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Der Braunbär in Bayern: Bejagt, ausgerottet, zurückgekehrt
Vor über 180 Jahren wurde der letzte wildlebende Braunbär Bayerns im Voralpenland erschossen. Seither zählt der Bär zu den ausgestorbenen Tierarten des Freistaates. Im Jahr 2006 sorgte ein aus Trentino eingewanderter Braunbär namens Bruno für Schlagzeilen. Kurze Zeit später wurde er zum 'Problembären' deklariert und zum Abschuss freigegeben. Im Jahr 2019 setzte erstmals wieder ein Bär seine Tatze nach Bayern.

Noch vor zweihundert Jahren war Bayern Heimat der drei großen Beutegreifer Luchs, Wolf und Braunbär. Eine gezielte Bejagung führte zum Rückgang und schließlich zur Ausrottung der Großsäugetiere. Mit Hilfe groß angelegter Artenschutzprojekte und strenger Schutzmaßnahmen fanden Luchs und Wolf wieder zurück nach Bayern. Der Bär hat es deutlich schwerer: Vorurteile und ein fehlender Managementplan resultierten 2006 im Abschuss des ersten zugewanderten Braunbären nach fast zwei Jahrhunderten. Im Herbst 2019 konnte erneut ein umherstreifender Braunbär in Bayern nachgewiesen werden.
Vorkommen: Bärenerwartungsland Bayern?

Früher war der Bär in Bayerns Wäldern ebenso selbstverständlich wie Fuchs und Reh. Nicht etwa die Habitat-Zerstörung führte zum Rückgang der Bärenpopulation, sondern die unerbittliche Jagd auf Meister Petz. Im Gegensatz zu heute, konnte ein Nutztierriss früher unter Umständen sogar eine existenzielle Bedrohung für den Halter darstellen.
Ausgedehnte Waldgebiete, ein großes Nahrungsangebot für den Allesfresser und das Vorhandensein von ungestörten und geschützten Orten, die als Winterquartier und Rückzugsorte genutzt werden können, bilden die entscheidenden Voraussetzungen für ein ideales Braunbären-Habitat. Ein geeigneter Lebensraum wäre für den anpassungsfähigen Beutegreifer immer noch verfügbar. Für eine dauerhafte Ansiedlung eignet sich vor allem der Lebensraum der bayerisch-österreichischen Alpen (Karwendel, Ammergebirge, Nationalpark Berchtesgaden) sowie das bayerisches-böhmische Grenzgebirge mit seinen großflächigen Waldgebieten.
Eine zentrale Bedingung für die Rückkehr des großen Beutegreifers ist insbesondere die Akzeptanz bei den Nutztierhaltern und der einheimischen Bevölkerung.
Nein, der letzte wildlebende Bär Deutschlands wurde im Jahr 1835 im oberbayerischen Ruhpolding erlegt. Danach hat 171 Jahre lang kein Bär seine Tatze auf deutschen oder bayerischen Boden gesetzt. 2006 fand der Bruno getaufte Bär seinen Weg nach Bayern, wurde aber nach wenigen Wochen erschossen, da er unter anderem auch Schafe gerissen hat. Eine sesshafte Population konnte sich jedoch bis heute nicht mehr etablieren. 2019 überquerte erneut ein aus Österreich eingewanderter Bär die bayerische Grenze, der wie einst Bruno wohl aus der italienischen Trentino-Population stammt. Die umherstreifenden Jungbären lassen darauf hoffen, dass der einstige Herr des Waldes seine frühere Heimat in Zukunft zurückerobern könnte. Ob der Braunbär in Deutschland wieder heimisch wird, ist keine Frage des Lebensraumes, sondern der Akzeptanz.
Einst in ganz Europa verbreitet, gibt es größere Braunbärenpopulationen (>1000 Individuen) heute nur noch in den Karpaten, Skandinavien und dem Balkanraum. Weitere kleinere Populationen leben isoliert in Spanien und Italien.
Der Bestand im Alpenraum beläuft auf ca. 500-600 Individuen, ein Großteil hiervon stammt aus Slovenien. Das einzige stabile Vorkommen im zentralen Alpenraum mit einer recht überschaubaren Anzahl von 50-60 Tieren befindet sich im italienischen Trentino – eine Region, die nur etwa 120 km von der deutschen Staatsgrenze entfernt liegt.
Braunbären sind äußerst anpassungsfähige Tiere, die in den unterschiedlichsten Landschaften überleben können. In unseren Breitengraden bevorzugen die scheuen Beutegreifer bewaldete Gebirgsregionen und ausgedehnte Waldgebiete, die ihnen eine Vielzahl an Rückzugsorten und ausreichend Bewegungsspielraum bieten. Der Aktionsradius ist an das örtliche Nahrungsangebot gebunden und variiert stark. Das durchschnittliche ‘Revier‘ eines Braunbären beträgt etwa 100 km². Außerhalb der Paarungszeit sind Bären grundsätzlich Einzelgänger. Nach ihrer Geburt verweilen die Jungtiere etwa ein Jahr bei der Mutter ehe sie sich allein auf Wanderschaft begeben. Umherstreifende Individuen sind also meist junge Männchen, die auf der Suche nach einem geeigneten Lebensraum neue Gebiete erschließen.
Der Braunbär zählt zu den ausgestorbenen Tierarten des Freistaates. Seither sind nur zwei umherwandernde Individuen über die österreichische Grenze nach Bayern gelangt, eine dauerhafte Neuansiedlung ist vorerst nicht zu erwarten.
Gründe für die starke Gefährdung des großen Beutegreifers sind u.a. illegaler Abschuss, Zerschneidung von Lebensräumen, intensive Landnutzung und dichte Besiedlung, die zu einem erhöhten Konfliktpotential zwischen Mensch und Tier führt.
Der Braunbär unterliegt der FFH-Richtlinie und ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz (§ 10 Abs. 2 Nr. 10 und 11 BNatSchG) streng geschützt. Abschüsse dürfen von den Behörden nur unter ganz besonderen Ausnahmen, die in der FFH-Richtlinie und dem BNatSchG geregelt sind, angeordnet werden. In Bayern entscheidet darüber einzig das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV).

