Tatzen sind mit je fünf großen und stark gebogenen Krallen ausgestattet, die er nicht einziehen kann. Man sieht ihn zwar nur selten, aber Braunbären verfügen – wie die meisten Säugetiere – über einen kleinen Schwanz, der jedoch überwiegend unter seinem dichten Pelz verschwindet. Die längliche Schnauze und die große Nase erinnern an seinen entfernten Verwandten, den Hund.
Der Braunbär verfügt über ein sehr gutes Gehör und einen äußerst feinen Geruchssinn. Das ermöglicht ihm, seine potenzielle Nahrung über mehrere Kilometer Entfernung wahrzunehmen. Das Sehvermögen des Bären ist hingegen nur durchschnittlich und gleicht dem des Menschen.
In der freien Natur können Bären im Schnitt 20 Jahre alt werden, in selten Fällen erreichen sie sogar ein Alter von 25 Jahren.
Bären sind in der Regel Einzelgänger. Erst mit Erreichen der Geschlechtsreife im Alter von drei bis fünf Jahren begeben sie sich auf die Suche nach einem paarungsbereiten Partner. Die Paarungszeit fällt etwa in den Zeitraum von Mai bis Juni. Eine Anzahl von ein bis drei Jungtieren bringt eine Bärin im darauffolgenden Winter zur Welt. Die Jungen bleiben nach mehrmonatiger Säugezeit noch bis zu zwei Jahre bei ihrer Mutter.
Was fressen Braunbären?
Braunbären sind Allesfresser, ernähren sich jedoch überwiegend vegetarisch. Je nach Saison und Nahrungsangebot stehen unterschiedliche Leckerbissen auf dem Speiseplan. Das Gebiss des Bären ist an das breite Nahrungsspektrum angepasst. Neben den für Raubtieren typischen Fangzähnen besitzt er zudem mit breiten und flachen Zahnkronen ausgestattete Backenzähne, um die pflanzliche Kost gründlich zermalmen zu können.
An tierischen Produkten nimmt ein Braunbär verschiedene Insekten, kleinere und zum Teil aber auch größere Säugetiere wie Rehe und Hirsche zu sich. Von diesen fallen ihnen allerdings kaum gesunde erwachsene Tiere zum Opfer, sondern Jungtiere, kranke oder alte Individuen. Wo sie in ihrer Nähe gehalten werden, können Braunbären auch Weidetiere wie Schafe, Ziegen oder junge Rinder fressen, wenn es an anderer Nahrung fehlt und die Weidetiere ohne ausreichenden Herdenschutz für den Bären leicht zugänglich sind. Mithilfe ihres ausgeprägten Geruchssinns können sie verendete Tiere über weite Distanzen aufspüren und bedienen sich an deren Kadavern. So können sie auch Wölfen ihre Jagdbeute streitig machen. Menschen stehen nicht auf ihrem Speiseplan!
In der Winterzeit, wenn die Nahrung knapp wird, legt der Bär eine mehrmonatige Winterruhe ein, um Energie zu sparen.
Pflanzensamen im Gepäck
Braunbären ernähren sich zu 75 % von pflanzlicher Nahrung. Beeren und Nussfrüchte stehen ganz oben auf dem Speiseplan der Beutegreifer. Auf ihren weiten Wanderungen transportieren sie die Pflanzensamen entweder in ihrem Verdauungstrakt oder als Mitbringsel in ihrem dichten Fell und sorgen somit andernorts für die ein oder andere "beerige" Überraschung.
Bären und Menschen – Zum richtigen Verhalten in Bärengebieten
Bären legen auf ihrer Suche nach Nahrung und neuen Lebensräumen häufig weite Strecken zurück. Es ist also auch in Zukunft davon auszugehen, dass hin und wieder einzelne Individuen auf ihrem Streifzug nach Bayern gelangen. Stellt sich die Frage, wie verhält man sich in einem Gebiet, in dem sich Bären aufhalten?
Nun, Bären versuchen Begegnungen mit Menschen möglichst zu vermeiden und – so die wichtigste Verhaltensregel – das sollten wir nutzen. Denn obwohl Bären nicht von Haus aus aggressiv sind und es sich vielleicht sogar spannend anhört: Es ist und bleibt das Beste, Bärenbegegnungen zu vermeiden! Das klappt am besten, wenn Sie einige Regeln beherzigen.
- Lassen Sie keine Speise- oder Getränkereste im Wald! Im schlimmsten Fall verknüpfen die Bären Menschen mit Futter und suchen ihre Nähe.
- Wenn Sie in einem Bärengebiet unterwegs sind, machen Sie sich bemerkbar. Das funktioniert am besten mit einem sogenannten Bärenglöckchen, wie es in Nordamerika üblich ist. Es wird beispielsweise am Rucksack oder am Fußknöchel befestigt und kündigt so ihr Kommen an, auch wenn sie allein oder gerade einmal schweigend unterwegs sind. Sie können auch sprechen oder singen.
