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Nitrat im Grundwasser – auch in Bayern!

Weil zu viel gedüngt wird, ist das Grundwasser in bayerischen Ackerbaugebieten besonders hoch mit Nitrat belastet. Das führt zu ökologischen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Risiken  – und wäre vermeidbar.

Nitrate sind Stickstoffverbindungen, die von Natur aus im Boden vorkommen. Sie sind aber auch Bestandteil von Düngemitteln. Wenn die Landwirte auf den Feldern mehr düngen als die Pflanzen aufnehmen können, gelangt ein Teil der Überschüsse über den Boden ins Grundwasser. So stammen 75 Prozent des Nitrats im deutschen Grundwasser laut Umweltbundesamt aus der Landwirtschaft. Für den restlichen Nitrateintrag sind Industrie, Verkehr und private Haushalte verantwortlich. Laut Umweltbundesamt haben die Einträge aus diesen Bereichen in den vergangenen 20 Jahren deutlich abgenommen. Bei der Landwirtschaft hingegen wurde in dieser Zeit wenig erreicht. Deswegen hat die Europäische Union 2016 erfolgreich gegen Deutschland geklagt. Das Urteil des EuGH: Deutschland muss mehr tun, um die Nitratwerte im Grundwasser zu senken.

Rund 27 Prozent liegen in Bayern drüber

Europaweit gilt für Grund- und Trinkwasser ein Nitratgrenzwert von 50 Milligramm pro Liter. Das Grundwasser in Bayern überschreitet diesen Wert aktuell bei 5,8 Prozent der langjährig beobachteten Messstellen (Stand: 2021). "Seit 2008 ist damit die Nitratbelastung des Grundwassers in etwa gleich geblieben. Bei Nitratgehalten unter 25 Milligramm pro Liter ist das untersuchte Grundwasser nur wenig durch menschliches Handeln beeinflusst. Dieser Wert wird bei rund 27 Prozent der Messstellen überschritten, eine Besserung ist nicht erkennbar", schreibt das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU), das die entsprechenden Messungen vornimmt.

KURZINFO
Nitrat im Grundwasser

Nitrate

… sind Stickstoffverbindungen, die von Natur aus im Boden vorkommen. Sie sind aber auch Bestandteil von Düngemitteln.

Überschüsse

… von Stickstoffdüngern gelangen über den Boden als Nitrat ins Grundwasser.

75 Prozent

… des Nitrats im deutschen Grundwasser stammen laut Umweltbundesamt aus der Landwirtschaft.

Nitrat im Grundwasser gefährdet unser Trinkwasser, denn in Bayern werden über 90 Prozent des Trinkwassers aus Grundwasser gewonnen. Düngeüberschüsse belasten vor allem oberflächennahe Grundwässer mit Nitrat – und genau diese werden zur Trinkwassergewinnung genutzt. Zwar landet das Nitrat letztendlich nicht in unseren Gläsern oder Töpfen, darum kümmern sich die Wasserversorger: Wenn bei der Aufbereitung die Nitratwerte zu hoch sind, mischen sie weniger belastetes Wasser ein oder filtern das Nitrat technisch heraus, sodass die Verbraucher gesundheitlich unbedenkliches Trinkwasser erhalten. Dadurch entstehen aber höhere Kosten, die sich auch auf die Preise auswirken können.


Wie gefährlich ist Nitrat für den Menschen?

Nitrat selbst ist für erwachsene Menschen kaum gesundheitsgefährdend. Unter bestimmten Umständen (z. B. durch Bakterien im Mundraum oder Magen) bildet der Körper daraus jedoch Nitrit und das wiederum wandelt den roten Blutfarbstoff Hämoglobin in Methämoglobin um. Im Gegensatz zu Hämoglobin kann Methämoglobin keinen Sauerstoff binden und in die Gewebe transportieren. So entsteht Sauerstoffmangel in lebenswichtigen Organen, was bis zum Tod führen kann. Insbesondere für Säuglinge unter drei Monaten ist Nitrat im Trinkwasser deshalb sehr gefährlich.

Außerdem können durch Nitrit sogenannte Nitrosamine im Magen entstehen. Einige davon wirken im Tierversuch krebserzeugend. Ihre Entstehung sollte daher laut Bayerischem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit möglichst vermieden werden.


Was muss geschehen?

Bessere Düngeverfahren: Das optimale Düngen hängt stark vom gewählten Verfahren ab. So verringern sich die gasförmigen Verluste von Stickstoff – die Ammoniakemissionen in die Luft – wenn Mistlager im Freien abgedeckt werden oder die Gülle nach ihrer Ausbringung sofort in den Boden eingearbeitet wird. In stehenden Pflanzenbeständen soll dies möglichst per Injektion direkt in den Boden geschehen. Mit der richtigen Techik können die Betriebe ihre Verluste deutlich verringern. Auch der Zeitpunkt spielt beim richtigen Düngen eine große Rolle. So werden manche Kulturen noch kurz vor der Ernte gedüngt, obwohl die Pflanzen den Stickstoff dann nicht mehr vollständig verwerten können.

Weniger intensive Tierhaltung: In der intensiven Tierhaltung wird in einem Betrieb so viel Vieh gehalten, dass dabei viel zu viel Dünger (Mist, Jauche) anfällt. Die wenigsten Höfe haben so viel Land, dass sie den auflaufenden Dünger dort ohne Umweltprobleme einsetzen können. Hinzu kommt, dass ein Großteil des verfütterten Kraftfutters in der intensiven Tierhaltung gar nicht von deutschen Äckern stammt, sondern aus Übersee. Das heißt, es werden dauernd zusätzliche Nährstoffe importiert, die dann in Form der Exkremente der Tiere als Nährstoffüberschuss in Deutschland verbleiben.

Umweltfreundlichere Agrarpolitik: Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) muss eine umweltfreundliche Landwirtschaft fördern – also beispielsweise mehr Platz für Tiere im Stall, Auslauf im Freien und eigener Futteranbau und Subventionen nach Leistungen für Umwelt-oder Tierschutz vergeben, statt nach Flächenbesitz. Das ist längst überfällig.

Mehr Grünland: Wiesen und Weiden sind für unser Trinkwasser wichtig – sie reinigen es: Das dichte Wurzelgeflecht unter Grünland und die geschlossene Pflanzendecke filtern durchsickerndes Oberflächenwasser. Anders als auf dem Acker entstehen hier kaum Probleme durch erhöhte Nährstoffeinträge (Nitrat) aus der Landwirtschaft. Auf angrenzende Gewässer und Biotope übt vor allem schonend (extensiv) bewirtschaftetes Grünland eine Pufferwirkung aus. Schad- und Nährstoffe werden nicht so leicht eingeschwemmt. Damit sind Grünlandflächen die beste Basis für sauberes Trinkwasser.