Schneller als gedacht
Entgegen der allgemein verbreiteten Meinung, Braunbären seien eher behäbige und langsame Gesellen, kann der Bär ganz im Gegenteil sogar Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 50 km/h erreichen. Doch ist er nicht nur ein schneller Läufer, sondern vor allem in jungen Jahren auch ein ausgezeichneter Kletterer.


Weltweit kommen Braunbären in mehreren Unterarten – darunter der Europäische Braunbär (Ursus arctos arctos), der Grizzlybär (Ursus arctos horribilis) und Kodiakbär (Ursus arctos middendorffi) – in Eurasien und Nordamerika vor.
Die Europäische Unterart des Braunbären ist groß und gedrungen. Die Bären erreichen bei einem Gewicht von 120 - 250 kg eine maximale Schulterhöhe von 90 – 110 cm. Trotz ihrer erstaunlichen Größe – Braunbären sind mit einer Länge von ca. 170 – 250 cm Europas größte Landraubtiere – sind sie im Blick auf andere Braunbärenarten verhältnismäßig klein. Zum Vergleich: Die Bären der Insel Kodiak können ein Gewicht von über 700 kg erreichen.
Ein dichtes Fell bedeckt beinahe den gesamten Körper des muskulösen Großsäugers. Sein freundliches Antlitz verdankt er den rundlich geformten Ohren, die zu beiden Seiten des Oberkopfes abstehen sowie seinen kleinen eng beieinanderstehenden Augen, die im Vergleich zu seinem restlichen Körper winzig erscheinen. Seine Tatzen sind mit je fünf großen und stark gebogenen Krallen ausgestattet, die er nicht einziehen kann. Man sieht ihn zwar nur selten aber Braunbären verfügen – wie die meisten Säugetiere – über einen kleinen Schwanz, der jedoch überwiegend unter seinem dichten Pelz verschwindet. Die längliche Schnauze und die große Nase erinnern an seinen entfernten Verwandten, den Hund.
Der Braunbär verfügt über ein sehr gutes Gehör und einen äußerst feinen Geruchssinn. Das ermöglicht ihm, seine potentielle Nahrung über mehrere Kilometer Entfernung wahrzunehmen. Das Sehvermögen des Bären ist hingegen nur durchschnittlich und gleicht dem des Menschen.
In der freien Natur können Bären im Schnitt 20 Jahre alt werden, in selten Fällen erreichen sie sogar ein Alter von 25 Jahren.
Bären sind in der Regel Einzelgänger. Erst mit Erreichen der Geschlechtsreife im Alter von drei bis fünf Jahren begeben sie sich auf die Suche nach einem paarungsbereiten Partner. Die Paarungszeit fällt etwa in den Zeitraum von Mai bis Juni. Eine Anzahl von ein bis drei Jungtieren bringt eine Bärin im darauffolgenden Winter zur Welt. Die Jungen bleiben selbst nach mehrmonatiger Säugezeit noch bis zu zwei Jahre bei ihrer Mutter.
Was fressen Braunbären?