- Wenn Sie auf Fußspuren eines Bären treffen, folgen Sie diesen auf keinen Fall!
- Wenn Sie auf Bärenjunge treffen, kehren Sie sofort um! Die Bärenmutter ist sicher nicht weit und greift Sie wahrscheinlich an, wenn Sie den Jungen zu nahe kommen.
- Bleiben Sie auf den ausgeschriebenen Wegen. Bären kennen die vielbegangenen Wege und meiden diese! Vermeiden Sie alte, kaum genutzt Forstwege oder Trampelpfade. Solche aufgelassenen Wege nutzen auch Bären gerne.
- Halten Sie sich nicht sehr früh oder sehr spät im Wald auf! Bären sind zwar von Haus aus tagaktiv, haben sich aber oft angewöhnt, vom späten Nachmittag (Dämmerung) bis in die frühen Morgenstunden aktiv zu sein um Menschenbegegnungen zu vermeiden.
- Bei schlechtem Wetter erhöht sich das Risiko auf Bären zu treffen. Die Tiere haben gelernt, dass bei solchen Bedingungen weniger Menschen im Wald sind und verlegen dann ihre Aktivitäten gerne auf tagsüber.
- Erhöhte Vorsicht gilt auch in der Paarungszeit der Bären von Ende April bis Ende Juni. Auch dann ist es wahrscheinlicher tagsüber auf Bären zu treffen.
- Wenn Sie mit einem Hund im Bärengebiet unterwegs sind, lassen sie ihn auf keinen Fall davonlaufen oder im Unterholz herumstöbern! Er könnte einen schlafenden Bären aufwecken, der dann möglicherweise auf den Hund losgeht. Hunde suchen in so einem Fall gerne die Nähe zu ihrem Besitzer. So kann es zu sehr gefährlichen Situationen kommen.
- In Bärengebieten auf keinen Fall wild campen oder unter freiem Himmel schlafen.
- Kriechen Sie in keine Höhlen! Bären nutzen diese gerne im Winter zum Schlafen, als Tagesversteck oder für die Jungenaufzucht.
- Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es passieren, dass Sie einem Bären begegnen. Hat der Bär Sie noch nicht bemerkt, kehren Sie möglichst leise und langsam um und vermeiden Sie ein direktes Aufeinandertreffen. In den allermeisten Fällen wird der Bär Sie aber zuerst bemerken und sich entfernen.
- Hat der Bär Sie bereits bemerkt, denken Sie daran, dass der Bär ein großes Sicherheitsbedürfnis hat und prüft, ob von Ihnen Gefahr ausgeht. Schreien und gestikulieren Sie also nicht wild herum, denn das könnte er als Bedrohung wahrnehmen. Laufen Sie auch nicht davon. Ziehen Sie sich am besten ruhig und langsam rückwärts zurück. Beobachten Sie den Bären dabei, aber sehen Sie ihm nicht direkt in die Augen! Das könnte der Bär als Provokation auffassen.
- Wenn der Bär sich auf die Hinterbeine stellt, heißt das nicht, dass er angreifen will. Vielmehr versucht er die Situation genauer einzuschätzen, weil er so besser sehen und riechen kann.
In besonders unglücklichen Ausnahmefällen kann es sein, dass ein Bär sich bedroht fühlt und einen Scheinangriff oder Angriff startet. In diesem Fall ist das Beste, sich mit im Nacken verschränkten Händen auf den Bauch zu legen, um die besonders empfindlichen Körperpartien (Bauch, Gesicht, Nacken) zu schützen. Bärenangriffe enden meist sehr schnell, wenn sich das Tier nicht weiter bedroht fühlt. Wenn wir ruhig in einer Position verharren, teilen wir dem Bären mit, dass wir keine Gefahr für ihn darstellen.
Als wirksames Mittel haben sich auch sogenannte Bärensprays bewährt. Das sind Pfeffersprays, die mindestens 300 bis 500 Milliliter umfassen sollten und die am besten am Gürtel oder Rucksack befestigt werden. Sie haben im Normalfall eine Reichweite von zehn Metern.
Bärenmanagement in Bayern
Konflikte treten vor allem in dicht besiedelten Regionen auf. Im Jahr 2006 führte der Fall des Braunbären „Bruno“ (von den Behörden JJ1 genannt), der aus Italien in den Freistaat kam, der Bevölkerung und den Behörden die Defizite im Umgang mit dem großen Beutegreifer vor Augen. Vor dem Abschuss des zum ‚Problembären‘ deklarierten Bruno, fehlte es an einem geeigneten Wildtiermanagement in Bayern.
Erst nach diesem Ereignis wurde das vom BUND Naturschutz seit langem geforderte Wildtiermanagement konkret in Angriff genommen und ein erster Managementplan auf den Weg gebracht, der schließlich im April 2007 in Kraft trat.
Sinn und Zweck dieses Plans ist das Vorbeugen von Konflikten, denn nur durch Akzeptanz auf Seiten der Bevölkerung und der Nutztierhalter, kann die Rückkehr des Braunbären funktionieren.