Braunbären sind Allesfresser, ernähren sich jedoch überwiegend vegetarisch. Ungefähr 75 % ihrer Nahrung bestehen aus pflanzlicher Kost (Früchte, Beeren, Samen, Nüsse, Wurzeln und Gräser). Je nach Saison und Nahrungsangebot stehen unterschiedliche Leckerbissen auf dem Speiseplan. Das Gebiss des Bären ist an das breite Nahrungsspektrum angepasst. Neben den für Raubtieren typischen Fangzähnen besitzt er zudem mit breiten und flachen Zahnkronen ausgestattete Backenzähne, um die pflanzliche Kost gründlich zermalmen zu können.
An tierischen Produkten nimmt ein Braunbär verschiedene Insekten, kleinere und zum Teil aber auch größere Säugetiere wie Rehe und Hirsche zu sich. Von diesen fallen ihnen allerdings kaum gesunde erwachsene Tiere zum Opfer, sondern Jungtiere, kranke oder alte Individuen. Wo sie in ihrer Nähe gehalten werden, können Braunbären auch Weidetiere wie Schafe, Ziegen oder junge Rinder fressen, wenn es an anderer Nahrung fehlt und die Weidetiere ohne ausreichenden Herdenschutz für den Bären leicht zugänglich sind. Mithilfe ihres ausgeprägten Geruchsinns können sie verendete Tiere über weite Distanzen aufspüren und bedienen sich an deren Kadavern. So können sie auch Wölfen ihre Jagdbeute streitig machen. Menschen stehen nicht auf ihrem Speiseplan!
In der Winterzeit, wenn die Nahrung knapp wird, legt der Bär eine mehrmonatige Winterruhe ein, um Energie zu sparen.

Pflanzensamen im Gepäck
Braunbären ernähren sich zu 75 % von pflanzlicher Nahrung. Beeren und Nussfrüchte stehen ganz oben auf dem Speiseplan der Beutegreifer. Auf ihren weiten Wanderungen transportieren sie die Pflanzensamen entweder in ihrem Verdauungstrakt oder als Mitbringsel in ihrem dichten Fell und sorgen somit andernorts für die ein oder andere ‚beerige‘ Überraschung.
Bären und Menschen - Zum richtigen Umgang mit Braunbären

Bären legen auf ihrer Suche nach Nahrung und neuen Lebensräumen häufig weite Strecken zurück. Es ist also auch in Zukunft davon auszugehen, dass hin und wieder einzelne Individuen auf ihrem Streifzug nach Bayern gelangen. Bären versuchen Begegnungen mit Menschen möglichst zu vermeiden und ziehen sich in der Regel unauffällig zurück, bevor wir sie überhaupt bemerken. Es ist also höchst unwahrscheinlich, einem Bären in freier Wildbahn zu begegnen.
Braunbären verhalten sich dem Menschen gegenüber in der Regel nicht aggressiv. Dennoch sind sie keine Kuscheltiere und mit Respekt zu behandeln. Wenn Bären allerdings überrascht werden, sich bedroht oder provoziert fühlen, können sie - wie andere Wildtiere z.B. Wildschweine - auch angreifen. Angriffe und daraus resultierende Verletzungen sind jedoch äußert selten!
Besondere Vorsicht gilt in folgenden Fällen:
- Begegnungen mit einer Bärin mit Nachwuchs
- Stören der Winterruhe
- Bärenbegegnungen mit einem Hund
- Überraschendes Aufeinandertreffen
- Aufeinandertreffen mit einem verletzten Bären
- Stören während des Fressens an einem Riß oder Aas
Ziehen Sie sich in solchen Fällen langsam zurück, aber laufen Sie unter keinen Umständen vor dem Bären davon. Das könnte seinen Jagdinstinkt wecken und er würde Sie zudem problemlos einholen.
Bären haben von Natur aus ein sehr vorsichtiges Wesen und ziehen sich in der Regel zurück, wenn sie Menschen hören. In Gebieten mit hoher Bevölkerungsdichte sind sie überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv.
Im Bärengebiet gilt:
Machen Sie die Bären durch laute Geräusche (lautes Reden oder Singen) auf sich aufmerksam! Er verfügt über sehr gut ausgeprägte Sinne und wird Sie schon von Weitem kommen hören und sich zurückziehen.
Bleiben Sie auf den offiziellen Wanderwegen. Vermeiden Sie das Wandern auf kleinen Trampelpfaden durch Dickicht oder unübersichtliches Gelände!
Hinterlassen Sie keine Abfälle oder Essenreste und füttern Sie einen Bären unter keinen Umständen!
Vermeiden Sie Wanderungen in der Dämmerung oder in der Nacht!
Bereiten Sie Ihr Essen mit Abstand zu Ihrem Lagerplatz zu.
Bleiben Sie ruhig und machen sie den Bären behutsam auf sich aufmerksam, indem sie ruhig sprechen und Ihre Arme langsam auf und ab bewegen. Gehen Sie nicht weiter auf den Bären zu, um beispielsweise ein Foto zu schießen. Ziehen Sie sich langsam in die Richtung, aus der Sie gekommen sind zurück. Laufen Sie jedoch nicht vor dem Bären weg und unterlassen Sie hektische und schnell ausgeführte Bewegungen.
Versuchen Sie auch nicht den Bären durch das Werfen von Gegenständen o. Ä. zu verscheuchen, denn das könnte der Bär als Bedrohung auffassen.
Sollte er sich aufrichten, bedeutet das nicht, dass er Sie fressen will, sondern zeugt lediglich von Neugier. Versuchen Sie auch in diesem Fall Ruhe zu bewahren. Denken Sie daran, dass Sie nicht in das Beutespektrum des Bären fallen. Solange der Bär eine Fluchtmöglichkeit hat und Sie nicht als Bedrohung für sich oder seine Jungen sieht, hat er keinerlei Grund, Sie anzugreifen und zieht sich zurück.
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Bär sich in Ihre Richtung bewegen oder Sie gar angreifen sollte, stellen Sie sich tot: Legen Sie sich flach auf den Boden, die Hände in den Nacken und verharren Sie in dieser Position bis der Bär von Ihnen ablässt und sich entfernt hat.
Bärenmanagement in Bayern
Konflikte treten vor allem in dicht besiedelten Regionen auf. Im Jahr 2006 führte der Fall des Braunbären „Bruno“ (von den Behörden JJ1 genannt), der aus Italien in den Freistaat kam, der Bevölkerung und den Behörden die Defizite im Umgang mit dem großen Beutegreifer vor Augen. Vor dem Abschuss des zum ‚Problembären‘ deklarierten Bruno, fehlte es an einem geeigneten Wildtiermanagement in Bayern.
Erst nach diesem Ereignis wurde das vom BUND Naturschutz seit langem geforderte Wildtiermanagement konkret in Angriff genommen und ein erster Managementplan auf den Weg gebracht, der schließlich im April 2007 in Kraft trat.
Sinn und Zweck dieses Plans ist das Vorbeugen von Konflikten, denn nur durch Akzeptanz auf Seiten der Bevölkerung und der Nutztierhalter, kann die Rückkehr des Braunbären funktionieren.

Der feine Geruchssinn des Braunbären
Indianisches Sprichwort